Hcidclöergkr Wochenblättcr.
Xo. 125. Freitag, den 28. Juni 1839.
G r e i g n t s s e.
KarlSrvhe, 24. Juni. 30, öffentkiche Sitzung
der 2. Kammer, unter drm Vorsiye dcS Prüsidentrn
Mittermaier. Bvf drr Regirrungsbank: SlaalS.
miniüer Frhr. v. BlikterSdorff, MiNlstLrtalprüsidcnt
NebeniuS und geh. Rcfcrcndär Eichrvdt. — Dcr
Abg. Aschbach üeütr an die Kommiision zuAufsuchung
der provisonichen Gesctze die Fragc, ob vor Unter-
brechung deS Landtags dercn Bcricht zu erwarten
stehe, worauf der Adg. MürdeS als Mllglied der
Kommtfston besriedlgende Anlwvlt errheilte. So»
fort erstattete dcr Adg. Lauer Bcricht üdcr daS
Budget der Galrnen-, Berg-, Hurlen-, Münz»
verwallung )c. — Der Tagcsordnung gemäß be-
gründetc der Abg. v. Rvtteck seine Morion auf Wie-
derbersteüung rinigen RechtSjustandeg in der Prcß«
sache rn auöführlicher Rrdc, d<ren wesentircher Zn-
halt folgendck war: „Nur ein beschcidcnrs, de-
mülhtges Begehren wolle cr strllen, indem der ge>
genwärrige Zustand der Dinge ein. hoffnungslsser
sey und ernen kühnen Fkug dcr Gedanken ntcdt ge-
statte» DaS tzahr 1831 sey nickt mchr, wo die
Regirrung in Befriedigung der Wünsche und Be-
dürfnisse deS badischen VolkcS ibrem eigenen 8m-
pulse habe folgen konncn. ES sey nicht mebr daS
Zahr 1819, wo bctm Beginnen der Vcrfassung daS
Land setn volleS Rcchr hade verlangen konncn; «S
fey nicht cinmal die Zeit der französischen Revolution,
wo Karl Fnederich Ccnsurvorschriflrn gab, die
drr Weisheit und Fretsinnigkrit dieseS Regentea
zur Etzre gerrichten und gegen den j,tzigen Zustand
Preßfreibett waren Wir lcblcn rm Jahr 1839,
in einec Pertvde der Neaklion, wo kaum noch ein
Geufjer nach ernem Nechrgjuüande erlaubt rst, wo
-ie Ertnnerungen an die BcfreiungSkricge Leursch-
lands fast für cin Verbrechen gchallen werden. Die
Macht habe indesicn ihr Worl auSgesprochcn; unter
dteses Machtwort müsse man sich deugen, und eS
erübrige nrchtS, alS eine forlgescyte Verwabrung
gegen den BelagerungSzustand, in dem Deuüchland
stch befindc. Dtesen Belageruntzszuftand Drutsch-
lands wrrde der Abgeordneie Welcker in der von
thm ang.ekündigten Msuon vmüändlich bcsprechen
und sich bis zu deu höLsten ganz Europa umfaffcu-
den Konsiderdtionen erheben. De? Gegenstand der
Motton des GprecherS sey viel bescLränkler: er
wolle nur von der badischeu Pr.sse reden; er wolle
UNtersuchen, welche Millel unscre Verfassung ge-
währe, um das wahre Paüadium dcr Frerheil, die
Presse, vor allzudrückenöer Beschränkung zu bewah.
ren. Zm 8abr 1831, dem Glonzpunkle in der
Geschichte BadcnS, habe die gr. Negierung aven
andern vorangeleuchtct, und cin Gesctz über die
Presse gegeben, dsS die Mündigkeit d>S badifchcn
Do'kes beurkundet habc. Damals habe sich tine
entzückcnde Auösicht eröffnet; die Prcßfrciheit habe
herrliche Biüthrn und Früchte gekrieben. Habe
Mißbrauch stattgefunden, so sey'S doch nur ein sol-
cher gewcsen, der nirmalS vsn dem Gebravche der
Frciheit getrevnt werdcn könne« Rur hier und da
sey eine Beschlagnahme ber Iournale cjngetreten,
allein bäufigcr noch auS übertciebenem Etfer dcr
Behörden, alS wegen deS vernbten NnfugS. DaS
Gemrinschädliche babe der Freiheit drr Presse in
Badcn nicht drn Untergang gebracht, sondern daS
Mißsalltge. Nichkö sey mißfälliger, olS die Walr-
hcit. D«r Wahrheit hade man durch die vom Bunde
auSgcsprochene Vernichtung unsereS Preßges-tzeS
untekdrückcn wollen. Man habe cinr Tödtung ohne
Nothwendigkeit vorgcnommen. Bet den traurigen
Verhandlungen, die im 8ahr 1833 über den Um-
sturz deS PreßgcsetzeS in der Kammer statk gefunden
häkten, sey der Beschluß gefaßt worden, daß daS
Prrßgesetz von der Regierung wohl provisorisch habe
modlfizirt wecden können, daß zur definitiven Mo-
difizirung desselben aber die Zustimmnrrg der Kam«
mcr und daher eine Wtedervorlage crforderlich sey.
Die Regierung habe damals cinbekannt, daß daS
modifizirte Preßgesetz Lücken enthalte uvd zugestchert,
daß man auf AuSfüllung dieser Lücken Bedacht
nehmen werde. Daravshin sey die Kommer nicht
auf den viel weitrr gehekiden KomnnssionSantrag
eingcgangen. Die Regierung habe jedoch ihr Der-
sprechen nicht gehalten. Hm Jabr 1835 habe die
Kammcr infolge einer Motion deS Abq. Welcker drn
früheren Geschluß erneuert. Buch dieser Veschluß
sey unrrfüllt geblieben. Die Beschränkungen dcr
Preffe hättrn sich gemehrt, theilS durch Unvcrstand
und Bogheit der Censoren, rberls durch die Vor-
schriflsn der Regterung. Auf dsm Landtage von
1837 habe die Kammer auf de i Anirüg beS Nbg.
V. Ztzstein sich neuerdrugS mit der Pe sse beschäftigt,
und etne dringende Bitte um VckyvÜKändigung der
Pkeßgesetzgrbung in daS Protokoll ntedergelegl; auch
dtese Bitke sey unerhört geblieben; der Zustand der
Presse sey gedrückt und schmachvoll wie zuvor geblie-
ben. (Forts. folgt.)
Triest, 15. 8unt. AuS Alepandrien find hter
Nachrichten bis 4. Iunt eingegangen, nach wclchen
dee Krieg mit der Pforte entschieden ist. Die
ägvptische Flotle war, rrotz der Derwendungen der
Xo. 125. Freitag, den 28. Juni 1839.
G r e i g n t s s e.
KarlSrvhe, 24. Juni. 30, öffentkiche Sitzung
der 2. Kammer, unter drm Vorsiye dcS Prüsidentrn
Mittermaier. Bvf drr Regirrungsbank: SlaalS.
miniüer Frhr. v. BlikterSdorff, MiNlstLrtalprüsidcnt
NebeniuS und geh. Rcfcrcndär Eichrvdt. — Dcr
Abg. Aschbach üeütr an die Kommiision zuAufsuchung
der provisonichen Gesctze die Fragc, ob vor Unter-
brechung deS Landtags dercn Bcricht zu erwarten
stehe, worauf der Adg. MürdeS als Mllglied der
Kommtfston besriedlgende Anlwvlt errheilte. So»
fort erstattete dcr Adg. Lauer Bcricht üdcr daS
Budget der Galrnen-, Berg-, Hurlen-, Münz»
verwallung )c. — Der Tagcsordnung gemäß be-
gründetc der Abg. v. Rvtteck seine Morion auf Wie-
derbersteüung rinigen RechtSjustandeg in der Prcß«
sache rn auöführlicher Rrdc, d<ren wesentircher Zn-
halt folgendck war: „Nur ein beschcidcnrs, de-
mülhtges Begehren wolle cr strllen, indem der ge>
genwärrige Zustand der Dinge ein. hoffnungslsser
sey und ernen kühnen Fkug dcr Gedanken ntcdt ge-
statte» DaS tzahr 1831 sey nickt mchr, wo die
Regirrung in Befriedigung der Wünsche und Be-
dürfnisse deS badischen VolkcS ibrem eigenen 8m-
pulse habe folgen konncn. ES sey nicht mebr daS
Zahr 1819, wo bctm Beginnen der Vcrfassung daS
Land setn volleS Rcchr hade verlangen konncn; «S
fey nicht cinmal die Zeit der französischen Revolution,
wo Karl Fnederich Ccnsurvorschriflrn gab, die
drr Weisheit und Fretsinnigkrit dieseS Regentea
zur Etzre gerrichten und gegen den j,tzigen Zustand
Preßfreibett waren Wir lcblcn rm Jahr 1839,
in einec Pertvde der Neaklion, wo kaum noch ein
Geufjer nach ernem Nechrgjuüande erlaubt rst, wo
-ie Ertnnerungen an die BcfreiungSkricge Leursch-
lands fast für cin Verbrechen gchallen werden. Die
Macht habe indesicn ihr Worl auSgesprochcn; unter
dteses Machtwort müsse man sich deugen, und eS
erübrige nrchtS, alS eine forlgescyte Verwabrung
gegen den BelagerungSzustand, in dem Deuüchland
stch befindc. Dtesen Belageruntzszuftand Drutsch-
lands wrrde der Abgeordneie Welcker in der von
thm ang.ekündigten Msuon vmüändlich bcsprechen
und sich bis zu deu höLsten ganz Europa umfaffcu-
den Konsiderdtionen erheben. De? Gegenstand der
Motton des GprecherS sey viel bescLränkler: er
wolle nur von der badischeu Pr.sse reden; er wolle
UNtersuchen, welche Millel unscre Verfassung ge-
währe, um das wahre Paüadium dcr Frerheil, die
Presse, vor allzudrückenöer Beschränkung zu bewah.
ren. Zm 8abr 1831, dem Glonzpunkle in der
Geschichte BadcnS, habe die gr. Negierung aven
andern vorangeleuchtct, und cin Gesctz über die
Presse gegeben, dsS die Mündigkeit d>S badifchcn
Do'kes beurkundet habc. Damals habe sich tine
entzückcnde Auösicht eröffnet; die Prcßfrciheit habe
herrliche Biüthrn und Früchte gekrieben. Habe
Mißbrauch stattgefunden, so sey'S doch nur ein sol-
cher gewcsen, der nirmalS vsn dem Gebravche der
Frciheit getrevnt werdcn könne« Rur hier und da
sey eine Beschlagnahme ber Iournale cjngetreten,
allein bäufigcr noch auS übertciebenem Etfer dcr
Behörden, alS wegen deS vernbten NnfugS. DaS
Gemrinschädliche babe der Freiheit drr Presse in
Badcn nicht drn Untergang gebracht, sondern daS
Mißsalltge. Nichkö sey mißfälliger, olS die Walr-
hcit. D«r Wahrheit hade man durch die vom Bunde
auSgcsprochene Vernichtung unsereS Preßges-tzeS
untekdrückcn wollen. Man habe cinr Tödtung ohne
Nothwendigkeit vorgcnommen. Bet den traurigen
Verhandlungen, die im 8ahr 1833 über den Um-
sturz deS PreßgcsetzeS in der Kammer statk gefunden
häkten, sey der Beschluß gefaßt worden, daß daS
Prrßgesetz von der Regierung wohl provisorisch habe
modlfizirt wecden können, daß zur definitiven Mo-
difizirung desselben aber die Zustimmnrrg der Kam«
mcr und daher eine Wtedervorlage crforderlich sey.
Die Regierung habe damals cinbekannt, daß daS
modifizirte Preßgesetz Lücken enthalte uvd zugestchert,
daß man auf AuSfüllung dieser Lücken Bedacht
nehmen werde. Daravshin sey die Kommer nicht
auf den viel weitrr gehekiden KomnnssionSantrag
eingcgangen. Die Regierung habe jedoch ihr Der-
sprechen nicht gehalten. Hm Jabr 1835 habe die
Kammcr infolge einer Motion deS Abq. Welcker drn
früheren Geschluß erneuert. Buch dieser Veschluß
sey unrrfüllt geblieben. Die Beschränkungen dcr
Preffe hättrn sich gemehrt, theilS durch Unvcrstand
und Bogheit der Censoren, rberls durch die Vor-
schriflsn der Regterung. Auf dsm Landtage von
1837 habe die Kammer auf de i Anirüg beS Nbg.
V. Ztzstein sich neuerdrugS mit der Pe sse beschäftigt,
und etne dringende Bitte um VckyvÜKändigung der
Pkeßgesetzgrbung in daS Protokoll ntedergelegl; auch
dtese Bitke sey unerhört geblieben; der Zustand der
Presse sey gedrückt und schmachvoll wie zuvor geblie-
ben. (Forts. folgt.)
Triest, 15. 8unt. AuS Alepandrien find hter
Nachrichten bis 4. Iunt eingegangen, nach wclchen
dee Krieg mit der Pforte entschieden ist. Die
ägvptische Flotle war, rrotz der Derwendungen der