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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0355

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Hcidelberger Wochenblättcr.

K». 87. Samstag, den 4. Mai 1839.

Ereignisse.

KarlSruhe, i. Mai. 9. öffentliche Sitzung
-er zwriten Kammer, unter dem Vorsitze deS Prä-
sidenten Mittermaier. Auf der Reqierungsbank:
dre StaatSminisier v. Bockb und Frbr. v. Blit-
terSdorff, die Mtnisierialpräsidenten Jolly und Ne-
beniuS, später geh. Refcrendür Regenauer. — Zrvei
Mittheilungen dcr ersien Kammer, die modisicirte
Annahme der Gesetzentwürfe über die Ernennung
der Rathschrerbec und die Einsiandskapitalien be«
treffend, wurden zucrsi von dem Präsidium zur
Kenntniß der Kammer gebracht und dieselben zur
Beratbung und KommissionSernennung an die Ab»
theilungen verwiesen. Der Abg. v. Ltzsiein rrchtet
an den Abg. MördeS dre Frage: sb er, wozu er
fich, unter beifällrger Zusiimmung der Kammer,
früher bereit erklärt habe, an der Redakrion ber
Artikel in die Karlsruyer Zertung über die Ver-
handlnngen der Kammer Antheil nehme, womn er
(der Redner) nach dcm Jnhalt dieser Artikel zwei-
feln müffe. Der Bbg. MördeS erläuterte, daß er
fich von der Theilnahme losgesagt oder dieselbe
vielmchr ntemalS auSgeübt habe, wetl er aus Hin-
derniffe geßoßen, durch die seine Mitwirknng un-
möglich gewordrn sey. Zudem habe er alS Abge»
ordneter andere Berussgeschäfte, und sey nicht
gesonnen, fich zu einem Geschäfte zu drängen, daS
man ihm nicht auf dte Weise anvertrauen zn wollen
scheine, wie er eS versianden habe. Der StaatS«
minisier Frhr. von BliuerSdorff besiätigt die An»
gabe, daß der Abg. Mördes an der Redaktion der
fraglrchen Artikel keinen Anrheil nehme; übrigenS
sey die HerauSgabe der KarlSruber Zeitung ein
Privalunternehmen, und er, der Minisicr, babe
noch wenigcr Zcit und Lusi, sich mit Abfassung
von Artrkeln sür diese Zerrung zu befaffen. Die
Censur sber würdc sich die Regrerang nrcht nehmen
lassen, und wenn in Folge hjervon die Karlsruher
Zeitung nicht alS Zeitung der Kammer, sondern
mehr als Zertung der Regterung erscherne, so sey
dies fo natürlich, daß eS keiner Erläuterung be-
dürse. (Schluß folgt.)

Berlin, 2L. April. Heute Vormitrag begab
sich, auf Befehl des KönigS, der Präsident deS
KammergerichtS in Begleitung einiger Räthe zu
dem Erzdischofe, Hrn. v. Dunin, um demselben
daS gegen ihn rechrskräfttg gewordene Erkenntniß
zu plubliciren. Es lautet auf secks Monate Fe>
SungSftrase und Entsetzung vom seinem Amte. Der
Erzbischof hat sich nicht erklärr, nach welcher Fe.
siung cr abgeführt zu werden wünsche, und wird

vorläufig noch in Berlin bleiben. Die StaatSzei--
tung wird demnächst daS Erkenntniß ausfübrlich
mittheilen.

Vom Main, 29. Bpril. Der sich in Betreff
Ler neuesien römtschen SlaatSschrift mit Unbefan-
genheit äussernden Meinung zufolge, dürste dreselde
wohl nichl geeignet seyn, drn konfesstonellen Gtreit
auf versöhnlichem Wege zu demjenigen Evtschcid zu
bringen, zu dem Preußen mit großer Aufrtchkett
die Hand gebotcn hak. Rom sucht darrn wiederholt
Ansprüche auf Befugnrffc geltend zu machen, die
eS auS dem Grabe längsi verfloffener Jahrhunderte
hrrvorzieht, und die seitdcm in allen chrisilichen
Staaten, Lie vorzugSweise katholischen ntcht auS-
genommrn, ausser aller Uebung gckommen sind,
ja mit denen sogar die Staatsgesetzgcbung in offen-
barem Widerspruche sieht. Aufferdem erlauben sich
die Dersaffer der Sraatsschrift Anschuldigungen
oder doch Verdächtigungen gegen Preußen zu erhe-
ben, deren gänzlrchen Ungrund zu gewähren ein
Rückblick auf daöjenigc genüge, was dessen Regie-
rune in der Rheinprovinz und tn Westphalen, feit
Erwrrbung dieser GebretStheile, für dre kathvlische
Krrche that. Kurz eS möchte die ganze Schrift viel-
mehr darauf berechnet seyn, dte Befangenhett in
ihrer Täuschung zu besiärken, alS der Eache, die
sie vertheidigt, neue Freunde unter denjenigen zu
gewinncn, die sie von Anbeginn deS unscligen
StrciteS an auS vorurtbeilslosem GesichtSpunkte
betrachteten.

PariS, 27. April. Der König scheint entschlos-
sen zu seyn, vor dem r. Mat daS Mintsiertum zu
reorganisiren. Marscholl Soult wurde nachdrvcklich
ausgefordert, dkc Veendrgung der Krise herbeizufüb-
ren. Zu dem Ende bvt er Hrn. ThierS das Porte-
feuille deS Auswärtigcn an, unter der Bedingung
zedoch, daß auch die Doktrinäre y^uizot und Du-
chatel und auS dcr Zabl der 221 Hr. Cunin Gri-
daine rn daS Minisiertum zugelassen werden sollcn.
Gcsiern Abend hatte Hr. ThicrS erklärt, er nehme
daS ihm angetragenc Pvrtefeuille, nicht aber dte
Doktrinäre als Kollegen an. So siehen die Sachen
tn dtesem Augenblicke. Alle anderen Gerüchte sind
grundloS. Es hieß Graf Gcbasiiani soke daS Por-
tefeuille deS AuSwärtigen üdernehmen und zu Lou-
don durch Hrn. Guizot oder etn andereS von den
Häuptern dcr Coalrtion ersetzt werden. Allerdings
hatten Graf Sebasiiani und Guizot Audienzen bei
dcm Köntge; eS isi jedoch in Betreff ibrer nichtS
entschieden. Hr. Humann bat sich entschieden vsn
jeder Kombination zurückgezogen.
 
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