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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0213

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X«. 52

Freitag, den 15. März

1839


E r e i g ii i s s e.

Ueberlingen, 7. März. Hrute iö hier
ObergerichtSadookat I. Ruideschwender zu Rastatr
mit 18 Stimmen auS 32 zum Abgesrdneten in
rie zweite Kammer drr Ständeversammlung gr--
wählr worden.

Göttingen, März. Die Vertagung der
Stände kam hier durchaus nicht unerwartet, denn
schon war die Nachricht vorhergegangen, daß auck
die erste Kammer sich mit 19 gegen 13 Sttmmen
(von 32 berechtigtrn Mrtglikdern, von denen die
Übrigen 20 nichr erschienrn sind) für den Anlrag,
resp. die Prstestation des Assessorö Kriedr. v. Alten
erklärt bade, und damit, wenn auch nicht für daS
StaatSgrundgesetz von 1833, doch gegen die Ver-
fassung von 1819, namenrlich gegen bie anerkannte
Wirksamkert derselben. Die von Mirgliedern der
zweiten Kammer an den hohen Bundesrag einge-
reichre Prorestation ist vsn 29 Abgeordneten unler-
schrteben.

Brüssel, 6. Marz. Die Reserveregimenter
No. 17 und 21 sind in ibre Heimath entlaffen
worden.

AuS dem Lager von Beverloo, 3. März.
Dte DiSloeation der kampirten Trvppen hat gesteen
begonnen; allein ein Thetl derselben wtrd in der
Umgegrnd kantonnirt bleiben.

Brüssel, 7. März. Bei Eröffnung der heuti-
gen Sitzung dsr Repräsentantenkammer schritt man
zum namentlichen Aufruf. Hr. StmonS, der zum
abgelretenen Gebiete LtmburgS gehört, hjelt eine
Rede, die wir nicht anders charakteristren können,
alö daß wir dieselbe als ein Manifcst gegen den
Handel und gegen die Jndustrie bettachien. Er
nannte die industrielle Bewegung der letzten Zeiten
eine schändliche Räuberei, geleitet durch Piraten,
welche die moralischen und politischen Jntcressrn
BelgienS den materieüen Znteressen einer erkünstel-
ten Jndustrie oufopfern. Gegen drei Uhr stieg Hr.
Devaup, mit einer voluminösen Reds in der Hand,
auf die Tribüne; er sprach zu Gunsten der Annahme
deS Vertragö» Die Versammlung ist heutr sehr
zahlreich.

PariS, 8. März. Stand der Wahlen: Nach
dem Journal deS Debatö: 222 Mrnisterieüe, 226
von der Coalitton und 4 Zweifelhafte. Rach dem
Commerce: 200 Minigerielle, 25Z von der Coa-
Ution. Rach dem Temps: 202 Mintsterielle, 2-49
von der Coalition. Nach Galtgnanis Missenger:

2l4l Mtnisteriklle, 239 von der Coalition. ES
fehlen jetzt nock 6 Wahlen. Unter den Gewähl-
ten, welche heute ausgeführt werden, sind zu neu-
nen: v. Laboissiere, Sapey und Taillandier, sämmt-
lich der Opposicion angehörig. General v. Houde-
toc, Adjukant deS KöniqS, bisheriger Abgeord-
neter für Bayeux, unterlag dießmal einem Ovpo-
sitisnScandidaten.

Paris, 8. März. Da§ Ministerium ist um.20
Sttmmeu in der Mrnderheit; sein Abtreten un-
terliegt keinem Zweifel mehr. Ein allgemeineS
Gerücht bestimmr dem G'afen Mole den Marschall
Soulr als Nachtolger in der MinißerpräsidentfchKft;
man weiß aber noch ntcht, ob demselben tn der
Wadl setner Kollegen freie Hand gelassen ist, oder
od gcwisse Namen zum VorauS auSgeschlossen stnd.
Hc. ThierS, dem die Wahlen ganz nach Wunsch
ausfielen, bcqinnt wegen mancher sciner neuen
Freunde besorgt zu werden. Ee beklagte fich die-
ser Lage scherzend über seine Stellung, die er mit
Ler eineS FamilienvaterS verglich, welcher drei
Söhne von verschiedenem Karakter zu besvrgen habe.
Jndem er die Früchte der Wahlen für fich zu pflücken
gedenkt, fühlt er fich durch die Genofferrschaft mit
Dupin, Odtlon Barrot und Guizot sehr gehemmt.
Der schwankende Karaktcr des Erstcn, das Unge-
stüm deS Zweiten und die Unbeugsamkeit dcS Drit-
ten stnd schwer zu vereinigende Eigenschaften. —
DaS Resultat der Wahlen könnte noch gewichtigen
Einfluß auf die Entscheidung der belgtschen Reprä-
sentantenkammcr auSüben, welche absichtlich ihren
Entschluß verzögerte, um dieseS Rcfulrat abzuwarken.
die Belgier würden sich übrigenS sehr täuschen,
wenn sie glaubten, Guizot und LhterS würden,
um Luxemburg und Limburg ungetheilt für Belgten
zu erhalten, etnen Krieg wagen.

PartS, 9. März. Der „Moniteur" zejgt an,
daß gestern fämmtliche Mtntster thre NmtSnieder-
legung eingereicht haben. — Da§ ^Debats" setzt
hinzu, daß di?S um ^ Uhr NachmittagS geschah,
und daß der König nach dem Marscholl Soult
schickte, der bei Sr. Maj. heute um 12 Uhc stch
etnfinden sollte.

Parts, 9. März. Die Entlassung der Minister
wurde erst nach einer dreistündigen Sitzunq deS
MinisterratheS angenommen, in welcher der König
selbst den Vorsttz fübrte. ES wurde zuerst die Frage
aufgeworfen, ob eS nicht möglich wäre die gegen-
wärtige Verwtckelung zu lösen, ohne daß man an
die Männer der Coalition stch wendete. Graf Mol«
 
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