Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0041

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hcidelbergcr Wochcnbiätter.

?iso. 9. Montag, den 14. Ianuar 1839.

Ereigniss e.

StuttgarL, 10. Jan. Nach so eben auS Pisa
eingetroffenen Nachrichten tü Jhre kömgttche Hotzeit
Sie Frau Herzogin Marie, Gemahlin Sr. Hohett
deS Herzogs Aiexander Friedrich von Würtemderg,
geborne Prinzettzn von Drleans, am 2. d. M.,
AbendS Uhr, verschieden, durch welcheS höchß
detrübende Ereigniß dic königliche Familie :n tiefe
Trauer vecsetzt wurde.

PariS, 7. Zan. Jn der heutigen Deputirten-
kammrrsitzung begannen dei stark besetzren Zuhörer-
tribunen, ader erst aümählig sich füllender Mit-
glicdcrversammlung die Verhandlungen über den
Adrcsseenuvurs. Hr. Dupjn prästdtrt. Der RathS-
präsident und der Justizminister stnd zugegen. Der
erste eingeschriebene Redner ist Hr. v. Ltaviöces
(Adjutant deS KönigS) , der gegeri ben Ent-
wurf und gegen die Äoalttion, wober die Ltnke
von den grundlose Opposttiorr machenden Doktri-
nären überlistet werde, spricht und mit einem ge-
schickten Seitenhiebe Hrn. Dupin inö Gedächtniß
rufr, daß die Opposilion ihm den Präsidentenstuhl
babr streitig machen wollen, der ihm erst durch die
Gtimmen der „s. g." miuisteriellen Mitglieder ge-
sichert oder erkämpft worden fey. Zhm folgt Hr.
Guizot, der die Koalition verrheidigt, in derselben
aber ntcht ein Titelchen von seinen »unverander-
lich bleidenden" Grundsätzen aufgeopfert haben
will, dann daS Ministcrium heftig angreift, da
dasselbe «uü einer „Anarchie" hervorgegangen sey
und bedauerliche Schwäche zeige; guter Wille vbne
Kraft und ein passives oder dcfensiveS Verhalten
reiche hier nicht hin, die StaatSangelegenheitsn
müßten nach Lußen und im Jnnern gut besorgt
werden; es müsse ein Gleich-Necht und Gleich-
Gewicht -er StaatSgewalren (Krone und Kam-
mern) bestehen, keine dürfe, zu ihrem eigenen
Gchutz und Vortheil vorherrschen, dieselben müßten
sich die eine durch die andere heden, daS sey daS
Schüne an der Revräsentativregierung; der Nedner
führr diesen Gedanken weirer aus und schließt
mit den Worten: „Meine Herren! die Hofleute
machen dag Unglück der Throne durch ihre demü-
thige Gesinnung und HandlungSweise; bcdenken
G:e, auf was Jene auSgehen; sie thun AlleS, um
Gunst und Machtansehen sich zu erhalten. — Wir
aber wollen AlleS mit Unabhängigkeit thuo, auf daß

der Krone gut gedient sey: die Adresse sagt da§ klar,
wiewohl mit jeder SchicklichkeitSbeobachtung. Jch
siimme für die Bdresse." Nach Hrn. Guizot nimmt
Graf Mole daS Wort und sucht in kieem eben so
eindringlichen als würdevollen Vortrage die grgsn
fein Ministerium lm Aügemeinen, wie insbefondere
von dem vorhergegangenen Redner vorgebrechten
Anschuldigungen und tadelnden Bemerkungen zu-
rückzuweisen oder zu zernichten. Von der Adreffe
selbst wtll der Nathspräsident k» r noch nicht reden;
alletn er meint, bie Namen derer/- die sie gemacht
haben, seyen hier eine „erschreckend^ schwere Er-
scheinung. Nicht für die parlamentarischen Präro--
gative fürchte sr von ibr, so wenrg wie für die
der Kro.ie, wohl aber daS mache ihm bange, daß
dte Kammer zwischen den vsrhergegangenen Redner
und die Krone gestellt sey. Hr. TbierS begehrt hier
zwischen hineln daS Wort, und spricht noch bei'm
Poßabgang.

Mexiko-. Die parissr Blrr. vom 7. Jan. enr-
balten nähere Berichte über die Einnahme deS Jn»
selschloffeS San Juan ds Ulua (dieß ist die richtjge
Schreibart statt Uloa ). DaS französische Geschwa-
der war durck Seuchen dezimirt wordcn und die Ma-
troscn sehnten sich nach Beendigung der langwisri-
gen Blokade. Contreadmiral Vaudin war von den
mexikanischen Bebörden gebeten wsrden, sich nach
dem benachbarten Halapa zu begeben, um ösrt mit
dem mexikanijchen Minister persönlich zu unterhan-
-eln. Er begab sicv dahin, die Zusammenkunft
war jedoch fruchkloS, und der französtsche Admiral
erklärte zum Adschirde, daß er, werm er nicht bin-
nen virr Tagen eine genügende Antwort erhalten
habe, die Feindseligkciten beginnen werde. Uedri-
genS fügre er bei, er werde nur bet Tag angrcifen,
ba er die Vortheile nichr benützen wolle, die ihm
ein nächtlicher Angriff gewähren würde. Am 27.
Rov. war die Frist verlaufen. Zwei mexikanische
Ofstziere brachten eine anSmeichende Autwort- Ad-
miral Baudin licß bem Kommandanten von Vera-
cruz, Genera! Ricon, erklären, er werde in eini-
gen Stunden den Angriff eröffnen. Jndessen began-
nen dre französischen Dampfschlffe bereitS, die Kre-
gatten und dte Bombarden so nahe alS möglich an
daS Fort zu bugsicen. DaS Welter war herrlich,
die Gee rubig. Dte Matrosrn konnten kaum ihrs
Freude verhalren- »Run wollen wir, riefen sie,
die Kameraden rächen, die an dem Kieber gestorben
 
Annotationen