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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 23
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0093

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Donnerstag den 27. Januar.

1842.

wo. 25

_ Tagesbericht.
Carls» uye, -!o. >gan. In der heute stattgefundencn 39. öffent-
lichen Sitzung der Kammer begründete der Aba. Sander seine Mo-
tion in Betreff der Aushebung einer der zweiLandesuni»
Das Resultat der Abstimmung wir, daß nach mehrstün-
diger lebhafter Dlskusswn die Verweisung der Motion in die Abthei-
lungen abgelchnt und mrt 34, Stimmen gegen 19 beschlossen wurde,
gur Tagesordnunguberzugeben. Der Diskussion hatte der Hr.
Reg.erungskommlssar Staatsrath Frhr. v. Nüdt die Erklärung voraus-
geschickt, daß, unter den bestehenden Verhältnissen, die Regierung auf
keine Veränderung un dermaligen Bestand der 2 Landesuniversitäten
cmgehen werde.
'An der Diskussion nahmen Theil die Abq. Welcker Trefurt
Mordes, Zentner, Schinzinger, Posselt, Merk,' Wagners
Goll, Negenauer,v.Jtzstcln, Weller, Bader. Christ, Knapp,
Kuenzer. Die Ansichten der Redner waren verschieden; für die Mo-
tion in ihrem Hauptpunkte, der Aufhebung einer der zwei Universitären,
sprach sich keine Stimme aus; dagegen waren mehrere für den 2.
Theil, d. h. für eine Berathung in den Abtbeilungen, über die Vcr-
vollkommung und Förderung der technischen Wissenschaften. ^
* Heidelberg, 25. Jan. Dem als Lehrer wie als "Arzt gleich
hochverdienten und hochgeehrten Herrn Geh. Rath Professor Chelius,
wurde gestern Abend eine feierliche Serenade von Seiten der akademi-
schen Jugend unter zahlreichem Zuströmen der hiesigen Einwohner ge-
bracht. Der Gefeierte drückte für diese so allgemeine Anerkennung sei-
ner akademischen und ärztlichen Berufspflicht, gerührt seinen innigsten
Dank aus, unter Versicherung, daß er, wie bisher, stets fortfahren
werde, diese ihm als Lehrer wie als Arzt hoch heil'ge Pflicht im In-
teresse der Universität und der leidenden Menschheit auszuüben, und
daß diese, ihm so öffentlich dargebrachte Anerkennung seiner Berufs-
treue, ibn mehr als genügend für die in neuester Zeit, so übelwol-
lende Anfeindung entschädige. Ein tausendstimmiger Zuruf der unüber-
sehbaren Menge dankte in freudigstem Zuruf dem hochgefeierten Lehrer
und Helfer der leidenden Menschheit.
Lahr, 22. ^anuar. Gestern Nachmittag hatten wir einen kleinen
Feuerlärm, der indeß, glücklicherweise schnell vorübergehend, ohne Be-
deutung war. Um 2 Uhr gerieth nämlich in der Wohnstube eines hie-
sigen Taglöhners durch Holzdörren am Ofen, während Niemand zu
Hause war, dieses Holz sowohl als ein in der Stube befindliches Bett
in. Brand und im Nu stand das ganze Zimmer in Flammen. Durch
die schnell berbeigeeilte Hülfe wurde jedoch dem Feuer Einhalt gethan
und kein weiterer Schaden angerichtet.
Bamberg, 21. Januar. Die Feierlichkeiten der Beerdigung des
hochseligen Hr». Erzbischofs von Bamberg begannen heute früh 9 Uhr
und endigten Mittag 12 Uhr. Ü berall brückte sich die tiefste Betrüb-
est, die innigste Beklaquna über den Verlust eines so trefflichen, all-
vcreboten und geliebten Oberhirten aus.
StUrnvcrg, zg. Jan. Alle Welt wird sich noch jenes Mordes
erinnern, der »m Jahr ^20 an dein Großpfragncr Bäumler und des-
sen Dienstmagd in einer lebhaftesten Straßen Nürnbergs mit bei-
spielloser Frechheit verübt wurde und in Folge dessen der jetzt zu Lich-
tenau sitz-nde »orster als verdächtig eingezogen und wenigstens als
Mitwisser des Mordes, weu nicht mehr aus ihm herauöbringen
konnte, zu lebenslänglicher Ketteustrafe verurtheilt wurde. Alle Ver-
suche, den Sträfling Förster zu näheren Geständnissen und Aufschlüssen
über die Mordgeschlchte ZU vermögen, scheiterien bisher an dem hart-
näckigen Schweige» eines Menschen, der in mehr als einer Hinsicht
für den Psychologen und CriMlnaüsten eine merkwürdige Erscheinung
sein mußte, wie ihn denn der verstorbene Feucrback auch in seinen aus-
geiräblten Crimiiialfällen behandelt hat. Dieser Tage soll nun ein in
Gostenhof wohnender Taglöhner auf dem Krankenbette ausgesagt ha-

ben, daß er den Doppelmord allein begangen habe und daß Förster
nur dabei, jedoch ohne im mindesten Hand anzulegen, gewesen sei.
Paris, 22. Jan. Der Prinz von Joinvike ist bier angekommen;
zur Feier seiner Wiederkehr wird ein großes Fest in den Tuilerien be-
reitet.
Ostende, 22. Jan. Der König von Preußen und der König der
Belgier gingen gestern Abend an Bord der Jacht, die Se. Maj. Frie-
drich Wilhelm IV. nach Greenwich überfahren soll. Gegen 7 Uhr nabm
der König der Belgier Abschied vom Könige von Preußen und verließ
die königliche Jacht. Um 8 Uhr wurde das Zeichen zur Absabrt durch
eine Geschützsalve an Bord der Schiffe gegeben, die des Königs von
Preußen Maj. bis England geleiten. Das Geschütz der Feste erwi-
derte die Salve. Die Jacht und die andern Schisse setzten sich hierauf
in Bewegung. Eine außerordentliche Menschenmenge bedeckte das Mer,
um der Abfahrt zuzuschauen. — Gegen acht Uhr trafen der Herzog
Ferdinand von Sachsen-Coburg und die Prinzen, seine Söbne, mit ei-
nem besonderen Wagenzug hier ein und stiegen im Palast in dem Au-
genblicke ab, als der König der Belgier aus dem Hafen zurückkebrte.
Die erlauchten Reisenden werden sich heute um 1 Uhr einschiffen. Der
König der Belgier, welcher der Taufe des Prinzen von Wales nicht
beiwohnt, ist so eben, 11 Uhr Vormittags, wieder abgereist und wird
Nachmittags in Lacken ankommen.
Lonvon, 21. Jan. Die Königin und Prinz Albert haben meh-
rere Male die Zimmer besucht, welche zur Taufe benutzt werden sol-
len. Man fürchtet, daß wegen der schlechten Witterung die Revüe auf-
geschoben werdcn muß, oder gar nicht stattfindet. Das 1. Garde-Re-
giment, dessen Oberst der Herzog von Wellington ist, wird am Tage
der Taufe die Ehrenwache haben; 8 Staatswagen werden die Gäste
vom Schlosse zur St. Gcorgskapelle bringen. Die Zimmer auf der
Eisenbahn-Station Nough (Great-Western-Bahn) werden elegant einge-
richtet, weil der König von Windsor aus der Eisenbahn nach London
fahren wird. Der König landet in Greenwich; Prinz Albert, die Ca-
binetsininister, Admiral Sir Robert Stopford (Gouverneur daselbst),
das diplomatische Corps empfangen ihn. Die Marinesoldaten werdcn
als Ehrenwache aufziehen; die 2710 Invaliden des Greenwich-Hospi-
tals, von denen viele unter Nelson gefochten haben, und die 800 Schü-
ler vom Marineasyl sind vom Landungsplätze bis an das Thor ausge-
stellt: alles in voller Uniform und bester Kleidung. Englische Fahnen
und Flaggen wehen überall. So wie der König das Land betritt,
bringen ihm die Invaliden und Schüler ein dreifaches Lebehoch: der
Weg von dort bis an die Equipagen ist mit rothen Fußdecken belegt.
Das Musikkorps der Artillerie spielt die National-Melodien. Es wird
unverzüglich von Greenwich nach Windsor gefahren.
Mom, 11. Januar. Der französische Minister am Hof in Darm-
stadt, Graf H. de la Rochefoucauld, befindet sich zum Besuch seiner
Verwandten, der Familie Borghese, gegenwärtig hier. - Der heutige
Carneval ist sehr belebt; zahlreiche Fremde treffen von Süden und Nor-
den ein. Bälle und Feste rerhen sich aneinander und die großen Thea^
ter sind jeden Abend besetzt. Der Winter aber, welcher bisher dem
heitersten Frühling guch, hat seine Rechte geltend gemacht, und Regen,
wie sie nur i»> werden Vorkommen, sind an der Tagesordnung. Auch
Schnee, freilich nur aus wenige Stunden, haben wir vorgestern gehabt.
ConstantmoPc!, 5. Jan. Die griechische Frage ruht; die Rü-
stungen sowohl zu Land als zu Wasser sind theils eingestellt, theils
werden sie mit vermindertem Eifer betrieben. Die Regierung zu Athen
scheint sich von der Nothwendigkeit überzeugt zu haben, den Beschwer-
den, die man von hier aus erbeben, schnelle Abhülfe zu bereiten und
sich von Leuten abzuwenden, deren Rachschläge auf Projecte sich stü-
tzen, welche in diesem Augenblick, wo sich die Großmächte sämmtlich
die Hand reichen, um den Frieden und die Ruhe der Welt aufrechtzu
halten, nicht verwirklicht werden können.
 
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