Hcidelbergcr Wochenblattcr.
33. Samstag, den 16. Februar 1839.
Ereignisse.
Frankfurt, ii. Febr. Die GeschäftSträ'ger
von Oestreich und Preußen am Brusseler Hofe
sind gcstern spät AbendS liier eingelrvffen. Man
glaubt, eS dürflen dieselben eine Zeit lang in
Frankfurt verweilen, um fernere Jnstcucrionen
ihrer 5^öfe, in Bezug auf die neuen Vorschläge
zu erwarten, die ihnen, bald nach ihrer Abreise
von Brüssel, durch einen zu dem Behufe abge-
sandten Ministerialbeamten gemacht worden sind.
— Zn hiestgen Kreisen betrachtet man die Re°
sulkate der neuen Kammerwahlen in Frankreich
6lS entscheidend für die Aufrechthaltung des all-
gemeinen politischen Systems und alier der Fragen,
Lie solche bedingen. Lnbwig Philipp hat durch
die Entlassung PerstlS und anderer Coryphäeri
Ler Coalttion den Wrüen erklärt, mit dem TierS«
parti wie mit den Doctrknärs für immer zu brechen.
Erhielre daher durch die ncuen Wahlcn das Mi-
nisterium Mole keine überwiegende Mebrheit, so
könnte sich Ler König genötbigt sehen, scine Mt-
nister aus der Bewegungspartei ;u wählen, mit
welcher die Aufrechthaltung des gegenwärtigen
SystemS kaum denkbar wäre.
AuS Preußen vom 9. Febr. Man erfährt
auS glaubwürdiger Queüe, daß ausser den auf Len
KriegSfuß gefttzten Divisionen deS 7. und 8. Ar-
meccorpS noch zwei anders preußische ArmeecorpS
mobtl gemacht wcrden und stch an den Nhein dege-
ben soüen. Jedes dieser CorpS bildet eine Trup-
penmasse ron 35,ooo Mann aller Waff-ngattungen.
Zusammen würde stch dcmnach die an den belgnchen
Gränzen stch aufsteüende HeereSmacht PreußenS auf
mehr als 100,000 Mann belaufen, sohin an Zahl
der französtschcn ObservationSarmee, ftlbst nach den
übertkiedensten Angaben in deren Betreff, minde-
ßens gleichkommen, wahrscheinlich aver dieselbe
übersteigen. — Don Koin ist vor einigen Tagen
daS 23ge Linienregiment nach der belgischen Gränze
abmarschirt; alle dahin auS verschiedenen Richtun-
gen führenden Straßen sind mit Truppenzügen de.
deckt. — Die preußischen Festungen am Ntederrhein
sind, zuverlässigen Nachrichten zufolge, vollständig
verproviantirr und im Ueberflusse mit Krtegsbedürf-
nissen aücr Art versehen. — Ueber die Mobilrstrung
deutscher Bundestruppen erfährt man biS jetzt nur
soviel, daß dte zum 9. ArmeecorpS gebörigen Kon-
tingente von Kurhcssen, Hannover und Sachsen,
tin ZedeS zur Hälfte, sich in dte Derfaffung setzen,
auf den ersten Wink aufhrechen zu können.
P0 sen, 3. Febr. Die Unterfuchung gegen den
Erzbtschof von Duntn scheint jetzt rasch sich ihrem
Ende ;u nähern , wenigstens lcjdet es keinen Zweifel
mehr, daß bie Akten geschlvsftn sind und daS Ge-
richt nunmehr brnnen kürzester Frist daS Urtheil fäl-
len wird ES ist auch gewrß in jeder Hinsicht wün-
schenswerth, daß die Sache ernmal zum Schluß
komme und die vielen Jnkonvenienzrn, LieauS dem
StaluS quo für berde ReligionSparteien hervorgehen,
wegsallcn; ia man will mit Besiimmtheit veisichern,
daß eine hohe Pecsvn sich in ähnlicher Weift geäuft
ftrt und dre äusserste Beschleunigung deS gerichtli-
chen VerfahrenS nothwendig gesunden babe. AlleS
geht den gewöhnltchen, durch dte LandeSgesetze be-
dingten, Gang, und daS Urtheil wird von dem nu-
türlichen Spruchkollegtum, wie in jcder andern
RechtSsache, aefällt. — Alle Nachrichten auS Ber.
lin stimmen dartn überein, daß die Berathungen
über die wichtigsten, neu zu gebenden, Gesetze be-
reitS geschlossen stnd und nur noch zwei mtnder wich-
tige den Dcbatten deS StaatSeaths unterliegen.
Die Konferenzen Lürflen daher höchstenö noch die-
sen Monar dauern.
Paris, 10. Febr. Auö Privatbriefen über die
Lage der Dtnge an der mexjkanischen Küste geht
hervor, daß Admiral Baudtn durch den Mangel
an LandungStruppen, die ihm die Regierung ver-
weigert haben soll, in Allem gehemmt ist. Ohne
Derstärkungen kann er nichtS mehr auSrichtcn, seit
sich die Mexikaner zum Beharren entschlossen haben.
Von einem Zuge landeinwärtS kann gar nicht dis
Rede seyn.
Madrid, 3. Febr. Kaum ist der RathSpräsi-
dent aus Lissabon eingetroffen und schon hat er Sttz
und Stimme. DaS Kabinct verhehlt ssck das Miß-
liche seiner Lage nicht. Es herrscht weder Einheit
in der Leitung der Geschäfre, noch in der AuSsüh-
rung. Die kommandirenden Generalc hören auf
keinen Befehl, der ihnen von Madrid auS zukömmt.
Die Hauptüadt wird vielmehr vvn den HeereSanfüh-
rern gelcitet. Van Halen de Meer henscht vereint
mit dcm General Breton despotisch in Katalonien.
An all' dtesem ist unstrertig daS schlcchte Beispiel
LeS Grafen Luchana Gchuld. Graf Cleonard und
Baron de Meer haben um ihre Entlassung angehal-
ten; sie ist aber noch nicht angenommen worden.
Dte Majorität und die Minorität stnd auf dem Punkte,
etne Koalition zu bilden, um dte parlamentarische
Freiheit geqen den Mißbrauch deS mrlitärischen Ein-
flusseS in Schutz zu nebmen. — Dan Halen'S Ver-
such, Cabrera zum Kampfe zu brtngen, tst nicht
33. Samstag, den 16. Februar 1839.
Ereignisse.
Frankfurt, ii. Febr. Die GeschäftSträ'ger
von Oestreich und Preußen am Brusseler Hofe
sind gcstern spät AbendS liier eingelrvffen. Man
glaubt, eS dürflen dieselben eine Zeit lang in
Frankfurt verweilen, um fernere Jnstcucrionen
ihrer 5^öfe, in Bezug auf die neuen Vorschläge
zu erwarten, die ihnen, bald nach ihrer Abreise
von Brüssel, durch einen zu dem Behufe abge-
sandten Ministerialbeamten gemacht worden sind.
— Zn hiestgen Kreisen betrachtet man die Re°
sulkate der neuen Kammerwahlen in Frankreich
6lS entscheidend für die Aufrechthaltung des all-
gemeinen politischen Systems und alier der Fragen,
Lie solche bedingen. Lnbwig Philipp hat durch
die Entlassung PerstlS und anderer Coryphäeri
Ler Coalttion den Wrüen erklärt, mit dem TierS«
parti wie mit den Doctrknärs für immer zu brechen.
Erhielre daher durch die ncuen Wahlcn das Mi-
nisterium Mole keine überwiegende Mebrheit, so
könnte sich Ler König genötbigt sehen, scine Mt-
nister aus der Bewegungspartei ;u wählen, mit
welcher die Aufrechthaltung des gegenwärtigen
SystemS kaum denkbar wäre.
AuS Preußen vom 9. Febr. Man erfährt
auS glaubwürdiger Queüe, daß ausser den auf Len
KriegSfuß gefttzten Divisionen deS 7. und 8. Ar-
meccorpS noch zwei anders preußische ArmeecorpS
mobtl gemacht wcrden und stch an den Nhein dege-
ben soüen. Jedes dieser CorpS bildet eine Trup-
penmasse ron 35,ooo Mann aller Waff-ngattungen.
Zusammen würde stch dcmnach die an den belgnchen
Gränzen stch aufsteüende HeereSmacht PreußenS auf
mehr als 100,000 Mann belaufen, sohin an Zahl
der französtschcn ObservationSarmee, ftlbst nach den
übertkiedensten Angaben in deren Betreff, minde-
ßens gleichkommen, wahrscheinlich aver dieselbe
übersteigen. — Don Koin ist vor einigen Tagen
daS 23ge Linienregiment nach der belgischen Gränze
abmarschirt; alle dahin auS verschiedenen Richtun-
gen führenden Straßen sind mit Truppenzügen de.
deckt. — Die preußischen Festungen am Ntederrhein
sind, zuverlässigen Nachrichten zufolge, vollständig
verproviantirr und im Ueberflusse mit Krtegsbedürf-
nissen aücr Art versehen. — Ueber die Mobilrstrung
deutscher Bundestruppen erfährt man biS jetzt nur
soviel, daß dte zum 9. ArmeecorpS gebörigen Kon-
tingente von Kurhcssen, Hannover und Sachsen,
tin ZedeS zur Hälfte, sich in dte Derfaffung setzen,
auf den ersten Wink aufhrechen zu können.
P0 sen, 3. Febr. Die Unterfuchung gegen den
Erzbtschof von Duntn scheint jetzt rasch sich ihrem
Ende ;u nähern , wenigstens lcjdet es keinen Zweifel
mehr, daß bie Akten geschlvsftn sind und daS Ge-
richt nunmehr brnnen kürzester Frist daS Urtheil fäl-
len wird ES ist auch gewrß in jeder Hinsicht wün-
schenswerth, daß die Sache ernmal zum Schluß
komme und die vielen Jnkonvenienzrn, LieauS dem
StaluS quo für berde ReligionSparteien hervorgehen,
wegsallcn; ia man will mit Besiimmtheit veisichern,
daß eine hohe Pecsvn sich in ähnlicher Weift geäuft
ftrt und dre äusserste Beschleunigung deS gerichtli-
chen VerfahrenS nothwendig gesunden babe. AlleS
geht den gewöhnltchen, durch dte LandeSgesetze be-
dingten, Gang, und daS Urtheil wird von dem nu-
türlichen Spruchkollegtum, wie in jcder andern
RechtSsache, aefällt. — Alle Nachrichten auS Ber.
lin stimmen dartn überein, daß die Berathungen
über die wichtigsten, neu zu gebenden, Gesetze be-
reitS geschlossen stnd und nur noch zwei mtnder wich-
tige den Dcbatten deS StaatSeaths unterliegen.
Die Konferenzen Lürflen daher höchstenö noch die-
sen Monar dauern.
Paris, 10. Febr. Auö Privatbriefen über die
Lage der Dtnge an der mexjkanischen Küste geht
hervor, daß Admiral Baudtn durch den Mangel
an LandungStruppen, die ihm die Regierung ver-
weigert haben soll, in Allem gehemmt ist. Ohne
Derstärkungen kann er nichtS mehr auSrichtcn, seit
sich die Mexikaner zum Beharren entschlossen haben.
Von einem Zuge landeinwärtS kann gar nicht dis
Rede seyn.
Madrid, 3. Febr. Kaum ist der RathSpräsi-
dent aus Lissabon eingetroffen und schon hat er Sttz
und Stimme. DaS Kabinct verhehlt ssck das Miß-
liche seiner Lage nicht. Es herrscht weder Einheit
in der Leitung der Geschäfre, noch in der AuSsüh-
rung. Die kommandirenden Generalc hören auf
keinen Befehl, der ihnen von Madrid auS zukömmt.
Die Hauptüadt wird vielmehr vvn den HeereSanfüh-
rern gelcitet. Van Halen de Meer henscht vereint
mit dcm General Breton despotisch in Katalonien.
An all' dtesem ist unstrertig daS schlcchte Beispiel
LeS Grafen Luchana Gchuld. Graf Cleonard und
Baron de Meer haben um ihre Entlassung angehal-
ten; sie ist aber noch nicht angenommen worden.
Dte Majorität und die Minorität stnd auf dem Punkte,
etne Koalition zu bilden, um dte parlamentarische
Freiheit geqen den Mißbrauch deS mrlitärischen Ein-
flusseS in Schutz zu nebmen. — Dan Halen'S Ver-
such, Cabrera zum Kampfe zu brtngen, tst nicht