Hkidclvergkr Wvchenblättkr.
Xo. 105. Freitag, den31. Mai 1839.
E r e i g u t s s e.
Wten, 22. Mai. Dergangenen Samstag er-
eignete sich daS entsrtzliche Unglück, daß ein ge«
wyhvlicheS Donanschiff, auf tvelchem sich 67 Kin«
der, die sich von ihren Angehörigen beglritet, zu
der vsrgeßern begonnenen alljährigen heil. Firmung
begebrn tvollten, bei einrm heftigen Skurme in der
Nähe deS SchloffeS Greifenßein umschlug, wobei
die meißen dteser Unglücklichen ihren Tod fanden.
ES soll etn herzzerreißender Anblick gewefen seyn,
ben man vom Ufer auS gewahrte. Von allen Sei-
ten eilten Boote herbet, um den Unglücklichen bei-
zußehen, alletn die metßen versanken in den Wrllen.
Brüssel, 23. Mai. Unsere Deputirtenkam«
mer willigt in AlleS, waS die Mtnister thr vorschla-
gen. Jm Senale fehlt oft die benüthigte Anzahl
Mitglieder, obwohl dieser ntcht mehr als 26 sind.
Paris, 24. Mar. Nach etner Lrklärung deS
Hrn. Duchatel in der geßrigen Sitzung der Kom-
mission wegen der geheimeu Gelder bleiben der amt-
liche »Moniteur^ und der halbamtliche »Moniteur
parisien" die einzigen ofstjteven Organe der Gesin-
nungen der Regierung; keio andereS Blatt wird
weiter „ subventionirt *; nur eine kleine Summe
behält sich die Rcgierung vor, um dann und wann
gewisse Artikel, deren Kundwerbung ihr wünschens.
werth erschetnt, in Journalen — wclchen? sagte
der Minister nicht — etnrvcken zu laffen. — Hr.
Thiers schetnt, der „Presse" zufolge, vorderhand
drr thätigen Politik entsagt zu haben; er will eine
Geschichte RapoleonS schreiben, wofür ihm etn
Buchhändler etn, angeblich auch angenommeneS,
Honorarangebot von 200,000 Fr. gemacht haben soll.
— Amtliche, nach möglichst genauen Erhebungen
der Polizeiprafektur aus den Listen der Mauie- und
der Zlvrl. und Militär Spitäler aufgesteüre, Ueber-
sicht der in den Tagen deS 12. und 13. Getödeten
und Verwunbeten: Lode (Zivilißen) 39; ditlo
tMilirüre) 13 : zusammen 74. Verwundete (Zlvi-
lißel!)6i; dilto (Militäre) 36: zusammen 97. —
Blanqui, der Aufruhrführer, wurde noch, im Be°
griff, fich nach England einzuschiffen, ;n EalaiS er-
wtscht, nack> PariS zurückgedracht und heute in dcr
Conciergerie eingethürmr.
Pn rts, 23. Mai. 8n der heutigen Deputirten-
kammer begehrt der Seeminißer einen Kredil von
10 Millionen auf den Dienß von 1839 zur Ver-
mehrung der bcwaffneten Stationen ;m milleüän-
dtschen Meerc, um dcn Krieden zwischen Mehemed
Ali und Mabmud aufrccht zu erhaircn; dcr Mini-
ßer denkt nichk, daß die geforderte Gumme ver-
wender werde, meinr aber denn doch, daß Frank-
retch auf den Nothfall berett sein miisse, „seine
Flagge und seine Nationalehre resprktiren zu
machen." Der Minißer deS Jnnern legt alS Ge-
sctzenrwurf ein Begehren um 83000 Fr., zur Ver-
wiüigung von jährlichen lebenSlänglichen Penstoncn
an 14 während der letzten Emeute verwundeten
Nationalgardißen und Nationalgardetrommler vor.
Der KriegSmrnißer begehrt, tn Gesetzentwurfform,
Verwilligung von Nationalbelohnungen an die Sol-
daten, welche am 12. u„d 13. Mat mit AuSzeich-
nung oder Wunden gekämpft haben. An die Ab-
therlungen verwiesen- Hr. Dessaurct trägt, alS
ernannter Bertchrcrstatrer, setnen Bericht vor über
daS Begehren der Regierung wegen etneS ausseror-
dentlichen LrcditS von 1,200,000 Fr. unter der
Nubrik „Geheimer Gelder *. Der Bericht trägt
auf Streichung allcr und jrder Subventionen an die
pariser und DepartemcntSjournale an. Die DiS-
kussion wird auf künftigen DinStag anberaumt.
Florenz, 19. Mai. Geßern Vormittag starb,
allgemein bedauert, dte letzte Schwester NapoleonS,
Karoline Murat, einst Königin von Neapel, nur
seLS Tage nach dem Lode ihreS ObeimS, deS Kar-
dinalS Fesch. Nach dem Tode MuratS nannte ste
stch Gräfin v. Lipona (iVs-po-li). Die Verstorbene
war am 20. März 1 783 geboren, und hinterläßt
zwei Sühne, Achille und Lucian Murat, beide ge-
genwärlig in Amerika, und zwei Löchtcr, dre
Marquise Pepoli in Bologna und die Marquise
Raspognt in Navenna. So bcklagew die Freunde
dieser großen Famtlie im Verlaufe von wenigen
Mochen den Tod der Prinzesstu Charlotte, deS Kar-
dinalS Fesch und dcn der Königin Karoline.
Türkei. Der ößr. Geob. schrcibt in Bestäti-
gung der Seite 413 mitgetbeilten Nachrichten Fol-
gcndeS: Offizielle Berichte auS Alexandrien vom 7.
Mai, welche mittelß des am 17. Mai in Trirß
angekommenen DampfschiffeS deS ößreichischen Lloyd,
Mahmudie, etngelaufen ßnd, melden, daß auS
Svrrcn dre Nachricht eingegangen war; daß die
Truppen deS Grvßherrn bei Btr (zwischen Orfa
und Aleppo) den Euphrat überschritten haben sollen.
Jbrahim Pafcha babe dem zufolge seinen in der Ge>
gend von DamaSkuS, Hama und HomS kantoniren-
deu Truppen Befehk crtheilt, gegen Aleppo vorzu-
rücken. — Der Vizekönig ffat auf dte erße Kunde
von obtgem Ereigniß schou unterm 29. Aprtl an
seinen Sohn, den OderbefehlShaber der ägyptischen
Truppen in Syrien, die Weisung crgehen laffen,
mtt Vorsicht zu Wcrke zu grhen und nrchtS zu un-
ternehmen, ehe daS Borrücken der Truppen deS
GuitanS nicht posttiv konstatirt seyn würde.
Xo. 105. Freitag, den31. Mai 1839.
E r e i g u t s s e.
Wten, 22. Mai. Dergangenen Samstag er-
eignete sich daS entsrtzliche Unglück, daß ein ge«
wyhvlicheS Donanschiff, auf tvelchem sich 67 Kin«
der, die sich von ihren Angehörigen beglritet, zu
der vsrgeßern begonnenen alljährigen heil. Firmung
begebrn tvollten, bei einrm heftigen Skurme in der
Nähe deS SchloffeS Greifenßein umschlug, wobei
die meißen dteser Unglücklichen ihren Tod fanden.
ES soll etn herzzerreißender Anblick gewefen seyn,
ben man vom Ufer auS gewahrte. Von allen Sei-
ten eilten Boote herbet, um den Unglücklichen bei-
zußehen, alletn die metßen versanken in den Wrllen.
Brüssel, 23. Mai. Unsere Deputirtenkam«
mer willigt in AlleS, waS die Mtnister thr vorschla-
gen. Jm Senale fehlt oft die benüthigte Anzahl
Mitglieder, obwohl dieser ntcht mehr als 26 sind.
Paris, 24. Mar. Nach etner Lrklärung deS
Hrn. Duchatel in der geßrigen Sitzung der Kom-
mission wegen der geheimeu Gelder bleiben der amt-
liche »Moniteur^ und der halbamtliche »Moniteur
parisien" die einzigen ofstjteven Organe der Gesin-
nungen der Regierung; keio andereS Blatt wird
weiter „ subventionirt *; nur eine kleine Summe
behält sich die Rcgierung vor, um dann und wann
gewisse Artikel, deren Kundwerbung ihr wünschens.
werth erschetnt, in Journalen — wclchen? sagte
der Minister nicht — etnrvcken zu laffen. — Hr.
Thiers schetnt, der „Presse" zufolge, vorderhand
drr thätigen Politik entsagt zu haben; er will eine
Geschichte RapoleonS schreiben, wofür ihm etn
Buchhändler etn, angeblich auch angenommeneS,
Honorarangebot von 200,000 Fr. gemacht haben soll.
— Amtliche, nach möglichst genauen Erhebungen
der Polizeiprafektur aus den Listen der Mauie- und
der Zlvrl. und Militär Spitäler aufgesteüre, Ueber-
sicht der in den Tagen deS 12. und 13. Getödeten
und Verwunbeten: Lode (Zivilißen) 39; ditlo
tMilirüre) 13 : zusammen 74. Verwundete (Zlvi-
lißel!)6i; dilto (Militäre) 36: zusammen 97. —
Blanqui, der Aufruhrführer, wurde noch, im Be°
griff, fich nach England einzuschiffen, ;n EalaiS er-
wtscht, nack> PariS zurückgedracht und heute in dcr
Conciergerie eingethürmr.
Pn rts, 23. Mai. 8n der heutigen Deputirten-
kammer begehrt der Seeminißer einen Kredil von
10 Millionen auf den Dienß von 1839 zur Ver-
mehrung der bcwaffneten Stationen ;m milleüän-
dtschen Meerc, um dcn Krieden zwischen Mehemed
Ali und Mabmud aufrccht zu erhaircn; dcr Mini-
ßer denkt nichk, daß die geforderte Gumme ver-
wender werde, meinr aber denn doch, daß Frank-
retch auf den Nothfall berett sein miisse, „seine
Flagge und seine Nationalehre resprktiren zu
machen." Der Minißer deS Jnnern legt alS Ge-
sctzenrwurf ein Begehren um 83000 Fr., zur Ver-
wiüigung von jährlichen lebenSlänglichen Penstoncn
an 14 während der letzten Emeute verwundeten
Nationalgardißen und Nationalgardetrommler vor.
Der KriegSmrnißer begehrt, tn Gesetzentwurfform,
Verwilligung von Nationalbelohnungen an die Sol-
daten, welche am 12. u„d 13. Mat mit AuSzeich-
nung oder Wunden gekämpft haben. An die Ab-
therlungen verwiesen- Hr. Dessaurct trägt, alS
ernannter Bertchrcrstatrer, setnen Bericht vor über
daS Begehren der Regierung wegen etneS ausseror-
dentlichen LrcditS von 1,200,000 Fr. unter der
Nubrik „Geheimer Gelder *. Der Bericht trägt
auf Streichung allcr und jrder Subventionen an die
pariser und DepartemcntSjournale an. Die DiS-
kussion wird auf künftigen DinStag anberaumt.
Florenz, 19. Mai. Geßern Vormittag starb,
allgemein bedauert, dte letzte Schwester NapoleonS,
Karoline Murat, einst Königin von Neapel, nur
seLS Tage nach dem Lode ihreS ObeimS, deS Kar-
dinalS Fesch. Nach dem Tode MuratS nannte ste
stch Gräfin v. Lipona (iVs-po-li). Die Verstorbene
war am 20. März 1 783 geboren, und hinterläßt
zwei Sühne, Achille und Lucian Murat, beide ge-
genwärlig in Amerika, und zwei Löchtcr, dre
Marquise Pepoli in Bologna und die Marquise
Raspognt in Navenna. So bcklagew die Freunde
dieser großen Famtlie im Verlaufe von wenigen
Mochen den Tod der Prinzesstu Charlotte, deS Kar-
dinalS Fesch und dcn der Königin Karoline.
Türkei. Der ößr. Geob. schrcibt in Bestäti-
gung der Seite 413 mitgetbeilten Nachrichten Fol-
gcndeS: Offizielle Berichte auS Alexandrien vom 7.
Mai, welche mittelß des am 17. Mai in Trirß
angekommenen DampfschiffeS deS ößreichischen Lloyd,
Mahmudie, etngelaufen ßnd, melden, daß auS
Svrrcn dre Nachricht eingegangen war; daß die
Truppen deS Grvßherrn bei Btr (zwischen Orfa
und Aleppo) den Euphrat überschritten haben sollen.
Jbrahim Pafcha babe dem zufolge seinen in der Ge>
gend von DamaSkuS, Hama und HomS kantoniren-
deu Truppen Befehk crtheilt, gegen Aleppo vorzu-
rücken. — Der Vizekönig ffat auf dte erße Kunde
von obtgem Ereigniß schou unterm 29. Aprtl an
seinen Sohn, den OderbefehlShaber der ägyptischen
Truppen in Syrien, die Weisung crgehen laffen,
mtt Vorsicht zu Wcrke zu grhen und nrchtS zu un-
ternehmen, ehe daS Borrücken der Truppen deS
GuitanS nicht posttiv konstatirt seyn würde.