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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 122
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0485

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1842.

Mo. 122

Donnerstag, de» 26. Mai.


LanDtagsvcrhank»!ungcn.
Carlsruhe, 24. Mai. Erste öffentliche Sitzung der zweiten Kam-
me--. Do-'-tz des Alterspräsidenten Wctzel. Auf der Bank der Ne-
gier»"-, befilben gch der Fu-anzminister v. Böckh und der Präsident
des Mwsisi'lHbes Innern, Staatsralh Frhr. v. Nüdt. Der Alters-
^ränd-nt eröffnet die Sitzung. Von Seiten des Sekretariats wurde
der E-nlauf felgender Pensionen gemeldet: 1) Des Oekonomcn Fuchs,
„Laduiimnibe im drei und dreißigsten Aemterwahlbezirk betr. 2) Meh-
re,er L urger von Seelbach, die Wabl im neunzcbnten Aemterwahlbe-
z-rt bete. Dar Abg. Rindeschwender 3) übergibt eine Petition meh-
rerer Wahimänner von Pforzheim, die Wahl eines Abgeordneten im
Aemterwahlbczirk Pforzheim betreffend.
Der Abg. Welcher 4) eine gleiche mehrerer Wablmänner von Frci-
durg, Wahrung vcrf. Siechte und Wahlumtriebe betreffend. Der Abg.
i.enz eine Petition des August Heinrich im Arbeitshaus zu
P-orchenn, persönliche Verhältnisse betreffend. Der Präsident macht
der Kammer bekannt, das, der Abg. Welcher um die Erlaubisiß eiu-
gekd 'men sey, eine Motion zu begründen „aus die geeigneten Be-
schlüsse zu Bewirkung mehrerer großer Erleichterungen der materiel-
len Lasten der Bürger, deren Bewirkung zugleich die ideellen oder
die moralischen, geistlichen und bürgerlichen Interessen des Volkes w-
s ntlich fördern und unfern verfassungsmäßigen Nechtszustand entwi-
ckeln und befestigen würde." i
Der Präsident übergibt hierauf das Wahlvrotokoll von Lörrach und
zeigt an, das, bei dem Ministerium eine Beschwerde in Betreff der
Wahl von -Leckingen eingelnufen und mit dem Bericht des Wahlkom-
Mijs.irL darüber dem betreffenden Wablprotokoll anqeschtofseii sey Jn-
gleichcn bemerkt derstlbe^, daß das Wohlprotokoll über die zuletzt vor-
g-nonnnene Wahl der -Stadt Pforzheim „och nicht vorgelegt werden
könne, weil noch einige zur Vervollständigung der Wahlakten nothwen«
Luge Dokumente dem Wahlkomnnssäc noch nicht hätten eingesandt wer-
den können. Die -och rückständigen Wahlen würden, die in Constanz
am 24. d. M,, dw übrigen in den nächsten Tagen vorgenommen werden.
Die nächste Sitzung wird anberaumt auf Freitag, den 27. d. M.
Tagesordnung: Erstattung der Berichte über die Wahlen.

T «e sd r.
-i- Mannheim, 28. Mai. Die Wahl eines Deputirtcn für die
Bezirk,' Wein heim u. Laden bürg, in welchen Hr Lauer von hier
Erwählt war, die Hobe Stelle aber ablchntc, ist dem Vernehmen nach
d- festgesetzt.
2g. Mai. So eben erfahren wir, daß gestern Mittag
^ Uhr bei Kesselheim, unterhalb Coblenz, die beiden Dampf-
^ Berg gehende „Stadt Elberfeld" von der düsffldorfer,
B Tbal gehende Schiff No. 18 von der kölnffcken Gesellschaft
t^ädiat worb,"^"gefahren sind und die „Stadt Elberfeld" so stark be-
c-o word-n" das letztere Schiff, dem der Radkasten abge-
fahren word.n, sr.n, ^eise fortsetzen konnte. Mensche-,leben hat

glücklicherweise nicht gekostet.
Einige Verwunderung hat das neue Censure-
dict ('NttgetskM >n -co. ^ Morgrnblattes) des jungen Großher-
zogs von Mccklen.urg orr,-,^t, wonach kein mecklenburgischer Schriftstel-
ler- etwas in einem an ern dengch^, Bundesstaate darf drucken lassen,
ohne cs vorder der daw esccnsur unterworfen zu haben. Man weiß
nicht, was zu vielem Ed-et "»lag gegeben haben kann, und besteht be.
kanntlich in andern dculichcn Bundesstaaten. außer Oesterreich, keine
solche Anordnung.
Homburg, 20. Mast Raub der zerstörenden Flammen wurden
nach einer genaueren Zählung 61 Straßen, 120 Gange und Höre,
1992 Häuser, 1716 Säle, (abgesonderte, über dem Parterregeschoß

liegende Wohnungen, zu denen besondere Treppen führen), ^98 Buden
(einstöckige Parterrewohnungen), 468 Keller, in denen, ungerechnet
Domestiken und kleinen Kindern, 21,326 Menschen wohnten. Die Fläche
der Brandstätte beträgt 3,768,000 Quadrat-Fuß.
Die Summe der beim Hülfsverein eingegangenen Beiträge beträgt,
wie wir hören, setzt über 200,000 Mark.
Cassel, 23. Mai. Ein Schreiben aus Hamburg in der hiesigen
Zeitung meldet vom 21, d. von drei dortigen Handlungen, welche ihre
Zahlungen hätten einstellen müssen.
Paris, 22. Mai. Es sind Befehle nach Brest abgegangen, um
zwei Kriegsschiffe nach Haiti zu erpediren, damit, im Fall cs dort zu
ernstlichen Unruhen kommen sollte (Bester ist mit den Abgeordneten zer-
fallen), das französische Eigenthum zu schützen.
— In der polytechnischen Schule sollen gestern Unruhen ausgebrochen
seyn; eö heißt, 13 Eleven seycn nach dem Abtei- Gefängniß adgefühct
worden.
— Seit einiger Zeit sind hier Werbungen zur Auswanderung nach
der jungen Republik Tercks im Gange. Bereits in einigen Tagen wer-
den 130 Pariser und Pariserinnen nach diesem Lanke abreisen. Durch
förmlichen Vertrag sind den Männern 10 Frs. und den Frauen 3 Frs.
täglich zugcsagt.
London, 20. Mai. Eine Ruhestörung ungewöhnlicher Art be-
gab sich am Pfingstsonntage in der katholischen Capelle zu Broadgeen
bei Croydon. Gegen 11 Uhr, als das Gebet verlesen war, und der,
Priester Herr Moore ain Altäre stand, trat ein Mann, der ia der Nähe
eine Bierschenke hat, an ihn hinan, und verlangte die Bezahlung ei-
ner Rechnung für geliefertes Bier. Der Geistliche entgegncte, daß dies
weder die schickliche Zeit, noch der Ort für eine solche Forderung sey,
und ersuchte ihn, sortzugehen. Statt dessen aber fielen zwei oder drei
Männer gewaltsam über den Geistlichen her, schlugen ihn ins Gesicht
zerrissen sein Meßgewand, und mißhandelten ihn auf jede Art. An-
dere Leute eilten dem Priester zu Hülse, und es entstand eine förm-
liche Rauferei in der Capelle. Die sogleich aus Croydon gerufene Po-
lizei brachte die Rädelsführer des schmählicken Ercesses zur Haft, sie
wurden aber nach gelieferter Bürgschaft, daß sie sich bei den nächste»
Affisen auf Vorladung stellen würden, wieder entlassen.
Lbüag, 19. Mai. Man versichert, der Herzog von Orleans werde
sich zu Anfang des nächsten Monats nach Luxemburg begeben, um dem
Könige der Niederlande, der sich um diese Zctt dort b finden wird,
einen Besuch abzustatten. ^ ^
St. Pctcrsbura, 12. Mai. Gestern erhielt der Hof vom Für-
sten Paskewitsch Per Telegraph die Nachricht von dem Brande zu
Hamburg. Der Kaiser soll sehr davon ergriffen gewesen sey», und
hat gleich beordert, 50,000 Silber-Rubel nach Hamburg zu
schicken. Diese, auf die erste, unvollstanblge Nachricht genommene
Maßregel macht dem k. Herzen, so wie der so schwer heimgesuchten
Stadt gleiche Ehre. .
Itzehoe in Dänemark, 1». Mai. Zn unsrer ganzen Umgegend
mithtissüber 16 Stund weit, ist vom Hamburger Brand die Asche von
verbrannten Manufacturwaaren und Papieren auf dem Felde und in
den Landstraßen am Freitage in großer Zahl gefunden worden. Auf
den zu Asche verbrannten Papieren sind noch Zahlen ganz deutlich zu
lesen gewesen, und in dem Rohlstorfer Garten z. B. ein ganzes Stück
Merino, das aber bei der Berührung zusammenfiel, und ein Stück
blauseidencs Westenzeug gefunden worden, an welchem noch die Blu,
men deutlich zu sehen gewesen sind.
Nom, 14. Mai. Eine heute früh aus Neavel emgelroffene Esta-
fette üdcrbrachte die frohe Kunde, Se. Mas. der König von Bayern
werde heute Abend hier eintteffen. Der hohe Reisende bat Neapel ge-
stern verlassen und gedachte die vergangene Nacht in Tcrracina zuzn-
bringen.
 
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