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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0801

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Heidelberger Wochenblätter.

^o. 198. Dinstag, dkN 8. October 1839.

Ereigniss e.

Preu ßen. Die Leipz. allgemeinc Zeitunq schreibt
von der Warkhe vom 25. Sept. Von Berlin aus
erfäbrt man jctzt, daß der Erzbischof vou Posen
glcich nach der Rückkchr dcö Königs aus deni Bad
in einem an dcnselben gerichretcn Bitrschrcibcn um
Entlassung in seine Diöcese und um Aufschluß
darüber gebetcn babe, wie er seine gczwungene An-
wcsenhcir in Bcrlin anzusehen hade. Hicrauf ist
dcm Erzbischofe vom Kabinet aus der Bescheid
errbeilt worden, daß ihm gestatter sey, Berlin zu
vcrlasten, nnd daß er jedcn andern Ort im Preu-
ßischcn Staarc, der außerhalb der Erzdiöcese Po-
scn-Gncsen liege, zu <cincm Aufenrbaltsorte sich
waülen könne; daß ihm auch die Rückkcbr in diese
Diöcese und zu seincn Funktionen osfen stehe, so-
bald er das Versprechen ablegen wolle, sich fortan
nach den Gesetzen des Staats zu richtcn. Hr. v.
Dunin har nun von neuem dic Erklärung abgcge-
ben, daß er auch ferncr standhafc bei seinen ausgc--
sprochenen Grundsätzen beharren müssc, und damit
sino die neuen Verbandlungcn wieder abgebrochen.

Madrid, Sept. Irn Kongreß verlas dcr
Kricgsmimstcr geftern zwci Gefttzentwürfe. In
ocm eincn wurdc vorgcschlagen, dcm Herzog de la
Vietoria zur Beiolmung für seinc dcr Königin ge-
leisteren Diensie einen Besitz von Nationalgüccrn
ünzuweisen, deren jäbrlichcr Ertrag sich auf eine
Wftllion Realen (50,000 Piaster bclaufe. In dcm
andern wird beantragt, die Nation solle, dem Art.
10 des Verrrags von Vergara gemäß, dic Witt»
wen und Waisen, der im Kampfe gefallenen, und
in jenem Artikel cinbcgriffenen Carlisten unter ihren
Schutz nelmien. Diefer Amrag vcrdient mit gol-
dcnen Buchstabcn in Marnwr eingcfaßr zu werden,
als <in Denkmal der ho-chherzigen Gesinnungen
der „revolutionären Ncgierung," weiche die Ange-
Dörigen des gefallcnen Feindcs für die Schützlinge
der Nation erklärt. Zu nicht geringcrcr Ehre ge-
reichr den Ministcrn cin k. Dckret, welchcs heute
crschienen ift und vcrfügt, daß die in dcn NorL-
provinzcn sequestrirtenGüter solchcr Pcrsonen, die
sich für Don Carlos erklärt harren, ihren frühern
Eigcnrhümern zurückgegebcn werdcn sollen, vor-
ausgefctzt, daß diese sich dem Szepter der Königin
unterwerfen. Man bemerke, daß die sogenanftre
revolutionäre Regicrung dcn so theuer errungenen
VLicg dadurch feicrt, daß sie dem Ueberwundenen
nicht nur Verzcihung, Vergeffenhcit und AuSsoh-
nung, sondern auch Beibehalkung des Gewinnes,
den.er sich im Laufe des KampfeS zu erwerben gc-

wußt hat, zugesteht. Was würden dagegen die
Folgcn gcwesen scyn, wenn Don Earlos sich aus
den'Thrcn von Madrid gefctzt hätte? Vernichtung
allcr scit dcm Tode Ferdinandö VII. eingetretenen
Intcrcffen und Verhältniffe durch die Kraft eines
Fedcrstrichs; ein Sechstheil der Nation den Schaf-
forren, den Kcrkcrn oder der Auswanderung über-
geben; dcr ruhige Bürgcr den Mißhandlungcn
sogenannter Freiwilligcn bloßgcstcllt; der hohe Adel
scincr Güter bcraubr und im voraus zum Tode
vcrurthcilr; die friedlichen Priester des Herrn dcn
Derfolgungcn fanarischer, mit bluttriefcnden
Schwertcrn prangcndcr Mönche ausgcsesctzt; dics
sind nur einzelnc Aüge aus dcm Gcniälde, welchcs
die spanische Monarchie untcr Karl V als Sicger
dargcstcllc haben würde. Sic entspringen nicht
aus meincr Einbildungskraft. Ich bcruse mich auf
dieaufgcfangencn Briefe Cabrcras und Arias Teixei»
ros, aus dic Nathschläge, die sie darin dcw Prären-
denten crthcilen, aus die Ucberzeugung jcdcs unbe-
fangcnen Spanicrs, und cndlich auf die Erfahrung,
wclche uns zcigt, daß Don Carlos, viclleicht gegen
die richrigc Srimmung scines Innern, dcn verderb-
lichstcn Narl'gebern immcr am liebsten Gehör schenkte.

Madrid, 25. Scpt. Die Kommission der
Abgeordncrcnkammcr, welche den Gcsetzcntwurfüber
die Fueros zu begurachtcn harre, wird heure ihren
Bericht vorlegcn. Sie beanrragt folgcndc Faffung
des Gesetzes: "Art. 1. Die Fuervs sind bcstäiigt,
nur in so weit, als sie mic dcr Verfaffung vercin-
bar sind. Arr. 2. Die Negicrung ist ermächtigt,
diesc Fucros zu dckreüren, so jcdoch, daß fte dcn
Geist und den Buchstaben dcr Verfaffung nicht aus
den Augen verlicrt." Die Gcncl migung der Fueros
in diescr Form wäre in sich sclbft nichrig, denn die
Fueros sin.L nun cinmal durchaus nicht mit der
Constitmion von 1857 vercinbar. Ohne ausrich-
tige Anerkennung der Fucros ist aber keine crnftlichc
Pacificalion in den Nordprovin.zen zu crwartcn, wo
es noch überall gährr. Daß die Negterung ernftlich
ous Versöhnung der Gemüthcr bedacht ist, geht
aus cinem k. Dekret vom 25. hcrvor, durch wclchcs
die Beamtcn ausgefordcrt werden, so viel in ibrer
Macht fteht, auf Vcrsöhnung hinzuwirken, übri-
gens nachdrücklich jeden Versuch zu ncuen Nuhcstö.
rungcn zu unterdrückcn.

Eine relegraphische Botschaft aus Bayonne vom
1. Okt. meldet Folgendes: „Dcr sranzösische Bot-
schafrer am spanischen Hofe, Marquis v. Rumigny,
ift mir sciner Familie am 27. Sepr. zu Madrid an-
gekommen. — Die Alcaladivifton dcr Nordarmee
lraf am 25. zu Tudela (in Südnavarra am rechtcn
 
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