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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 16
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0065

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Uo. 16 Mittwoch, den 19. Januar. 1842.

Heidelberg, 16. Jan. Ein in No. 12 dieser Blätter er-
schienener Artikel veracht, um das Unrecht des Wunsches darzutlmn,
Lcrr Geh. Hoftath Chelnis möge nicht so lange in Frankfurt klei-
den als im Sommer 1836, allerlei Mittel. Er will nur 6 Wochen
Unterbrechung zugcstchen. Wie lange ist denn ein Studcntenhalbjahr?
Er sagt selbst, die Unterbrechungen hätten durch den Tod des Patien-
ten aufgebört, wäre aber dieser nicht eingelreten, hätten alsdann die
Unterbrechungen, ^ ckmehui fast bis an das Ende des Eurses dauer-
ten auch aufgehört e Er sagt, Herr Doktor Hcrrmann habe die Clmik
besorgt; dagegen sage ich, der Herr Correspondent kennt den damali-
gen «Studenten 3^» "M. Er erwähnt endlich Herr Geh. Nath She-
ll ins habe Urlaub gehabt. Dies weiß ich nicht. Ist cs aber der
Fall, so ändert dies den Wunsch nicht, es möchten die Eolleqien nie
mehr so lange unterbrochen werden, als im Sommer 1830 fionocr-i
ich füge demselben nur noch bei, es möchte ein solcher Urlaub nie er-
theil« werden. Gegen den guten Willen des Herrn Geh. Natbs Cbelius
seine Pflichten zu erfüllen, und gegen seinen Fleiß babe ich nichts ein,-,n-
wenden, sondern nur gegen seine Eintheilu -g der Zeit; ich meine nämlich,
zuerst müsse ein Professor seine Zeit auf sein Lehramt verwenden und erst
dann, wenn noch einige Stunden übrig bleiben, zu Nebendiensten. Wer
dies noch nicht einsieht, sehe sich in den Zeitungen um, wo er finden wird,
daß schon unter 14 — 15 Medizinern 11 — 12 im Staatsexamen dnrch-
fielen. Müssen Studenten und Eltern bei so strengem Eramen nickt mit
Bangigkeit arrf die Abwesenheit eines ausgezeichneten Lehrers blicken? 8a-
pionti sat. Auf die Schimpfteden antworte ich nicht.
Carlsrrrhc, 16. Jan. In der 34. öffentlichen Sitzung der zwei-
ten Kammer macht, bei Gelegenheit der Bcrathung des Budgets der
Abg. Bissing bei Anstellung der Actuare auf die Wichtigkeit der-
selben aufmerksam und will, daß sie, als koutrolirende Personen der
Beamten, der Willkür derselben enthoben werden. St. Nach v. Nüdt
verweist ans das nachträgliche Budget, wo eine Summe werde gefor-
dert werden, um an jedem Amt einen Actuar mit 600fl. Gehalt anstellen
zu können, der dann durch die Kreisregicrung werde ernannt werden.
Sander, Baumgärtner, Litschgi sprechen über den gleichen Ge-
genstand in gleichem Sinn, besonders aufmerksam machend auf den
immer größern Mangel an tüchtigen Aktuaren, dem dadurch am besten
abgeholft'ii werde, daß man tüchtige junge Männer für dieses Ge-
schäft zu gewinnen suche, indem man ihnen einen ordentliches Auskom-
men gebe und die Aussicht auf einige Unterstützung, wenn sie dienst-
untauglich würden.

«rcibutg, 8. Jan. Als vor einiger Zeit die hiesige Zeitung ei-
Uen Artikel aus dem „Auslande," in w lchem die Ceremonien der rüs-
ten Kirche auf Kosten der lateinisch katholischen erhoben wer-
ken,abdruckte, so gab dies ostcnsicbcln Anlaß, gegen den be-
kannten vcrd>'-,„-» c« ^ > .
im n Profess Nedacteur unserer Zeitung l)r. Merck, außerordent-
/ Hochschule , einen Hauptsturm zu versuchen.
daß einige etwas starke Ausdrücke, womit die
Uebertrcwungut cs in der katholischen Kirche in
jenem .lusiah iss a et worden, beim Wiederabdrucke gemildert oder
weggelassen wo.-ru waren. Wahrscheinlich ward dies übersehen oder
man glaubte, cm Aufsatz, der unter bairischer Censur und in Mün-
chen erscheine, könne wvbl ohne Umsta„g auch in Baden gedruckt werden.
Man entwarf daher eine Bcschwerdcschrift
gegen I)r. Weick, als ob er die Religion herabsetze, und verlangte von
der Regierung dessen Entfernung von der Redaction,

Unsere gerechte über den Partei'»
stehende Negierung'entschied jedoch in dieser Sache, wie ven ihr zu
erwarten war.
München, 14. Jan. Fürst P olign a c ist mit Familie von seinem
Landgut Wildthnrm hier eingetroffen, um bis zum Frühjahr hier zu verweilen.
Kempten, 12. Jan. Vergangenen Montag den 10. d. Abends
gegen 9 Uhr wurde hier von vielen Einwohnern eine Erderschütterung
empfunden, welche in einigen Stadtthheilen, so stark wirkte, daß frei-
hängende Vogelbauer schwankten, Gläser und Tassen umsielen, rc.
Dctmolv, 13. Jan. Von heute an ist der Verkehr zwischen dem
Fürstenthume Lippe und dem Zollvereinsgebiete ganz frei gegeben. Mit
der größten Ordnung und Ruhe sind alle Maßregeln, welche unser
Anschluß an den deutschen Zollverein zur Folge hatte, aufgeführt worden.
Paris, 15. Jan. Hr. v. Salvandy ist, wie der Messager
meldet, wirklich zu Bayonne emgetroffen, er hat den zweiten Botschafts-
sekretär, Herzog von Glücksburg (Sohn des Herzogs Dccazech als
Geschäftsträger zu Madrid zurückgelaffen. (Hr. von Salvandy ist am
6. Jan. Abends aus der spanischen Hauptstadt abgcreistfl.
— Der Gerant des Charivari stand heute, wegen eines diffa-
imrenden Artikels, den Generalprocurator Hebert betreffend, in dem
Blatt vom 8. Jan., vor dem Assiscngericht des Seinedepartements und
ward von der Jury sch uldig befunden, darauf hin aber zu zwei Jahre
GefängniZ und 4000 Fr. Geldstrafe verurtheilt. Der Drucker des Cha-
rivari wurde cbcnwehl condemnirt und zwar zu sechs Monat Gefäng-
Niß und 2000 Fr. Geldbuße.
— D e -.ndireci n Abgaben haben 18 41 nahe an 716 Mill. Fr. er
tragen, d. h. 58 Mill. mehr als 1839 und 33 mehr als 1840. Daö
Deficit des Budgets für 1843 wird sich, trotz aller Reduktionen noch
auf 30 Mill. belaufen; Algier allein hat im Jahr 1841 an 130 Mill.
gekostet.
LonDsn, 11. Jan. Die aus China eingetroffcnen 2 Mill Dol-
lars, welche nicht in gemünztem Gelde, sondern in Spree Silber be-
stehen, langten gestern auf der südwestlichen Eisenbahn hier an, und
wurden auf einer Menge Wagen, unter Escorte einer Truppenabthei-
lung, nach der k. Münze gebracht, wo das Silber geläutert und das
Gold ausgcschkcdni werden soll. Der Werth wird zu 411,000 Pfd.
Sterl. angegeben. ,
Haag, 14. Jan. Man will hier wissen, daß unser König die
Neise nach Luxemburg in einer Weise einzurichten gedenke, daß er mit
dem Könige von Preußen aus dessen Rückkehr aus England bei Aachen
zusammentreffen würde, falls Allerhöchstderselbc seinen Weg nickt über
den Haag nehmen sollte. Daß Friedrich Wilhelm VI. hex Einladung
des französischen Hofes nach Paris folgen werde, glaubt man hier auch
nicht, da die Reise sonst bedeutend mehr Zeit in Anspruch nehmen würde.
Brüssel, 14. Jan. Es ist noch Nichts Offizielles über die Durch-
reise des Königs von Preußen durch Belgien veröffentlich worden. Es
sind jedoch dem Po^merst^. Lüttich und dem Vorsteher der Station
Ans b reits vrovssonsche vlnstrushsnen erthcilt worden.
MsDriV, 7. Jan. Heute wurden die Minister im Senat und
in der Dcputi'rtenkammer inlerpcllirt über die Abreise des französischen
Botschafters. Grssen v. Salvandy. Im Senat war cs Hr. Lan-
ders, der Ansilarung verlangte. Der Minister des Innern, Hr. Gon-
zales, gab das Bekannte, daß nemlich Hr. von Salvandy sein Cre-
dcntiale nickt dem Regenten, sondern nur der Königin Jsabella II.
habe übergeben wollen. Die Negierung habe ihm hierin nicht zu Willen
scyn können , weil Paragraph 50 der Constitution besage^daß die Re-
gentschaft die ganze Autorität des Königs ausübe. Der Senat hat das
Verfahren der Regierung durchaus gntgcheißen. In der Deputirten-
kammer stellte Serrano die Interpellation; der Minister Gonzales
gab dieselben Aufschlüsse wie im Senat und der Erfolg war, wie dort,
eine entschiedene Approbation des beobachteten Verfahrens.
 
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