Heidelbcrger Wochcnblätter.
lV». SZO. Freitag, den 22. November 1839.
Ereignisse.
Mannheim, 18. Nov. Zn der lctztcn Zcit
sind falsche badische neuc halbe Guldenstückc da-
Kier in dcn Umlauf gekommen. Dicstlbcn sind
genau von der Größe und dem Gcpragc dcr ächten,
— nur ift die Schrifr auf dem Avcrö c.waö ver-
wischt; — sie klingcn schlccht, sind stdr lcicht und
nebcn ein rechtes gehalcen, erschcinen sic graulicht-
Die eingelicfcrtcn sind vom Zahrgange 1629.
Au^ dem Odenwalde, im November.
Eine der wohlthätigsten und zweckmäßigftcn Nah-
rungögucllen, daS wirksamste Lrförderungsmittcl
dcs National'vohlftandes ift die Anlegnng von
Staats- und Prooinzialftraßen, wofür wir unsercr
hochweistn einsichtsvollen Slaatsrcgierung nicht ge-
nug dankcn konnen. >— Es ift eine wahreLust jetzt,
unsereö romanrischen GebirgslandeS Gefilde zu
turchpilgern, wo vor zmei Iahren kaum. fortzu-
kommcn war; hcrrliche Kunftftraßcn durchschnciden
daS säwne Weschnitzkhal — von Waldmichclbach,
von LindenfelS, vvn Ncichclbhcii.l und Eiwach
münden sich in Bälde in dasselbe ein und cröffnen
nach Rhein, Main und Neckar ncue hochstwichtige
Bcrbindungen! Dic armerc und ärmfte Menschcn-
klasse hat nun Arbeir und Vcrdienft. — Unscr
Fürrh war noch nic so bcsucht als dieses Zahr;
kcin Tag vergeht, wo nicht Ehaisen an- und
durchfahren; auch Eürerwagen sind sichrbar gcwor-
dcn, dichmir Waarcn auS Sachscn ankamcn und
mik Nüjstn jchwcrbeladcn im Vicrgespann rückkchr-
tcu. Zjt die Staatsftraße von WormS über
Heppenheim, Fürch und Erbach nach Niiltenberg,
drc i!)rcc Bollendung ganz na'ae ist, vollig durch-
gcfuhrt; konimr unö vvn Mannheim auS über
Weinherm daS Nachbarland Baden enrgegen dann
wcrden Baycrn, Baden und Hcssensich inm.it-
ren des OdcnwaldeS brüdcrlich die Händc reichen.
Aus dcm Großherzogthuni Hessen, iü.
Nov. In Folgc der im vorigcn Sommcr auf der
Hochschule Gichcn stattgchabten tumuliuarischcn
Lorgängcn sind, wie man erfährt, 23 Studircndc
zur Strafe dcr Relegakion verurtherlrworden. Einer
Lcr jungen Leutc weigertc sich jcdoch, die ttniversi-
tätkstadt zu vcrlaffen, was die Bc'hörde nöthigre,
zu ZwangSn-aßrcgcln zu schreircn, um daö ltrrheil
zur Vollzichung zu bringen.
Hannover, den 7. Nov. Dieser Tage wur-
den der Hofmarschal! v. Malorne, der Hofdaurarh
Lavcs und andcre Bcamtc, wclche sich, dcr Be-
hauprung dcs Magistrats zufolgc, gegen die Wahl--
rnänner der hiesigen Stadr Wahl-ttmrricde im
Sinne der Regierting erlaubt hatten, so wie nicht
minder diese Wahlmänner selbst, von hiesiger
Iustizkanzlei übcr jcne Wahl-Umtriebe, Drohun-
gen und Versprechungen abgehört. Es sollen dabei
höchst eigenthümliche Fakia zur Sprache gekom-
men seyn. Eine anf Ncrlangen dcs MagistratS
von dcr Iustizkanzlci an daö Kabiner gestellte
Auffordcrung zur HerauSgabe der KabinetS-Akten
über die Wahlen soll biS jetzt unberücksichtigt ge-
bliebcn seyn und wird daS auch wvhl ferner bleiben.
Da nun auf solche Wcise, wie in hiesiger Stadt,
die Wahlmänner u. s. w., deneu unter Drolmngen
vder Versprcchungen Vornahme der Wahlen zuge-
muthet worten, rm ganzcn Land werden angehört
werden müssen, so läßt sich denkcn, wic weitauS-
sehcnd daS Cnde eincr Kriminastmtcrsuchnng rst.
Hannover, 12. Nov. Nachrichtcn auS OSna-
brück zufolge, sind in Folge der Anzeige der Obrig--
keir eincr dcr kieinen Städte dcr dortigcn ttmgegcnd
in Gröncnberg und Iburg ttntersuchungcn verord-
net word'N. Der General Bock zu OSnabrück
scll Aunrag crhulwn haben, rni-iransche Vor-
kehrungcn zu krcssen. Der Gencrallieutcnant Hal-
rctt rst nach OSnabrück abgereiSt. Indeß muß eS
jcder, der Len Geift ter OSnabrücker kennt, für
unglaublich hciien, taß Licjclbcn jcmalS sich zu
ftrasbarcn Vcrbindungcn vcrirrt l,abcn sollten. —
Wie es heißt sind ncucrdingS Niaßrcgcln angcord-
net, nm von dcr ttn'vcrsirär cinc Wah! zu dcr
(vertagtcn) Skändcvcrsammlung aus jeden Fal! zu
crhaltcn.
Osnabrück, 6. Nov. Dic vielcn polizeilichcn
Ur'.rcrsuchunacn gebcn svrtwährcnd zu Bcjchwcrdeu
und dergleichcn Anlaß, wic denn auch dcr Magi-
strat sich wcgen deö dem Amtmann Erxleben er-
theiltcn polizcilichen EommissorrumS, als eines Ein-
griffeS in die Stadtvcrsassuug, beschwert hat. Auch
dav unrcr Androhung cmcr Gcldstrafe von 25 Thlrn.
an dcn Niagistrat gcftellic Derlangcn dcr HcrauS-
gabe cinc-r vcn etwa 100 Bürgern mucrzcichneten
Vorftcllung (dahin gehcnd, daß der Magistrar sie
mir Cpekuiion wcgcn dcr nichr verkassungkmäßig
bcwilligtcn Stencrn verjchcncn mögc) t2;t zu einer
Beschwcrde Anlaß gcgebcn. Nicht mintcr haben
dicse poltzcilrchcn ttntersuchungen zu schr unange-
nehmen Konflikren zwischcn jener Polizeibehörde,
dem hicsigcn Sradtgcricht a!S polizcitichcr RcknrS-
inftanz und dcr Landdrostci Anlaß gegeben, da
nanientlich daS Stadtgcricht gegcn erniae vomAmi-
mann Erxlcben verfügte Geldftrasen wcgcn nichr
besolgtcr Vorladungen cingeschrittcn war und nun
die Landdrostei die Verfügungen des StadtgerichtS
lV». SZO. Freitag, den 22. November 1839.
Ereignisse.
Mannheim, 18. Nov. Zn der lctztcn Zcit
sind falsche badische neuc halbe Guldenstückc da-
Kier in dcn Umlauf gekommen. Dicstlbcn sind
genau von der Größe und dem Gcpragc dcr ächten,
— nur ift die Schrifr auf dem Avcrö c.waö ver-
wischt; — sie klingcn schlccht, sind stdr lcicht und
nebcn ein rechtes gehalcen, erschcinen sic graulicht-
Die eingelicfcrtcn sind vom Zahrgange 1629.
Au^ dem Odenwalde, im November.
Eine der wohlthätigsten und zweckmäßigftcn Nah-
rungögucllen, daS wirksamste Lrförderungsmittcl
dcs National'vohlftandes ift die Anlegnng von
Staats- und Prooinzialftraßen, wofür wir unsercr
hochweistn einsichtsvollen Slaatsrcgierung nicht ge-
nug dankcn konnen. >— Es ift eine wahreLust jetzt,
unsereö romanrischen GebirgslandeS Gefilde zu
turchpilgern, wo vor zmei Iahren kaum. fortzu-
kommcn war; hcrrliche Kunftftraßcn durchschnciden
daS säwne Weschnitzkhal — von Waldmichclbach,
von LindenfelS, vvn Ncichclbhcii.l und Eiwach
münden sich in Bälde in dasselbe ein und cröffnen
nach Rhein, Main und Neckar ncue hochstwichtige
Bcrbindungen! Dic armerc und ärmfte Menschcn-
klasse hat nun Arbeir und Vcrdienft. — Unscr
Fürrh war noch nic so bcsucht als dieses Zahr;
kcin Tag vergeht, wo nicht Ehaisen an- und
durchfahren; auch Eürerwagen sind sichrbar gcwor-
dcn, dichmir Waarcn auS Sachscn ankamcn und
mik Nüjstn jchwcrbeladcn im Vicrgespann rückkchr-
tcu. Zjt die Staatsftraße von WormS über
Heppenheim, Fürch und Erbach nach Niiltenberg,
drc i!)rcc Bollendung ganz na'ae ist, vollig durch-
gcfuhrt; konimr unö vvn Mannheim auS über
Weinherm daS Nachbarland Baden enrgegen dann
wcrden Baycrn, Baden und Hcssensich inm.it-
ren des OdcnwaldeS brüdcrlich die Händc reichen.
Aus dcm Großherzogthuni Hessen, iü.
Nov. In Folgc der im vorigcn Sommcr auf der
Hochschule Gichcn stattgchabten tumuliuarischcn
Lorgängcn sind, wie man erfährt, 23 Studircndc
zur Strafe dcr Relegakion verurtherlrworden. Einer
Lcr jungen Leutc weigertc sich jcdoch, die ttniversi-
tätkstadt zu vcrlaffen, was die Bc'hörde nöthigre,
zu ZwangSn-aßrcgcln zu schreircn, um daö ltrrheil
zur Vollzichung zu bringen.
Hannover, den 7. Nov. Dieser Tage wur-
den der Hofmarschal! v. Malorne, der Hofdaurarh
Lavcs und andcre Bcamtc, wclche sich, dcr Be-
hauprung dcs Magistrats zufolgc, gegen die Wahl--
rnänner der hiesigen Stadr Wahl-ttmrricde im
Sinne der Regierting erlaubt hatten, so wie nicht
minder diese Wahlmänner selbst, von hiesiger
Iustizkanzlei übcr jcne Wahl-Umtriebe, Drohun-
gen und Versprechungen abgehört. Es sollen dabei
höchst eigenthümliche Fakia zur Sprache gekom-
men seyn. Eine anf Ncrlangen dcs MagistratS
von dcr Iustizkanzlci an daö Kabiner gestellte
Auffordcrung zur HerauSgabe der KabinetS-Akten
über die Wahlen soll biS jetzt unberücksichtigt ge-
bliebcn seyn und wird daS auch wvhl ferner bleiben.
Da nun auf solche Wcise, wie in hiesiger Stadt,
die Wahlmänner u. s. w., deneu unter Drolmngen
vder Versprcchungen Vornahme der Wahlen zuge-
muthet worten, rm ganzcn Land werden angehört
werden müssen, so läßt sich denkcn, wic weitauS-
sehcnd daS Cnde eincr Kriminastmtcrsuchnng rst.
Hannover, 12. Nov. Nachrichtcn auS OSna-
brück zufolge, sind in Folge der Anzeige der Obrig--
keir eincr dcr kieinen Städte dcr dortigcn ttmgegcnd
in Gröncnberg und Iburg ttntersuchungcn verord-
net word'N. Der General Bock zu OSnabrück
scll Aunrag crhulwn haben, rni-iransche Vor-
kehrungcn zu krcssen. Der Gencrallieutcnant Hal-
rctt rst nach OSnabrück abgereiSt. Indeß muß eS
jcder, der Len Geift ter OSnabrücker kennt, für
unglaublich hciien, taß Licjclbcn jcmalS sich zu
ftrasbarcn Vcrbindungcn vcrirrt l,abcn sollten. —
Wie es heißt sind ncucrdingS Niaßrcgcln angcord-
net, nm von dcr ttn'vcrsirär cinc Wah! zu dcr
(vertagtcn) Skändcvcrsammlung aus jeden Fal! zu
crhaltcn.
Osnabrück, 6. Nov. Dic vielcn polizeilichcn
Ur'.rcrsuchunacn gebcn svrtwährcnd zu Bcjchwcrdeu
und dergleichcn Anlaß, wic denn auch dcr Magi-
strat sich wcgen deö dem Amtmann Erxleben er-
theiltcn polizcilichen EommissorrumS, als eines Ein-
griffeS in die Stadtvcrsassuug, beschwert hat. Auch
dav unrcr Androhung cmcr Gcldstrafe von 25 Thlrn.
an dcn Niagistrat gcftellic Derlangcn dcr HcrauS-
gabe cinc-r vcn etwa 100 Bürgern mucrzcichneten
Vorftcllung (dahin gehcnd, daß der Magistrar sie
mir Cpekuiion wcgcn dcr nichr verkassungkmäßig
bcwilligtcn Stencrn verjchcncn mögc) t2;t zu einer
Beschwcrde Anlaß gcgebcn. Nicht mintcr haben
dicse poltzcilrchcn ttntersuchungen zu schr unange-
nehmen Konflikren zwischcn jener Polizeibehörde,
dem hicsigcn Sradtgcricht a!S polizcitichcr RcknrS-
inftanz und dcr Landdrostci Anlaß gegeben, da
nanientlich daS Stadtgcricht gegcn erniae vomAmi-
mann Erxlcben verfügte Geldftrasen wcgcn nichr
besolgtcr Vorladungen cingeschrittcn war und nun
die Landdrostei die Verfügungen des StadtgerichtS