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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 3
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Dienstag, dm 4. Januar.

1842.

Das Jahr 1 8 4 L.
(Fortsetzung.)
Non dem Osten zurückschreitend nach dem Herzen des Welttheils,
stoßen wir auf eine zweite uns näher angehende Staatengruppe —
auf die germanische, das alte Vaterland und das ewige junge er.
bebt sich in seinen Grundtiefen und will die lange Kolchisfahrt beschlos-
sen wissen, denn sein golden Vlies ist gefunden: oft genannt, oft vor,
banden gewähnt, oft gefordert, oft um seiner öden Abwesenheit willen
bedauert, schwebt es nicht mehr über, nicht mehr um — sondern in
dem Volk, das seiner so werth, so lang entrathend, das Kleinod legal
zu besitzen Willens ist, das Kleinod der Einheit. Der Urwohlthäter
der Menschheit, der Handel, hat uns dieß beglückende Schmerzenskind
aus den Wehen der Binnenzölle geboren. Um das deutsche Klee-
blatt, Gcrmanicns Bund, Preußen und Oesterreich, lagern die Brit-
teninseln, reich an germanischem Blut und Sinn, bereit, ein Wechsel-
verhältniß einzugehen, das beiden Theilen nur frommen kann, minder
bereitwillig zeigen'sich zwei alte, formell entäußerte Angehörige des
deutschen Ganzen, Holland und Belgien; jenes, einst siebenzig Jahre
hart uno doch siegreich für die von Spanien ihm anfgenöthigte Selbst-
ständigkeit kämpfend; dieses bis vor nicht lange als zehnter Reichs-
lreis an Deutschland gebunden. Hollands Handelsfehde muß dem
endlich erwachten deutschen Hcimathögeist weichen und wird es, wenn
feuerbeständig auf die Schwierigkeiten gewirkt wird. Ein anderer alter
Gast der Deurschheit, die Schweiz, bewegt sich jetzt in Wirren, die
stürmischer scheinen als sind, aber von den Klippen geschichtlicher Tiefe
ausgehend den Kampf der Anhänglichkeit an abgelebte Formen und
noch lebendige Interessen, so wie die Ungleichheit geistiger Bildung be-
urkunden. Die große Veränderung in der brittischcn Regierung hat,
wie schon oft, ihren Halt gefunden in der Ausdauer der britnschen
Verfassung. Wir finden die dritte Hauptgrnppe der Welttheilstheile,
die romanische: Frankreich im Besitze seines weisen Steuermannes,
des gekrönten Publicola, des heitern Märtyrers vaterländischer Wie-
dergeburt; — Spanien, politisch zersetzt, finanziell erschöpft, doch
aber den hoffentlich letzten Versuch der Bürgerkriegsfurie zurückweiscnd
und auf Espartero bauend, dem es vielleicht gelingt, anarchische Stre-
bungen zu vereiteln; — Portugal unter stets erneuten Wehen in-
fantisch langsam zur ruhigen Bahn zurückschreitend. Zwischen den Wahl-
resormbedenken und der gerechten Ermüdung über der parlamtarischen
Tretmühle endloses Einerlei steht Frankreich mitten inne; zwischen dem
gefährlichen Traum eines unmöglichen Republikanismus und der Con-
solidirung sich aufreibender Volkskräfte zur mehr als Schatten-Monarchie
steht eben so Spanien. England denkt vorsichtig auf systematische Eo-
lonisativn, das einzige gerechte Hülfsmittel gegen die drängenden Ucbel
der Nebervölkerung. Die Korngcsetze sollen, wo nicht fallen, doch
Zeichen, dem unabweislichen Verlangen der bodenenterbten Mehrheit,
deren Gewcrbsamkcit einen zweiten Boden in England schuf. — Das
neueste Attentat gegen den Thron, wie der schon an der Schwelle der
Kammerverhand,ungen auflebende Oppositionsgeist und das Zerwürfniß
mit der Mne, verkündigen jene Stürme, die leichter erweckt als be-
nutzt werden. Noch ist Casimir Perier's System: Ordnung und Frie-
den, nicht verlassen; Männer jedoch die es pflegten und aus ge-
waltiger Anfechtung retteten find unter sich zerfallen und sehen ihren
Einfluß schwinden. Gui;ot erfährt neuerdings die Wandelbarkeit des
politischen Wetters. >so lange wurde die Doctrin, das wesenlose Phan-
tom, als Schreckbild hingcbalten, bis die Meinung wurzelte, viel,
wenn nicht alles, sey gewonnen, falls man sie hindere, am Staats-
leben sich zu versuchen. ^
(Schluß folgt.)

Tagesbericht.
Carlsruhc, 31. Dez. Das Großherzogl. Badische Staats- und
Regierungsblatt No. Lg vom 31. d. enthält ein ausschließliches Privi-
legium zu Gunsten des Fabrikanten Benkler in Wiesbaden, auf den
von ihm erfundenen Beleuchtungsapparat, auf die Dauer von fünf
Jahren.
Ferner folgende Ordens-Verleihungen:
Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben gnädigst
geruht:
dem fürstlich Thurn und Taris'schen General-Postdirector, Frei-
herrn von Dörnberg, das Großkreuz des Ordens vom Zähringer
Löwen,
Höchstihrem Minister-Residenten am königlich französischen Hofe,
Gehcimenrath Gerstlacher,
den Stern zum bereits inne habenden Commandcurkreuz dieses Ordens,
dem Oberhofgerichtskanzler Autenrieth,
dem Hofrichter Freiherrn von Breuft in Rastatt, und
dem Zolldirectvr Goßweyler das Commandeurkreuz, sodann
dem Ministerialrath Freiherrn von Marschall,
dem Geheimen-Hofrath und Professor Doktor Muncke in Hei-
delberg,
dem Negierungsrath und Oberamtmann Eckstein in Stockach,
dem Oberamtmann Böhme in Lörrach,
dem Medizinalrath und Amtsphysikus Doktor Schneider in Of-
fenburg,
dem Gcneral-Staatskassier Fruttiger, und
dem Postmeister Barth in Constanz das Ritterkreuz desselben Or-
dens zu verleihen.
Sodann nachstehende Dienstnachrichten:
Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben Sich
gnädigst bewogen gefunden:
den Amtmann Ludwig von Jagemann in Heidelberg zum Hof-
gerichtsrath bei dem Hosgericht des Oberrheinkreises,
den Amtsassessor Ludwig Stempf in Gernsbach zum Assessor bei
dem Hosgerich des Unlerrheinkreiseö,
den Assessor Sommerschu bei der Direktion der Forstdomänen
und Bergwerke zum Bergrathe, den Hofgerichtsregistrator Schröder
in Mannheim zum Registrator des Oberhosgerichts, den Amtsactuar
Ernst Schrott in Durlach aber zum Registraturgehülfen bei dem Hof-
gericht des Unterrheinkreises zu ernennen;
den Kirchcnrath Katz dahier auf sein unterthänigstes Ansuchen un-
ter Anerkennung seiner langen und erfolgreichen Dienste in den Ruhe-
stand zu versetzen.
— Die fürstlich fürstenbergische Präsentation des Schulverwalters
Franz Javcr Klenker zu Heiligenberg auf den erledigten katholischen
Schul-, Meßner- und Orgknistendienst zu Beuren, Amts Heiligenberg,
hat die Staatsgenehimgung erhalten.
Durch die Versetzung des Hauptlehrers Johann Jakob Würth, ist
der katholische Schul-, Meßner- und Organistendienst zu Rettigheim,
Amts WieSloch, mit dem gesetzlich regulirten Diensteinkommcn von 175
jährlich, »ebst freier Wohnung und dem Schulgelde, welches bei einer
Zahl von etwa 128 Schulkindern auf'30 kr. jährlich für jedes Kind
festgesetzt ist, erledigt worden. Die Kompetenten um diesen Schul-
dienst haben sich durch ihre Bezirksschulvisitaturen bei der katholischen
Bezirksschulvisitatur Wiesloch zu Balzfcld innerhalb 6 Wochen zu melden.
Heidelberg, 1. Jan. Das kürzlich hier ausgegebene Adreßbuch
der hiesigen Universität zählt mit Einschluß der Zöglinge des Predi-
gerseminars 572 Studenten auf. Diese zerfallen den Fächern ihrer
Studien nach in 19 Theologen, 3L5 Juristen, 125 Mediziner, 63
Kameralisten und 20 Philosophen nnd Philologen. Nach den Geburt-?
 
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