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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 239
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0971

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No. 239. Sonntag den 9. Oktober. 1842.


Tagsbericht.
Frankfurt, 7. Oct. Bei der heute fortgesetzten Ziehung 6ster
Klaffe bieirger Stadtlotterie sind aus folgende Nummern nachstehende
Preise gefallen: Nr. 10352, 51.35, 6412 und 20313 jede 1000 fl.
Darmstadt, 7. Oktober. Se. Hoheit der Erbgroßherzog und
Zhro Königl. Hoh. die Erbgroßherzogin sind heute zu einem Besuche
am königlich baierischen Hofe nach München abgereist.
München, 4. Oct. Diesen Morgen »m 6 Uhr sind die Perso-
nen, welche den Hv'staat Ihrer königl. Hoheit der Frau Kronvrinzes«
sin bilden werden, nämlich die Oberhofmeisterin, verwittwete Genera-
lin von Pillement, die Hofdamen Gräfin von Lurburg u»d Baronesse
von Gumppenberg, und der Kammerherr Vicomte de Vaublanc, dann
die Bedientesten von hier nach Baireuth abgereist. In dieser Stadt
nämlich, nicht in Hof (da in dieser Gegend das Scharlachsieber graf-
st'-t) findet, einer neuern allerhöchsten Bestimmung nach, die feierliche
Empfangnahme Ihrer königl. Hoheit statt, wohin denn auch noch heute
oder morgen früh der Hofkommissär, Generallicutenant Frhr. v. Se-
ckendorf, in Begleitung des k. Kammerherrn, Regierungsrathes Frhrn.
v. Weiden abgeht. Se. Erlaucht der Feldzeugmeister Graf zu Pap-
penheim sicht sich am Vollzug des ihm übertragenen allerhöchsten Auf-
trags durch momentanes Unwohlsein gehindert.
Ihre königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin wird das zweite
Nachtlager i» Amberg und das dritte in Landshut halten, am i i.Oct.
Nachmittags aber in der königlichen Residenz dahier eintreffen.
Wien, 1. Oct, Die hier anwesende Deputation des Fürsten Mi-
chael hat bei dem »omanischen Botschafter bereits Audienz gehabt. Sie
äußert über die ihr zu Theil gewordene Aufnahme große Zufriedenheit
und hegt die besten Hoffnungen für die Sache des vertriebenen Fürsten.
Es scheint jedoch voreilig, aus der Artigkeit des Botschafters — man
weiß ja, daß der Türke sich selten gegen die Artigkeit verfehlt — po-
litische Folgen ableiten zu wollen.
Hamburg, 4. Oci. In der verflossenen Nacht ist in der auf dem
Billwärderdcichc gelegenen van der Lindcn'schen Fabrik chemischer Prä-
parate Feuer ausgebrochen und hat im Verlaufe einiger Stunden die
ganze Fabrik zerstört.
Paris, 8. Oct. Es sind ungünstige Nachrichte aus Algier vom
28. September cingelaufen. Die Heerabtheiluug unter General Chan-
garnier, 2500 Mann stark, ist zwischen Milianah und Mascara von
den Arabern und Kabylen mit ungemeiner Heftigkeit angegriffen wor-
den. Zwei ganze Trge über folgte Gefecht auf Gefecht; die Truppen
standen sich aus Pistvleuschußweite gegenüber; die Franzosen hatten über
150 Todte und Verwundete; unter den Gebliebenen befinden sich un-
verhältoißmäßig viele Offiziere; Morangics und Magagnos, zwei der
efabrenften Offiziere der Armee von Algier sind umgekommen; ebenso
der junge Sebastiani, ein Neffe des General Tiburce Sebastiani.
— Man versichert, es seien wichtige und nicht eben erfreuliche Be-
richte aus Ostindien und China hier angekommen und sofort nach Lon-
don übermittelt worden.
— Heute Vormittag hieß eS, die Königin und Madame Adelaide
seien ernstlich unwohl.
— Man will wissen, die Regierung habe die Absetzung des Gene-
ral Z urban o, als der einen Franzosen auf brutale Weise thätliche
insultirt hat, zu Madrid verlangen lassen, worauf aber vom Regenten
Espartero eine abschlägige Antwort erfolgt wäre.
London, 3. Octbr. Es sind mit dem Dampsboot „Caledonia"
Nachrichten aus New-Iork vom 16. September eingetroffen. Sie mel-
den nichts von Belang. Der Congrcß hatte sich am 31. August ver-
tagt. Die amerikanischen Jaurnele melden von Projekten einer Modi-

fikation des Cabinets von Washingtoo. Eö scheinen indeß die Gerückte
grundlos zu sein.
Madrid, 28. Sept. Im Ministerrath ist entschieden worden,
daß die Cortes zum 1. November einberufen werden sollen. Es geht
das Gerücht, zu Valencia seien Unruhen ausgebrochen; das Volk ver-
lange, daß die Majorennität der Königin auf das 18. Jahr festgesetzt
werde. —
Oftende, 3. Oct. Bekanntlich hat sich in Belgien vor längerer
Zeit eine Gesellschaft zu dem Zweck gebildet, in Vera-Paz in Ame-
rika eine großartige Anfiedlung zu gründen. Das Unternehmen, wel-
ches von der Regierung mit anerkennenswerthem Eifer unterstützt wird,
ist nun so weit geriehen, daß gegen Ende dieses Monats die erste
Schaar Auswanderer, etwa 100 an der Zahl, von hier dahin unter
Segel gehen wird. Düse Ansiedler sind meist verheirathet und vorzüg-
lich aus Landleuien herausgewählt, welche die dortigen Urwälder aus-
rotten und das bis jetzt noch von keiner Pflugschar hcrührte Land ur-
bar machen sollen. Sobald der Boden in einer gewissen Ausdehnung
angebaut ist, folgt dem ersten Trupp ein zweiter, und so dürfte Bel-
gien in verhältnißmäßig kurzer Frist eine schöne und ergiebige Kolonie
besitzen und auch in dieser Beziehung anderer Staaten, deren Ein-
wohner zu vielen Hunderten auf's Gerathewohl auswandern und aus
allem Verbände mit ihrem ursprünglichem Vaterlands austreten, mit
eiyem rühmlichen und nachahmungswürdigen Beispiel vorangegangen sein.
Athen, 28. Septbr. Wahrscheinlich werden die deutschen Jour-
nale nächstens von einer hier entdeckten, das Leben Sr. Maj. des
Königs Otto bedrohenden, neuen Verschwörung sprechen, die von den
Nappisien angelegt worden sei. Um unrichtigem Gerede hierüber im
Voraus zu begegnen, melde ich Ihnen den wahren Hergang der Sa-
che. Zwei griechische Genie-Offiziere hatten die Arbeiter, welche un-
ter ihren Befehlen bei dem Bau des neuen königl. Palastes beschäftigt
sind, aufgeforderk, die bei dem königl. Genie-Corps noch befindlichen
baierischen Offiziere aus der Welt zu schaffen. Nachdem aber kurz vor-
her in einem der hiesigen Journale sehr heftige Artikel gegen die Bai-
ern erschienen waren, so gab dies zu einer Untersuchung Anlaß, durch
welche dann auch das erwähnte schändliche, auf den Mord der bairi-
schen Genie Offiziere abzielende Vorhaben entdeckt wurde, worauf die
beiden griechischen Offiziere und der betreffende Zeitungs - Redacteur
eingezogen wurden. Da nun diese beiden Offiziere der Nappisten-
Partei angchören, welche man bekanntlich des frühern Complolts (Phi-
lorthodorie) gegen das Leben König Otto's vom 1. Ir». 1840 beschul-
digt, so benutzt die konstitutionelle Partei diese Gelegenheit, die Nap-
pisten der Fortsetzung dieser verbrecherischen Tendenz zu beschuldigen.
Malta, 30. Sept. So eben kommen uns mit dem am 26. d.
M. von Alexandrien abgegangenen, und heute Vormittag hier eingc-
laufenen „Oriental" Blätter aus Bombay bis zum 27. Äug. zu. Aus
China berichtet man: Nachrichten aus Macao his zum 5. Juni brin-
gen die Kunde von der Einnahme Tschapu's (ütinpoo) durch die Eng-
länder am 18. Mai, deren Verlust bei der Wegnahme dieser Stabt
übrigens ein größerer feie, als«bisher. Unter den Gebliebenen befin-
den sich Oberst Tomlinson vom 18ten (irischen) Infanterieregiment, und
als schwer Verwundete Obrist Mountain und Leutenant Jodell; des
gleichen sind 8 Soldaten geblieben.
Nach dem Berichte hätte jener Verlust nicht in Folge des Sturms
aus Tschapu stattgefunden, sondern wäre dadurch verursacht worden,
daß, während die Soldaten mit Plündern beschäftigt waren, eine
Schaar bewaffneter Chinesen, die sich in einem Joßhause (Tempel)
versteckt gehalten hatten, plötzlich über die zerstreuten Soldaten herfie-
len und eine Anzahl tödteten.

2^ Bestellungen auf das Mannheimer Morgenblatt mit Schulzeitung nehmen fortwährend alle wohllöbl. Post-
ämter an. Preis beider Blätter in ganz Baden fl. 1. 24 kr. das viertel Jahr. Den jetzt erst einfretcnden Abou-
»eirt§n werden die Blätter vom 1. Oktober an, vollständig »ach geliefert.
 
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