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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0185

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Ersignisse.

Vaden. (Sciiluß d->6 im voiletzten Bl. tibüebr.
Art.) A6or kiedte ;u erzählen/ wie er auf eincm
sciner erßen Aueflüge in den Wald (boclrv/ooZ)
einen Fluß mir uincm Roffe durä>schwimmcn
mußte/ wo stch dieser durch Zusammenstoßen
zweier Wasser bildete/ welche stch unter eincm
drciien / sanst stch abflachenden 5)ügel verei«
ntgten. Wtihrend nun dje durchnäßten Aleider
am ,Fcuer getrocknet wurden/ ietcüchteke Astor flck
die Gegend uvd ausscrte/ dort möge woh! mit bcr
Zeit ein schöner Punkt für eine Stadt seyn. AlS cr
vor vngcfähc 30 Zahren cine Ruse an den Niagara
machte/ sand cr ouf ienem Dunkte cine Stadt/
hörte aufcinem daselbst versertigten Vianofprie spic-
lett/ und noch hundert englische Meilen weiter war der
Urwalt bereirs der Axt der Einwanderer gewjchen.
Man kann sagcn/ Astor habe den ViidungSgang des
amerikanrschen VolkS an und in stch durchgemacht.
Er dildete den Pelzl-andel im Großen/ selne Gchiffe
gingen von dem obern Missouri nach NewvrleanS/
von dort trugen andere setne Waaren nach China
und Europa / brachren die Gegenstönde des Baratto-
bandels ;uröck/ nnd daß ganze wurde mit dfuischtr
Ordnvngölicbe vnd Sparsalnkeir von Newysrk au§
geleitet, Seine ricsenmaßige Unlernebmung / vvn
der Mündung dcß Orcgon direkt r.ach China zu
handeln/ hat chm großen Verlust gebracht/ aber
ihm auch cincn Namen gemacht/ welcher Iahrhun'
derte üderbanern wird/ denn Astoria wrrd die kom-
meczieür Besthnabme deß ersten PunktS an de>r Süd'
sec durch dic Atnerikancr bczeichnen. — Verhöirattzer
mir eia-r Amcrikanerin / ftibst so Amerikaner gcwor--
den/ baß er dss Deutsche nicht mehr sertig sprach
und schrieb / war er doch im Jnnern ganz ein Deut-
scher der alken Zeit geblicben/ daß ihn oft eine Art
Heimweh zu bcsckleichen schwn. Er drangre stch
nie vot/ vermied all? öffeutlrchen Anstellungen / re-
spckticre jcde gcsellschafrlichr Superiocitär und be-
trug stch nut Höheren und Niedercn auf gleiche Weise
mit angezogener Ruhe / Gemcssenheit und dem Sclst-
gefühl emes erfolgreichcn/ durchgkführten Ledens.
Von seinen nähcren Feeunden in Nordamcrika war
ihm bcsonders das Andenken Jeffersons und Moreaus
werth. AlS ec vor 20 Jabrcn Jtalcen durchreiste/
interesßrren thn vorzügkich die Idcen/ welche dcm
Bau der Römerwerke zu Grunde gelegen hatten/
deren Nuinen er nun beschaute. Eß bezeichnet den
Mann/ daß er den rnerkwürdigeu Furstcn Stanis-
lau§ Poniatoweki besonderö lieb gewanri/ und auf

diesen einen ähnlicken Eindruck machte. Beide
Treise von so verschiedencm Lebenswege und Ka-
rakter sprachen noch lange nachhcr mit Liebe und
Achtung eincr vom andern. Jn den Jahcen 1833
und I83ä weiltc Astor mit einenr Tbeile seiner zahl-
reichsn Familie in PariS/ biclr eine schmerzhafte
Fisteioperation dureh Dupuytren mir ungebcugtem
Muthe aus,< gefiel stch aber nicht im pariser Leben/
fondkln ging in kaub.r Lahreszeir nach Newyork
zurück. — Astor wor eber untcr als übw d Mrt-
telgröße . breitschalkerig und gek-räunt. Die stillc
trübe Weise der »Norhhäute^ (Jndianer) schien auf
ibn/ wie auf mancben andern Amerikaner überge--
gangeu zu seyn. Sein Auge verrieth rastlose Thä-
tigkeit und schnrlle Fassungsgabe.. sein fkstgeschlos-
sener Mund begleiiele mit eincm anmuthigen/ oft
halb wehmüthigcn/ oft halb ironischen Läckrln bie
Rede des Andern. Er war schweigsam und err-st;
nie hörre man Ungehörigcs von ihm/ und über feine
Heiterkeit warf eine Sckwermuth/ wie fie auch dem
Manne ziemt/ den Schlcier einer ganz eigenen
Grazie. Er tbat viel GnteS/ ohne Schein und
Prunk/ trak bei jeder Frage sogleich den rechtcn
Flcck / kombinirte und beeecknete unglaublich schnell/
und war -cin prakliscker Ucnschenkenncr/ wie man
wenige findet. 'Seine erste Eischeinung kündigte
cinen bcdcutenden Mann an / denn er glich unter
den Physiognomieen/ welchc man als allgemcin be«
kannt annehmcn kann/ am nieisten Macchiavelli /
ohne jedoch so gespannte Züge zu baben/ wre man
ste bci diesem bemerkt. — Wir schließen diese Skizze
m't dem Wunsche/ daß der Tochtermann Astors/
Hr. v. Rumpff/ hanseatischer Gesandtcr zu PariS/
erne ausführliche Biograpbre seines Gchwiegerpaters
bearbeiten möchte. Das deutsche Volk c-hne Kolo-
nreen und Handelsflotten / bar es nötbig/ stch an
dem Bilde solcher Söhne zu kräftigen/ besonderS
wenn diese durch Lcbcn und Tbalen bewiesen habcn/
daß ihn-n ein bevtschcö Lerz gehlicbe-n.

PariS/ 27. Febr. Wrr erhalten folgenden
Wahlbericht: Unter den22i ministknellen Abgeord-
neten stad 71 untee den 213 der Coalrtion dloß 37/
deren Wjedererwählunff zweifelbast iß. Der Mini«
stcrprästdenl soll erklärt baben / dic Reqieeung werdk/
wcil dlx Gestnnungen der übrigcn Mächtc zwcifel-
haft seycn/ keine Truppen nach Mexiko absch'cken/
jondern bloß bie Vlokade fortsetzerr / nnd es scy zu
hoffen/ daß der Streik dnrch bie Vermittelung Lng-
landS werde beigelegt werden. Macschall Mon-
cey/ der Senior der Marschälle/ ist bcdeutend unwohl.

Beüsfel/ 23.Febr. Nicht weniger alS30 —60
 
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