Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839
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- Einband
-
3-44
No. 1 - No 10
-
45-84
No. 11- No 20
-
85-124
No. 21- No 30
-
125-164
No. 31- No 40
-
165-204
No. 41- No 50
-
205-244
No. 51- No 60
-
245-284
No. 61- No 70
-
285-324
No. 71- No 80
-
325-364
No. 81- No 90
-
365-406
No. 91- No 100
-
407-446
No. 101- No 110
-
447-486
No. 111- No 120
-
487-526
No. 121- No 130
-
527-566
No. 131- No 140
-
567-606
No. 141- No 150
-
607-646
No. 151- No 160
-
647-686
No. 161- No 170
-
687-726
No. 171- No 180
-
717-766
No. 181- No 190
-
767-806
No. 191- No 200
-
807-850
No. 201- No 210
-
851-890
No. 211- No 220
-
891-930
No. 221- No 230
-
931-970
No. 231- No 240
-
971-1010
No. 241- No 250
-
1011-1038
No. 251- No 257
- Einband
- Farbkeil/Maßstab
Heidclbcrgcr Wochcnblättcr.
Xo. 200. Freitag, den 11. October 1839.
Ereignisse.
Karlörnhe, 7. Okt. Heute Nachmittag mn
5 Uhr cmpfing die am 20. vorigen Monals gcbo-
rene Prinzessin, dritte Tochter Sciner königlichen
Hoheit deö Großherzogs, die heilige Taufe und mit
derselben die Namcn: Cäcilic Augusle. Taufpathen
waren Ihre königliche Hoheiten der Großherzog und
die Großherzogin von Oldenburg und die Prinzcssin
Amalic von Schweden, Ihre Hoheitcn der Mark»
graf und die Markgräfin Wilhelm von Baden und
Seine Hoheit der Markgraf Maximilian von Baden.
Die heilige Handlung fand in den großen Appar-
tcments des Schlofics statt, in Gegenwart Seiner
königlichen Hoheit dcs Großherzogs und der Groß-
herzoglichenFamilie, dcsdiplomatischenlKorps, der
Mitglieder des tLtaatsminisleriums und des ver-
sainmelten Hofes. Ihre königliche Hoheit die Prin»
zessin Amalie von Schweden hiclt die Prinzessin
über die Taufe, wclche von dcm Oberhofprediger
Martini vollzogen ward.
Karlsruhe, 7. Okt. Das großh« StaatS-
und Regierungs - Blatt vom Heuligen, Nr. 28,
enthält:
Ordcnsverleihung. Seine königliche Hoheit der
Großl>erzog haben dem Staalsrath und Präsiden-
ren des SNinisteriulns des Innern Nebenius das
Großkreuz Höchstihres Ordens vom Zähringer Lö-
wen gnädigst zu verleihen gcruht.
Berlin, 2. Okt. Sehr wichlig für das Sy-
stem der Eisenbahnen im nördlichen Deutschland
ist die aus glaubwürdigcr O.uelle kommende Nach-
richt, daß die preußische Postadministration für
eigene Nechnung den Bau einer Eisenbahn von
Hatte nach Kastcl unternehmen und zu diesem Be-
hufe eine Alllelhe von zehn Millionen Thalern
kontrahiren will. Da in Halle die Eisenbahnlinien
von Berlin-Cöthen, Magdeburg-Leipzig und Dres-
den-Lciptig zusainmentressen, so erscheint jener
Punkt als der geeignerste, um das östliche und das
wcstliche Deutschland durch Eisenbahnen zu verbin-
den. Ist aber erst einmal eine Bahnlinie von Berlin
und von Dresden bis Kastel hcrgcstellt, so ist auch
wohl nicht zu zweifeln, daß fich dann cine Forl-
setzung von Kassel bis an den Rhein und bis an
die belgisch ° französische Gränze bald von selbft
machcn werde.
Paris, 5. Okt. Wie wir hören, hat Don
Carlos von unsercr Negierung die Ermächtigung
vcrlangt, sich nach Deutschland, auf die Besitzun-
gen seiner Gemahlin in Salzburg, zu begeben.
Ob das östreichische Kabinct dicse Forderung unter-
stützt hat, wiffen wir nicht, so viel aber steht fcft,
daß die verlangtc Ermächtigung nicht crfolgen wird,
ehe der Frieden in Spanien gesichert ist.
Konstantinopel, vom 18. Septbr. Das
Türkische Triumvirat, auf das man bauen zu dürfen
glaubte, lrägt die Elemente der Auflösung in sich
wcnn es sich bestätigt, daß der Großwessir Chosrcw
Pascha russisch, der neue Neis Effcndi, Neschid Pascha,
englisch gcsinnt, der Seriasker und Schwagerdeö
Sultans, Halil Pascha, aber von allen Grund-
fätzen verlaffen ist. — Zum größtcn Unglück erfährt
man, das; die Vcrwirrung, in der wir befangen
sind, sich auch auf die Ansichten der europäischen
Großmächte crstrcckt. Frankrcich soll sich durchaus
zu keinen Zwangsschritten gegen Acgyptcn verste-
hen wollen, dagegen soll Rußland zur Anwendung
von Zwangsmaßregeln sich bereit erklaren. Nur
aus cinem tiefen Mißtrauen der Mächte gegen ei-
nander vermag man die ungeheuern Derstärkungcn
der furchlbaren Seemacht, die sich um den Eingang
der Dardanellen sammekt, zu crklaren. Faft täg-
lich crhält man Nachrichken von den angekomme-
nen Kriegsschiffen, die dasclbst bald zu dem fran-
zösifchcn, bald zu dcm englischen Gcschwader sto-
ßen. Man weiß zwar, daß die Instruktionen
des Admiral Noussin in Bczug auf das Einlaufen
in das Marmorameer sehr beschränkcnder Natur
sind; es ist aber auch bckannt, daß ein Paragraph
jener Instruktion dahin lautet: die cnglische Flotte
nie aus dcn Augen zu laffen, so daß diese nur in
Begleitung der französischcn hier erscheinen könnte.
- In der letzten Woche sind hier zwei russische
Kuriere eingelroffcn. Hr. v. Butenicff har von sei-
nem Hofe neue Instruklionen erhalrcn. Scit dcr
Zeit scheinr die Haltung dcs russischcn Botschafters
gegcn früher etwas geändert. Man will bemerken,
daß er mmder schrost über gewiffe Punkte sich äus-
sert, die ihn früher, werm sie berührt wurden,
fast immer in eine gcreizte Stimmung zu versctzen
pflcgtcn. Sollte aber daraus auf gleichzeitige Aen-
dcrung der Ansichtcn Nußlands gejchloffen werdcn,
so würde man sich gewallig irren. Nußland wird,
wenn nicht durch Gewalt, nie vermochc werdeir,,
auch nur einen Augcnblick lang aus scine Längst M-
verrückt festgehaltcne Plane zu verzichtcn; es wird
immer bereit seyn, sie wieder aufzunchmcn, sobald
dic Einwirkung jener Gcwalt aufhört. Nußlcmd
will jetzt durch die Pforte wirkeg, Diese soll durcy
Verweigerung jeder Bewilligung zum Einlaufen in
das Marmoramecr, durch Protestation gegcn ein
Xo. 200. Freitag, den 11. October 1839.
Ereignisse.
Karlörnhe, 7. Okt. Heute Nachmittag mn
5 Uhr cmpfing die am 20. vorigen Monals gcbo-
rene Prinzessin, dritte Tochter Sciner königlichen
Hoheit deö Großherzogs, die heilige Taufe und mit
derselben die Namcn: Cäcilic Augusle. Taufpathen
waren Ihre königliche Hoheiten der Großherzog und
die Großherzogin von Oldenburg und die Prinzcssin
Amalic von Schweden, Ihre Hoheitcn der Mark»
graf und die Markgräfin Wilhelm von Baden und
Seine Hoheit der Markgraf Maximilian von Baden.
Die heilige Handlung fand in den großen Appar-
tcments des Schlofics statt, in Gegenwart Seiner
königlichen Hoheit dcs Großherzogs und der Groß-
herzoglichenFamilie, dcsdiplomatischenlKorps, der
Mitglieder des tLtaatsminisleriums und des ver-
sainmelten Hofes. Ihre königliche Hoheit die Prin»
zessin Amalie von Schweden hiclt die Prinzessin
über die Taufe, wclche von dcm Oberhofprediger
Martini vollzogen ward.
Karlsruhe, 7. Okt. Das großh« StaatS-
und Regierungs - Blatt vom Heuligen, Nr. 28,
enthält:
Ordcnsverleihung. Seine königliche Hoheit der
Großl>erzog haben dem Staalsrath und Präsiden-
ren des SNinisteriulns des Innern Nebenius das
Großkreuz Höchstihres Ordens vom Zähringer Lö-
wen gnädigst zu verleihen gcruht.
Berlin, 2. Okt. Sehr wichlig für das Sy-
stem der Eisenbahnen im nördlichen Deutschland
ist die aus glaubwürdigcr O.uelle kommende Nach-
richt, daß die preußische Postadministration für
eigene Nechnung den Bau einer Eisenbahn von
Hatte nach Kastcl unternehmen und zu diesem Be-
hufe eine Alllelhe von zehn Millionen Thalern
kontrahiren will. Da in Halle die Eisenbahnlinien
von Berlin-Cöthen, Magdeburg-Leipzig und Dres-
den-Lciptig zusainmentressen, so erscheint jener
Punkt als der geeignerste, um das östliche und das
wcstliche Deutschland durch Eisenbahnen zu verbin-
den. Ist aber erst einmal eine Bahnlinie von Berlin
und von Dresden bis Kastel hcrgcstellt, so ist auch
wohl nicht zu zweifeln, daß fich dann cine Forl-
setzung von Kassel bis an den Rhein und bis an
die belgisch ° französische Gränze bald von selbft
machcn werde.
Paris, 5. Okt. Wie wir hören, hat Don
Carlos von unsercr Negierung die Ermächtigung
vcrlangt, sich nach Deutschland, auf die Besitzun-
gen seiner Gemahlin in Salzburg, zu begeben.
Ob das östreichische Kabinct dicse Forderung unter-
stützt hat, wiffen wir nicht, so viel aber steht fcft,
daß die verlangtc Ermächtigung nicht crfolgen wird,
ehe der Frieden in Spanien gesichert ist.
Konstantinopel, vom 18. Septbr. Das
Türkische Triumvirat, auf das man bauen zu dürfen
glaubte, lrägt die Elemente der Auflösung in sich
wcnn es sich bestätigt, daß der Großwessir Chosrcw
Pascha russisch, der neue Neis Effcndi, Neschid Pascha,
englisch gcsinnt, der Seriasker und Schwagerdeö
Sultans, Halil Pascha, aber von allen Grund-
fätzen verlaffen ist. — Zum größtcn Unglück erfährt
man, das; die Vcrwirrung, in der wir befangen
sind, sich auch auf die Ansichten der europäischen
Großmächte crstrcckt. Frankrcich soll sich durchaus
zu keinen Zwangsschritten gegen Acgyptcn verste-
hen wollen, dagegen soll Rußland zur Anwendung
von Zwangsmaßregeln sich bereit erklaren. Nur
aus cinem tiefen Mißtrauen der Mächte gegen ei-
nander vermag man die ungeheuern Derstärkungcn
der furchlbaren Seemacht, die sich um den Eingang
der Dardanellen sammekt, zu crklaren. Faft täg-
lich crhält man Nachrichken von den angekomme-
nen Kriegsschiffen, die dasclbst bald zu dem fran-
zösifchcn, bald zu dcm englischen Gcschwader sto-
ßen. Man weiß zwar, daß die Instruktionen
des Admiral Noussin in Bczug auf das Einlaufen
in das Marmorameer sehr beschränkcnder Natur
sind; es ist aber auch bckannt, daß ein Paragraph
jener Instruktion dahin lautet: die cnglische Flotte
nie aus dcn Augen zu laffen, so daß diese nur in
Begleitung der französischcn hier erscheinen könnte.
- In der letzten Woche sind hier zwei russische
Kuriere eingelroffcn. Hr. v. Butenicff har von sei-
nem Hofe neue Instruklionen erhalrcn. Scit dcr
Zeit scheinr die Haltung dcs russischcn Botschafters
gegcn früher etwas geändert. Man will bemerken,
daß er mmder schrost über gewiffe Punkte sich äus-
sert, die ihn früher, werm sie berührt wurden,
fast immer in eine gcreizte Stimmung zu versctzen
pflcgtcn. Sollte aber daraus auf gleichzeitige Aen-
dcrung der Ansichtcn Nußlands gejchloffen werdcn,
so würde man sich gewallig irren. Nußland wird,
wenn nicht durch Gewalt, nie vermochc werdeir,,
auch nur einen Augcnblick lang aus scine Längst M-
verrückt festgehaltcne Plane zu verzichtcn; es wird
immer bereit seyn, sie wieder aufzunchmcn, sobald
dic Einwirkung jener Gcwalt aufhört. Nußlcmd
will jetzt durch die Pforte wirkeg, Diese soll durcy
Verweigerung jeder Bewilligung zum Einlaufen in
das Marmoramecr, durch Protestation gegcn ein