X». 89
Dinstag, den 7. Mai
1839.
E r e i g n L s s e.
Pforzheim, 2. Mai. Gcstern Abend baben
hier bedauerliche Auftrüte stattgefunden. Jn Folge
Vo/r MißhelUgkeiten, die zwischen mehreren Bijou-
teriefabrikanten und ihren Arbcitern iibcr eiu von
erstern erlassenes, auf die ArbeitSzeit bezüglicheS
Negulativ entstanden waren, versarnmrlten stch
AbendS um 9 Ubr einige hundsrt Arbeiter, dnrch-
zogen lürmend die Straßen, und zcrtrümmerten
an steben Wohnbäusern von Fabrikanten mittelst
Gteittwürfen Läden und Fenster. Zum Schutze ge-
gcn die Erneuerung solcher Exzesse rückre gestern
eine Bbtheilung Dragoncr vom Ncgiment Groß-
herzog hier ein. BereitS ist der größte Theil der
Arbeiter zur Arbeit zurückgekehrt, und die Unter-
suchung deS Vortasss eingelcitet.
Stuttgart, 4. Mai. Die Vorbercitungen
zur Feier der Enthültung von Schiller'ö Denkmal
am Mittwoch, 8. Mai, stnd nun größtentheils ge-
troffen Der Verein für daS Dcnkmal macht die
von ihm ausgehende Hauptfeier am Vormittag deS
8. Mai in eincm eigenen Programm bekannt. Zhm
schließt sich dre Feicr deS Nachmittags durch den
Stuttgartcr Liedcrkranz mit Gesang und Reden auf
dem Gchillerfelde an, worübcr er cbenfallS cin Pro-
gramm herauSgegeben hat. Von Seite dcS königl.
HoftheaterS wird — neben der gefalligen Mitwir-
kung der Hofkapelle bei der Cantate — auf der Hok-
bühne am Montag, den 6. Mai, WallensteinS La^
ger und die Glocke, dramatisirt mit Musik von Götz,
am Dienstag die beiden Piccolomini und am Mitt-
woch WallensteinS Tod gegeben werden. DaS Mu-
seum und die Bürgergescllfchaft, um daS Jhrige zur
Feier deS TageS beizulragen, werden — daS erstere
am Vorabend (7. Mai) dte GesellschaftSzimmer und
die Silberburg für olle Fremden und Einheimischen
zu Vereinigungspunkren öffnen, am ,Festtage Nach-
mittags auf der Silberburg Harmoniemusik und
AbendS auf dem Museum Ball geben; letztere —
die Bürgergesellschafr — wird am Festtage auf der
Weißenburg von AbendS 4 Uhr an Musik und von
Abends 7 Uhr an Tanzunterhaltnng geben. Diese
Leiden Lokale, die Weißenburg und die Silbcrburg,
auf zwei sehr freundUchen Punkten deS ThaleS ge-
legen, dürfen besonders Fremden, die einen Ueber-
blick über dastelbe grnießen wollen, empfohlen wer-
den. Nach den bereitS cingegangenen Nachrichten
werden vtele Fremde an dem Feste Theil nehmen.
Wir nennen hier, neben den Verwandten Schtller'S,
nur die Festdeputationen auS verschiedenen Städ-
ten, zum Theil aus weiter Ferne, und die zahl-
reichen Licderkränze.
Nücnberg, 26. April. Wie man auS guter
Quelle vernimmr, hatte der König von Preußen
dcr evüngelischen Gemrinde in Jngolstadt, die biS
jetzt ihrcn Gotleödicnst in eincm durchauS unge-
eigueten Lokale hallen muß, als Reitrag zur Er-
richtuug eineö gczicmenden GorteShauseS einr be-
deutende Summe durch scinen Gesandtcn tn München
zustellen lasscn. Der Kirchcnvorstand macvte höhern
Orts davon die Anzeige, empsing aber, statt der
Wrisung, sich für das Geschenk bei dem edlcn
Gcber zu bxdanken, den Vefehl, dossclbe unter
einem paffcnbcn Vorwand an den Gesandten zurück-
gelangcn zu laffcn. Die hier durch Ziemlrch öf-
fentlich betricbene, von der Obrigkeit aber igno-
rirtc Kollekte zusammengebrachtr Gumme für den
Bau einer protestantischen Kapelle in Neuburg an
der Donau beläuft stch, den Erlös auS der Ver-
stcigerung weiblicher Handarbeiten eingerechnet,
auf etwa 2000 fl. Auch auS andern protestan-
tifchen Städten deS LandeS sollen verhältnißmäßig
anfthvlichs Beiträge geflossen seyn, so daß, da in
Ncuö^cg üeceirs früher ein nicht unbedeutender
FondS beisammen war, der Bau in kurzer Zeit
wird beginnen könncn, wenn nicht von derselben
Seite die Hemmniffe sick wicdrrholen, welche den
Kirchenbau in Aschasscnburg Zahre lang verzözerten.
Köln, 26. April. Gestern ist der Befchl an-
geksmmen, daß mehrere DetaschementS unserer an
dcr Gränze kantonircnden Truppen in ihre alten
Garnissncn abmarschiren sollen; doch bleiben noch
rmmer einige Truppen zur Bcobachtung zurück.
Göttingen, den 27. April. Der Verkauf der
von Dahlmann herauSgegebenen FakultätS-Gut-
achten wurde nicht nur bei 20 Tblr. Strafe ver-
botrn, londern gestern verlangten auch mehrere
Polizeidicner von den sämmtlichen hiesigen Buch-
handlungen ern Verzeichniß derjenigen Personen,
welche die Gutachten gckauft hätten. Von einigen
Buchhändlern wurde ein ftlches Verzeichniß so-
glcich angefrrtigt, von andern erst, nachdem ihnen
durch den Polizeidirektor ftlbst eröffnet wordeu war,
daß er vom Ministerium des Jnnern Befebl habe, im
WeigerungSfalle dir Hauptbücher nachzuseheu. Jn
ber Dierrichschen Buchbandlung wurden durch den
Polizeidirektor v. Beaulieu in Person Kaffabücher
und Kladden durchgesehen und die Käufrr aufno-
tirt. Heute gehen nun seit frühem Morgen Po-
lizeidien.r berum und fordern von den 80 —100
Käufern die Gutachten auf speziellen Befehl de-
Ministeriums deS Znnern zurück, versprechen je-
doch Enlschädtgung. Viele Prtvaten, namentlich
Dinstag, den 7. Mai
1839.
E r e i g n L s s e.
Pforzheim, 2. Mai. Gcstern Abend baben
hier bedauerliche Auftrüte stattgefunden. Jn Folge
Vo/r MißhelUgkeiten, die zwischen mehreren Bijou-
teriefabrikanten und ihren Arbcitern iibcr eiu von
erstern erlassenes, auf die ArbeitSzeit bezüglicheS
Negulativ entstanden waren, versarnmrlten stch
AbendS um 9 Ubr einige hundsrt Arbeiter, dnrch-
zogen lürmend die Straßen, und zcrtrümmerten
an steben Wohnbäusern von Fabrikanten mittelst
Gteittwürfen Läden und Fenster. Zum Schutze ge-
gcn die Erneuerung solcher Exzesse rückre gestern
eine Bbtheilung Dragoncr vom Ncgiment Groß-
herzog hier ein. BereitS ist der größte Theil der
Arbeiter zur Arbeit zurückgekehrt, und die Unter-
suchung deS Vortasss eingelcitet.
Stuttgart, 4. Mai. Die Vorbercitungen
zur Feier der Enthültung von Schiller'ö Denkmal
am Mittwoch, 8. Mai, stnd nun größtentheils ge-
troffen Der Verein für daS Dcnkmal macht die
von ihm ausgehende Hauptfeier am Vormittag deS
8. Mai in eincm eigenen Programm bekannt. Zhm
schließt sich dre Feicr deS Nachmittags durch den
Stuttgartcr Liedcrkranz mit Gesang und Reden auf
dem Gchillerfelde an, worübcr er cbenfallS cin Pro-
gramm herauSgegeben hat. Von Seite dcS königl.
HoftheaterS wird — neben der gefalligen Mitwir-
kung der Hofkapelle bei der Cantate — auf der Hok-
bühne am Montag, den 6. Mai, WallensteinS La^
ger und die Glocke, dramatisirt mit Musik von Götz,
am Dienstag die beiden Piccolomini und am Mitt-
woch WallensteinS Tod gegeben werden. DaS Mu-
seum und die Bürgergescllfchaft, um daS Jhrige zur
Feier deS TageS beizulragen, werden — daS erstere
am Vorabend (7. Mai) dte GesellschaftSzimmer und
die Silberburg für olle Fremden und Einheimischen
zu Vereinigungspunkren öffnen, am ,Festtage Nach-
mittags auf der Silberburg Harmoniemusik und
AbendS auf dem Museum Ball geben; letztere —
die Bürgergesellschafr — wird am Festtage auf der
Weißenburg von AbendS 4 Uhr an Musik und von
Abends 7 Uhr an Tanzunterhaltnng geben. Diese
Leiden Lokale, die Weißenburg und die Silbcrburg,
auf zwei sehr freundUchen Punkten deS ThaleS ge-
legen, dürfen besonders Fremden, die einen Ueber-
blick über dastelbe grnießen wollen, empfohlen wer-
den. Nach den bereitS cingegangenen Nachrichten
werden vtele Fremde an dem Feste Theil nehmen.
Wir nennen hier, neben den Verwandten Schtller'S,
nur die Festdeputationen auS verschiedenen Städ-
ten, zum Theil aus weiter Ferne, und die zahl-
reichen Licderkränze.
Nücnberg, 26. April. Wie man auS guter
Quelle vernimmr, hatte der König von Preußen
dcr evüngelischen Gemrinde in Jngolstadt, die biS
jetzt ihrcn Gotleödicnst in eincm durchauS unge-
eigueten Lokale hallen muß, als Reitrag zur Er-
richtuug eineö gczicmenden GorteShauseS einr be-
deutende Summe durch scinen Gesandtcn tn München
zustellen lasscn. Der Kirchcnvorstand macvte höhern
Orts davon die Anzeige, empsing aber, statt der
Wrisung, sich für das Geschenk bei dem edlcn
Gcber zu bxdanken, den Vefehl, dossclbe unter
einem paffcnbcn Vorwand an den Gesandten zurück-
gelangcn zu laffcn. Die hier durch Ziemlrch öf-
fentlich betricbene, von der Obrigkeit aber igno-
rirtc Kollekte zusammengebrachtr Gumme für den
Bau einer protestantischen Kapelle in Neuburg an
der Donau beläuft stch, den Erlös auS der Ver-
stcigerung weiblicher Handarbeiten eingerechnet,
auf etwa 2000 fl. Auch auS andern protestan-
tifchen Städten deS LandeS sollen verhältnißmäßig
anfthvlichs Beiträge geflossen seyn, so daß, da in
Ncuö^cg üeceirs früher ein nicht unbedeutender
FondS beisammen war, der Bau in kurzer Zeit
wird beginnen könncn, wenn nicht von derselben
Seite die Hemmniffe sick wicdrrholen, welche den
Kirchenbau in Aschasscnburg Zahre lang verzözerten.
Köln, 26. April. Gestern ist der Befchl an-
geksmmen, daß mehrere DetaschementS unserer an
dcr Gränze kantonircnden Truppen in ihre alten
Garnissncn abmarschiren sollen; doch bleiben noch
rmmer einige Truppen zur Bcobachtung zurück.
Göttingen, den 27. April. Der Verkauf der
von Dahlmann herauSgegebenen FakultätS-Gut-
achten wurde nicht nur bei 20 Tblr. Strafe ver-
botrn, londern gestern verlangten auch mehrere
Polizeidicner von den sämmtlichen hiesigen Buch-
handlungen ern Verzeichniß derjenigen Personen,
welche die Gutachten gckauft hätten. Von einigen
Buchhändlern wurde ein ftlches Verzeichniß so-
glcich angefrrtigt, von andern erst, nachdem ihnen
durch den Polizeidirektor ftlbst eröffnet wordeu war,
daß er vom Ministerium des Jnnern Befebl habe, im
WeigerungSfalle dir Hauptbücher nachzuseheu. Jn
ber Dierrichschen Buchbandlung wurden durch den
Polizeidirektor v. Beaulieu in Person Kaffabücher
und Kladden durchgesehen und die Käufrr aufno-
tirt. Heute gehen nun seit frühem Morgen Po-
lizeidien.r berum und fordern von den 80 —100
Käufern die Gutachten auf speziellen Befehl de-
Ministeriums deS Znnern zurück, versprechen je-
doch Enlschädtgung. Viele Prtvaten, namentlich