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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 278
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#1131

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Uo. Z?8« Donnerstag den Z-t. Rovcmbr. 1842«

Allgemeine Versorgungs-Anstalt im Großherzothum
Baden.
Au, 16. d. M. NachmittngS hatte zu Carlsrube die Generalversammlung der
badenschcn allgemeinen Vcrsorgiings-Anstalt statt, um über die vor dritthalb Jah-
ren vom Berwaltungseath vvrgeschlagenen, von der damaligen Gcveralversamm-,
limg, aber zur nochmaligen Prüfung an eine Kommission znruckgewiescncn Statu-
ten-Äcnderung zu berathen und zu beschließen. Die Versammlung war sehr zahl-
reich im großen Saale des Natdbauscs. Bereits unter dem 5. October 1842
in einer besondern Druckschrift, war der neue Statutcn-Entwurf-nebst Begründung
in die-Hände dcS Publikums gelangt, und cS handelte sich hauptsächlich darum',
das — nach dem Muster anderer Anstalten — in de» seitherigen Statuten festge-
setzte Vererbungsspstem von Altersklasse und Jabresgesellschast auf die nächstfolgen-
den wieder amzuhebcn, und durch die neu einzufuhrende Kapital-Auflösung und
mehrere andere Zuflüsse die Fonds so zu begründen, daß mit dem eintrctcndcn hö-
heren Alter (51 Jahre) ein rascheres Steigen zuverlässiger, als bei der seitherigen
Lcrthcilungswcise erwartet werden kann. Da dieser Entwurf sein vorzügliches
Augenmerk auf die wirksame Unterstützung der ältestem Altersklassen gerichtet,-dage-
gen den mittleren und jüngeren Altersklassen nur 4 pCt. aus dein eigentlichen Ren»
tenkapital (o. h. des Einlagekapitals nach Abzug von 1 Achtel für den -Reserve-
fonds, also 7 fl. aus 200 fl. garantirt werden sollte; so erhoben sich hiergegen ver-
schiedene Stimmen, welche die überreiche BdschecrUng des höchsten Alters etwas er-
mäßigt, dagegen ZUM- wenigsten die mittleren Altersklassen etwas besser bedacht
wissen wollten. Der BerwallungSrath und Ausschuß hatte diesem Begehre» nach
mehreren Bcrathnngen in der Art nachgcgeben, daß die Lapitalauklösungs-Nente
den höchsten Altersklassen in jenem Falle nicht mehr Zufällen soll, wenn diese, ohne
im Bezug der Benefizen-Rente zu sein, bereits'60 fl. Rente bezieht, und daß diese
Kapltalauslösuiigs-Rcnte dann den zwei nachfolgenden Altersklassen (von 40 — 50.
Jahren des Lebensalters) zu gut kommen soll. In der Generalversammlung wur- .
den von drei Mitglieder» Anträge und Ideen vorgetrage», welche zum Zwecke Hat-
ten, die vorzugsweise Unterstützung dcS höheren Alters noch mehr zu beschranken
und die sich ergebenden Fonds mehr gleichhcillich »ach den-gemachten Einlagen
und Altersklassen zu vcrthcilen.
Die Kommiss,onsmitgliedcr erwiedern hierauf, daß durch eine solche Maßre-
gel die kreirtcn Fonds zu sehr zersplittert, das Alker ohne wesentliche Unterstützung,
die jüngeren Generationen «her nicht nur ohne besonders erschlichen Vorthcil an
einer derartigen Vertbeilung Thcil nehme», sondern auch die Mittel züin späteren
Steigen der Renten von vorn herein aufzehre» würden. Die Verhandlung, war
sehr lebhaft und zeigte zugleich, daß die Ausführung das Grundprinzip der Lspstalt
wieder aufheben würde. Auf erfolgte Abstimmung wurden diese Anträge mit emi-
nenter «timmenmehrheit beseitigt. Nachdem sofort auf Verlesen der einzelnen Ab-
schnitte der neuen Statuten nur eine Bemerkung gemacht und diese durch' Abstim-
mung ebenfalls abgelehnt worden war, wird der Entwurf durch Gcneralabstim-
MUng von sämmtlichen noch anwesenden Mitgliedern einstimmig angenommen.
Nach dem Rechnung-Ergebniß und den neuen Statuten werden nun erhalten
in der ersten Jahresgeiellschast von 1835 für lS43 aus 200 fl. Einlage.
Klaffe Jahre fl. kr.
l. jetzt 7 16 alt 7 17; .l
H. » >7 — 26 » 7 26;
Hl. " 27-41 - 736;
IV. a und b » 4r51 » 7 48; nach der nachträglichen Verbesserung etwas
mehr;
c - 52 — 56 » 15 32; do. einige Krz. weniger und
1 51 außerordentliche Dividende;
V. s - 57 — 61 - 20 16; do. etwas weniger und
2 45 außcrord. Div.;
V. d " 62 — 66 ,, 37 33; do. etwas weniger und
6 49 außcrord. Div,;
Vl.,s - 67-71 - 76'.48 und
t2 30 außcrord. Div.;
vr. b » über 71 " 94 — und
28 33 außerord. Div.;
u. s. f. für die folgenden Jahrcsgescllschaften. Während der Versammlung hatte
ein Kommisssonsrnitglied, Hr. Min. Rath Äühlenthal, die Gefälligkeit, eine vcr.
gleichende Uebersicht der Resultate nach den seitherigen und neuen Statuten, so wie
eine Vergleichung nut einigen andern ähnlichen Instituten lithographisch überge-
druckt auszuthctlen.

Tagsbericht.
Stuttgart, 19. Nov. Dieser Tage hat sich der Erbprinz Frie-
drich von Hohenlvhe-Ochringen, der durch seine Frau Mutter mit dem
kömgl. Hause verwandt ist, mit Zustimmung seiner Eltern, mit der
Tochter eines pensionirtcn Generals verlobt. Der Prinz hat, wie «an
mit Zuverlässigkeit vernimmt, auf die Sucession in dem mediatisirten


Fürstenthum Hohenlohe-Oehringen, so wie auf die großen Familiengü-
tcr seines Hauses in Schlesien, zu Gunsten seines süngern Bruders-
des Prinzen Hugo (Adjutanten Sr. Maj.), verzichtet und sich nur,ein
bedeutendes Leihgedjng Vorbehalten. Der Vater der Braüt ist übrigens
als ein sehr würdiger Mann, und das Fräulein selbst als von unta-
deligen Sitten und wegen ihrer großen Schönheit bekannt.
München, 19. Nov. Das heute erschienene Regierungsblatt bringt
einenVerorbnuug „die inländische Briefportotare betreffend." Der höchste
Bnefportlosatz für den inner» Correspondenzverkehr wird, vom 1. Jan.
1843 angefangen, auf zwöks Kreuzer für den einfachen Brief in
der Art bestimmt, daß alle höhern Portosätze aus diesen Betrag zurück-
gestellt-werten, während alle niedrigeren Tarsätze unverändert bleiben.
Ist Bezug auf den Briesverkehr im Jnlande bestehen sonach' nur sechs
Porsosätze, welche nach Maßgabe der Distanzen in gerader Linie sich
norwiren, und zwar bei einer von und über 30 Meilen zu 12 Kreuzer.
Berlin, 18. Novo -Die Manie, Zerrbilder oder Karrikaturen zu
schaffen, ist auch bei uns noch immer im Zunchmen, was im Ganzen
zu bewundern ist, da diese Unternehmungen sehr wenig lukrativ seyn
soffen, intzcm das angaffsnde Publikum sehr groß, das kaufende Pu-
blikum hingegen sehr gen-ng seyn soll. Oesierü ist der Sinn auch sehr
verborgen und der Witz weit bergeholt.
Hamburg, IS. Nov. Berliner Briefe bringen uns die vorläu-
fige Nachricht, der Vertrag wegen der Eisenbahn zwischen Berlin und
Hamburg sey jo gut als abgeschlossen. Preußen übernehme die eine
HMr der.AarLiuie, die anWe Hälfte miteinander Mecklenburg und
Hamburg — eine Neuigkeit, welche vielen einen Stein vom HrrzeL
glommen hat.
Paris, 19. Nov. Die^Legitimistcn des Faubourg St. German»
schmeicheln sich mehr, als je mit der Hoffnung, daß der Augenblick
bald komme, wo Don Carlos wieder in Freiheit werde gesetzt werden,
ohne daß das Tuileriencabinct auch nur eine der Bedingungen, von
welchen in den letzten Jahren die Rede gewesen, verlangen werde. Es
heißt sogar, daß eine Wiederaussöhnung zwischen Don Carlos und
Marie Christine durch die Vermittlung des Hrn. Martine; de la Rosa
und deö Grafen Toreno bemerkst-lligt worden sei.
- Der Direktor der großen Oper hat einen Eilboten nach Wien
gesandt, um Fanny Elßler zu bewegen, wieder nach Paris zu
koistmen.
— Beim Eintritt des Winters hat so eben der Baron Rothschild
eine Summe von 12,000 Fr. an die zwölf Bezirke von Paris aus-
theilen lassen. Mad. v. Rothschild hat ihrerseits bedeutende Unterstü-
tzungen geschickt. Uebrigens erfahren wir mit Vergnügen, daß der Ba-
ron von Rothschild derartige Unterstützungen sich zur Gewohnheit machte
und stets väterlich für die Armen der Hauptstadt sorgt.
Alexanvricn, 27. Oct. Nach Berichten aus Beirut vom 22.
Oct. greift der Aufstand im Gebirge immxr mehr um sich, und schon
haben sich mehrere Provinzen der Jnsurrection angeschlossen. Von Tri-
polis aus wurden 4000 M. regulairer Truppen gegen die Insurgen-
ten gesendet, mußten sich aber, nachdem die Hälfte derselben gefallen
war, wieder nach Tripolis zurückziehen. Ein französisches Schiff hat
zwei christliche Schecks aus der Familie Hebaiche von Beirut hierher-
gcbracht, da sie in Folge der politischen Verhältnisse genöthigt gewesen,
auf einem französischen Schiffe Zuflucht zu suchen.
NvM, 11. November. Täglich hört man von Mißgeschick und
Unglück, das mit dem fortdauernden Rcgenwetter über die verschieden,
sten Provinzen Nord- und Süditaliens kommt. Durch ausgetretene
Flüsse und Gießbäche sind auch die Landstraßen an vielen Punkten
aufgewühlt worden, so daß die vom Norden hcrabfahrendcn Briefcou-
riere in letzter Zeit mitunter vier bis sechs.Stunden später eintrafen,
als sie erwartet würden.
 
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