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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#1001

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Hcidclvcrgcr Wochcnblättcr.

No. 247. Montag, den 16. Dezember 1839.

Treignisse.

Karlsruhe, 12. Dcz. Seine königliche Hoheit
der Großdcrzog haben hrute dem seither an Hochst-
ibrem Hose akkreditirt gewesenen königlich franzö-
sischen Ministerresidenten, Adolph v. Bacourt,
Audienz zu crtheilen und dcffen Abberusungsschrei-
ben entgeZenzunehmen gcruht.

Berlin, 6. Oez. Nachrichtcn aus St. Pe-
tersburg zusolgc hat Her v. Brunnow ncucrdings
Vcn Defetü erhaltcn, sich in aufferordentlichcr Mis-
sion nach London zu begeben, um daselbst die Un-
icrhandlungen wieder auszunehnicn, dic er so glück-
lich begonnen und zur bcsondern Zusriedenheit seines
Hofes gcleitet har. Man glaubt, daß es zu eincr
völligen Vercinigung zwischen England und Nuß-
land über die oricntalische Frage kommen werde,
da jetzt schon das petersburgcr und londoner Ka-
binet sich bcdeutend genähert l)aben und Hr.v. Brun-
now solche Znstruktioncn bckommcn hat, die nener-
dings den Beweis vou dcr Uneigennützigkeit Nuß-
lauds gebcn und seinen vorhcrrschenden Wunsch,
den allgemeinrn Frieden ausrecht zu crhalten, auf
daS bestimmteste darlegen, so daß — wenn das
cnglische Kabiner sclbst von bösein Willcn beseelt
wärc, waS keineswcgs der Fall ist, es genöthigt
scyn dürste, die Anträge die ihm von russischer
Seite gcstellt wcrden, anzunehmen, um der Wclt
dcn Beweis zu liesern, daß es nicht minder als
das pctersburger Kabinet dcn Fricden Europaö zu
schätzen wiffe. Solchergestalt ist man sast berech-
tigt anzunehmcn, daß die oricntalische Streitsrage
il>rcr Lösung näbcr gesührt wcrde. Wcnn Mehemet
Aii von der wirilicken Einigkeit Rußlands und
Englands sich überzcugt haven wird, die auch eine
beffere Verjtändigung mit den andcrn Höfen zur
Folge haben kann, dann wird^ er nicht, wie
er seither gethan, bci seinen Forderungen beharren,
sondern Konzessionen machen, welche die Zukunfr
der Pforte sichern können, ihn abcr in einc bessere
Lage zu den europäischen Großmächtcn stellen wer-
den. Die Zeir dcr Kriege und Umwälzungen ist
vorüber und der Friede, der bis jetzt glücklich er-
halren worden, verlangt auch ferner seine Rechte.

Paris, 9. Dez. Die neuesten Nachrichten aus
Algier gehen bis zum zo. Nov. Daffclbe Datum
lrägt ein Berichr des Marschals Valee, deffen we-
sentlichen Jnhalt wir in Folgendem mittheilcn:
„Scit dem Abgang der lctzren Post hat die Lage
Algeriens keine wcsentliche Aenderung erlitten. Auf
beiden Seiten rüstct ,nan sich zum Kriege. Abd-el-

Kader beruft die Stämme der Eingeborenen, bei
welchcn er aber keinen Anklang zu findcn schcint.
Ich meinerseits ergreife alle Maßregcln, welche die
Lage der Kolonie erfordert. Seit acht Tagen jedoch
wird nicht mehr gckämpft. Nur einige Plünderer
zcigten sich im Osten der Metidscha und stcckten
einige Getreidemühlen und Hütten in dem nicht
mehr bewohntcn Theile der Ebene in Brand. Dcn
cingeborenen und französischen Einwohnern habe
ich vorgeschrieben, sich unter den Schutz der befc-
stigten Punkte zurückzuziehen. Einige lcicht zu ver-
theidigende Meicrhöfe bleiben von den Ansiedlern,
die ich mit Waffen und Lebcnsmitteln versehen ließ,
bcsetzt. Dic Ereignisse, die sich vorbereiten, bc-
stimmten mich, eine allgemeine Concentrirung auf
die wichtigsten Punkte' vorzunehmen. Mehrere
Postcn, die nur zur Ueberwachung der Näuber
errichtet waren, hattcn jetzt, nachdcm der Krieg
offen ausgebrochen, keine Bedeutung mchr. Einige
dersclben hättcn, selbst wenn dcr Fricde ungcstört
geblicben wäre, den Wintcr übcr sich nicht halten
können, ihre Lage inmitten von Morästen und
Wafferpfühlen machten den Aufenthalt daselbst
gesährlich und die Verproviantirung fast unmög-
lich. Jn der Provinz Oran ist es noch nicht zu
Feindseligkeiten gekommen. Nach cincm Berichte
des Generallieukenants Gucheneuc vom 28. Nov.
war in dcr Provinz noch kcin Flintenschuß abge-
feuert worden, und man glaubt ziemlich allge-
mcin, cs werdc ruhig blcibcn, bis Abd-el-Kaders
Ukil von Oran abgereist sey, vielleichr auch noch
bis zum Schluffe des Namadan. In dcr Provinz
Kcnstantine suchte der abgesetzte Bey Achmet bei
den Stämmen in der Gcgend von Guelma den
Tribut zu erheben. General Galbois berichtet mir
darüber Folgendes: „„Der Exbey Achmet wollte
einige Stämnie in sciner Nachbarjchaft aufwiegeln
und sie durch den Köder der Plünderung an sich
locken, indem er ihnen mittheilte, ich sey abwc-
send, und es befinden sich keine Truppen in der
Provinz. Er rüekte bis Merdschor Kahcl vor, wo
ich vorigcs Iahr kampirte, und nahm den zum
Krcise Guelma gehörigcn Achaches vicle ihrcr Hecr-
den; die Achaches jedoch vereinigten sich mit den
9!achbarn, griffen zu den Waffen, verfolgten Achmets
Neiter, tödteten dcren sieben, erlangten aber die
geraubten Heerden nicht sämmtlich zurück. Ietzt
bedroht Achmet die Uladzcnati und die Ammers
Cheraguas, welche Hülfe vvn mir verlangen p fie
haben sich in die Nähe des Lagers Sidi Tamtam
zurückgezogen, wohin ich morgen eine Schwadron
Chaffe'urs zu ihrem Schutze abgehen laffe."" Im.
 
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