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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 290
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#1179

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Xn. 29«.


Donnerstag den 8. Dezember.

1842.

Mnk n rr - Lgurrg.
Mil dem heutigen. Morgen bl arte wird eine neue Zeitschrift:
Dadischcs Vcrvcrbcblatt
ausgegeben. Dieselbe erscheint wöchentlich ein Mal als Beilage zum Morgeublatt
ohne Preiserhöhung.
Indem wir uns hier auf die Ankündigung in dem neuen Blatte selbst beziehen, glauben wir durch dieses abermalige bedeutende Opfer, welches
wir von nun an bringen, uns der Hoffnung biugeben zu dürfen, daß unsere verehrlick,e Abonnenten diese Gabe als eine willkommene Erscheinung
begrüßen werden. — Möge darum jeder Leser dieser Blatter zu einer stets größer» Verbreitung derselben redlich Mitwirken!
Neue Anbestellnngen können wir für das laufende Quartal nicht mehr annehmen, indem durch viele zugegaugene Abonnenten verschiedene
Nummern des Morgeublattes ganz vergriffen sind; wir müssen deßhalb bitte», alle neuen Bestellungen für den I. Januar zu machen, und erin-
nern zugleich unsere auswärtigen Le,er frühzeitig ihre Abonnements bei den betreffenden Postämtern zu erneuern, damit in der Zusendung
der Blätter weder eine Unterbrechung statt findet, noch wir — wie es schon so oft geschehen ist — in den unangenehmen Fall kommen, nicht
cvmplette Eremplare liefern zu müssen.
Mannheim, 0. Dezember 1842. Die Nedaction des Mannheimer Morgenblattes.

TagSbericht.
Cöln, 4. D z. Ganz unerwartet ist der Pvlizeirath Dolle schall
dahier, der seit 13 Jahren mit dr Censilr der diesigen politi'chen Zeit-
ungen beauftragt war, plötzlich gestern, laut Ooerprasivialerlaß vom
1. d. M., der ferneren Wahrnehmung dieser Function und zwar so-
fort entbunden, an seine Stelle aber der Regie! ungs Assessor Miet-
bar, s provisorisch zum Censor gedachter Blätter bestellt worden. Na-
türlich stützt sich diese Oderpräsidial Verfügung aus ci- cn Beredt der
drei betreffenden Ministerien in Berlin, und mit Grund bringt mau
dielen mit den neulichen Regieeungsmaßregelii gegen die Rheinische Zei-
tung und mit der seitherigen Haltung dieses Blattes in ursächliche Ver-
bindung. Zweifelsohne wird der neue Censor sehr gemessene Weisungen
empfangen haben, von deren Bttvl mng eine freiere Bewegung der po-
litischen Tagespreise wenigstens in dem Sinne, worin die Rheinische
bisher sie verstanden und geübt hat, schwerlich zu erwarten sein dürste.
München, 2. Dez. Dr. Schwindel hat an die hohe Kammer
einen Antrag gestellt, „die Wiederherstellung des verfassungsmäßigen
Zustandes der Preßfreiheit betreffend." Zur Berathung kommt der sel-
be natürlich erst später.
Berlin, 4. D z. Dem Vernehmen zufolge hätte das Polizeiprä-
sidium zu Königsberg die Jnstruetion erhalten, darauf zu achten, daß
dem Dichter Georg Herwegh bei seiner Anwesenheit daselbst von
eraltirten Köpfen nicht solche öffentliche Ehrenbezeugungen zu Theil
Würden, welche bei der Regierung Anstoß finden könnten.
" Bon Seiten unsers Ju'.izmmisleriums ist allen Gerichten und
Jnglttsttoriatcn die im Berlage des Buchhändlers Franz Varremrapp
zu Frankfurt a. M. erscheinende Zeitschrift „Jahrbücher der Gesang«
nißkunde und Besserungs Anstalten," die Dr. Julius in Berlin, der
HokgerichtSrath Noellner in Gießen und der Hospitalarzt in Frankfur,
a. M., Dr. Parrentrapp, ja vierteljährigen Heften berausgegeben, mit
dem Bemerken j tzt anempfodlen worden, daß diese Zeitschrift zur Ver-
breitung einer vollständigen Kenntniß des Gefängnißwesens im weite-
sten Umfange erheblich beitrage und deßhalb von allen Gerichten an-
geschafft werden soll.
Leipzig, 4. Dez. Mit folg-ndem Decr-t: „Se. köm'gs. Mas.
lassen in den Anlagen den getreuen Ständen den Entwurf zu einem
Gesetze, den Schutz der Rechte an literarischen Erzeugnis-
sen und Werken der Kunst betreffend, mit den dazu gehörigen
Erläuterungen und Beweggründen zugehen, und sind ihrer Erklärung
darauf in Huld und Gnaden gewärtig, womit sie denselben jederzeit
wohl beigrthan bleiben. Dresden, den 21. Nov. 1842. Friedrich
August. Eduard Gottlob Rostitz und Jänkcndors." — ist der zwei-

ten Kammer am 22. Nov. der betreffende Gesetzentwurf nebst Moti-
v n zugegangen.
Wien, t. Dez. Heute früh erschoß sich in seinem Hotel Kle-
mens Graf von und zu Ugarte, Oberst des 2. Uhlanenregimcitto,
Dienstkämmerer bei Sr. königlichen Hob. dem Erzherzog Ludwig. Der
Verstorbene, einem uralten Geschlechte entsprossen, stand im 43. Jahre
seines AlierS, und war mit der reizenden und auch an inncrn Vorzü-
gen überreichen Tochter des hiesigen Bankiers K—m verlobt. Nuv
Ein Mißverhältniß fand zwischen ihnen statt, senes der Geburt, uno
die entscheidenden Schritte der Familie des Grasen, ihn dieses Um-
standes halber von seinem Vo. haben abzubringcn, wie auch die Noth-
wendigkeit seine glänzende Stelle bei Hof aufzugebcn, scheinen ihn zu
diesem Entschlüsse der Verzweiflung getrieben zu haben. Der Graf
wird allgemein bedauert, nicht minder seine unglückliche Verlobte.
— Wie eben verlautet, ist die Verbindung des altern Prinzen von
Sachstn-Koburg-Kobary mit der Prinzessin Clcmentine von Frankreich
nuumebr gewiß. Der Prinz wird vorläufig in Paris wobuen.
Paris» 3. Dez. Die Weigerung des Kallers von China, den
mit England abgeschlossenen Vertrag zu unterzeichnen, bevor densel-
ben nicht die Königin Victoria ratifizirt habe, sieht man hier für
eine List an; man vcrmuthet, der Kaiser von China wolle nur Zeit
gewinnen, um in sechs Monaten, wenn er die erforderlichen Voran-
stalten getroffen, die Feindseligkeiten wieder aufzunehmen.
— Die Zahl der Catalanen, welche in Folge der Jusurrection von
Barcelona bereits über die französische Gränze geflüchtet sind oder noch
kommen werden, schätzt man aus 4 bis 3000 Individuen.
Brüssel, 3. Dez. Die Instruktion des Caumartinschen Prozesses
ist beendigt, und liegt dem öffentlichen Ministerium zum Schluß«»-rag
vor. Caumartin will sich stellen, bevor die öffentlichen Debatten be-
ginnen.
Madrid, 26. Nov. Es find heute Depeschen der politi'chen Ebels
von Saragossa, Lertva, Girona, Cadir und noch anderen Städten
eingetroffen. Ueberall herrscht die größte Ruhe. — Seit dem Abgangs
des Neg-nten nach Catalonien ist das Gerücht im Umlaufe, daß der
Einfluß der britischen Botschaft den strengen Maßregeln nicht fremd
sei, welche gegen Barcelona getroffen werden sollen.
— In einer Privatmlltbeilung aus Palma vom 20. Nov. liest man,
daß der sich so nennende Obrist Scott, Abd el-Kaoer's Agent, sich auf
dieser Insel befiidet und Offiziere und Soldaten sill den Emir an-
wirbt. Der Stabthaltcr auf Masor ka h t ihm Befebl ertheikt, die
Insel zu verlassen und sich „ach Gibraltar zu begeben.
 
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