Hcidclbcrger Wochenblättcr.
X«. 242. Montag, den 9. Dezember 1839.
E r e i g n iffe.
Zweibrücken, 30. Nov. Nicht sllein die
rauden Tbälcr des Kantons Dahn, auch unscr
Wcsteich bringcn zum zweiten Nkale Blüthen und
Früchte. Vor 10 Tagen sahen wir vollkommen
reife Erdbeeren, hcute am St. Andreastage wurde
uns cin Slrauch gleichfalls ganz reifcr Hcidelbeercn
gebracht. Zn den Garten blühen Nclkcn nebcn
der noch nichr verwelktcn Nejcda in üppigcr Pracht
mit ihrcn fein>ten Wohlgerüchcn. Sogar verpslanz-
rer Flachs, 1 V2 Fuß hoch, hat Samen. Ncben
ollcn diesen aufferordcn.tlichen Erschcinungen sindet
hcute noch das Lieh der Armen auf unscrn Wiesen
die vollkommenste Weide.
Paris, 2. Dez. An Nachrichten fehlt es uns
hcure wahrlich nicht, und das von der wichtigsten
Art. Die längst gedrohten Feindseligkeiten von
Seiten Abd-el-Kadcrs sind nun wirklich ausge-
drochcn, und zwar dcn 17. Nov. Den 18. wur-
dcn die Hadschuten bcreits mit Verlust zurückge-
schlagen. Den 20., im Augenblicke, wo AbL-el-
Kadcr förmlich den Krieg erklärte, gingen seine
Truppcn übcr die Chiffa. Ohngcfähr 1060 Araber
übersielen einc schwacke Abthcilung Franzosen cine
Stundc von Buffarick; die wcnige Mannschaft ver-
rhcidigtc sich aber mit Glück gegen die Ucbermacht,
und nur der sic befehligende Öfsizier blieb ausi dcm
Platze. Ein andcres Konvoi kam nicht so gut da-
von, und blieb mit Mann und Nos; auf dem Platze.
Dcn 21. setzten 1500 Mann über dic Ehiffa, die
Franzosen griffen sie, blos 200 Pfcrde stark, an,
und von dicsen kamen blos y5 Mann mik l;ciler
Hauc davon. Gcgen Osten kam den 20. Nov.
eine Kolonne vom Gebirge Deni-Muffa her; allein
die Besatzungen der Lager von Araksch und Arba
zogen gegen sie zu Fclde, und konnten daher die
waffenlose Bevölkerung in Schutz nehmen. Scit-
dem haben sich die Fcinde wieder zurückgezogcn. —
Die eingetroffenen amtlichcn Bcrichte sind: Erstens
ein Napport des Marsch. Nalöe, dat. vom 15.
Nov. aus Algicr, welcher die bcreits frülter von den
Oppositionsblättern mitgetl)eilten Ansichren über
die kriegerischen Abfichten Abd-el-Kaders vollkom-
men bestärigt. Zweirens, ein ausfüllrlicher Bricf-
wechsel dcs Generallieutenants Guel)enez vom 30.
Sepr., 7. und 1ü. Okt. Drirtcns eine Nachschrift
des Ntarschalls Dalöe voili 1Y- Nov. Vicrtcns
die aufgcfangene Korrespondenz Abd-el-Kadcrs.
Fünfrens cin anderer Bericht des Marschalls vom
2ü. Nov., mit obtgen Anzcigcn des Veginnens dcr
Feindseligkclren.
Kriegserklärung. Gelobt scy Gott! Von
Seiten des iLaid-Hadschi Abd-el-Kader, dcn Gott
beschütze und siegreich mache, an die Exzellcnz von
Algier, den Marschall Valee. Heil, Gnade und
Segen über den, der den Weg der Wahrheit wan-
delt. Euer erstes und letztes Schreibcn ist uns zu-
gckommen. Wir haben deffeu Inhalt verstanden.
Zch habe Euch geschrieben, daß alle Araber von
Beni-Hieznoß biö zum Kaf einig seycn, und ihncn
keine anderen Worre als der Krieg übrig bleibcn;
ich habe alle Mittcl angcwandt, um ihre Gedanken
zu ändern, aber Niemand hat die Dauer des Frie-
dens gcwollt; einstimmig verlangten alle den heili-
gcn Krieg, und ich sinde kein anderes Mittel, als
sie anzuhörcn, um unserem theucren Gcsetze, das
solchen anbesiehlr, getreu zu bleiben; ich handle
da!)er nicht verrätherisch an Euch und unterrichte
Euch von dcm, was ist. Schicke meinen Wakil
von Oran zurück, damit er zu seiner Familie heim-
kehre. Halter Euch gefaßr, daß alle Muselmän-
ner Euch den heiligcn Krieg machcn; denn wenn
etwas begcgnet, so will ich nicht als ein Verräthcr
angcklagr scyn. Jch bin rcin, nnd nie wird durch
mich etwos bcgangcn wcrden, was der Geradheit
meines Gcsetzes entgegen ist Geschrieben Montag
Abends, den 11. dcs Namadan 1255 zu Medcah,
von Gott erhalten und bcwahrr (18. Nov. 183YY
Der König, als ich ihm geschricben, har mir anr-
worten lasscn, daß alle Geschäftc bei Euch ent-
weder im Fricden oder im Haffe geschchcn. Jch
bin für den Haß, so wie alle Gläubigen. Halret
Euch für benachrick.tigt, und antworter, was Zhr
sür gut finder: dcnn die Worte sind bei Euch und
sonst bei Keinem.
Kann das Ministerium sich im Orient einer all-
gemein anerkannten siegrcichcn Polltik rühmcn, so
feiert ieidcr die Opposition in Afrika einen traurigen
Triumpl), dcn sie gewiß gern enlbehrl lwtte. Kaum
bleibt bei cinem so wichtigen, nun alle andern Ge-
genstände des Jn- und Auslandes an Zntereffe
überbicrenden Vorgang noch Naum für ebenfallö
wichtigc und folgcnreiche Nachrichten. Das Mini-
stcrium befinder sich nun wirklich in einer Krisis;
wenigstens steht, heißt cs, der Großsicgelbcwahrer
Teste aus dem Punkre, seine Enrlaffung ein-
zureichen, und auch Hr. Passy, der seinen Lleb-
lingsgedanken, die Renrenumwandlung, aufgeben
mußte, zeigt, wie es hcißt, dieselbe Absicht. An-
fangs wollre man die Partei deö linken Centrums
vcrstärkcn. Allein wie die Sachcn jctzt stehen,
scheint Hr. Guizot, der schon einigcmale bei Hofe
X«. 242. Montag, den 9. Dezember 1839.
E r e i g n iffe.
Zweibrücken, 30. Nov. Nicht sllein die
rauden Tbälcr des Kantons Dahn, auch unscr
Wcsteich bringcn zum zweiten Nkale Blüthen und
Früchte. Vor 10 Tagen sahen wir vollkommen
reife Erdbeeren, hcute am St. Andreastage wurde
uns cin Slrauch gleichfalls ganz reifcr Hcidelbeercn
gebracht. Zn den Garten blühen Nclkcn nebcn
der noch nichr verwelktcn Nejcda in üppigcr Pracht
mit ihrcn fein>ten Wohlgerüchcn. Sogar verpslanz-
rer Flachs, 1 V2 Fuß hoch, hat Samen. Ncben
ollcn diesen aufferordcn.tlichen Erschcinungen sindet
hcute noch das Lieh der Armen auf unscrn Wiesen
die vollkommenste Weide.
Paris, 2. Dez. An Nachrichten fehlt es uns
hcure wahrlich nicht, und das von der wichtigsten
Art. Die längst gedrohten Feindseligkeiten von
Seiten Abd-el-Kadcrs sind nun wirklich ausge-
drochcn, und zwar dcn 17. Nov. Den 18. wur-
dcn die Hadschuten bcreits mit Verlust zurückge-
schlagen. Den 20., im Augenblicke, wo AbL-el-
Kadcr förmlich den Krieg erklärte, gingen seine
Truppcn übcr die Chiffa. Ohngcfähr 1060 Araber
übersielen einc schwacke Abthcilung Franzosen cine
Stundc von Buffarick; die wcnige Mannschaft ver-
rhcidigtc sich aber mit Glück gegen die Ucbermacht,
und nur der sic befehligende Öfsizier blieb ausi dcm
Platze. Ein andcres Konvoi kam nicht so gut da-
von, und blieb mit Mann und Nos; auf dem Platze.
Dcn 21. setzten 1500 Mann über dic Ehiffa, die
Franzosen griffen sie, blos 200 Pfcrde stark, an,
und von dicsen kamen blos y5 Mann mik l;ciler
Hauc davon. Gcgen Osten kam den 20. Nov.
eine Kolonne vom Gebirge Deni-Muffa her; allein
die Besatzungen der Lager von Araksch und Arba
zogen gegen sie zu Fclde, und konnten daher die
waffenlose Bevölkerung in Schutz nehmen. Scit-
dem haben sich die Fcinde wieder zurückgezogcn. —
Die eingetroffenen amtlichcn Bcrichte sind: Erstens
ein Napport des Marsch. Nalöe, dat. vom 15.
Nov. aus Algicr, welcher die bcreits frülter von den
Oppositionsblättern mitgetl)eilten Ansichren über
die kriegerischen Abfichten Abd-el-Kaders vollkom-
men bestärigt. Zweirens, ein ausfüllrlicher Bricf-
wechsel dcs Generallieutenants Guel)enez vom 30.
Sepr., 7. und 1ü. Okt. Drirtcns eine Nachschrift
des Ntarschalls Dalöe voili 1Y- Nov. Vicrtcns
die aufgcfangene Korrespondenz Abd-el-Kadcrs.
Fünfrens cin anderer Bericht des Marschalls vom
2ü. Nov., mit obtgen Anzcigcn des Veginnens dcr
Feindseligkclren.
Kriegserklärung. Gelobt scy Gott! Von
Seiten des iLaid-Hadschi Abd-el-Kader, dcn Gott
beschütze und siegreich mache, an die Exzellcnz von
Algier, den Marschall Valee. Heil, Gnade und
Segen über den, der den Weg der Wahrheit wan-
delt. Euer erstes und letztes Schreibcn ist uns zu-
gckommen. Wir haben deffeu Inhalt verstanden.
Zch habe Euch geschrieben, daß alle Araber von
Beni-Hieznoß biö zum Kaf einig seycn, und ihncn
keine anderen Worre als der Krieg übrig bleibcn;
ich habe alle Mittcl angcwandt, um ihre Gedanken
zu ändern, aber Niemand hat die Dauer des Frie-
dens gcwollt; einstimmig verlangten alle den heili-
gcn Krieg, und ich sinde kein anderes Mittel, als
sie anzuhörcn, um unserem theucren Gcsetze, das
solchen anbesiehlr, getreu zu bleiben; ich handle
da!)er nicht verrätherisch an Euch und unterrichte
Euch von dcm, was ist. Schicke meinen Wakil
von Oran zurück, damit er zu seiner Familie heim-
kehre. Halter Euch gefaßr, daß alle Muselmän-
ner Euch den heiligcn Krieg machcn; denn wenn
etwas begcgnet, so will ich nicht als ein Verräthcr
angcklagr scyn. Jch bin rcin, nnd nie wird durch
mich etwos bcgangcn wcrden, was der Geradheit
meines Gcsetzes entgegen ist Geschrieben Montag
Abends, den 11. dcs Namadan 1255 zu Medcah,
von Gott erhalten und bcwahrr (18. Nov. 183YY
Der König, als ich ihm geschricben, har mir anr-
worten lasscn, daß alle Geschäftc bei Euch ent-
weder im Fricden oder im Haffe geschchcn. Jch
bin für den Haß, so wie alle Gläubigen. Halret
Euch für benachrick.tigt, und antworter, was Zhr
sür gut finder: dcnn die Worte sind bei Euch und
sonst bei Keinem.
Kann das Ministerium sich im Orient einer all-
gemein anerkannten siegrcichcn Polltik rühmcn, so
feiert ieidcr die Opposition in Afrika einen traurigen
Triumpl), dcn sie gewiß gern enlbehrl lwtte. Kaum
bleibt bei cinem so wichtigen, nun alle andern Ge-
genstände des Jn- und Auslandes an Zntereffe
überbicrenden Vorgang noch Naum für ebenfallö
wichtigc und folgcnreiche Nachrichten. Das Mini-
stcrium befinder sich nun wirklich in einer Krisis;
wenigstens steht, heißt cs, der Großsicgelbcwahrer
Teste aus dem Punkre, seine Enrlaffung ein-
zureichen, und auch Hr. Passy, der seinen Lleb-
lingsgedanken, die Renrenumwandlung, aufgeben
mußte, zeigt, wie es hcißt, dieselbe Absicht. An-
fangs wollre man die Partei deö linken Centrums
vcrstärkcn. Allein wie die Sachcn jctzt stehen,
scheint Hr. Guizot, der schon einigcmale bei Hofe