Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0905

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hcidelbcrgcr Wochcnblättcr.

>o. 223. Dinstag, den 12. November 1839.

Ereignisse.

Berlin, 2. Nov. Bei der heutc stottgefunde-
ncn Iudelftier der Einsührung dcr Reforniation,
war desonderö der Festzug in die St. Nikolaikirche,
der vom kölnischcn Nathdause auögiug, imponi-
rend. Er war solgendermaßen geordnet: Zwei
Großmarschälle, schwarz gekleidet, mit weißcn
Schärpen über der Achsel, cinen goldcnen Etab
tragend, auf deffen oberem Ende in einem ovalem
Feldc das Wappenthier der Etadt, der Bär, be-
findlich, schrirten voran. Ihnen solgten zwei Mar-
schalle in ähnlicher Tracht, ohne dcn Wappcnschild,
wclchen sich, Posaunen voran, der Gesangchor des
berlinischen Gymnasiums anschloß. Dicht hinter
den Schülern schritten die sämmtlichen evangelischen
Gcistlichen Berlins, welche nicht durch eigcnc Amts-
geschäfte an diesem Tage abgchalcen waren. An
ihrer Spitze befandcn sich der Bischof Or. Roß,
Propst dcr Nikolaikirche, und der zu dem Fest aus
Stcttin lüerhcrgekommene Bischof Dc- Ritschl.
Dcmnächft folgren: Die Depncationen dcr k. Uni-
vcrsität (es sckicnen sich fast allc Mitglieder dersel-
ben angeschloffen zu haben), die k. Gymnasicn und
die Direkloren, Profefforcn und Lehrer der städri-
schen Gymnasien w:e der Gewcrbschule; die Rek-
loren dcr hol^eren Dürgerschuien. Hierauf, wicder
durch zwei Marschälle gesondert, die Deputationcn
der k. Ministerien, dcr Central-, Administrations-
und Iustizbehörden. Eö machte eineu wahrhaft
erhcbenden Eindruck, in dieser Zahl die verehrtesten
Lehrcr der Kirche, die lwchsten wiffenschaftlichen
9(otabilicätcn, die hochgestellren Staatsmänner zu
erkennen, wie sie gemeinsam mit der erst heran-
wachscnden Iugend die hchre Feier begingen. Der
erften Hauptabtheilung deö Zuges folgten noch zwei,
jede durch einen Großmarschall abgesondert; der
zweiten ging das Gesangchor des friedrickswerder-
schen GymnasiumS, dem sich die Magiftratsnuncien
anjchloffen, voran; die dritte wurde von dem deö
Realgymnasiums geschloffcn. Die bciden Haupt-
abtheilungen des Zuges bildeten: Die Stadtälcesten,
der Magistrat, die Scadtverordnetenversammlung,
oie Bürgerdeputirten der städtischen Deputationen
und Kommissionen, die Deputation der Acltesten
der Kausmannschasc und der wcltlichen Mitglieder
LcS Eonsistoriums der sranzösischcn Kirche, die
Lorsteher der Servisvcrordneien, die Deputation
dcr Versammlung der Armcnkom.missionövorsteher,
die Bezirksvorsteher, Armenkommissionsvorftchcr

und Mitgliedcr; die Servisverordncten und Schieds-
männer der Parochie der St. Nikolaikirche, die
magistratualischen Büreauvorsteher und Kaffenren-
Lanlen, die Altmeistcr dcr hiesigen Gewerke und
die Lorstehcr der Schützengilde. Swei Großmar-
schälle beschloffen den langen Zug. In seiner gan-
zcn Länge war dcr Sug auffcr von den Marschällen
noch durch die Schüler der erstcn Kloffcn dcr hie-
sigen Gymnasien zur Seite begleitet, die ähnlich
wie jene gekleidct, wciße Binden um den Arm
und weiße Stäbe mit wcißcn flatterndcn Bändern
trugcn, was, da dic Zahl derselben über hundcrt
bctrug, dem ganzen Zug ein festlicheö Ansehen
gewährte, und ihn den Augen mittcn in dcn um-
gebenden Lvlksmaffcn kcnntlich bczeichnete. In
ernster, frommer Haltung bcwcgte er sich langsam
vorwärts, das erhabene Lied Luthers: „Ein' feste
Burg ist unser Gott" wurde von allen Theilneh-
mern des Zugs gcsungcn, und mchrmals stimmten,
unwillkührlich crgriffcn, auch dieumgcbenden Lolks-
maffen mit ein. Die Zracht Allcr war crnweder
dic Gallavniscrm odcr das sckwarze Fcierkleid; alle
städkischcn Bcamlen und Lertrercr trugen das
Lehsere urid gingen mit cnlblößtem Houpte daher;
den O-berbürgermeistcr und den Borsteher der Stadt-
verordneten zierten die rciche goldcne Kette und
dic Medaille, die ihr Amt bezcicknen. Durch die
breite Straße, übcr den Schloßplatz, die lange
Brückc, Königsstraße, Poslstraße, ging dcr Zug
nach Ler Nikvlaikirche, wo «r gcgen halb zwölf
Uhr eintraf. Diese war sestlich geschmückt und,
zumal der Hochalrar, glänzend erlevch:ct. Die
Prinzen und Prinzessmnen dcö k. Hauscs nahmen
an der Feier .Ti cil, zu welchcr sich auch cin Theil
des diplomatischen Korps, die Minister und sonsti-
gen höchslen Zivii- und Militärstaalsbealnten,
sämnttlich in Gallaunisormcn, eingesunden hatten.
Ein Tedeuui von Händcl machte den Ansang der
kirchlichen Feier. Nach demselben hielt die Prcdigt
Ler Propft dcr Nikolaiknche, Bischos I)r. Reß,
auf den an diesem. Tage in allcn Kirchcn der Mavk
zum Grunde gelegcen Text Ev. Ioh. Kop. 12 V.
35, 36. Nach dem Gvttesdiensie ersolgre die
Abendmahlserrheilung an den Magistrat und die
städtffchen Lerordneten.

Paris, dcn^. Nov. DerMoniteurcnthältheute
ein ministerielles Manifest gegen cinen Artikel des
Iournal des Debats, welches dem Ministerium
Glück dazu gewünscht hatte, daß eö von scinen
früheren Ansichten abgegangen und denen des vorigen
 
Annotationen