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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0909

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Hcidclbcrgcr Wochcnblättcr.

X«. 224. Mittwoch, den 13. November 1839.

Ereignisse.

Madrid, 51. Okt. Dre hculige Gucrta ent-
hält die Entlassung des Generals Alaix, unter Be-
zeugung der äußersten Ausricdenheir mit seincn
treucn, eifrigen Dienften und umer Vorbehalt
einer passenden Belohnung für diesclben. Die
Ponefeuillcö deö Kriegs und des Seewesens sind
provisvrisch an Don Francisco Narvaez, General-
Kapitän der Provrnz Madrid, übercragen worden.
— Die Abgeordnecenkammer nabm gestern dcn
gegen das Minisrerium feindlichen Paragraphcn
'der Antwortsadrcsse an« Vorher harce noch Olo-
zaga das Mmisterium aufgefordert, sein Unrecht
zu gcstehen, worauf die Kaminer großmüthig
verzeihcn werde. Der Bruch zwischen der Kammcr
und der Negierung war nun entschiedcn. Um die
Minister zu hcmmen, rnn ihnen gewissermasscn
die Lebensrnittel abzuschneiden, faßrc hcute die
Kaminer schnell noch mit neunzig gegen drei
Stimmen dcn Beschluß, düß kein Spanicr gehalten
sey, Steucrn, Zwangsanlehen oder sonstige Ab-
gaben zu entrichtcn, wenn diesc'bcn nicht verfas-
sungsgemäß durch die Corces bcwilligr scyen. Nach-
.dcrn dieser Bcschluß, an weichcn die Negicrung
ssch schwerlich binden wird, gesaßt war, vcrlas
der Kriegsminister ein K° Dekret, das die Corres
bis zum 20. Novcmber vcrtagt. Die nächste
Sukunft wied crufcheiden, ob die Opposirion, die
jetzt um ihren Spielraum irr der Kammer ge»
bracht rst, auf dic öffenrliche Meinung hinläng-
lichen Einfluß besitzt, um das ihr feindliche Mi-
nistcrium rnir offencr Gcwalt zu stürzen. Die
Presse ist in Folge der ergriffenen Maßregeln
fast ganz in den Händen der Regierung. Das
einzige Opposilionsblalt ift das Eco del Eommer-
cro; die übrigen Blärrer alle: El Mensagero, la
Paz, Correo Nacional, (kastellano, Piloro, sind
der anr Rudcr befindlicheu gemäßigtcn oder Zo-
vcllanistischen Parler crgeben. — Das Haupt-
guartier deä Herzogs de.la Victoria war am 28.
zu Alcorisa, die Armee Krach aber bereits nach
Zurita auf. Wein uffd Fleisch waren felten.
Der Hcrzog läßt Calanda befestigen, um daselbst
eiu Lazareth anzulegcn. Cabrera befand sich zu
Cajtellole. Die feiirdlichen Armeen stehen sich fo
nahe, daß ein Zusammenstoß nicht mehr lanqe
ausbrciben kann.

Spanien. Aus Catalomen sind wichtige Nach-
richren eingclaufcn. Das Toulouser Blart Enran-
cipation melbet nach Blättcrn von Barcelona vom

51 Oktober Folgendes: „In dcr Nacht vom 26
auf dcn 27 Okt. ist Graf Espanna, carlistischer
General-Kapitän, deö Kommandos über die car-
listischen Truppen cnrsctzt worden. Dre Junta lud
ibn ein, den Vorsitz in ihr zu führen z er gieng in
die Falle. Sobaid er erschienen war, wurde er
im Sitzrmgssaale dcr Zunta entwaffnet und fest-
gcnommcn , um nach Frankreich gebracht zu wcr-
den. Sein Loos theilen drei Mirglieder der Iunta,
Orteu,' Ferrer und Sumpons. Sagarra erhielt
i as Kommando. Auch dcr Sekrcrär Adell ist ver-
hafter. Labandero erhielt den Auftrag, die Papiere
des Grafen Espanna zu untersuchcn. Wie es
scheint, wurde über diese Revolurion in türkischer
Manier strenges Geheimniß beobachtct. Nicht ein-
mal in Berga hatre am 28. Sept. Erwas davon
verlautet." EmSchreiben aus Bourg Madame vom
2.Nov. enthält folgendcn abweichenden Beticht:"Am
28. Okt. wurdc GraftEspanna, alö er scine Trup-
pen musierte, mit dcm Nuse: „Tod don Ty-
ranncn! Tod dem Don Earlos!" empsangen. Der
Graf fand cs nicht für gc athcn, diefem Nufe zu
trotzen, sondeni verschwand, und man weiß nicht,
wo er ßch gegenwartrg befintct. Der General
Sagarra überuainn das Kommando übcr die Trup-
pen und zeigt sich geneigr, mit der Negierung dcr
Königin zu umerhandeln. Unter drn Carlisten
herrfcht große Freude. Sie haben die Galgcn
zerrrümmert und dic Gcfangenen bcfrcit."
Nach Berichten aus Barcelona vom 31. befand
sich der christinische Gencralkapitän, Valdez, noch
zu Manresa.

Konstan tin ope l, 22. Okt. Es hcißt heute,
daß der Vizekönig von Aegypten in Folge seiner
finanziellen Lage den Truppen von der Flotte des
Kapudan Pascha keincn Soid mchr auszahle. Der
rmtgcbrachtc Schatz dcs Kapudan Pa-scha soll schon
im ersten Monatc erschöpft gewesen seyn rmd Me-
hemek Ali will nichts weiter zahlen. Es läßr sich
denken, welche Folgcn dies auf den Gcist der Mann-
jchasr der türkischcn Flotte haben muß. — Hicr
herrscht fortwährend Ruhe. Baron Noussin ist
abgerersc und der rieue Botschafler, Hr. v. Pontois,
soll bereils bei Admira! Lalande eingerroffen seyn.
Die franz. Flottc soll ihre Winterstation ganz nahe
bei den Dardanelien einnehmen. — AuS Syrierv
wird der Aufttand bestärigt. — Man erwarlet dic
Fürstcn der Wallachei und von Serbien hier. —
Nach eincr Nachricht aus Marasch vom 10. Okt.
i-alte sich Zbrahim Pascha in Folge des Aufstandes
dcr Drusen nach Aleppo bcgeben.
 
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