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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0626

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620

d«c auKläridischen Angelegenheiten gesprochen wird.
Warum aber wird dorr nicht der Fricde geftort?
Wcil dork Freiheit der Prefte ift. Oamit, mcinc
Herren, hört aller Unfriede auf. Dic frcicn Män-
ner dcr sehr, sehr kleinen schiveizer Staaren woll-
ren und wollen mit Enrschiedcnl)eit ihr heiliges
Menschen-und Bürgerrechr, das Necht dcr Frei-
heit der Wahrheit. Sie wollren sie alS Männcr,
und man inuftre sic ilmen laffcn. Und nun erft
wird durch ihre Zcitungcn dcr Frieden mir ihrcn
Nachbarn nicht mel)r gcftsrt. Icdc räglich ncnc
Zumuthung und Beschwcrde hört völlig auf. Aber
bei unS wird Ecnsur im Namcn des Großhcrzogs
von Baden gehandyabt, es wird crwas geftrichen,
erwas anderes nichr gcstrichcn, dadurch wird cr-
klärr, daß jcdes vcrlctzcnde Worr, das in dcm
Blattc fteht, dcn Stcmpcl dcr Ncgierung an sich
trägt. Die Ncgierung seloft ist es nunmehr, wcichs
verletzt und bcleidigr; die cwig ncuen Zumuthun-
gcn und Bcrdricßlichfcitcn nehmcn somit natürlich
kein Ende. Das ist die unglückselige Folge der
Censur. Mcine Hcrren, im Garzcn wird auch
in unscrn Blättern in Baden, wcnn man sie lnit
andcrn deurschcn Blatrcrn vcrgleicht, kcincswegs
dieselbc Frciheit gefunden wcrden, wie z. B. in
den baicrischcn und würtcmbergischcn. llcber den
Mißbrauch der Ccnsur will ich kein Worr mchr
sagen, ich habe srüher und später enrsctzlichc und
lächeriiche Bcispiele von Bcrftümmlung histvrischcr
und moralischcr Wahrhcitcn, vou Umcrdrückung
der gcrechtcsten Beschwerden der Bürger nachgcwie-
sen (aus einen Pack Zeitungcn wciscnd ), in dicsen
Blättcrn sind aber-nals Hundcrtc von Bcilpiclen,
zu dcnen, wclche auch jctzt aufs Ncue die Adg.
Aschbach und v. Notteck schon gcgeben haben. Wenn
der Hcrr Präsidenr des Minifteriuins dcs Inncrn
glaubt, eS l,abe dic Ccnsur noch kcin Uebc! ver-
schuldet, 2, dann har er schr llurecht. Die Cen-
sur hat das Ncchr gar manchen Bürgers unrcrdrückt
und nicht zu Tage koinm-n laffcn; sic har Will-
kührlichkeitcn, Mißbräuchc und Unterdrückungcn
jcder Arc bcschützt. Fch habe srüher aktenmäßig
bewiesen, daß ich selbft Abmahnungen von AuS-
wanderungen nach Nußland, die ich mit jolchen
beftimmten Gründen nnterstützte, daß sic unver-
incidlich häcccn wirken müffcn, nicht habc in unserc
Blätter bringenkönnen. Dkc Folgc war: die Auswan-
derungcn sairdcn stact, dic durch cin Mißoerftänd-
niß sogar die armen Bürger alS ihnen von dcn
Bcamccn angerathcn hicltcn. Alle, Hundertc von
Familien abcr sind zurückgckoimnen, und zi-var nach-
dcin dcr Tod meDr als oic Halste hlnweggeraffr harte;
oie anvern sind als Bcrcler uud inc grösuen Elend zu-
rückgekehrr. Eine freie Mittheilung häkce sie ge-
retter; die Ccnsur also har sie in Etcnd und Tod
gcftürtzt. Wcr übcrhaupc nur cn» bischen ins Le-
ben siehr, der sieht, daß dic sreie Mirryeilung der

Gedankcn, der Beschwcrden, Ler Bicrcn, dcs.Naths
eine Quelle von Trost und Hülse ist, dic zu unterdrü-
cken nun und niminer gut ist. In Beziehung auf dle
Kommissionsamräge selbst will ich nieine ttcberzeu-
gung spärer auszusprcchcn mir vorbchaltcn. Zch
bin überzeugt, daß wenn unscre Worte trcu und
wahr zum Tluone kommcn, uns alödann von
dort beffcrc Ausftchtcn wcrden croffne« tvcrden, a!S
dic Hcrrcn Mmfftcr u„s jctzt croffncn wollcn, in-
dcin ftc uns nur eine mildcre Ccnsur vcrsprcchcn.
Wcnn dcr Herr Präsidcnt dcs NcuustcriumS deö
Znncru sic saktisch cintrctcn läßt, so wird jcdcr
auch uur das halbe Gutc dankbar annclunen; aber
ich glaubc nichr, das; damic ein NcchtSzustand er-
langt wird, wenn heute die Ccnsur gcmildert uud
morgcn ivicder gcschärst wird, wic eS cbcu jedes-
mal dicsc odcr jcnc Nückftchccn mit sich briugcn.
Mcincn politischcn Lerftaud würde ich zu kompro-
mirircn glaubcn, wcnu jch dicscn Zustand mehr
alS dcn eincr mildcrn Sklaverci ncnncn;könnte.

Slaatsrath Ncbenius: Mcine Hcrren! Ileber das
Wort Syftem, worüber der Abq. Welcker sich
geäußert hat, will ich rcin Wort redc». Zch habe
damic nur die Thatsache bezeichnen wvllen, daß die
Eincn mehr empfänglich sind sür die Betrachtung
der Vvrtheile dcr Prcßsreiheir, und die andcrn
mehr empsänglich sind sür die Gesahren, welche die
Pceßsreihcit mil sich sührt, und die auch die größ-
^cn Freunde der Preßsreihcir anerkcnnen müffen.
Daß Nachlheile aus der Preßsreiheit hervorgchcn,
ist gar mchc zu läugnen, fttach unsercrn Prcßgesctz-
zuftand werden nur dic Druckschristen unter 20
Bogen und die Zeirungsblätter der Eensur unter»
worsen. Die größcrcn Werke über 20 Bogcn unlcr-
licgen dcr Ecnsur nicht. Zch habe nichtö gcll>an,
als eine Ti atsachc ausgesprochen, und daß dicse
vorhandcn ist, kann nicht gciäugnet wcrden. Meine
Herrcn! Zn Beziehung aus Waluheit kann sich
die deursche Presse an die Seite >cder in Europa
stellcn. Bcrglcichcn Sie die sranzösijchcn und
englischcn Biätter nur mil der Allgemcincn Zcuung
in AugSburg, Sie wcrden gewiß d,c ttcbcrzcugung
gewinnen, daß die letzrcre mehr Wahri)cit cnt-
hälr, als allc englischcn und sranzösischen Zci-
tungcn. Welckcr, cinfallcnd: Za, in Bczichung
aus Amcrika, Oftindicn, Frankrcich, England ic.
StaalSrath Nebenius: Darin suche lch die Bor-
rheile) der Preßsreiheit nichr. (Forts. s.)

Darmstadt, 27. Zuli. Hcute ist auS Sr.
PererSburg ein Kurier dahier angckomincn, welchcr
dic Nachrichc gcbracht liar, daß dic crlauchten Ei-
rern des Großsürsten TüronsolgcrS von Nußlaiid
deffcn aus unjere Prinzcssin Maric gcsallenc Wahl
mit Frcuden gcnehmigr haben. Zn aller Kürze
wird cine solcnne Bewerbung in unserc sommer-
stiUen Mauern einziehe«.

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