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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 129
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0515

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No. 129 Freitag, den 3. Juni. 1842.

Ta 6 ' sl» er § «h t.
Heidelberg, t. Juni. Nach so eben geschloffener Rechnung sind
auf diesigem Markte im Jahre vom 1. Juni 1841 bis circa 1842
«8,000 M- l-er Fruchte verkauft und dadurch nahe an 500,000 fl. in
Umlauf gesetzt worden.
-Walldürn, 30. Mai. Gcstern Abend zwischen 6 und 7 Uhr
zünde,? ein Gewin > schlag die Scheune des Bürgermeisters M idel zu
Geeoldshabn an und legte sie in Zeit von einer Stunde lammt den
Betreiben an H, u, Stroh n. s. w. in Asche. Der angerichtcte Scha-
den w rd aus 1200 Gulden angeschlagen.
Hannover, 28. Mai. Wie man dort, wird vielleicht noch heule
die königliche Entschließung auf den ständischen Beschluß in Ansehung
Hamburgs zu erwarten sein, und zwar solle dieselbe, wie ein Gerücht be-
baupwt, mchl in der gewöhnlichen Form eines Erniederungeschrcrbens an
die Stände, sondern in Form eines Patents erscheinen.
Frciburg, in der Schweiz, 28. Mai. In Neuenburg will man
wrsten, der König von Preußen werde nach Beendigung der großen
Herdstmanöveis am Rhein Mainz besichtigen und sodann über Basel
zu ei- er» Besuche im Fürstenthum eiutreffen.
Wien, 25. Mai. Die von der Hofkanzlei berufene Kommission
höherer Beamten und Sachkundiger zur Prüfung der Frage, ob das
Ereigniß auf der Paris Versailler Eisenbahn nicht dazu rathe, die
Schnelligkeit der Fahrten zu vermindern, vierräderige Maschinen zu
untersagen, und die Waggons weiter nicht zu verschließen, hat sich
über den letzten Fragepunkt fast einstimmig dabin ausgesprochen, daß
eine ganz will'übrliche O-.ff!iu»g der Wagentbüren nur häufigere Un-
glücksiälle nach sich zielten würde; was die Fahrzeit «»belangt, so ist
dieselbe bei uns überhaupt ermäßigt, und vierräderige Maschinen sind
bei keiner hiesigen Eisenbahn Im Gange.
Paris, 30. Mai. Heute um Mittag fand das feierliche Leichen»
begtäbniß des Hrn. Aguado» Marquis de las Marismas, in der
Kirche Nuferer lieben Frau von Loretto statt. Unter den Leidtragenden
hi merkte man D c c a; e s, Debelleyme und Thiers.
Der König ist heute von Neuilly zum Cabinethsrath i» die Tuile-
ricn gekommen. Alle Minister waren dabei zugegen.
— Ew „Memorial de Rouen" liest man Folgendes: Den 25., um
4 Uhr Morgens, wurde auf der Straße von Roche Guyon bei Ver-
na», ein Leichnam gefunden. Der Verschiedene scheint sich entleibt zu
haben; er hielt »och eine Pistole in der Hand und die Kugel wurde
im Gehirn vorgefunden. Der Mensch war einige Tage nach
seinem Erscheinen in der Gegend von der Polizei verfolgt worden;
Tags zuvor soll er im Augenblick, wo er ein Gläschen Branntwein in
kiiier Kneipe getrunken, auf die Nachricht, daß Gendarmen in der Nähe
wären, die Flucht ergriffen haben. Diese Begebenheit gibt zu vielen
Ole präche» Anl.ß; am Montag und Dienstag sind in Vernon viele
Arrestaiwnen vorgenommeu worden. Seither hat man den Entleibten
etfannt, es ist ein gewisser Auzonne, Weinhändler zu Berel) (bei Paris.)
Man glaub» nun aber, daß nichts Politisches bei der Sache mitunter läuft
ru d daß blos schlechte Geschäfte ihn zum Selbstmord verleitet habe».
Vielleicht hat dieses Ereigniß zu dem seit einigen Tagen in Paris herr-
schenden Gerücht eines neuen Frevelanschlags auf des Königs Leben
Gelegenheit gegeben. Nach Anderen soll x,n Bauer sich tollkühn ge-
rühmt haben, daß, wenn er gewollt hätte, er den König hätte ermor-
den können; der Mensch soll festgenommen worden ftyn. Die Tages»
blätter schweigen von diesem, wie zu hoffen und zu wünschen, grund-
lose,, Gerüchte.
London, 28. Mai. Im Unterhaus ging gestern eine Motion Bul»
^P's, auf Untersuchung von Wohldestechungen, die im Juni v. I. zu
Bridport stattgefunden haben sollen, mit 157 Stimmen gegen 37 durch.
Briefe aus Mcriko berichten, daß Santa Anna, da das Re-
sultat der allgemeinen Wahlen der republikanischen Partei den Sieg

gegeben, den Congrcß nicht einberufen, sondern anflösen will. Santa
Anna »rganisirle eine zahlreiche Armee und beabsichtigte, um diese zu
unterhalten, ein Anleihen von vierzehn Millionen Dollars, für welches
Ealr'foeni'en zur Garantie angewiesen werden soll. In Central Ame
nka herrschte große Anarchie.
— Laut Nachrichten aus Malta, sind Mißhelligkeiten zwischen dem
engl. Konsul, Lord Warrington und dem Pascha von Tunis und Tri»
poli entständen und der Konsul, den der Pascha wiederholt beleidigt
hatte, hat um Kriegsschiffe gebeten. Am 12. ging der Admiral Mason
mit 3 Linienschiffen von Malta nach Tripoli ab, und sein Erscheine»
wird den Pascha bald au> vernünftigere Gedanken bringen.
Brüssel, 28. Mai. Wir vernehmen, daß die Regierung verboten
bat, die neue 3pro;ent. spanische Rente zu kotircn; sie stützt sich hier»
bei auf eine Frage der öffentlichen Ordnung und Moralität.
Bona, 15. Mai. General Nandon ist im Felde; er ist am 7.
d. an der Spitze von 1500 Mann aufgebrochen. Diese Kolonne hat
einen Stamm überfallen (Med Manui), ihm 100 Mann getödtet und
bedeutenden Schaden verursacht. Der übrige Theil des Stammes hat
sich unterworfen. Trotz allem Unheil, welches Abö-el-Kader seine»
Landsleuten verursacht, hat er doch noch viele Anhänger.
Madrid, 23: Mai. Ein Anzahl Deputirte wollte dem Conseil*
Präsidenten Gonzales eine Adresse übergeben, um eine Aenderung im
Cabinet und namentlich die Entlassung des Kriegs- und des Finanz»
Ministers zu erlangen. Gonzales hat sie mit ihrem Gesuch abgewiesen
und Espartero selbst, dem darüber berichte» wurde, hat sich energisch
dagegen erklärt. Die Berichte aus-den Provinzen lauten günstig; über-
all herrscht Ruhe (auch zu Barcelona!). — Gestern Abend war Ge-
sellschaft bei Espartero. Es wird als etwas Besonderes erzählt, der
Regent habe mit der Tochter deS Jnfanten Don Francesco getanzt«
Von der italienischen Grenze, 21. Mai. Das kürzlich er-
wähnte Reise-Vorhaben des Prinzen Adalbert von Preußen nach Bra-
silien wird mit dem Plane der Gründung einer preu ßischen (dLut-
schen?) Handels-Colonie in jenen Gegenden in Verbindung ge-
bracht.
Naab, in Ungarn, 11. Mai. Heute versammelten sich die Stände
des löbl. Ra aber Komüats unter dem Vorsitz des Hrn. ObergespanS,
David von Marits, um die Restauration dcS Magistrats vorzunedmen«
Die Präliminarien zu dieser Restauration ließen auf keine Einhclligung
der Gemüthrr schließen, da die Wähler schon seit mehreren Wochen in
zwei Parteien, in die des Bezeredy und jene des Szabo, zerfielen.
Die Partei des Erstere» war 12—1400 und die des Letzter» 3000
Mann stark. Vor Beginn der Restauration resignirte Bezeredy müder
ausdrücklichen Bedingung, sich zum ersten Vicegcspan in keinem Falle
candidiren zu lassen, worauf die Candidation durch den Hrn. Oberge-
span, mit Beseitiguvg der beiden Parteihäupter, vorgenommcn, und
den v-rsammelten Ständen vier Candidaten für die Stelle des ersten
Bicegespans vorgeschlagen wurden. Die Partei des Szabo war jedoch
mit dieser Candidation unzufrieden, erklärte, nicht abstimmrn zu wol-
len, drang in die Säle ein, zertrümmerte in der Kanzlei und im
kleinen Saal alle Möbel, worauf der Herr Obergesvan genötbigt
war, die Sitzung aufzuheben, den bisherigen Magistrat zu con-
flrmiren, die Restauration auf morgen zu vertagen, und zur Aufrecht»
Haltung der Ordnung das Militär zu requiriren, worauf zwei
Divisionen Infanterie vor dem Komitatshause aufmar»
schirten, eine derselben die innern Räume des Komitatshaufes besetzte
und die andere vor dem Portale desselben ausgestellt blieb. Die Stände
verhielten sich hierauf ruhig; das Militär blieb bis zum Abzug der Er-
steren, welcher in einer Stunde nach Aushebung der Sitzung erfolgte,
ebenfalls ruhig stehen, und zog sodann in die Casernen, ohne daß wei-
tere Unordnungen vorgefallen wären.
 
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