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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0769

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Hcidclbcrgcr Wochenblätter.

>ko.190. Freitag, den

Ereignisse.

Vom Rhein, 21. Scpt. Sckloß Iohannis--
derg ift jetzt dcrjcnige Punkt im Nhcingau, wohin
die öffentliche Aufmerksamkeit am gespannkesten
gericktet ist. Inzwischen scheint es, als habe der
seit Dinstag dasclbft anwesende bohe Bcsitzer die
ersten Tage nach seiner Ankunst ausschließlich
der Rulie und Erholung von den BeschwerDen
der weiten Reise gewidmet. So hat man be-
sonders noch nicht wahrgenommen, daß derselbe
vielc Besuche cmpsangen hätte. Die nächste Woche
soll dazu bestimmt seyn, und namemlich dcr Mitt-
woch zum Empfange mehrercr Franksurtcr Di-
plomaten, wie auch der HH. v. Noihschild. Ueber
Die Dauer des Aufenthalts des Fürsten von Met-
ternich weiß man noch nichts Bestimmtcs; indeß
glaubt man, es würde sich dersetbe über die ur-
jprünglich dazu anberaumtcn vierzebn Tage cr-
strecken, zumal, wenn die schöne Rheinlust den
Erwartungen entsprechen sollte, die der Leibarzt,
vr-. Iäger, davon sür die Kräfligung der Gesund-
hcit des Fürsten hegt.

Pyrmont. Nach norddcurschcn Blattcrn
fand die erste aügemeine Sitzung des Dereinö dcr
Narurforscker und Aerzte Deutschlands zu Pyrmonr
am 18. iLeptember slatt und wurde von dem
Borsitzcnden, Hofrarh i)o. Menke, mir cinem
Bortrage eröffner, in welchem er die Dorzügc Pyr-
monts zu ciner Nereinigung der Naturforscher und
Aerzte hervorlwb. Dic Statutcn der Natursor»
scher wurden verlesen. Pros. Mädler von Berlin
trug eine Uebersicht der Verlmltniffe des Welralls
vor. k>,'. Chauffepiö verlas eine Abhandlung über
den Häring. k)r . Schmidt aus Paderborn hielt
eme humoristische Nede über die Kunst des Natur-
sorschers — zu cffcn. Regrth. Meyer von Mindcn
begrüßte die Versammlung mit einem Gedichr. Hof-
rarh Brandes von Salzuffeln lud sie nach Mein-
berg cin. Für den Nachmütag wurde ein Ausflug
nach dcm Friedensthale und ein Tl)ee auf dem
Königsberg beschloffen und zur Wahl der Sektionen
geschrittcn.

Aus Ungarn, 15. Scpt. Wic in Preußen,
so beginnr seic ciniger Aeit auch in Ungarn der
Zank und Streic wegcn gemischter Eben. Gc-
rade wie dort vcrweigern auch hier viele katho-
lische Priester die Einscgnung solcher Ehen, wenn
nichr das Vcrsprechen gegeben wird, die Kinder
in der katholischen Consession zu erziehcn. Das
Uebek droht hier nock arößer ^u werden, als in

27. September 183S.

Preußcn, weil die Regierung hier nicht so energisch
eingrcifen kann, wic dort, und in Ungarn die
prolcstantischc Kirche die Minderzahl bildct und
in vielen Stückcn die zurückgesetzte ist. Von
Seiten Der Regicrung bietet man übrigens Allcm
aus, den Skreit beizulegen und den Uebcrgriffen
fanatischer Priestcr zu bcgegnen.

Spanien. Pariser Blätter enthalten folgende
telegraphische Botschasc aus Bayonne vom 18. Scpt.:
„Es sind noch drci navarresische Bataillone mir
zwei Schwadroncn uruer Zariatcguy flüchtig in
St. Iean Pied dc Port angekommen. Eie wur-
den cntwaffnet und nach Pau gebracht." — Die
Sentinelle des Pyrenees enlwirst folgende Schil-
Lerung von dem Ueberrritt Don Carlos aus sran-
zvsisches Gebiet: Am lü. Mcrgcns um ü Uhr,
war dcr Uebcrtrill bcsckloffen. Don Carlos war
srüh aufgeslandcn; man sah ilm traurig, nachdenk-
sam aus einem Stuhle sitzen, bis cr, aus eingclau-
sene Berichre hin, scinen Entschluß erklärle, über
die Granze zu gehen. Awischen Vera und Urda^
(sprich Urdack) standcn 6 alavcsische Bataillone,
das cantÄ'rische, ein caslilisches, zwei Compagnien
vom 5.castil. und 5 vom ii. und 5 navarresischcn,
nebst cincr Sckwadron alavcsischcr Nciterei, dcr
Leibgardc zu Fuß und zu Pserd und acht
Stücken Gesckütz. Niemcmd im Lagcr wußte von
dcm gefaßtcn Entschluß und der Annäherung Es-
partcros. Den Morgen hindurch tralen alle nicht
zur Armee gehörigcn Personcn übcr; auch wurde
das Gepäcke in Sicherheit gebracht. Gegen ein
Uhr erschienen die konstitutioncllen Truppen bei
dem Paffe von Maya, einige Bataillone in zcr-
strcutem Geseckie vor sich hertreibend, bald abcr sor-
mirren sie sich in geschloffencn Kolonncn und eröff-
ne.'en cin lelhasres Feuer. Der carlistische Nach-
trab zog sich zurück, ein castilianisches Bataillon
wurde in der Nähe von Urdax so von zwci christi-
nischen Kolonnen gcdrängt, daß es vicle Mannschast
durch ihr Feuer verlor. Indessen eiltcn die Flücht-
linge, die sich zu Urdax bcsanden und durch dcn
Angriff aus das Acufferste überraschr wurdcn, nach
ihrcni Gepäck, und die Beamten, so wie vicle
höherc Osfiziere rraten über die Brücke von Dan-
charia aus sranzösisches Gcbict über. Ihr Beispie!
wirkre. Zhnen folgte Don Earlos mit seiner Fa-
milie, beglcitet von einem zahlreichen Gencralstab.
Ter Prärendenr sah fehr niedergeschlagen aus; die
Haltung seiner Gemahlin war ruhig und würdcvoll.
Sie wurden nach Sr. Pe gefül'rt, wo sie bei dem
Generalpolizeicommiffär, Hrn. Goyeneche, abtra-
ten. Esparrcro drängre immer stärker, wurde aber
 
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