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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0189

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X». 46

Mittwoch, den 6. März

1839,

E r e i g n t s s e.

Speycr/ den 1. März. Die Generalversamin-
lung der Actionäre der rheinschanz. lauterburger
Eisenbabngeselischaft fand heute statt. Nachdem
der PrÜstdenr des VerwaltungSraths/ Änwalt Mahla/
die Versammlung von den Beduraungcn in Kennt-
niß gesetzt hatte, an welche die Äenehmigung der
Sratuten geknüpst worden ist, bescdloß die Ver-
sammlung cinh.Lig, daß unter diesen Verhült-
nisten daS Nnternehmen nicht fortgefübrt werden
könnc, sondern förmlich aufgegeben werden müsse.
ES ward zu diefem Bebufe foglerch die Anord-
nung wegen defiaitiver Liquidirung der Rechnung
der Gesellfchafr getroffen. (Da sehr wenig AuSga-
bcn zu betireiren waren, so wird den Aktionärett
wohl so zicmlich der Geiammtbetrag ih>es einbezahl-
ten cinen Prrzentes zurückoergüter werden.)

Berlin, 26. Febr. Ein sehr nützlicher Trlaß
deS MinisterS Mühler defiehlt dcn Justizheamten,
darauf zu achren, daß iibe»all die NamenSunter-
schriften der B.amten deutlich geschriebcn würden,
damit Niemand, wie der Ministrr sagt, nöthig
hat, seine Zeit an die Entziffcrung dieser Hiero-
glyphen zu verschwenden. Zn der That scheknen
Viele und sclbst hohe Beamtsn stch die größre
Mühe zu geben, ihre Ramcn recht unkenntlich zu
machen, was in späterer Zeit, bei ausbewahrten
Wichtigen Urkunden oder Aktenstücken, zum un°
auflöSbarrn Rärhsel werden dürste.

Paris, 27. Febr. Die auS Montevideo ange-
kommenen Nachrichten melden, laß die Franzosen
immer noch BuenoS- AyreS blokiren. Hr. Mande-
ville, britischrr GeschäftSträger, hat, wie man
fagt, kürzlich seine Vermitrlung zwischen den bei-
den Partbeien angeboten. Die Regierung von Bue-
noS-Ayres soll ste angenommen haben. Die fran-
zöstschen Gtceitkräfre tznd in oiesem Augenblicke in
Rio de la Plata sehr zahlreich.

PariS, 28. Febr. Zn ernem Schreiben im
«Zournal des Debats^ (aus Toulon vom 23. Febr.)
worin von der ungemeinen Thätigkcit in dresrm Ha-
fen, in Bezug aus die Expedition weiterer Fahr-
zeuge nach Mexiko, berichtet wird, heißt es am
Schluffe: „Die großen Fahrzeuge, die man eiligst
fertig macht, ssllen Landungstruppen an Bord
nehmen; die Korvetten und Briggs aber stnd zur
Beschützung unserer HandelSmarine gegen dre Kor-
saren und zur Vernichtung der letzrern bestimmr.
Man wird nur den Korsaren (Kapern) Pardon ge-
ben, deren Mannschaften zum größern Theile auS

wirklichen Mexikanern bestehen. Diese Maßregeln
dürften die englischrn und amerrkanischen Piraten
zu schrecken dienen."

AuS Belgien vom 26. Febr. Es ist aller-
dingS keinem Zweifel unrerworfen, daß unsere Re-
präsentantenkammer die ihr von dec Regierung vor-
gelrgten entscheidenden Ge^ehenrnürfe annimmt,
alletn eS ist eben so gewiß, daß dre WiderstandS.
partei durG diese Ausstcht noch nicht murhloS ge-
worden. DaS rst auch wohi;u begreisen- Eö giit
der WidcrstandSpartei jetzt nicht mehr um drn gc-
setzlrchen Widerstand, sondern um die Ergreifung
repolutionärer Mittel. Die Regierung läßt stch
aber durch die anscheinende Ruhe, welche die Par-
tei jetzt beobachret, nicht täuschen, und um so we-
niger, da die Emissärc biefer Partet überall im
Lande verbreitet sind und aufhetzen. ES ist zu be-
dauern, oaß die Repräsentantenkammrr so zaudernd
zu Werke gebr, denn dadurch gewinnr die Wider-
stsndspartei nur an Tcrrain, und eö kann ibr leicht
-ie Aufregung, welche stch am 2. März in Frank-
reich bei den Wahlen zu erkennen geben wird, zu
statten kommen. — Unser seitberiger Gesandte am
ks. östretchischen Hofe, Baron O'Sullivan de Graß,
rnuß jetzt zu Frankfurt angekommen seyn und von
da auS stch weitere VerhaltungSbekehle von der Re-
gierung erbilten. — General Skrzynecki soll stch
noch nicht wieder ganz wohl befinden. Seine Gtel«
lung in Brüssel kann ihm aber bei ben veränderten
Gestnnungen unserer Regierung durchaus nicht be-
haglich seyn, und er dürfte sich rvohl, sobald der
schickliche Augenblick eingetreten, auS Belgien erit-
fernen. — Hier ist immer no.ch das Gericht verbrei-
tet, die Holländer beabstchtigten, stch plötzlich Lim-
bnrgs zu bemächrigen. DaS ist aber gewiß ganz
ungegründet, denn wenn unsere Regiernng den
Dcrtrag unterzeichnet, so muß HsKand auck die
freiwtllige Räumung der betreffendcn GebietSrheile
abwarten. Eiqenmächtig kann Holland bei Bel-
gienS Nachgiebigkcir nicht verfohren. Man w«ll
aber wissen, daß sich die GebietStheile schon ziemlich
mit dem Gedanken, von Belgten getrennt fu wer-
den, vertraut gemacht haben. D<e revolutionäre
Partei will indessen nun einmal dtc anfeblich be-
drohte Zntegritat BelgienS zum Vorwand einer neuen
Revolution nehmen.

Bayonne, 26. Febr. ES unterliegt jctzt ket°
nem Zweifel, daß Waroto 'eine lehten Maßregeln
auS etgenem Antrieb, um sich von seireen persönli-
chen Feinden zu befreien, ergriffen har. Er ließ
sie erschießen, ohne ihnen den Prozeß zu machen
 
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