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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0713

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Hcidelbergcr Wochcnblättcr.

Xo. L76. Samstag, den 7. September 1836.

E r e i g n i s s e.

Hannovcr, L7. Aug. Die Abweisunq der
lehren in der Derfassungsangelegendeir überrcichlcn
Beschwerden, namenrlich der neuen Beschwerde dcr
Nesidenz, har hier keineswegs (wie man viellcicht
harre erwarten können) Vcfurchtungen veranlaßt,
daß die Bundesversanunlung in der Sache selbst
aus eine den Wünschen der Anhänger des Staats--
grundgcsctzes ungünstige Weise enrschciden würde.
Man zwerfelr nicht daran, daß die durchlauchrige
Dersammiung cine direkre Enrscheidung vermcidcn
möchte und sters zu versöhnlichen Maßregeln ge-
rarben hat, um eine unmirrelbare Erledigung her-
beizuführen. Da nun auch von Seitcn unserer
Negierung eine gütliche Dereinbarung zum öftern
durch dazu geborene Hand in Aussichr gestellr wor-
den, deren Zustandekomnien jedoch dic auf die
Enrscheidung des Bundes gerichteren Erwartungen
verhindert haben solien, so I'.älr man sich versichert,
daß namenrlich nach den Ereignissen vom 17. Iuli
d. I. durch die Bemühungen einer hochgcstellren
Person die Anfichc Gelrung erlangt liabe, daß jede
fernere Annahme von Beschwerden die Unterhand-
lungen über die Derfassungsfrage vereireln wcrde.
Zu zeigen, daß eö mil der Dereinbarung Ernst sey,
ward denn soforr die Eommission berufen, welchr
neue Dergleichungsvorschläge ausarbeiren soll.

Hannover, 26. Aug. Die zur Ausarbeitung
von neuen Derfassungsvorschlägen niedergesehte
Commission hat erft arn 2u. d. ihre Sitzung ge-
halren, weil erst am 2Z. der Präsidenr der Eom-
mission Kanzleidirector Meyer von Osnabrück,
ankam. Dieser harre, wie sämmtliche andere Mir-
glieder der Commission, erst durch die hannöversche
Zeirung crfahren, daß er zu jener Commission er-
nannr sey. Protocoilführer der Commijsion ift
nicht, wicvielfachrrwartetwurde, HofrarhKlcnze,
fondern der zur Commission gehörende Hofrath
Ubbelohde. Die Commission hälr i!)rc Sitzungen
iin Srändehaufe, vbgleich sie als ständische Eom-
mission nichc angesehcn werden kann. Das Srän-
dehaus gehörr nichr der Negierung, sondern der
calembcrg- gru'oenhagenschen Provinziallandschaft.

Weilburg, 30. Aug. Gestern fand die feier-
liche Beisctzung Sr. D. des Herzogs Wilhelm von
Nassau in der hiesigen Familiengrufr statt. Die
Leiche wurde von den Bürgern Weildurgs, den
hohenMilirärpersonen, Forstbcamren, Hofchargen,
der Eivildienerschafr, so wie von 52 karholischen
und evangelischen Geistlichen, dem evangelischen

Landesbischof, klr. Hcidenreich, undvierDomherren
des katholischen Domkapitcls zu Limburg unter
dem Geläure aller Glocken empfangen. Diescm
Zuge schlossen sich noch die Magistratspersoncn und
viele angejehene Bürger von Wiesbaden an. Der
Sarg wurde von zwölf wcilburger Nathsherren
in das sogenannre kurfürstliche Gemach gerragen und
zu IedermannS letzrcr Derehrung ausgestellt, und
sodann Nachmirrags ü Uhr in dcr Grufr beigesetzt.

Franz. Bltr. vom 1. Sepr. fchreiben: Der
König und die Königin der Belgicr sind am 31.
Aug. aus Brüssel in Eu angelangt, wo sich gegen-
wartig die königl. französische Familie befindct. —
Die Negierung will wirklich eine Linie von großen
Dampfpaketbootcn zwischen Cherburg und Wcftin-
dien bcgründen. Anfangs hatte die Negierung
Havre zu ciesem Zwecke bestimmt, der Mangel an
eincm gchörigen Bassin enrfchied jedoch die Wahi
für Eherburg. -- Ini Hafen von Toulon herrscht
fortwährcnd die größrc Thätigkeir. Sechs Linien-
schiffe sind dasclbst in Arbcit uud dürfren binnen
zwci bis drci Monaten fegelfertig seyn. Auch die
aufferordentlichcn Matrosenaushebungen währen
fort.

London, 30. Aug. Dcr Courier kündigt eine
wichtige Deränderung im Kabinet an. Nach der-
selben hätte Lord Iohn Nusscl das Dcpartement
dcr Kolonien angcnornmen und würde im Depar-
ternent des Innern durch den Marguis v. Normanby,
der in der lctzten Zeit Kolonialmimstcr wor, erfetzt.
Lord Howick habe die bcgel)rtc Entlassung ais Sraats-
sckretär für das Kriegswescn erhalten. Hr. Robert
Gordon werde Untcrsiaaisstrrelär des Schatzes an
Lie Stellc des zmn Kanzler der Schatzkainmer er-
namuen Hrn. Baring werden. Diese Srelle hatte
man f-üher Hrn. Charles Wood zugcdacht, an
die Sickle der vou ihm aufgegebencn eines Sekretärs
dcr Admiralitär. — Hr. O'Connell hat in Dublin
in einer Dersammlung seiner Wahlmanner densel-
bcn Rechenschafr über sein politischeö Benchmcn
im Parlament während der letzten Sitzung erstatter.
Er ergießt sich in seinem Bcrichte zuerft ausführlich
in Lobsprüche sowohl auf den frühern k. Statt-
halter fürIrland, Lord Normanby, als auf deffen
jetzigen Nachfolger Lord Ebrington. Was der erstere
edel und gul begonnen hade, vollende der ^weite
ruhig und fcst und unter glücklicheren Umstanden.
O'Connell kommt sodann auf die neueren Erncn-
nungen zu sprechen. Er billigt sie und bemerkt
namentlich, das Ministerium habe bei denselben
kejne Nücksichr auf das Glaubensbekenntniß genom-
 
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