Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839
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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0069
- Einband
-
3-44
No. 1 - No 10
-
45-84
No. 11- No 20
-
85-124
No. 21- No 30
-
125-164
No. 31- No 40
-
165-204
No. 41- No 50
-
205-244
No. 51- No 60
-
245-284
No. 61- No 70
-
285-324
No. 71- No 80
-
325-364
No. 81- No 90
-
365-406
No. 91- No 100
-
407-446
No. 101- No 110
-
447-486
No. 111- No 120
-
487-526
No. 121- No 130
-
527-566
No. 131- No 140
-
567-606
No. 141- No 150
-
607-646
No. 151- No 160
-
647-686
No. 161- No 170
-
687-726
No. 171- No 180
-
717-766
No. 181- No 190
-
767-806
No. 191- No 200
-
807-850
No. 201- No 210
-
851-890
No. 211- No 220
-
891-930
No. 221- No 230
-
931-970
No. 231- No 240
-
971-1010
No. 241- No 250
-
1011-1038
No. 251- No 257
- Einband
- Farbkeil/Maßstab
Hndclbergkr Wvchenblatter.
-ko. 16. Mittwoch, den 23. Ianuar 1839.
Sreignisse.
Darmßadt, 13. Jan. Jn der Sitzung der
zweiren Kammer der Srände vom io. Jan. reichte
der Abgeordnetr Kerteü auö Mainz nachsolgenden
Antrag ein, nnt dem Ersuchen, die hoyr Staats.
regierung zu bitten, die von Holland gegenwärtig
gemachten Vorschläge zu einem Anschlusse an den
deutschen Zollvervand nicht nur fur sich zurückzu--
weisen, sondern auch alle ihr zu Gedot sichenden
Mittel anzuwenden, daß eine solche Veretnigung
nicht zu Slande komme. „Der Unrerzeichnete kennt
alS praktischer Äau'mann HollandS commercielle
Politik. Deutschland, und besonderS unsere Rhein«
lande, sollen nur von ihm kaufrn, nur an dasselde
verkauken. tzede moglichc Konkurrenz zu beseitigen
ist scin Z,weck. Stcckte eS sich doch hinter krc-ma-
tikalische Spitzsindigkeiten, die unS in Wlen zuge-
sagte freie Rhcinfahrt i5 Jahre lai-g zurückzuhalten;
noch ist keine deutsche Dampfschifffahrt in Holland
konzessionirt, noch hält eS dre Schelde gesperrt.
Holland iü ein Handelsstaat, als solcher eine Ein-
heit; cS kcnnt genau seine Jnterrffe, und kommt,
mit unS zu unterhandeln. Der Bund besteht auS
vielen Ländern von ganz verschiedenen Lagen, ver-
schiedener Production, vrrschiedenen TranSportmit'
teln; er ist eine Verschiedenheit, eine Getheilrheit.
Holland kommt zu unS, eS will alfo von unS haben,
hätre eS uns zu enrbieten, wir müßten zu ihm
kommen. Was wird eS wollen? Was geben? Vor
Allem Bürgschaft deS AbsatzeS seiner Kolonialwaa-
ren, verminderten Zoll auf seinen Hauptartikel
Zucker, den privilegirten Schmuggel desselben, un-
ter Benennung Lompen - die mit dem Zucker an>
nexe Beztehung seineS ZavakaffeeS. ES erbietet
UNS dagegen, unsere Weine bei dem EingangSzolle
mit den Französischen gleich zu stellen; — em Zu-
geständniß, daS wir schon längst fordern konnten.
Schande sür unS, daß dieser große Mißstand noch
bestrht. Dann will es den Getreidezoll mindern;
den Zoll zahlen wir ntcht; braucht es unsere Frucht,
so fällr ihm der Zoll zu Last, und brauchr eS sie
nicht, so wird gar kein Zoll erhoben. Es will also
mit der einen Hand nehmcn, mit der anderen nichtö
geben. Auf drese Gruudlage hin sollen unsere Di-
plomaten mit zwei durchdachten holländischen Kauf-
leuten unterhandeln. Warnung scheint mir Pflicht."
PartS, 16. Zan. Zum Schlusse der geürigen
Deputirtenkammrrsitzung wurde der die Schweiz
betrcffende §. — nachdem nock Hc. Guizot (»mit
dem fragl. §. sey weder ein Tadel der Politik dcS
MinisteriumS, eben so wenig abrr auch ein Zeichen
der Billigung von der AdressecommifsivnSmajorität,
sondern einfach bezweckl wocden, die Neizung einer
nock nicht ganz geheilieri Wunde und daö Wieder-
auflebcn der Schwierigkeit einer, leickt crnßliche
Folge drohenden, Luge zu vermeiden") für mid
Hr. Debelleyme (»nnr dem seagl. §. sey es augen-
scheinlich auf eine Rüge gegen daS Miniflcrium ab-
gesehcn gewesen") gegen denselbcn gesprocken hatke
— mittelst Kugelung, da ein zweimoliger Abstim-
mungSversuch durch Aufstehen und Sitzenbleiben
kein sichereö Ergebniß geliefert hatte, abgestimmt
und mir einer für die Minister günstigen Mehrheit
von i3 Slimmen verworfen. Votanrenzahl st29;
adsolute Majorität 213; sür den Parographen 208,
gegen ihn 221.
— Zn der heutigen Deputirtenkammersitzung
wurde die Diskussion über den §. 6 deS Adresseent-
wurfS (Spanien) rröffnet. Marschall Clauzel bat
daS Wort: Er will weder die „Jntervention* no-ch
die »Kooperation" verlangen, er weiß, daß ein
solcher Antrag hier übel angebracht seyn würde; al-
lein darum bittet er, daß die Kammer flch den Geist
der Verträge rechl lebhaft vergegenwärtige und zu
eigen mache. Der Redner findet den vorliegenden
§. ungenügend, ja selbst nichtSsagend; er müchte
einen lebhastern Ausdruck deS Mitgcfühls; „wir
wenden — klagt der Herr Marschall — der konsti-
tutionellen Sache in Spanien böslich und vor aller
Welt den Rücken." Hr. Berryer verlangt die Trcn-
nung des §. in zwri Absätze und desondere Abstim-
mung über jeden; beide werdcn fast einhellig votirt.
Paragraph 7 (Polen) kommt nun an die Reihe,
uvd wird angenommen. §. 8, infvlge der Einnahme
rion San Zuan de Ulua von der Adressecommission
umqrfaßt und nun so lautcnd: »die Nnbilden und
Beraubungen/ welche unsere LandSleute in Mexiko
erdulden mußtcn / forderten cine eklatante
Genugtbuung; Zvre Regierung mußte sie heischen,
und die glänzeiche Waffenthat von San Juau
de Ulua ist/ indem sie unser Heer mit neuem Ruhm
bedeckte, ein mit Rccht siolz machender Erfolg fük
Frankreich; eS hat mit Glückseligkeit einen Jhrer
Söhne/ Sire/ dte Gesahren und die Erfolge un-
srrer unerschrockenen Seeleute theilen sehen"/ wird/
nachdem ein von Hrn. Lacrosse gesiellter AenderuttgS-
vorschlag verworfen worden/ angcnommrn. Hr.
-ko. 16. Mittwoch, den 23. Ianuar 1839.
Sreignisse.
Darmßadt, 13. Jan. Jn der Sitzung der
zweiren Kammer der Srände vom io. Jan. reichte
der Abgeordnetr Kerteü auö Mainz nachsolgenden
Antrag ein, nnt dem Ersuchen, die hoyr Staats.
regierung zu bitten, die von Holland gegenwärtig
gemachten Vorschläge zu einem Anschlusse an den
deutschen Zollvervand nicht nur fur sich zurückzu--
weisen, sondern auch alle ihr zu Gedot sichenden
Mittel anzuwenden, daß eine solche Veretnigung
nicht zu Slande komme. „Der Unrerzeichnete kennt
alS praktischer Äau'mann HollandS commercielle
Politik. Deutschland, und besonderS unsere Rhein«
lande, sollen nur von ihm kaufrn, nur an dasselde
verkauken. tzede moglichc Konkurrenz zu beseitigen
ist scin Z,weck. Stcckte eS sich doch hinter krc-ma-
tikalische Spitzsindigkeiten, die unS in Wlen zuge-
sagte freie Rhcinfahrt i5 Jahre lai-g zurückzuhalten;
noch ist keine deutsche Dampfschifffahrt in Holland
konzessionirt, noch hält eS dre Schelde gesperrt.
Holland iü ein Handelsstaat, als solcher eine Ein-
heit; cS kcnnt genau seine Jnterrffe, und kommt,
mit unS zu unterhandeln. Der Bund besteht auS
vielen Ländern von ganz verschiedenen Lagen, ver-
schiedener Production, vrrschiedenen TranSportmit'
teln; er ist eine Verschiedenheit, eine Getheilrheit.
Holland kommt zu unS, eS will alfo von unS haben,
hätre eS uns zu enrbieten, wir müßten zu ihm
kommen. Was wird eS wollen? Was geben? Vor
Allem Bürgschaft deS AbsatzeS seiner Kolonialwaa-
ren, verminderten Zoll auf seinen Hauptartikel
Zucker, den privilegirten Schmuggel desselben, un-
ter Benennung Lompen - die mit dem Zucker an>
nexe Beztehung seineS ZavakaffeeS. ES erbietet
UNS dagegen, unsere Weine bei dem EingangSzolle
mit den Französischen gleich zu stellen; — em Zu-
geständniß, daS wir schon längst fordern konnten.
Schande sür unS, daß dieser große Mißstand noch
bestrht. Dann will es den Getreidezoll mindern;
den Zoll zahlen wir ntcht; braucht es unsere Frucht,
so fällr ihm der Zoll zu Last, und brauchr eS sie
nicht, so wird gar kein Zoll erhoben. Es will also
mit der einen Hand nehmcn, mit der anderen nichtö
geben. Auf drese Gruudlage hin sollen unsere Di-
plomaten mit zwei durchdachten holländischen Kauf-
leuten unterhandeln. Warnung scheint mir Pflicht."
PartS, 16. Zan. Zum Schlusse der geürigen
Deputirtenkammrrsitzung wurde der die Schweiz
betrcffende §. — nachdem nock Hc. Guizot (»mit
dem fragl. §. sey weder ein Tadel der Politik dcS
MinisteriumS, eben so wenig abrr auch ein Zeichen
der Billigung von der AdressecommifsivnSmajorität,
sondern einfach bezweckl wocden, die Neizung einer
nock nicht ganz geheilieri Wunde und daö Wieder-
auflebcn der Schwierigkeit einer, leickt crnßliche
Folge drohenden, Luge zu vermeiden") für mid
Hr. Debelleyme (»nnr dem seagl. §. sey es augen-
scheinlich auf eine Rüge gegen daS Miniflcrium ab-
gesehcn gewesen") gegen denselbcn gesprocken hatke
— mittelst Kugelung, da ein zweimoliger Abstim-
mungSversuch durch Aufstehen und Sitzenbleiben
kein sichereö Ergebniß geliefert hatte, abgestimmt
und mir einer für die Minister günstigen Mehrheit
von i3 Slimmen verworfen. Votanrenzahl st29;
adsolute Majorität 213; sür den Parographen 208,
gegen ihn 221.
— Zn der heutigen Deputirtenkammersitzung
wurde die Diskussion über den §. 6 deS Adresseent-
wurfS (Spanien) rröffnet. Marschall Clauzel bat
daS Wort: Er will weder die „Jntervention* no-ch
die »Kooperation" verlangen, er weiß, daß ein
solcher Antrag hier übel angebracht seyn würde; al-
lein darum bittet er, daß die Kammer flch den Geist
der Verträge rechl lebhaft vergegenwärtige und zu
eigen mache. Der Redner findet den vorliegenden
§. ungenügend, ja selbst nichtSsagend; er müchte
einen lebhastern Ausdruck deS Mitgcfühls; „wir
wenden — klagt der Herr Marschall — der konsti-
tutionellen Sache in Spanien böslich und vor aller
Welt den Rücken." Hr. Berryer verlangt die Trcn-
nung des §. in zwri Absätze und desondere Abstim-
mung über jeden; beide werdcn fast einhellig votirt.
Paragraph 7 (Polen) kommt nun an die Reihe,
uvd wird angenommen. §. 8, infvlge der Einnahme
rion San Zuan de Ulua von der Adressecommission
umqrfaßt und nun so lautcnd: »die Nnbilden und
Beraubungen/ welche unsere LandSleute in Mexiko
erdulden mußtcn / forderten cine eklatante
Genugtbuung; Zvre Regierung mußte sie heischen,
und die glänzeiche Waffenthat von San Juau
de Ulua ist/ indem sie unser Heer mit neuem Ruhm
bedeckte, ein mit Rccht siolz machender Erfolg fük
Frankreich; eS hat mit Glückseligkeit einen Jhrer
Söhne/ Sire/ dte Gesahren und die Erfolge un-
srrer unerschrockenen Seeleute theilen sehen"/ wird/
nachdem ein von Hrn. Lacrosse gesiellter AenderuttgS-
vorschlag verworfen worden/ angcnommrn. Hr.