Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0705
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0705
- Einband
-
3-44
No. 1 - No 10
-
45-84
No. 11- No 20
-
85-124
No. 21- No 30
-
125-164
No. 31- No 40
-
165-204
No. 41- No 50
-
205-244
No. 51- No 60
-
245-284
No. 61- No 70
-
285-324
No. 71- No 80
-
325-364
No. 81- No 90
-
365-406
No. 91- No 100
-
407-446
No. 101- No 110
-
447-486
No. 111- No 120
-
487-526
No. 121- No 130
-
527-566
No. 131- No 140
-
567-606
No. 141- No 150
-
607-646
No. 151- No 160
-
647-686
No. 161- No 170
-
687-726
No. 171- No 180
-
717-766
No. 181- No 190
-
767-806
No. 191- No 200
-
807-850
No. 201- No 210
-
851-890
No. 211- No 220
-
891-930
No. 221- No 230
-
931-970
No. 231- No 240
-
971-1010
No. 241- No 250
-
1011-1038
No. 251- No 257
- Einband
- Farbkeil/Maßstab
Hkidclbcrgcr Wochenblättcr.
Xo. 174. Mittwoch, den 4. September 1839.
Ereignisse.
Berlin, 27. Aug. Nach der Nückkehr Sr.
M. und bei dem nächsten Wiederbeginne der Sitzun-
gen des Staatsministeriumß lind Staatsraths wer-
den die knchlichen Berhältniffe im Großyerzogthum
Poscn der Gegenstand crnster Beratl)ungen werden
müffen. D'.e Opposition der Doinkapitel ijt so
eigenchümlicher Art, daß wenig durch Regierungs-
befehle darin geändert werden kann, olme gewalt-
sam zu verfaliren und Nechte zu verletzen, die der
Kirche unbestreitbar gcbören. Nicht allein, daß
särnintliche Funktionen des erzbischöslichcn Srubleö
in geistlichen Angelegenheiten stocken, keine Crnen-
nung von Pfarrern und keine Entscheidung in ten
dringendsten Sachcn ersolgen kann und das Kapitel
beharrüch aus Nückkehr des Hrn. v. Dunin besteht,
auch die Lerwaltungsangelegenheiten der Kirchen-
güter und jede Erledigung von Fragen, in welchen
der Erzbischos betheiligr ist, ist so gut wie ausge-
hoben. Tausende von Briesen liegen unerbrochen
da, da das Kapitel sich nichc besugt hält, dies zu
thun und darüber zu versügen, der Erzbischof aber
von seincr Diöcese entsernr und durch richterlicheö
Erkcnntniß sür unsäyig erklarr, eine Scelle in
Preußen zu beklcidel,, auch zur Festungsstrase ver-
urlhcitt, keine Amtshandlung untcrnehmen dars,
noch will, sondern nur beharrlich gegen dic Gewalt
protestirt, der er sich, nach seiner Mcinung un-
schuldig leidend, unrerwirft.
Toulon, 25. Aug. Wir erwarten hier den
Eininarsch von ü Negrmentern. Zin Hasen wird
es mir jetem Tage lebbascer, doch treffen jetzt
seltener kclegr. Depeschen ein. Die S-eemann-
schaftsaushebungen in den Marinebezirken werden
mit großer Screnge betrieben; ferner, herßt es,
die Beurlaubten soilen einberusen werden. Diese
Maaßrcgeln erregen biergroßeFreude; man wünscht
durchaus einen Seekricg.
Nom, 15. Aug. Während in manchen Gegen-
dcn Deutschlands der Fal.atismus sür Rom und
AUcs, was von Rom kommr, täglich zu wachsen
schcint, sehen wir hier bei kirchlichen Fcierlichkeiten
immer mehr eine auffallende Gleichgültigkeit. Aus-
ser vielen überzeugenden Thatsachen sprechen die
wiederholten Edikte des VikariatS, welche vor gro-
ßen kirchlichcn Festlichkeiren dem Publikum Beach-
tung des kirchlichen Anstandes cmpfehlcn und Ver-
nachlässigung der sichtlichen Beweise von Ehrsurcht
und Huldigung streng zu ahnden drohen, sür un-
sere Behauptung. Trotz diesen an allen Straßen-
ecken klebcnden Warnungen bemerken wir bci Pro-
zcjsioncn, dencn dcr Papst selbst bciwohnt, oder
bei Erthcilung des Segens sür „ die Stadt und
den Weltkreis", unter einem großen Theile des
männltchen Publikums riicht nur eine große Glcich-
gülrigkeit, sondern jehr ost eine absichtlich zur Schau
getragene Geringschätzung. Wo srüher der Anblick
von Tausenden, dic aus cinen Wink zerknirscht in
den Slaub sanken, selbst den Nichtkatholik ergriff
und unwillkührlich seine Kniee beugte, da stel'en
jetzt Nömer in ganzen Gruppen steis nnd starr,
laffen sich von den Gendarmen den Hur abschlagen,
zwingen sich zu einer halben Berbcugvng oder wen-
den sich nach einer andern Seite hin. Selbst die
gewöhnlichsten Regeln des Anstandes werden ver-
letzt, die nackten Heslichkeitsbezeugungen, die man
dem Oberhaupre, dem Greise, schuldig ist, werden
verweigert. Seit wenigcn Tagen sind süns Perso-
nen verhasrct worden, wcil sie bei dem Borüber-
sahren des Papscks, slatt sich aus die Kniee zu
wersen und den apostolischen Segen zu erflehen,
nicht einmal ihr Haupr eniblößten. Andereschlagen
Seirenstraßen ein, wenn sie die Dragoner der Be-
dcckung bemcrlen, oder verschwinden unter einem
Thorweg.
Spanicn. Pariser Blätter enthalten folgende
wichrige telegraphische Botsckaften aus Bayonne:
1) Bom 27. Abends: „Man schreibr aus Los
PaffageS: Durango und i)alb Bizcaya sind in
der Gewalt der Christinos; Espartero ist in Du-
rango. Don Carlos und Maroro mit 25 Ba-
raillonen und 10 Schwadronen l)abcn in Cam-
pozar el Oueta, zwischen El Orrio und Bergara,
eine Stellung eingenommen." 2 Aus Bayonne
vom 28. August: „Don Earlos har ani 26. zu
Dillareal eine große Nathsversammlung bcrusen,
um über die Lage der Dinge zu rathschlagen.
Esparcero hat sich arn 22. der Linic zwischen
Billoria und Durango demächtigt und sich da-
sclbft sestgesetzt; Castaneda besetzte die zwischen
Svdupe und Azaralda, wodurch er mit Espar-
kero sich iii Dcrbindung gesetzt hat. Oas Ge-
schütz und die Forts, wclche die Carlisten auf
dieser Liuie hatten, sind in der Gcwalr der Chri-
stinos."
Türkei. Di'e allg. Ztg. berichtet auS Konstan-
linopel vom lü. Aug.: Mehemet Ali sendet seine
gehermen Agenten zur Auswiegelung gegen die Pforre
nach allen Richtungcn. Fast unter den Augen der
fremden Flotten, die bei Tenedos stationiren, lief
Lieser Tage eine ägyptische Brigg in die Buchr von
Xo. 174. Mittwoch, den 4. September 1839.
Ereignisse.
Berlin, 27. Aug. Nach der Nückkehr Sr.
M. und bei dem nächsten Wiederbeginne der Sitzun-
gen des Staatsministeriumß lind Staatsraths wer-
den die knchlichen Berhältniffe im Großyerzogthum
Poscn der Gegenstand crnster Beratl)ungen werden
müffen. D'.e Opposition der Doinkapitel ijt so
eigenchümlicher Art, daß wenig durch Regierungs-
befehle darin geändert werden kann, olme gewalt-
sam zu verfaliren und Nechte zu verletzen, die der
Kirche unbestreitbar gcbören. Nicht allein, daß
särnintliche Funktionen des erzbischöslichcn Srubleö
in geistlichen Angelegenheiten stocken, keine Crnen-
nung von Pfarrern und keine Entscheidung in ten
dringendsten Sachcn ersolgen kann und das Kapitel
beharrüch aus Nückkehr des Hrn. v. Dunin besteht,
auch die Lerwaltungsangelegenheiten der Kirchen-
güter und jede Erledigung von Fragen, in welchen
der Erzbischos betheiligr ist, ist so gut wie ausge-
hoben. Tausende von Briesen liegen unerbrochen
da, da das Kapitel sich nichc besugt hält, dies zu
thun und darüber zu versügen, der Erzbischof aber
von seincr Diöcese entsernr und durch richterlicheö
Erkcnntniß sür unsäyig erklarr, eine Scelle in
Preußen zu beklcidel,, auch zur Festungsstrase ver-
urlhcitt, keine Amtshandlung untcrnehmen dars,
noch will, sondern nur beharrlich gegen dic Gewalt
protestirt, der er sich, nach seiner Mcinung un-
schuldig leidend, unrerwirft.
Toulon, 25. Aug. Wir erwarten hier den
Eininarsch von ü Negrmentern. Zin Hasen wird
es mir jetem Tage lebbascer, doch treffen jetzt
seltener kclegr. Depeschen ein. Die S-eemann-
schaftsaushebungen in den Marinebezirken werden
mit großer Screnge betrieben; ferner, herßt es,
die Beurlaubten soilen einberusen werden. Diese
Maaßrcgeln erregen biergroßeFreude; man wünscht
durchaus einen Seekricg.
Nom, 15. Aug. Während in manchen Gegen-
dcn Deutschlands der Fal.atismus sür Rom und
AUcs, was von Rom kommr, täglich zu wachsen
schcint, sehen wir hier bei kirchlichen Fcierlichkeiten
immer mehr eine auffallende Gleichgültigkeit. Aus-
ser vielen überzeugenden Thatsachen sprechen die
wiederholten Edikte des VikariatS, welche vor gro-
ßen kirchlichcn Festlichkeiren dem Publikum Beach-
tung des kirchlichen Anstandes cmpfehlcn und Ver-
nachlässigung der sichtlichen Beweise von Ehrsurcht
und Huldigung streng zu ahnden drohen, sür un-
sere Behauptung. Trotz diesen an allen Straßen-
ecken klebcnden Warnungen bemerken wir bci Pro-
zcjsioncn, dencn dcr Papst selbst bciwohnt, oder
bei Erthcilung des Segens sür „ die Stadt und
den Weltkreis", unter einem großen Theile des
männltchen Publikums riicht nur eine große Glcich-
gülrigkeit, sondern jehr ost eine absichtlich zur Schau
getragene Geringschätzung. Wo srüher der Anblick
von Tausenden, dic aus cinen Wink zerknirscht in
den Slaub sanken, selbst den Nichtkatholik ergriff
und unwillkührlich seine Kniee beugte, da stel'en
jetzt Nömer in ganzen Gruppen steis nnd starr,
laffen sich von den Gendarmen den Hur abschlagen,
zwingen sich zu einer halben Berbcugvng oder wen-
den sich nach einer andern Seite hin. Selbst die
gewöhnlichsten Regeln des Anstandes werden ver-
letzt, die nackten Heslichkeitsbezeugungen, die man
dem Oberhaupre, dem Greise, schuldig ist, werden
verweigert. Seit wenigcn Tagen sind süns Perso-
nen verhasrct worden, wcil sie bei dem Borüber-
sahren des Papscks, slatt sich aus die Kniee zu
wersen und den apostolischen Segen zu erflehen,
nicht einmal ihr Haupr eniblößten. Andereschlagen
Seirenstraßen ein, wenn sie die Dragoner der Be-
dcckung bemcrlen, oder verschwinden unter einem
Thorweg.
Spanicn. Pariser Blätter enthalten folgende
wichrige telegraphische Botsckaften aus Bayonne:
1) Bom 27. Abends: „Man schreibr aus Los
PaffageS: Durango und i)alb Bizcaya sind in
der Gewalt der Christinos; Espartero ist in Du-
rango. Don Carlos und Maroro mit 25 Ba-
raillonen und 10 Schwadronen l)abcn in Cam-
pozar el Oueta, zwischen El Orrio und Bergara,
eine Stellung eingenommen." 2 Aus Bayonne
vom 28. August: „Don Earlos har ani 26. zu
Dillareal eine große Nathsversammlung bcrusen,
um über die Lage der Dinge zu rathschlagen.
Esparcero hat sich arn 22. der Linic zwischen
Billoria und Durango demächtigt und sich da-
sclbft sestgesetzt; Castaneda besetzte die zwischen
Svdupe und Azaralda, wodurch er mit Espar-
kero sich iii Dcrbindung gesetzt hat. Oas Ge-
schütz und die Forts, wclche die Carlisten auf
dieser Liuie hatten, sind in der Gcwalr der Chri-
stinos."
Türkei. Di'e allg. Ztg. berichtet auS Konstan-
linopel vom lü. Aug.: Mehemet Ali sendet seine
gehermen Agenten zur Auswiegelung gegen die Pforre
nach allen Richtungcn. Fast unter den Augen der
fremden Flotten, die bei Tenedos stationiren, lief
Lieser Tage eine ägyptische Brigg in die Buchr von