Hcidelöcrger Wochcnblättcr.
!Vv. 94. Dinstag, d en 14. Mai 1839.
Ereigntsse.
Karlsruhe, ii. Mai. i i. offentliche Sitzung
der zweiten Kammer, unter dem Vorsitze deS Prsi-
sidenten Mittermaier, später deS 2. Vizepräsidenten
v. Rotteck. Auf der Esirade der Regierung befin-
den sich: die Mlnisierialpräsidenten Jolly und Ne-
benius, geh. KriegSrath Vogel und Jusiizminisie-
rialrath Lauckhard; gegen daS Ende der Sitzung
auch Staatsminisier v. Böckh, — DaS Sekrctariat
zeigt eine Motion an von dem Abg. v. Rotteck, die
Wiederhersiesiung einigen RechtSzusiandeS in der
Preßsache betr. Der Abg. Jörger bringt die tn
ber lehten Sitzung angezeigte Bitte vieler Bürger
in der Stadt Baden in Anregung, und wünscht,
daß dieselbe auf die nächsie TageSordnung gcbracht
werden möge, waS, zufolge erthcilter Auskunft
deS BerichterüatterS Zenkner, geschehen dürfte.
Der Abg. Gchaaff erinnert sodann an eine von ihm
früher vorgelegte Petition, welche auf daS Gesetz
über die AmtSrevisoratSsporteln Einfluß haöen
könnte; nach geschehenen Erörterungen zwischen
dem Sekretär Litschgi, den Abg. Mohr und Gerbel,
fo wie dcm Vorsiande der PetitionSkommission v.
Rotteck, wurde als zweckmäßig erfunden, jeneS
Gesctz und die sämmtlichen Petitionen über das
AmtSrevisoratswesen und die Verhältniffe der Thei«
lungSkommisiär« wegen ihrer Wechselwirkung
zu einander — möglichsi zumal abzuhandeln und
noch etwa ncu rinkommende Petionrn über densel-
ben Gegensiand, soweit sie NeueS enthalten, alS
Zusatz hterzu nächträglich zu berücksichtigen. —
Der Abg. Merk ersiarret sofort Bericht über den
Gesetzentwurf, die Einsiandskapttalicn der Unter-
offiziere re. betr.; deSgleichen ersiattet der Abg.
Rettig KommissionSberichr über den Grsetzentwurf,
die Berücksichtigung der in der Landwehr zugebrach-
ten Diensizeit dei Penstonsberechnungen bclreffend.
Ferner berrchtigt der Abg. Bekk über den Gesetzenr-
wurf, die Verjährung der HoheitSabgaben betr.
Die Anträge gehen auf Annahme, zum Theil mit
Modifikationen. (Forts. folgt.)
Stutrgart, 9. Mat. Der gesirige Tag wtrd
ollen Ernwohnern StuttgartS unvergeßlich bleiben.
Die EntbnllungSfeier deS GchillerdenkmalS hatte
«ine unermeßliche Menschenmenge herdeigezogen;
von allen Seiten her sirömten dte Gäsie durch
dte fesilich geschmückren Thore. 42 Liederkränze
waren lhetlS vollsiändig, theilS durch Deputationen
anwesend; die Zahl der Sänger detrug, diehtefigen
mit eingerechnet, in runder Gumme isoo. Auch
die Nachbarländer, BaLern, Baden, Hohenzollern,
selbsi die Schweiz, hatten ihre Repräsentanten zu
dem Nationalfcfie geschickt. Die Häuser der Stra-
ßen, durch welcke der Zug kam, waren mit Guir-
landen, Kränzen, Tepptchen u. s. w. fesilich ge-
schmücki. Zeder Liederkranz hatte seine Fahnc,
der ulmer deren dert, von welchen die jüngsis cin
prachtvollcs, rcicheS Geschrnk des vcrewigten Her-
zogs Heinrich von Württcmberg isi, während die
ältesie noch auS den Zeiten der Meisiersänger siammt,
i. Z. 1607 renovirt, und mit vcrschiedenen filber-
nen Gchaumünzen geschmückr isi. Der Zug wurde
zu beiden Setlen vsn öesonders hierzu erwählten
Bürgcrn begleitet, welchen zugleich die Handha>
bung der Ordnung ausgetragen war. DaS Haupr-
fesi selbsi, die Snthüllung deS DenkmakS, dessen
Uebergabe an die Stadr, Reds und Gesänge gingen
in der schönsien Ordnung vorüber und waren von
dem heirersien Himmel begünsiigt. Nach der Tafcl
im Museum überreichte eine Deputation deS Stadt-
ratheS dem Vsrsiand deS GchillerSvereinS, Herrn
Hofrath, Profeffor und Ritter v. Reinbeck, daS
Diplom alS Eßrenbnrger der hiesigen Stadr. Nach-
mittagS versammelren fich die Liedcrkränzr auf dcm
SchillerSfelde zu fröhlichen Gesängen, wober Hr.
v. Reinbcck von der Tribüne auS etne Rede hielt,
unddcrgreiseHofopernregisseurKrelSmitjugendlicher
Begersierung einige Gedichte von Schiller unter
dem allgemeinsien Beifalle deklamirte. Um die
Tribüne herum waren bie Fahnen der Liederkränze
aufgesieckt und in weitern Halbkreise die Wappen-
schilde der Stäbte, von welchen Deputationen bei
denr Fesie waren. Gegcn Abend zogen die Sänger
auf bie Weißenburg, ein der Bürgergesellschaft ge-
hörigeS Lokal, und auf die Gilberburg, eine Be-
sitzung deS MuseumS. Nach dem Theatcr wurde
der Schillersplatz mit bengalischem Fcuer beleuchtet,
und das Hotel-garni deS Hrn. Marquard in der
KönigSsiraße war glänzend illuminirt. Den Schluß
deS fesiiichen TageS, den auch die Anwesenheir drS
berühmten P. v. CorneliuS auS München verherr-
lichte, machte etn brillanter Ball im Museum. Zur
Nachfeier stnd heute viele Liederkränze auf dic So-
litude gezogen.
Berltn, 6. Mai. Der Erzbischof von Posen,
v> Dunrn, lebt scit der Verkündung setneS UrtheilS
sehr zurückgezogen, nur im Kreise weniger Pol-
nischer Famtlicn, die Verwandtschaft oder alte
Freundschaft mrt ihm verbnnden habcn. Man isi
überzeugt, daß jetzt jcde Möglichkeir einer Derein-
barung verschwunden ist. Ratürlich haben die
!Vv. 94. Dinstag, d en 14. Mai 1839.
Ereigntsse.
Karlsruhe, ii. Mai. i i. offentliche Sitzung
der zweiten Kammer, unter dem Vorsitze deS Prsi-
sidenten Mittermaier, später deS 2. Vizepräsidenten
v. Rotteck. Auf der Esirade der Regierung befin-
den sich: die Mlnisierialpräsidenten Jolly und Ne-
benius, geh. KriegSrath Vogel und Jusiizminisie-
rialrath Lauckhard; gegen daS Ende der Sitzung
auch Staatsminisier v. Böckh, — DaS Sekrctariat
zeigt eine Motion an von dem Abg. v. Rotteck, die
Wiederhersiesiung einigen RechtSzusiandeS in der
Preßsache betr. Der Abg. Jörger bringt die tn
ber lehten Sitzung angezeigte Bitte vieler Bürger
in der Stadt Baden in Anregung, und wünscht,
daß dieselbe auf die nächsie TageSordnung gcbracht
werden möge, waS, zufolge erthcilter Auskunft
deS BerichterüatterS Zenkner, geschehen dürfte.
Der Abg. Gchaaff erinnert sodann an eine von ihm
früher vorgelegte Petition, welche auf daS Gesetz
über die AmtSrevisoratSsporteln Einfluß haöen
könnte; nach geschehenen Erörterungen zwischen
dem Sekretär Litschgi, den Abg. Mohr und Gerbel,
fo wie dcm Vorsiande der PetitionSkommission v.
Rotteck, wurde als zweckmäßig erfunden, jeneS
Gesctz und die sämmtlichen Petitionen über das
AmtSrevisoratswesen und die Verhältniffe der Thei«
lungSkommisiär« wegen ihrer Wechselwirkung
zu einander — möglichsi zumal abzuhandeln und
noch etwa ncu rinkommende Petionrn über densel-
ben Gegensiand, soweit sie NeueS enthalten, alS
Zusatz hterzu nächträglich zu berücksichtigen. —
Der Abg. Merk ersiarret sofort Bericht über den
Gesetzentwurf, die Einsiandskapttalicn der Unter-
offiziere re. betr.; deSgleichen ersiattet der Abg.
Rettig KommissionSberichr über den Grsetzentwurf,
die Berücksichtigung der in der Landwehr zugebrach-
ten Diensizeit dei Penstonsberechnungen bclreffend.
Ferner berrchtigt der Abg. Bekk über den Gesetzenr-
wurf, die Verjährung der HoheitSabgaben betr.
Die Anträge gehen auf Annahme, zum Theil mit
Modifikationen. (Forts. folgt.)
Stutrgart, 9. Mat. Der gesirige Tag wtrd
ollen Ernwohnern StuttgartS unvergeßlich bleiben.
Die EntbnllungSfeier deS GchillerdenkmalS hatte
«ine unermeßliche Menschenmenge herdeigezogen;
von allen Seiten her sirömten dte Gäsie durch
dte fesilich geschmückren Thore. 42 Liederkränze
waren lhetlS vollsiändig, theilS durch Deputationen
anwesend; die Zahl der Sänger detrug, diehtefigen
mit eingerechnet, in runder Gumme isoo. Auch
die Nachbarländer, BaLern, Baden, Hohenzollern,
selbsi die Schweiz, hatten ihre Repräsentanten zu
dem Nationalfcfie geschickt. Die Häuser der Stra-
ßen, durch welcke der Zug kam, waren mit Guir-
landen, Kränzen, Tepptchen u. s. w. fesilich ge-
schmücki. Zeder Liederkranz hatte seine Fahnc,
der ulmer deren dert, von welchen die jüngsis cin
prachtvollcs, rcicheS Geschrnk des vcrewigten Her-
zogs Heinrich von Württcmberg isi, während die
ältesie noch auS den Zeiten der Meisiersänger siammt,
i. Z. 1607 renovirt, und mit vcrschiedenen filber-
nen Gchaumünzen geschmückr isi. Der Zug wurde
zu beiden Setlen vsn öesonders hierzu erwählten
Bürgcrn begleitet, welchen zugleich die Handha>
bung der Ordnung ausgetragen war. DaS Haupr-
fesi selbsi, die Snthüllung deS DenkmakS, dessen
Uebergabe an die Stadr, Reds und Gesänge gingen
in der schönsien Ordnung vorüber und waren von
dem heirersien Himmel begünsiigt. Nach der Tafcl
im Museum überreichte eine Deputation deS Stadt-
ratheS dem Vsrsiand deS GchillerSvereinS, Herrn
Hofrath, Profeffor und Ritter v. Reinbeck, daS
Diplom alS Eßrenbnrger der hiesigen Stadr. Nach-
mittagS versammelren fich die Liedcrkränzr auf dcm
SchillerSfelde zu fröhlichen Gesängen, wober Hr.
v. Reinbcck von der Tribüne auS etne Rede hielt,
unddcrgreiseHofopernregisseurKrelSmitjugendlicher
Begersierung einige Gedichte von Schiller unter
dem allgemeinsien Beifalle deklamirte. Um die
Tribüne herum waren bie Fahnen der Liederkränze
aufgesieckt und in weitern Halbkreise die Wappen-
schilde der Stäbte, von welchen Deputationen bei
denr Fesie waren. Gegcn Abend zogen die Sänger
auf bie Weißenburg, ein der Bürgergesellschaft ge-
hörigeS Lokal, und auf die Gilberburg, eine Be-
sitzung deS MuseumS. Nach dem Theatcr wurde
der Schillersplatz mit bengalischem Fcuer beleuchtet,
und das Hotel-garni deS Hrn. Marquard in der
KönigSsiraße war glänzend illuminirt. Den Schluß
deS fesiiichen TageS, den auch die Anwesenheir drS
berühmten P. v. CorneliuS auS München verherr-
lichte, machte etn brillanter Ball im Museum. Zur
Nachfeier stnd heute viele Liederkränze auf dic So-
litude gezogen.
Berltn, 6. Mai. Der Erzbischof von Posen,
v> Dunrn, lebt scit der Verkündung setneS UrtheilS
sehr zurückgezogen, nur im Kreise weniger Pol-
nischer Famtlicn, die Verwandtschaft oder alte
Freundschaft mrt ihm verbnnden habcn. Man isi
überzeugt, daß jetzt jcde Möglichkeir einer Derein-
barung verschwunden ist. Ratürlich haben die