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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0229

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Heidelbcrger Wvchenblattcr.

I>so. 56. Mittwoch, d

Greigttisse.

Tauberbischofsbeim/ 15. März. Bei der
geßern stattgehabten Wah! eineS Abgeordneten zur
2ten Kammer für den Acmterwahlbezirk Tauberbt-
schofSheim und GerlachSheim ist der Bürgermeister
Srernam von Taubcrbischofshetm mtt 20 Stimmen
gegen 29 gewählt worden.

PariS, 1-4. März. Gestern von L—8 Uhr
AbendS waren Verrreter von sämmtlichen in der-
Coalition vereinigten Parteien ber Hrn. Mathieu
de la Redorte vercimgt, um sich uber dte Reorga-
nisation des MinisteriumS zu besprechen. Es er-
schienen für die LinkL Odilon Barrot, v. Sade und
v. Mornay, Tochtermann Goultö; für daS linke
Ccntrum Thiers, Noger und Malleville; sür die
Doktrinäre Guizot, Joseph Perier, Duchätel, Re-
musat und Hebert. Hr. Guizor weigerte sich, ein
andereS, gcringeren politischen Einfluß verleihen-
des Porrefeutlle, als daS deS Jnnern, anzunehmen.

Er bemerktr, da Hr. Barrot daS Banner der Lin-
ken in de.r Präsidentschaft, Hr. Thiers daS deS lin-
ken CentrumS im Ministerium des Auswärtigen
aufpflanze, so wolle er daS seine im Ministcrium
deS Jnnern wehcn lassen. Seine Freunde fprachcn
in dcmselben Sinne. Hr. Barrot erwiederte, eS
seyen weder zwct, noch drei Banuer vorhanden,
und das gemeinsam unternommene Werk gestatte
weder personltche Eifersuchr, noch Metnungsunter-
schiede. Hr- TbierS suchte die Linwrndungeu GutzotS,
eine nach der andern, zu widerlegen und zu zetgen,
daß sie auf Pcrsonlichkeiten, auf falsch verstandene '
Jntcressen binauslaut'en und den Pflichten deS Bür-
gers und GtaatSmanneS nicht die Wagc halten kön-
nen. Dte Doktrtnärs (fährt der Courier fort, dem
wir dieieS entnehmcn) schienen sichtlich ergriffen zu
seyn , aber ein geheimeS Band, jeneS Geschick, daS
auf rhnen lastet, schien sie zuruckzuhalten. Jndem
sie den erneuertcn Anträge-! sich entzogen, verwahr-
ten sie sich zugleich dahin., daß sie der Coalttion
treu bleiben und jeden Schatten von Opposition
gegen dag zu organisirende Kabtnet vermeiden wollen.
Dem Rational zufolge drobt der Coalition, welche,
zum großen Jubel der bisherigen Ministeriellen,
aller Zusicherungen ungeachtet, in ihre schlecht zu-
sammenpaffenden Bestandtheile wieder zu zerfallen
scheint, auch noch von Seiten der dynastischen Linken
dec Untergang. Odilon Barrot hat sich nach die-
sem Blatte geweigert, mit ThtcrS in daS Ministe-
rium einzutreten, er erklärte, wenn er ein Porte-

en 20. Marz 1839.

feuille annähme, so würde cr dieß nur .thun, um
die von ihm an der Spitze der Opposition verfoch-
tenen Grundsätze auSzuführen, und er werde daher
nte ohne seine wirklichen politischen Freunde, d. h.
die Männer der dynastischen Linken, in daS Kabi-
net eintreten. Auch daS Giecle, Odilon BarrotS
Blatt, sagt mit Bestimmtheit, jede Zdee an ein
CoalitionSministerium sey aufgegeben, und eS sey
jetzt Marschall Soults Aufgabe sein Kabinet zu re-
krutiren. DaS Mtnisterium dürfte sich jetzt etwa,
wie folgt, gestalten: Soult Präsidium und Krieg;
Thiers AuswürkigeS; Passy Jnneres; Humann Ft-
nanzen; Villemain öffentlicher Untcrricht; Dupin
oder Sauzet Zustiz; Vivien öffentlichs Arbeiten;
Admiral Duperre Marine. Doch könnte noch ei-
nige Zeit verfließen, eße die Resrganisation deS
KabinetS vollendct ist.

London, 12. März. Jn der gestrtgen Sitznng
verwandelte sich daS HauS dcr Gemeinen in ein
Subsidiencomite. Hr. Ch. Wood, AdmiralitätS-
sekretär, beantragte auf daS Jahr bis zum 31. Mär;
18-40 die Verwendung von 34,163 Mann, mit
Einschluß von 9000 Seesoldaten und 2000 SchiffS-
jungen, für dte Marine. Str R. Peel gab dreser
Erböbung deö bisherigen StandeS seine voükommene
Zttsiimmung; seiner Ansichr nach wäre dieselbe eher
noch zu niedrtg, da eS eine tn die Augen springende
Thatsache sey, daß die übrigen Großmächte, na-
mentlich Frankreich, Rußland und die vereinigten
Staaten, rhre Scemacht vermehrt haben und da-
durch in den Stand gesetzt wsrden seyen, England
auf dem Elemcnte, über welcheS eS eine ausschließ-
liche Oberberrlichkeit bis jetzt angesprochen habe,
die Spitze zu bieten.

— Jn der heutrgen Sitzung drr Gemeinen ent-
wickelte Hr. VtllierS, dessen Antrag auf Anhörung
der Gegner der Korngesetze voc den Schranken deS
HauseS verworfen worden war, den rreuen Antrag,
das bestehende Korngesetz der Prüfung durch etn
Gpecialeomito zu unterwerfen. Str George Strick-
land und Hr. Poulctt Thomson, Präsident deS
HandelsburcauS und Mitglied für Manchester, spra-
chen diS zu Abgang der PoA für den Antrag, wel-
chen Hr. Cayley bekämpfte. Die Berathung wird
vorauSsichttich mehrere Sitzungen füllen, daS Jn-
tereffe an dcrselben ist jedoch dadurch sehr vermin-
dert, daß man an drr Verwerfung des AntragS
nicht zweifelt. Etwa 200 Mitgiieder, worunter
auck die Minrster Lord Howick und Lord Russell,
dürften für denselben sttmmen.
 
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