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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0409

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Heidclberger Wvchenblätter.

Ko. 100. Freitag, d c n 2-t. M a i 1839.

s r e i g n t s s e.

Frankfurta. M., 17. Mat. Die hohe deut-
sche BundeSversammlung birlt geüern ihre zweite
Sitzung seit deS Hrn. Prästdialgesandten, Graf
von Münch - Btllinghausen, Rückkunft von Wien.
ES beißk, der Bericht der ReklamationSkommisston
über die verschtrdenen wegen der hannöverschen Zu»
Aände bei dem vundeStage eingrreichten Bitt- und
Beschwerdeschriften sry in jener Styung vorgenom«
men worden; als Berichterstatter wird der k. batr.
Gesandte, Hr. v. Mieg, genannt.

PartS, 15. Mai. Rach den letzten angezeigten
Erkundigungen deläuft stch die Zahl der tn zwei
Tagen Gebltebenen aufi50/ wovon 50 Soldatenund
Nationalgarden. An Derwundeten zählk man an
300. Verhaftct stnd 213, wobei aber die tn den
Spitälern Gepflegten nicht mitgerechnet stnd. ES
waren übrigenS an 50,000 Mann Truppen und
Nutronalgarden auf -en Beinen oder schlagferrig.

PariS, 17. Mai. Die Ruhe ist wieder völlig
hergestellt und, wie eS scheint, tst eS den Haupt-
rädelsführern gelungen, stch nach England zu flüch-
ren. Gewiß ist, daß daS Komplott vom Sonntag
bedeutende Verzweigungen hotte. — DaS Ministe-
rium bat bis auf dresen Augenblick nur tn fo fern
Zeichen seineS DaseynS gegeben, daß grwtffe Er-
nennungen geschehen, die ganz im Sinne der 3.
Partrt — tiers psrti — auSgcfallen stnd. Bor-
züglich verdient die Bestallung des Hrn. Ferd. Bar-
rot, Bruder Odillon BarrotS, als Kronanwalt
gewisseS Aufsehen. — Heute Nachmittag begaben
ßch die HH. Pasquier und DecazeS in die Concter-
gerte, um die Verhafteten zu vernehmen. Wie eS
scheint, kommen »icht alle einzelnen Fälle vor die
PairS, sondrrn blos die hauptsächlisten, so daß
viele den Geschworencn anbeimfallen dürtten.— Die
geheimen FondS grben vermuthlich die erste Gtreit-
handlung deS neuen MiniücriuwS mit drr Dcputir-
k^mmer ab.

London, 14. Mat. AuS Lord RussellS im ge-
strigen Unterhause, nach Sir R. Peels Vorgang,
gegedencn Erläuterungrn erhellt, daß Lord Mel-
bourne, nach der der Köntgin gemachten Anzeige
von seinem und seiner Kollegen gefaßten Restg-
nationsdeschluffe, Ibrer Maj. den Rath gab, stch
an den Herzog v. Wellington zu wenden; daß dte
Königin von diesem wegen Bildung einer neuen
Adm nistration an Gir R. Prel gewtesen ward;
daß in der ersten Untrrredung mit und von dicsem
Herrn dte Svrache auch auf dte Damen dcS könig-
lichen Hofhalrs grbracht ward, hinstchtlich -eren
Lord Melbourne -er Köntgin, als riner nicht tn

die MtnisterkristS und nicht tn einen politischen Ad-
ministrationSwechsel gehörigen Sache, gar keinen
Rath errbeilt hatte; daß die Königin, welche dem
Sir R. Peel einerseitS ihr überauS großeS Bedauern
über den MinisteriumSwechsel (daS Adtreten Mel-
bourneS und seiner Kvllogcn) unverhohlen kund gab,
andererseirs aber ihren Entschluß, mit vollster Of-
fenheit gegen ihn zu handeln, äusserte, den ehrenw.
Baronet nicht anders verstand, als daß er die Ent-
fe:nung auch der Damen ihreS HofhaltS als eine
Bedingung setner KabinetSbildung stcllte, auS (von
Lord Russell näher dargclegten) Gründen Liese Be-
dingung entschieden zurückwteS; daß darauf R. PeelS
Benachrichtigung an Zhre Maj. von setner Nteder-
legung deS ihm gewordenen AuftragS erfolgte; daß
infolge dessen dte Königin — am Freitag — Lord
Russeln kommen ließ, ihn, unter Mittheilung threr
Unterredungen mit Sir Nodert Peel, fragte, ob
ste in ihrem Recht grhandelt habe, und ihn auffor-
derte, so wie ste alS Königin ihr biSherigeS Mini-
sterium unterstützt habe, nun auch ste pflichtgemäß
zu unterstützen; daß, nach einem am SamStag ge-
haltenen KabinelSrath, denn die feitherigen Mini-
ster, unter Anzeige ihrcr Anstcht an die Kömgin,
daS Letzrerer gestellte Anstnnen der Entfernung auch
der Damen ihreö HofhaltS für in Veranlassung und
Herkommen nicht gegründet erachtend, es für ihre
Pflicht gehalten hätten, der Königin ihre Dienfle
wieder anzubieken, um stch verfassungSmäßtg für
jene Wetgerung der Königin, hinstchtlich der Ent-
fernung threr Damen, veranlwortlich zu machen.
— Jm heutigen Oberhause gabcn der Herzog von
Weürngron und insbesondere Lord Melbourne eben-
falls Erlänterungen, die aber im Wesentlichen,
nach den nun dekannten Expltkationen Sic R. PeelS
und Lvrd NuffellS im Unterhause, nichtS NrueS
enthielten.

London, 15. Mai. Jn dcr heutigen Sitzung
der Gemeinen stellre Lsrd John Russell den Antrag,
daß daS HauS über Pfingsten biS zum 27. Mai stch
vertagen solle, um alsdann den Sprecher zu wählcn
Zugleich kündigte er an, daß am 30. Mai der Un-
terstaatsfekretär dcr Kolonicn oder er selbst einen
Anlrag in Betreff der Augelegenheiten von Zamaika
fiellen wrrde. Nun erhoWch der abtretende Kpre-
cher, Hr. Avercrombte, um, unrer Dank für die
ihm bewiesene Nacdstcht, Abschted von diesem Hause
zu nrhmen. Er schlvß: »Mein leyter Wunsch tst,
daß daö HauS in allcn seinen Verhandlungen so
geleitet wcrdc, daß die Ehre, die Wohlfahrt und
daS Glück deS VolkeS gestchert wird, desscn Geschicke
seiner Gorgfalt anvertraut stnd."
 
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