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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0949

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Hcidklbergcr Wochcnblllttcr.

X«. L3t. Mittwoch, den 27. Noveml> er t839.

Ereignisse.

Frankfurt, 2ü. Nvv. Wir crhalten so cben
durch gülic'c' Mittheilung eines Schreidenö auö
Wien vom 7. Nov. den Äuszug eincs l'öchst merk-
würdigen, mit dcr neuesten Post aus Konstannno--
pel einaelaufenen osnianischen Aktenslücks, cines
Hakli-Schensfs nämlich, das cine Arc Manisest
des jungen Sultans Abdu! Medschid ist, wodurch
er seinen Landen, nach europäischen Formen, Iu-
stizpflege, regclmäßige Bcsteuerung olnie Eewalt-
tl)ätigkeiten bei der Elchcbung, Gleichheir vor dcni
Gesetz, Sicherbeit der Person ohne llnterschied der
Neligion, Sicherhcrt dcs Eigenthums und cin ge-
ordnctcs Nekrurirungösystem; — somit cine Ver-
fassung gibt. Man ift zu Wien mit dieser Maßre-
gel des Sultans sehr zufricden; sie gereicht dcm
jungcn Monarcheu zur größren Ehre.

K önigreich Sachsen. Sitzung der zweiren
Kammcr vvln 13. Novcmber. Zur außerordent-
lichen Deputanon üder den Eisenstuck'schen Antrag
wegcn der hannovcr'schen Angelegcnheit wurden
gewählt: dic HH. Eisenstuck, v. Tbielau, v.Watz-
dorf, Todt, Nciche-Cisrnstuck, Dr. v. Mayer und
Georgi.

Dresden, 16. Nov. Eine großartige Unter-
nehmung für unser Sachsen ist die Anlage eines
Stollens, odcr, wie man cs anch nennen könnte,
eines Tunnels zur Abteufung der freiberger Sil-
bergruben bis in die Gegcnd des Buschbades bei
Meißen, fast dicht an dein Spiegel dcr Elbe. Ein
unterirdischer Kanal von 7 Stundcn Länge, den
vicNcichr cine Eisenbalm bcglciten wird, und mit
welchem nian den Zweck verbmdct, sämmtliche
sreiberger Gruben rrocken zu legen, ist ein Ent-
wurf, welchcn viclleicht nur freiberger Bergleute
zu fassen und auszufü.-ren vermögen. Die Koften
dicser wichtigen Unternehmung sind nur auf zwei
Millionen Thaler veranschlagt. Sie werden sich
aber durch erhöhetcn Ertrag und leichten Betrieb
der Grubenarbeit sicher und reichlich decken. Der
Unterschied der Nivean's ist bedeutend genug, um
selbst die tiessten Stollcn trocken zu legen. Der
Plan liegt jetzt der Regierung vor, und wird
auf dem begonnenen Landtage den Ständen zur
Genehmigung mitgctheilt werden.

Hannover, 17. Nov. Nach Bricfen aus Os-
nabrück herrschte dorr einige Aufrcgung, nament-
lich weil ein dortiger Bürger, Tischlermeister
Thörncr (der in einer der vom Amrmann Erx-
lcben eingeleileten polizeilichen Unrersuchungen als

Aeuge vorgeladen war, der unter Androhnng be-
deurendcr Geldstrafen wiedcrholren Ciration aber
keine Folge gegeben hatte, weil er die Kompe-
tenz des Ämimanns Erxleben nicht ancrkannte),
nachdem alle Cirationen und Strafandrohungen
vcrgeblich gewcscn warcn, nunmehr mit militä-
rischer Gewalt geholt werden sollte, das Gesängniß
sür dcnselben auch schou cingcrichtct war.

Berlin, 19 Nov. Man streitet jctzt darüber,
was der Sraat lhun werde, nm die Domherren
von Posen zur Erfüllung ihrer Pflicht zu zwingen.
Entziehung der Gcbalte, Polizeimittel und andcre
Kwangsmaßregcln sind in össenliichen Blättern an-
gekündigt worden. Sind wir reckt nnterrichtct,
so wird gar nichrs geschcben, wenn nicht die Er-
haltung der öffentlichen Sichcrheit des Staatsle-
bens eine krästige Demonstration nöthig macht.
Es gibt rciche Familien genug, welche den Dom-
herren die Gehalte ersctzcu können, Pvlizeimaßre-
geln aber würden nur die Zahl der Märtyrer und
dic Aufregung vermehren. Der Staat kann, wie
die Angelegcnbeit licgr, ruhig zuschcn, wie die
Kirche ßch selbst schadct, wie die Exaltation stch
abnutzt, wie dcr Mensch des neunzebnten Iahr-
hundcrrS auch in Polcn es unbcgucm findet und
überdrüssig wird, seine häusliche Ruhe und Freude
zu miffen. Diese Kirchernrauer ist ganz gewiß in
ihren Folgcn eben so sördcrnd sür den Sraat, wie die
Grscheinung einerDeputation von Edelleuten aus Po-
sen in Berlin für die Sache der Kirchc crfolglos ist.
Dicsc Herren, an der Spitze der Gras Ednard
Naczynski war, stnd bier erschienen, tbcils um sich
zu rechtfcrtigen, thcils um den Zustand der Provinz
zu beklagen. Da sie die Nückkclu dcs Erzbischofs
als das bcsteHeilmittel der Verwirrung berrachtcltn,
so war wcder an eine Audienz noch an irgcnd einen
Erfolg zu dcnken, den sie auch schon selbst ausgc-
gebcn habcn sollen. Es ist nuhlvs, eine Einigung
von irgend einer andern Seite zu crwarten, als
von Noni, wv, wie nian vernimmt, auch neucr-
dings, nach der Flucht des Hrn. v. Dunin, von
einer großcn Macht von Neucm Vermiktelungsver-
suche emgeleilcr worden sind, deren Rcsulraken man
jedvch mit sehr geringen Hoffnungcn entgegensiehr.
— Schon scit längercr Zeit hörte man das sreudige
Gerücht von dem Erlasse einer Amnestie, die bei
Gelegeicheit der Reformationsseier sich besondcrs
auch auf politische Gesangene erftreckcn sollte. Dieß
hat sich nun zwar nicht bestätigr, indeffen hat die
Gnade Sr. M. einen Akt dcr Verzeibung für alle
Vcrgehungen crlassen, welche in den Marken, wo
 
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