Hkidclbcrgcr Wochcnblättcr.
80. 241. Samstag, den 7. Dezember 1839.
Zreignisse.
Darmstadt. In dcm in denr Regierungsblatte
enthaltenen Derzeicbniß vollzogcner Straferkennt-
niffe von dem Hofgcrichte zu Darmstadt, bemerkt
man auch eine Korrektionsyausstrafe von sechs
Monaten gegen einen Zimmermeister zu Heppcnbeim,
"weil er beim Heben eines Hauses die nott)wendig-
sten, durch die Regeln seincs Handwerks gebMenen
Vorsichtsmaßregeln unterlaffen l)atte, und dadurch
das Kusammenstürzen eines Hauses, resp. kulposer
Weise die Tödtung eines Kindes und Lie Verletzung
mehrerer Mrnschen bewirkt hat "
Mainz, 30. Nov. Die Angabe eines hiesigen
Blattes, als sey daö Festprogramm zur vterten Sa-
kularseicr dcr Erfindung der Buchdruckerkunst in
Mainz bercits entworsen, ist dahin zu berichtigen,
daß die Guttenbergskommission cincn ihr von ibrcm
engern Ausschuffe vorgelegten Ennvurf diskulirt
und dem Stadtratbc vorgelegt bat. In diescin
Entwurse zeichnen sich die von der Liederrasel aus-
gcgangenen Anträge durch ihre Großarngkeit aus.
Dieser Verein beabsichligt nicht nur die Ausfüh-
rung eines Singfestes, bei dcm wcnigstens 1200
Sänger mitwirken sollcn, sondern cr ist auck Wil-
lens, ein Barikett in der Fruchthalle zu veranstaltcn,
an dem einige tauscnd Personen Theil nehmen kön-
nen. Ein BaN voli 6 bis 7000 Einlrittskarten,
und ein anderes wahrbaft kvloffales Untcrnehtncn
reihen sich würdig an die vorigen an; cs soll näm-
tich die Kuppel dcs hicsigen Doms niit dcm großcn
Thurme von untcn biö in die höchste Spitze beleuch-
ret werdcn.
M ünchcn, den 1. Dez. Seit einigen Tagen
hörr man hicr von einer Räuberbande, 'von Unsi-
cherheit der Straßcn rc. spreckcn. Die Veranlaffung
hiezu ift ein Vorfall, der, wcnn auch sehr bckla-
genswerth, doch von der Art ist, wie derlei lcider
überall und zu allen Zeiten vorkommen, ES trie-
ben nämlich in der Gcgend von Freising vier Diebe,
dem Zuchthaus entsprungen odcr daraus entlasscn,
so lange il)r Unwesen, bis cine Streisc auf sie an-
geordnet ward. Von den Gendarmen in die Enge
getrieben, verschanzlen sie sich in dem Hause eines
Kolonisten in Birkeneck und setzten sich zur Wehr,
wobei der Brigadier cin Opser scines Dicnsteiferö
wurde. Dcn Augenblick, wo die Gendarmcn il)-
rem sterbenden Kameraden beisprangen, benutz«
ten die Bursche zum Entkommen; eincr derselben
wurde jedoch kurz darauf zur Hast gcbracht.
Der Nbg. Crs. berichtet aus Baicrn: Oaö aus
mehreren Bundesstaaten bereits gemeldete Verbot
der von Dahlmann herausgegebenen Gutachten der
Iuristcnfakultätcn von Heidclberg, Zena und Tü-
bingen in der hannoverschen Verfaffungssrage ift
durch Ministerialrescript vom 23. Nov. nunmehr
auch in Baiern angeordnet worden.
Aus dem Hannoverschcn, 23. Nov. Zn
Osnabrück hat sich die gcsammte evangelische Geist-
lichkeit mit einer Vorstellung an das Kabinet gc-
wendct, worin sie die Gcwiffensbedrängniffe schil-
dert, in welche die Bürgcr, die durch ihren Eid
die Versaffung der Stadt aufrecht zu halten ge-
lobt haben, durch Lie dcm Amtmann Erxleben
aufgetragenen polizeilichcn Untersuchungen in so
fern gesetzt werdcn, als sie aus reinster Gesinnung
glauben, daß eine Befolgung der von diesem Kom-
miffär auögehenden Verfügungen eine Verlctzung
dcr Stadtverfaffung involvire.
Göttingcn, 29. Nov. Die Zahl der an Mi-
ckaclis d. I. hier anwesenden Stutircnden beträgt
675, unter denen ü5y Landeskinder und 216 Aus--
ländcr sich besindcn. Am Schluffe dcs vorigen
Selnesters batien 175 Studircnde (113 Znländer
und 62 Ausländer) die hiesige Universität verlaffen;
an Michaclis d. I. sind hinzugekommen 186 (111
Inländer und 75 Ausländer) uno hat sich also die
Zahl dcr studirenden Landeskinder um 2 vermin-
dert, und die der Ausländcr um 13 vermchrt. Von
dcr Gesammtzahl der 675 studiren: Theologie 165
(136 InlänLer, 27 Ausländer); Iurisprudenz 2ü6
(lüy Inl., y7Ausl.); Medizin 17Y (112 Znl.,
6? Ausl.) und Pl)ilosopküe und verwandte Wiffen-
schasl 87 (62 Inl., 25 Ausl.)
Dresden, 29. Noo. Nachdem bei unscrem
Landtage die Deputationen vorgcarbcirct haben,
werden auch die össcntlichen Plcnarversammlungen
der Kammcrn häustger werdcn und in ihnen dle
Berichte jencr zum Vortrage gelangen. Die zweite
Kamilicr wird morgen ihre Sitzungcn beginnen.
Der 5kammerherr Zicgler und Klipphausen hat bei
der ersten Kammer cincn Antrag darauf gcrichtet:
„Es mögecn bcide Kammcrn die hohc Staatöre-
gierung crsucken, die geeigneten Mittel zu ergrcisen,
um die unterm ü. Septembcr 1831 in das Leben
und in Wirksainkeit geiretene Landesverfaffung
nach dem §. 60 der wicner Schlußakte unter die
Garantie dcs deutschen Bundes zu stellen." Wie
man vernimmt, wird der Antragstellcr eincn Ge-
noffen erhalten, da der vom vorigen Landtage her ge-
nugsarn bekannte dresdener Privalmann v. Held-
reich beabsichtigt, eincn ähnlichcn Antrag bei der
zweiten Kammer einzubringen.
Paris, dcn 1. Dez. Die von den Behörden
neucrdingS ergriffenen polizeilichen Maßregeln süh-
ren aus die Vermuthung, daß sie eincm carlistisch-
80. 241. Samstag, den 7. Dezember 1839.
Zreignisse.
Darmstadt. In dcm in denr Regierungsblatte
enthaltenen Derzeicbniß vollzogcner Straferkennt-
niffe von dem Hofgcrichte zu Darmstadt, bemerkt
man auch eine Korrektionsyausstrafe von sechs
Monaten gegen einen Zimmermeister zu Heppcnbeim,
"weil er beim Heben eines Hauses die nott)wendig-
sten, durch die Regeln seincs Handwerks gebMenen
Vorsichtsmaßregeln unterlaffen l)atte, und dadurch
das Kusammenstürzen eines Hauses, resp. kulposer
Weise die Tödtung eines Kindes und Lie Verletzung
mehrerer Mrnschen bewirkt hat "
Mainz, 30. Nov. Die Angabe eines hiesigen
Blattes, als sey daö Festprogramm zur vterten Sa-
kularseicr dcr Erfindung der Buchdruckerkunst in
Mainz bercits entworsen, ist dahin zu berichtigen,
daß die Guttenbergskommission cincn ihr von ibrcm
engern Ausschuffe vorgelegten Ennvurf diskulirt
und dem Stadtratbc vorgelegt bat. In diescin
Entwurse zeichnen sich die von der Liederrasel aus-
gcgangenen Anträge durch ihre Großarngkeit aus.
Dieser Verein beabsichligt nicht nur die Ausfüh-
rung eines Singfestes, bei dcm wcnigstens 1200
Sänger mitwirken sollcn, sondern cr ist auck Wil-
lens, ein Barikett in der Fruchthalle zu veranstaltcn,
an dem einige tauscnd Personen Theil nehmen kön-
nen. Ein BaN voli 6 bis 7000 Einlrittskarten,
und ein anderes wahrbaft kvloffales Untcrnehtncn
reihen sich würdig an die vorigen an; cs soll näm-
tich die Kuppel dcs hicsigen Doms niit dcm großcn
Thurme von untcn biö in die höchste Spitze beleuch-
ret werdcn.
M ünchcn, den 1. Dez. Seit einigen Tagen
hörr man hicr von einer Räuberbande, 'von Unsi-
cherheit der Straßcn rc. spreckcn. Die Veranlaffung
hiezu ift ein Vorfall, der, wcnn auch sehr bckla-
genswerth, doch von der Art ist, wie derlei lcider
überall und zu allen Zeiten vorkommen, ES trie-
ben nämlich in der Gcgend von Freising vier Diebe,
dem Zuchthaus entsprungen odcr daraus entlasscn,
so lange il)r Unwesen, bis cine Streisc auf sie an-
geordnet ward. Von den Gendarmen in die Enge
getrieben, verschanzlen sie sich in dem Hause eines
Kolonisten in Birkeneck und setzten sich zur Wehr,
wobei der Brigadier cin Opser scines Dicnsteiferö
wurde. Dcn Augenblick, wo die Gendarmcn il)-
rem sterbenden Kameraden beisprangen, benutz«
ten die Bursche zum Entkommen; eincr derselben
wurde jedoch kurz darauf zur Hast gcbracht.
Der Nbg. Crs. berichtet aus Baicrn: Oaö aus
mehreren Bundesstaaten bereits gemeldete Verbot
der von Dahlmann herausgegebenen Gutachten der
Iuristcnfakultätcn von Heidclberg, Zena und Tü-
bingen in der hannoverschen Verfaffungssrage ift
durch Ministerialrescript vom 23. Nov. nunmehr
auch in Baiern angeordnet worden.
Aus dem Hannoverschcn, 23. Nov. Zn
Osnabrück hat sich die gcsammte evangelische Geist-
lichkeit mit einer Vorstellung an das Kabinet gc-
wendct, worin sie die Gcwiffensbedrängniffe schil-
dert, in welche die Bürgcr, die durch ihren Eid
die Versaffung der Stadt aufrecht zu halten ge-
lobt haben, durch Lie dcm Amtmann Erxleben
aufgetragenen polizeilichcn Untersuchungen in so
fern gesetzt werdcn, als sie aus reinster Gesinnung
glauben, daß eine Befolgung der von diesem Kom-
miffär auögehenden Verfügungen eine Verlctzung
dcr Stadtverfaffung involvire.
Göttingcn, 29. Nov. Die Zahl der an Mi-
ckaclis d. I. hier anwesenden Stutircnden beträgt
675, unter denen ü5y Landeskinder und 216 Aus--
ländcr sich besindcn. Am Schluffe dcs vorigen
Selnesters batien 175 Studircnde (113 Znländer
und 62 Ausländer) die hiesige Universität verlaffen;
an Michaclis d. I. sind hinzugekommen 186 (111
Inländer und 75 Ausländer) uno hat sich also die
Zahl dcr studirenden Landeskinder um 2 vermin-
dert, und die der Ausländcr um 13 vermchrt. Von
dcr Gesammtzahl der 675 studiren: Theologie 165
(136 InlänLer, 27 Ausländer); Iurisprudenz 2ü6
(lüy Inl., y7Ausl.); Medizin 17Y (112 Znl.,
6? Ausl.) und Pl)ilosopküe und verwandte Wiffen-
schasl 87 (62 Inl., 25 Ausl.)
Dresden, 29. Noo. Nachdem bei unscrem
Landtage die Deputationen vorgcarbcirct haben,
werden auch die össcntlichen Plcnarversammlungen
der Kammcrn häustger werdcn und in ihnen dle
Berichte jencr zum Vortrage gelangen. Die zweite
Kamilicr wird morgen ihre Sitzungcn beginnen.
Der 5kammerherr Zicgler und Klipphausen hat bei
der ersten Kammer cincn Antrag darauf gcrichtet:
„Es mögecn bcide Kammcrn die hohc Staatöre-
gierung crsucken, die geeigneten Mittel zu ergrcisen,
um die unterm ü. Septembcr 1831 in das Leben
und in Wirksainkeit geiretene Landesverfaffung
nach dem §. 60 der wicner Schlußakte unter die
Garantie dcs deutschen Bundes zu stellen." Wie
man vernimmt, wird der Antragstellcr eincn Ge-
noffen erhalten, da der vom vorigen Landtage her ge-
nugsarn bekannte dresdener Privalmann v. Held-
reich beabsichtigt, eincn ähnlichcn Antrag bei der
zweiten Kammer einzubringen.
Paris, dcn 1. Dez. Die von den Behörden
neucrdingS ergriffenen polizeilichen Maßregeln süh-
ren aus die Vermuthung, daß sie eincm carlistisch-