Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839
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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0425
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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0425
- Einband
-
3-44
No. 1 - No 10
-
45-84
No. 11- No 20
-
85-124
No. 21- No 30
-
125-164
No. 31- No 40
-
165-204
No. 41- No 50
-
205-244
No. 51- No 60
-
245-284
No. 61- No 70
-
285-324
No. 71- No 80
-
325-364
No. 81- No 90
-
365-406
No. 91- No 100
-
407-446
No. 101- No 110
-
447-486
No. 111- No 120
-
487-526
No. 121- No 130
-
527-566
No. 131- No 140
-
567-606
No. 141- No 150
-
607-646
No. 151- No 160
-
647-686
No. 161- No 170
-
687-726
No. 171- No 180
-
717-766
No. 181- No 190
-
767-806
No. 191- No 200
-
807-850
No. 201- No 210
-
851-890
No. 211- No 220
-
891-930
No. 221- No 230
-
931-970
No. 231- No 240
-
971-1010
No. 241- No 250
-
1011-1038
No. 251- No 257
- Einband
- Farbkeil/Maßstab
X». 104
Mittwoch, den29. Mai
1839.
Ereignisse.
Germershstm/ 20. Mat. An dem hiestgen
FeüungSbau herrscht nun wteder aujferordentliche
Thätigkeit. Und nicht nur auf den verschiedenen
Fronten werden die F^stungSbauten mit aller Energie
betricben - sondern die kön. Direktion har anch den
Zvfang gemacht/ die GlaciS durch geschmackvolle
Anlagen zu verschönern/ s-/ daß Germersherm so-
wohl in Bezug auf seine elganten Vauwerke/
alS auch auf seine herrliche und gesunde Umgebung
in ganz kurzer Zeik zu einer der schönKen und angc-
nehmsten StLdre der Pfalz wird gerechnet wrrden
können.
Leipzig / 20. Mai. Gestern begingen wir die
dritte Säkularfeier der Einsührung der Reformation
tn Leipzig. Sckon am 18. Maj/ nach Vertheilung
einer auf daS Fest gepcägten Denkmünze in den
protestantischen Schulen / so wie nach einer Schul-
feierlichkeit in den deiden Gelehrtenschulen unserer
Stadt/ der Thomasschule und der Nikskaischule/
wurde daS Fest von 7 biS 8 Uhr Abends durch Geläute
aller Glvckrn verküadet. Gestern Morgen 4 Uhr
wurde von den Musikchören der Besatzung und der
Ksmmunalgarde große Reveille gehaltrn/ dann
von den Scadrtbürmen daS Lied: Lob/ Ehr'und
Preis dem höchsten Gut/ geblasen und später durch
Glockentzeläute zu den Kirchen gerufen. Jn allen
Straßen waren frische Maien vor den Häusern auf-
gepflanzt/ diese mit Guirkandcn geschmückt und
Vorrichrungen zur Beleuchtung getroffen/ auch auf
allen Thürmen Fahnen mit den sächflschen und
Stadtfarben errichrrt. Die Behörden/ Korporatio-
nen/ wte die Gäste der Universttät/ theilten sich /
um die Prrdigt des vr. Gioßmann in der ThomaS-/
oder die deS KcofessorS vr. Krehl in der Universi-
tätökirche zu hören. Jn der ersten wurbe nach be-
endigtem Kanzelvortrage das Tedeum von Hasse auS-
geführt/ wodei ein Bataillon der Besatzung cine
dreimaltge Salve gab. Unler dem Gesange nahmen
sämmtkiche Geistttche der Stadtkerchen daS heilige
Abendmahl, wobei der von Luther hier gebrauchte/
heilig aufbewahrte Kelch benutzt wurde. Gegen
11 Uhr wurde die iateinische Rede deS Prof-essorS
ür. Hermann in der Aula des Augusteums besucht
und hierauf die Renunciation riniger zu kretrender
Doktoren der Theologie durch den Kirchenrath vr.
Winer abgewartet. Rach dieser zweifachen Solen-
nität entfaltete stch der Kestzug/ von der Kommu-
nalgarde brgleitet/ vom Gewandhause durch daS
Zugusteum/ mehrere Gtrsßen/ nach dem grsßen
Marktylatze zu/ wo die Tbeilnehmer tn einem -urck
die Besatzung und die Kommunalgarde gcbildeten
Viereck aufgenommen wurden. Hier ward (die
Stadtgeistlrchen standen/ zum Theil einige auS Lu-
therS Zeit erhalcene Besitztbümer/ eine Btbel und
zwei Becher tragend/ in der Mitte des MarkteS):
Nan danket alle Gott rc. rs./ gcsungen/ danu in
kurzen Worten das Andenken an die vor ZOO Zahren
begonnene Kirchenreformation gefeiert/ dem Könige
ein Lebehoch gebracht und mir dem Liede: Eine feße
Burg tst unser Gskt re."/ gescklossrn. Hiemit en-
digte sich die gemeiusame öffentliche Feier dieseS
TageS. DaS Festmahl im neurn SÄützenhause
war von Einheimischen und fremden Gästen sehr
zahlreick besucht/ die sich nach manchem lauten und
vertraulichen GedankenauStausche in crnster wie in
heiterer Rede erß spät trennten/ um daS geißliche
Oratorium in der Rikolaikirche/ wo unter Ande-
rem daS Vaterunser von Klopstock und Naumann,
wie ein Tedeum von Weinlich aufgeführt und eine
Partie von Tichatscheck auS DreSden gesungen wurde/
hes-ichen. Die mit dem sinbrechenden Abend
veranstaltete Beleuchtung war so allgrmein/ als
wir sie seit dem Feste der fünfzigjährigen Regierung
Friedrich Augusts unS nicht ertnnern. Zwei Musik-
chöre spielten abwechselnd auf dem Marktplatze,
und lange nach Mitternacht erst vrrlor sich die wo-
gende Menge.
PartS/ 22. Mai. AuS der biSherigen Unter-
suchung über den Aufstand am 12. und 13. Mai
gehk biS jctzt hervor/ daß die meisten mit den Waffen
in der Hand ergriffenen Anführer keine Reulinge
auf der Gahn der Empörung waren; eS sind unter
ihnen Solche / welche die ihnen gewordene Gnade mit
schwarzem Undank erwiedert haben. — DaS Mtni-
Aertum befestigt sich. Gcsiern Abend war glänzen-
der Smpfang bei den Ministern Soult und Teste.
Dor dem Hotel deS MarlchallS machten die Wagen
Queu«/ wie vor dem Theater fran^.üS/ wenn die
Rachel auftritt. Unter den Bcsuchern waren viele
Freunde von ThterS (der gestern!zur kön. Tafel ge-
zogen war). Möchte endlich der Tag der Versöb-
nung anbrcchen l Las Mintsterium versäumt ntchtS
um sich den Beifall der wohlgesinnten Abgeordne-
ten zu crwerben. ES beschäfctgt sich eifrtg mit
Förderung der materiellen Zntereffen.
Südamerika. Nachrtchten auS BuenosayreS
vom 16. Februar zufokge dauerte die französische
Blokade noch fort. DaS Blokadegeschwader beab-
sichtigrs einen Angriff auf die Stadt. Der Präst-
dent RosaS bcginnt sehr unpopulär zu werden.
Mittwoch, den29. Mai
1839.
Ereignisse.
Germershstm/ 20. Mat. An dem hiestgen
FeüungSbau herrscht nun wteder aujferordentliche
Thätigkeit. Und nicht nur auf den verschiedenen
Fronten werden die F^stungSbauten mit aller Energie
betricben - sondern die kön. Direktion har anch den
Zvfang gemacht/ die GlaciS durch geschmackvolle
Anlagen zu verschönern/ s-/ daß Germersherm so-
wohl in Bezug auf seine elganten Vauwerke/
alS auch auf seine herrliche und gesunde Umgebung
in ganz kurzer Zeik zu einer der schönKen und angc-
nehmsten StLdre der Pfalz wird gerechnet wrrden
können.
Leipzig / 20. Mai. Gestern begingen wir die
dritte Säkularfeier der Einsührung der Reformation
tn Leipzig. Sckon am 18. Maj/ nach Vertheilung
einer auf daS Fest gepcägten Denkmünze in den
protestantischen Schulen / so wie nach einer Schul-
feierlichkeit in den deiden Gelehrtenschulen unserer
Stadt/ der Thomasschule und der Nikskaischule/
wurde daS Fest von 7 biS 8 Uhr Abends durch Geläute
aller Glvckrn verküadet. Gestern Morgen 4 Uhr
wurde von den Musikchören der Besatzung und der
Ksmmunalgarde große Reveille gehaltrn/ dann
von den Scadrtbürmen daS Lied: Lob/ Ehr'und
Preis dem höchsten Gut/ geblasen und später durch
Glockentzeläute zu den Kirchen gerufen. Jn allen
Straßen waren frische Maien vor den Häusern auf-
gepflanzt/ diese mit Guirkandcn geschmückt und
Vorrichrungen zur Beleuchtung getroffen/ auch auf
allen Thürmen Fahnen mit den sächflschen und
Stadtfarben errichrrt. Die Behörden/ Korporatio-
nen/ wte die Gäste der Universttät/ theilten sich /
um die Prrdigt des vr. Gioßmann in der ThomaS-/
oder die deS KcofessorS vr. Krehl in der Universi-
tätökirche zu hören. Jn der ersten wurbe nach be-
endigtem Kanzelvortrage das Tedeum von Hasse auS-
geführt/ wodei ein Bataillon der Besatzung cine
dreimaltge Salve gab. Unler dem Gesange nahmen
sämmtkiche Geistttche der Stadtkerchen daS heilige
Abendmahl, wobei der von Luther hier gebrauchte/
heilig aufbewahrte Kelch benutzt wurde. Gegen
11 Uhr wurde die iateinische Rede deS Prof-essorS
ür. Hermann in der Aula des Augusteums besucht
und hierauf die Renunciation riniger zu kretrender
Doktoren der Theologie durch den Kirchenrath vr.
Winer abgewartet. Rach dieser zweifachen Solen-
nität entfaltete stch der Kestzug/ von der Kommu-
nalgarde brgleitet/ vom Gewandhause durch daS
Zugusteum/ mehrere Gtrsßen/ nach dem grsßen
Marktylatze zu/ wo die Tbeilnehmer tn einem -urck
die Besatzung und die Kommunalgarde gcbildeten
Viereck aufgenommen wurden. Hier ward (die
Stadtgeistlrchen standen/ zum Theil einige auS Lu-
therS Zeit erhalcene Besitztbümer/ eine Btbel und
zwei Becher tragend/ in der Mitte des MarkteS):
Nan danket alle Gott rc. rs./ gcsungen/ danu in
kurzen Worten das Andenken an die vor ZOO Zahren
begonnene Kirchenreformation gefeiert/ dem Könige
ein Lebehoch gebracht und mir dem Liede: Eine feße
Burg tst unser Gskt re."/ gescklossrn. Hiemit en-
digte sich die gemeiusame öffentliche Feier dieseS
TageS. DaS Festmahl im neurn SÄützenhause
war von Einheimischen und fremden Gästen sehr
zahlreick besucht/ die sich nach manchem lauten und
vertraulichen GedankenauStausche in crnster wie in
heiterer Rede erß spät trennten/ um daS geißliche
Oratorium in der Rikolaikirche/ wo unter Ande-
rem daS Vaterunser von Klopstock und Naumann,
wie ein Tedeum von Weinlich aufgeführt und eine
Partie von Tichatscheck auS DreSden gesungen wurde/
hes-ichen. Die mit dem sinbrechenden Abend
veranstaltete Beleuchtung war so allgrmein/ als
wir sie seit dem Feste der fünfzigjährigen Regierung
Friedrich Augusts unS nicht ertnnern. Zwei Musik-
chöre spielten abwechselnd auf dem Marktplatze,
und lange nach Mitternacht erst vrrlor sich die wo-
gende Menge.
PartS/ 22. Mai. AuS der biSherigen Unter-
suchung über den Aufstand am 12. und 13. Mai
gehk biS jctzt hervor/ daß die meisten mit den Waffen
in der Hand ergriffenen Anführer keine Reulinge
auf der Gahn der Empörung waren; eS sind unter
ihnen Solche / welche die ihnen gewordene Gnade mit
schwarzem Undank erwiedert haben. — DaS Mtni-
Aertum befestigt sich. Gcsiern Abend war glänzen-
der Smpfang bei den Ministern Soult und Teste.
Dor dem Hotel deS MarlchallS machten die Wagen
Queu«/ wie vor dem Theater fran^.üS/ wenn die
Rachel auftritt. Unter den Bcsuchern waren viele
Freunde von ThterS (der gestern!zur kön. Tafel ge-
zogen war). Möchte endlich der Tag der Versöb-
nung anbrcchen l Las Mintsterium versäumt ntchtS
um sich den Beifall der wohlgesinnten Abgeordne-
ten zu crwerben. ES beschäfctgt sich eifrtg mit
Förderung der materiellen Zntereffen.
Südamerika. Nachrtchten auS BuenosayreS
vom 16. Februar zufokge dauerte die französische
Blokade noch fort. DaS Blokadegeschwader beab-
sichtigrs einen Angriff auf die Stadt. Der Präst-
dent RosaS bcginnt sehr unpopulär zu werden.