Heidelberger Wochcnblätter.
x«. L81. Samstag, den 14. September 1839.
Ereignisse.
Hannover, 3. Scpt. Nachdcm man sich
mehrcrc Wochen mir dem so unwahrschcinlichen,
aber immer wieder künstlich genährten Gerüchte
von einer Entscheidung des Bundestags zu Gunsten
dcr Berfaffung von 1819 gequält hatte, eryielt
man denn endlich in den letztcn Tagen bestimm-
lere Nachrichten über den Ungrund jencs Ge-
rüchtes und die wayre Laqe der Dinge in Frank-
surt, zugleich auch, daß die Zurückweisung dcr
zuletzt übergebencn Beschwerden nur auf vermuti)-
lich mißverständlichen Anordnungen dcr Kanziei
bcruht habe, die Bundcsversammlung vielmeyr
nach wie vor Eingabcn der Korporationen an-
neymen werde. Es I)eißt, daß Dr. Heffenberg
ouch bereits Lie Beschwerde des Magistrats der
Ncsidenz wieder überrcicht yabe. Was nun auch
der Grund jencs Gerüchtcs gewcsen seyn mag, so
viel ist gewiß, daß es die Ausrcgung aus dic be-
daucrlichste Wcise vermeyrt l)at, daß es vieler Drtcn
die Beranlaffung zu Sieuerverweigerungen gcwe-
scn ist, daß namcntlich im Bremischen ganze Ort-
schaften Stcuer und Psändung verwcigcrt, daß
die Wbscndung dcS Landdrosten v. Marschalk szu
Stade) die die Psändung verweigernden Landleme
nicht auf andere Gedanken zu bringen vcrmochte,
daß man sich deßyalb genötyigt say, nicht allcin
einen k. Beamten unter angen'cffener Gensdarmen-
begleitung, sondernauch sörmlichemilitärischeHülfe,
nämlich cin Dclaschcment von 25 Dragonern un-
ker Anfübrung des Riikineisters C. v. Plate in
eine der widerspenstigen Ortschaftcn (Osck-n) abzu-
senden, daß als diese Acacht aus den Hos cines der
bedeutendsten Grundbesitzer der Gegend, des eye-
rnaligen Deputirlen Kröncke, rückle, sie dort die
Knechte und andere klntergebene Krönckes gcyörig
bervaffnet aufgestellt sand, und dasi es zum Blut-
vergießen gckommcn wäre, da Kröncke sich der
Aufforderung des Beaintcn zur Psändung nicht
sügen wollie, wcnn nichr der Prediger aus den
Wunsch dcs Rirrmeifters v. Plate yerbeigeeilt und
zu Frieden und Besonnenyeit crmaynt i)ätle, na-
mentlich daraus yinweisend, daß jcnes Gerücht
allcr Bejtarigung crmangle, woraus denn sowoyl
Kröncke, als auch nach seinem Beispicl die ganze
übrige Orlschaft die Psändung sich gefallen ließ,
jcdock untcr ausdrücklicher Verwabrung gegen die
2>erbindlichkeit. Jn Osnabrück svllen gleichsalls
nur die uneryörtesten Vemülmngcn Stüveö vcryü-
tet yaben, daß es nicht Exzeffe abgesetzr yat. —
Das einzige Mittel zur gründlichen Beruyigung
und zugleich dasjenige, das für das Kabinet das
leichteste und bequcmste wäre, da es möglichst wenig
einem Nückschritt äynlich sieyr, würde eine Beru-
sung dcr Ständevcrsammlung nach dem i833r
Staatsgrundgesetz seyn, oyne eigentliche Anerkcn-
nung deS Staatsgrundgesctzes selbst. Mik dieser
Ständeversammlung würde man sich dann leicht
über cine neue Versaffung eincn. Die Berusung
einer Srändeversammlung nach dem Staatsgrund-
gesetz würde aber dcm Kabinet um so leichtcr seyn,
alS erft in neuester Zeik melwere Korporationen
darum petitionirt Yabcn, wic denn in diesen Tagen
die Bürgcrschaft von Hildesyeim Sr. M. dem Kö-
nig eine deßsallsige Vorstellung übcrrcicht yat.
Spanien. Pariser Blätter cntl^alten solgende
telegrapyische Botschast ous Bayonnevom 7. Sept.:
„Don Carlos yat seinen ganzen Hos und sein Mi-
nisterium cntlaffen und ist nach Lecumbery zurück-
gekeyrt. Die HH. de la Piscina, Erro rc. sind
aus sranzösischcn Bodcn übergetreten. Dic navar-
resischen Bataillone begel)en Äusschweisungen aller
Art. TZer General Moreno ift gcstern zu Urdax
erschoffen worden." Das Iournal deö Dcbats
bcmerkt Yiezu: ,,Aus dieser Botschast geyt Yervor,
daß die navarresischcn Bataillone in der Äuslösung
begriffen sind, daß in der Umgebung deö Don Carlotz
eine surchtdare Verwirrung yerrscht, daß er s^lbft
nicht mel)r weiß, welchcn Ministern er sich anvcr-
trauen soll, daß cndlich scine ersten Diener iyn vcr-
laffen, um der zügelloscn Soldateöka, dic iyre Ge-
ncrale crmordet, zu emrinnen. Die gcwöynlichc
bayonner Korrespondenz meldet, daß die navarrcsi-
schen Bataillone welche sich zuerst in Dera eryo»
ben, aus der Gränze alle Ärcen von Ausschweifun-
gcn begeben, die Reisenden plündern, Lie Einwvy-
ner brandschatzen und keinerlci Bebörde anerkennen.
Eö scheint, die übrigen navarresischcn Bataillone
seyen in demselben Zustandc. Moreno, der zu
Urdax crschoffen wurde (genannt el malo, der
Akörder von Torrijosundseincn Unglücksgefäyrten);
war ein entschiedcner Apostolischer und Absolutist."
Alcxandria, den 16. August. Meyemed
Ali will vor Verabschiedung Cyosrew Paschaö und
aller derjenigcn Minister, die iym nicht genehm sind,
von keiner Rückgabc der Türklschen Flotte l ören;
cr äußerte neulich, daß er sie licber in die Lufl
sprengen ließe, als Leuten überamworten, die an
Rußland vcrkauft wärcn. Indeffen fängt diesc
Flotte an, iym Sorge zu machen, nicht nur weil
er 25 000 Ncann meyr zu ernäyren und zu be-
zaylcn yat, sondern er schcint auch nicht oyne
x«. L81. Samstag, den 14. September 1839.
Ereignisse.
Hannover, 3. Scpt. Nachdcm man sich
mehrcrc Wochen mir dem so unwahrschcinlichen,
aber immer wieder künstlich genährten Gerüchte
von einer Entscheidung des Bundestags zu Gunsten
dcr Berfaffung von 1819 gequält hatte, eryielt
man denn endlich in den letztcn Tagen bestimm-
lere Nachrichten über den Ungrund jencs Ge-
rüchtes und die wayre Laqe der Dinge in Frank-
surt, zugleich auch, daß die Zurückweisung dcr
zuletzt übergebencn Beschwerden nur auf vermuti)-
lich mißverständlichen Anordnungen dcr Kanziei
bcruht habe, die Bundcsversammlung vielmeyr
nach wie vor Eingabcn der Korporationen an-
neymen werde. Es I)eißt, daß Dr. Heffenberg
ouch bereits Lie Beschwerde des Magistrats der
Ncsidenz wieder überrcicht yabe. Was nun auch
der Grund jencs Gerüchtcs gewcsen seyn mag, so
viel ist gewiß, daß es die Ausrcgung aus dic be-
daucrlichste Wcise vermeyrt l)at, daß es vieler Drtcn
die Beranlaffung zu Sieuerverweigerungen gcwe-
scn ist, daß namcntlich im Bremischen ganze Ort-
schaften Stcuer und Psändung verwcigcrt, daß
die Wbscndung dcS Landdrosten v. Marschalk szu
Stade) die die Psändung verweigernden Landleme
nicht auf andere Gedanken zu bringen vcrmochte,
daß man sich deßyalb genötyigt say, nicht allcin
einen k. Beamten unter angen'cffener Gensdarmen-
begleitung, sondernauch sörmlichemilitärischeHülfe,
nämlich cin Dclaschcment von 25 Dragonern un-
ker Anfübrung des Riikineisters C. v. Plate in
eine der widerspenstigen Ortschaftcn (Osck-n) abzu-
senden, daß als diese Acacht aus den Hos cines der
bedeutendsten Grundbesitzer der Gegend, des eye-
rnaligen Deputirlen Kröncke, rückle, sie dort die
Knechte und andere klntergebene Krönckes gcyörig
bervaffnet aufgestellt sand, und dasi es zum Blut-
vergießen gckommcn wäre, da Kröncke sich der
Aufforderung des Beaintcn zur Psändung nicht
sügen wollie, wcnn nichr der Prediger aus den
Wunsch dcs Rirrmeifters v. Plate yerbeigeeilt und
zu Frieden und Besonnenyeit crmaynt i)ätle, na-
mentlich daraus yinweisend, daß jcnes Gerücht
allcr Bejtarigung crmangle, woraus denn sowoyl
Kröncke, als auch nach seinem Beispicl die ganze
übrige Orlschaft die Psändung sich gefallen ließ,
jcdock untcr ausdrücklicher Verwabrung gegen die
2>erbindlichkeit. Jn Osnabrück svllen gleichsalls
nur die uneryörtesten Vemülmngcn Stüveö vcryü-
tet yaben, daß es nicht Exzeffe abgesetzr yat. —
Das einzige Mittel zur gründlichen Beruyigung
und zugleich dasjenige, das für das Kabinet das
leichteste und bequcmste wäre, da es möglichst wenig
einem Nückschritt äynlich sieyr, würde eine Beru-
sung dcr Ständevcrsammlung nach dem i833r
Staatsgrundgesetz seyn, oyne eigentliche Anerkcn-
nung deS Staatsgrundgesctzes selbst. Mik dieser
Ständeversammlung würde man sich dann leicht
über cine neue Versaffung eincn. Die Berusung
einer Srändeversammlung nach dem Staatsgrund-
gesetz würde aber dcm Kabinet um so leichtcr seyn,
alS erft in neuester Zeik melwere Korporationen
darum petitionirt Yabcn, wic denn in diesen Tagen
die Bürgcrschaft von Hildesyeim Sr. M. dem Kö-
nig eine deßsallsige Vorstellung übcrrcicht yat.
Spanien. Pariser Blätter cntl^alten solgende
telegrapyische Botschast ous Bayonnevom 7. Sept.:
„Don Carlos yat seinen ganzen Hos und sein Mi-
nisterium cntlaffen und ist nach Lecumbery zurück-
gekeyrt. Die HH. de la Piscina, Erro rc. sind
aus sranzösischcn Bodcn übergetreten. Dic navar-
resischen Bataillone begel)en Äusschweisungen aller
Art. TZer General Moreno ift gcstern zu Urdax
erschoffen worden." Das Iournal deö Dcbats
bcmerkt Yiezu: ,,Aus dieser Botschast geyt Yervor,
daß die navarresischcn Bataillone in der Äuslösung
begriffen sind, daß in der Umgebung deö Don Carlotz
eine surchtdare Verwirrung yerrscht, daß er s^lbft
nicht mel)r weiß, welchcn Ministern er sich anvcr-
trauen soll, daß cndlich scine ersten Diener iyn vcr-
laffen, um der zügelloscn Soldateöka, dic iyre Ge-
ncrale crmordet, zu emrinnen. Die gcwöynlichc
bayonner Korrespondenz meldet, daß die navarrcsi-
schen Bataillone welche sich zuerst in Dera eryo»
ben, aus der Gränze alle Ärcen von Ausschweifun-
gcn begeben, die Reisenden plündern, Lie Einwvy-
ner brandschatzen und keinerlci Bebörde anerkennen.
Eö scheint, die übrigen navarresischcn Bataillone
seyen in demselben Zustandc. Moreno, der zu
Urdax crschoffen wurde (genannt el malo, der
Akörder von Torrijosundseincn Unglücksgefäyrten);
war ein entschiedcner Apostolischer und Absolutist."
Alcxandria, den 16. August. Meyemed
Ali will vor Verabschiedung Cyosrew Paschaö und
aller derjenigcn Minister, die iym nicht genehm sind,
von keiner Rückgabc der Türklschen Flotte l ören;
cr äußerte neulich, daß er sie licber in die Lufl
sprengen ließe, als Leuten überamworten, die an
Rußland vcrkauft wärcn. Indeffen fängt diesc
Flotte an, iym Sorge zu machen, nicht nur weil
er 25 000 Ncann meyr zu ernäyren und zu be-
zaylcn yat, sondern er schcint auch nicht oyne