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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 40
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Mannheimer MnWiMM
^0. -40 Donnerstag, den 17. Februar. 1842«

TagesAeriAt.
Heidelberg, 13. Febr. Heute fand im badischen Hofe eine Ver-
sammlung vieler hleftgen Einwohner statt, welche der Vorsteher der
Handlungsmnung über die seither init den Heilbronnern in Betreff der
N e ck a r d am Pf sch l ff a h r t gepflogenen Unterhandlungen ausführlichen
Bericht erstattete, und wir freuen uns aus den gegebenen Aufschlüssen
dtk Ueberzcugung gewonnen zu haben, daß das Unternehmen neben
den Vielen Annehmlichkeiten und entschiedenen Vortheilen, die es dar-
dieten wird, auch durchaus nicht ohne Aussicht ist, sich gut zurenti.
ren. Nach der ausgestellten Berechnung, bei welcher die Ausgaben
mit großer Vorsicht bemessen sind, dürfte es^zur 8proze»tigen Rente
hinreichend sein, wenn ^on 2o0 Fahrten, welche jährlich hin und her
gemacht würden, jede ^halfahrt im Durchschnitte etwa LO, jede Berg-
fahrt etwa 28 Passagigiere zählte, wenn nämlich die Fahrt stromauf,
wärts bis Heilbronn wie bisher mit 2 fl. und die Fahrt von Heilbronn
hierher mit 3 fl. bezahlt wird. Und daß sich eine solche Annahme ver-
wirklichen werde, dagegen möchte doch wohl Niemand mit Grund ei-
nen Zweifel erheben.
Cöln, 13. Febr. Unter den einigen hundert Personen, welche
der König gestern Morgen in großer Cour bei sich sah, befanden sich
auch mehrere Mitglieder der Direktion unserer rheinischen Eisenbahn.
Als die Reihe der Vorstellung an diese Herren kam, sprach der König
zu ,'hnrn folgende merkwürdige Worte, die gewiß allen Anwesenden
eben so unvergeßlich bleiben werden, als sie den Betheiligten unver-
wartet seyn mochten: „Meine Herren! Die Gemüther sind hier sehr
erregt; gestern ist eine Deputation des Stadtraths bei mir gewesen.
Ich denke, Sre werden bemüht sepn, die Sache auf gütlichem Wege
auszugle'chcn, um Mlch nicht zu nöthigen, mit starker Hand
einzugrnfcn." Es bedarf wobl kaum der Bemerkung, daß sich diese
ernste königliche Mahnung^ auf die seitherige Weigerung der Direktion
bezog, dem von unserm Stadtrathe und unserer Bürgerschaft so dringend
ausgesprochenen Begehren einer Fortführung der rheinischen Eisenbahn
in das Innere der Stadt zu willfahren.
Bitterfctt», m Preußen 2. Febr. Ein Mitglied der hiesigen Bap-
tisten, der Sattler , durchzieht den Kreis, predigt und wirbt für seine
Genossenschaft- Zn dem Dorfe Jüdenberg, wo gegenwärtig eine Va-
kanz ist, hat er alles so gründlich durcheinander gebracht, daß man
für die Wirksamkeit des in nächster Zeit erwarteten neuen Pastors das
Schlimmste fürchtet. Man hat von der Proselytenmachern dieser Men-
schen keinen Begriff; sie überschreiten alle Schranken des Anstandes,
und sind in Verlockungsmittcln über die Maßen erfinderisch.
München, 12. Febr. Wie vor 14 Tagen starb auch heute wie-
dsr in unsrer Stadt ein Individuum an den Folgen der Wasserscheu.
Eui neunjähriger bleibender Knabe, der Sohn eines hiesigen Bürgers,
ward am 6. November von einem Hunde gebissen, in Folge dessen
bei ihm die Wulh ausbrach. Diesen Morgen brachte man den
Ungiuattchcn in das allgemeine Krankenhaus, woselbst er nach einigen
Raserei drei Stunden später den Geist aufgab.
H>c»n»ar, ii Febr. spMt hier viel davon, daß die Ver-
mählung umeres Erbgroßherzogs zu Johanni d. I. staltfinden würde.
Wien, ^ »evr. Die Strenge des Winters wächst hier mit jedem
Tage; der Thermometer zeigt heute 12 bis 13 Grade Reaumur. Auch
aus Ungar», Siebenbürgen, »er Wallache, und Serbien klagt man
über ungewöhnlichen und starken Schneefall. Schaaren von Wöl-
fen vermehren dort die Beschwerde,, der Jahreszeit. Die vorletzte Post
aus Bucharcst ist auf dem Wege nach Herrmannstadt durch diese vom
Hunger aus ihren Verstellen getriebene Bestien angefallen worden. Mit
letzter Pest wird- gemeldet, daß der Postwagen ohne Leitung und Be-
spannung. jedcch unversehrtem Inhalt an Briefen »nd Poststücken auf
der Straße angetroffen worden sei; von zwei Menschen und einigen

Pferden fand sich neben den Knochen nur noch wenige Spuren zer-
streut um den Wagen herum.
Der Schlossergeselle Johann Käppi ein junger Mann von 22 Jah-
ren, wurde im Okt. v. I. von einem Hunde gebissen, dessen Wuch
nicht konstatirt ist. Bei Gelegenheit eines Schmauses übernahm sich
derselbe im Genuß des Schweinefleisches, und kam gegen Ende Ja-
nuars mit einem verdorbenen Nagen in das Krankenhaus, ohne an
einem andern Nebel zu leiden, als einem unüberwindlichen Eckel gegen
Speisen und Getränke jeder Art. Von dem Arzte befragt über die sei-
nem Unwohlsein vorangegangenen Umstände, erzählte er diesem unter
Anderm auch, daß ihn vor 8 Monaten rin Hund im gereizten
Zustande gebissen, und der Arzt äußerte die Vermuthung, das Thier
sei wüthend gewesen. Wenige Stunden nachher brach bei dem Kranken
die Hundswuth im höchsten Grad aus, der er auch in Kurzem unterlag.
Merkwürdig ist es, daß der Unglückliche bis zum letzten Augenblicke
seine volle Besinnung behielt, und die nolhwendigcn Operationen mir
beispielloser Resignation ertrug. Auch das Mittel gegen die Hunds-
wuth, welches die österreichischen Negierung so großmüthig dem Erfinder
abgekauft, wurde in diesem Falle angewandt, aber ohne Erfolg, was
der Veraltung des Krankheitszustandes vielleicht nicht unrichtig zuge-
schrieben werden dürfte. Eine wichtige Frage ist es, ob nicht die Ve-
merkung des Arztes durch ihre moralische Wirkung auf das erschütterte
Gemüth des Kranken den Ausbruch dieser fürchterlichen Krankheit, wenu
nicht hervorgerufen, doch beschleunigt hat.
Haag, 11. Febr. In der neuesten Zeit ist öffentlich vorgckom-
men, daß Jansenisten in den Schooß der römisch-katholischen Kirche
zurügekehrt sind, und dieß veranlaßt nun die Gegner des KatholiciS-
muö, wieder Verdächtigungen aller Art auözustreuen. Bei Hofe sind
in letzter Zeit mehrere ^Anklagen wegen Proselytenmachern geprüft und
als ungegrüdet zurückgewicsen worden. Hierdurch veranlaßt, hat mm
der König beschlossen, um das Ansehen der katholischen Kirche zu för-
dern, dem Papste den Vorschlag zu machen, mehreren apostolischen Vi-
karen die Bischofswürde zu verleihen. Daß Seitens des h. Stuhls
dieser Antrag eine dankbare Anerkennung findet, wird, steht nicht zu
bezweifeln.
Stockholm, 4. Febr. Das königliche Kommerzkolleginin hat eine
Bekanntmachung erlassen, des Inhalts, daß der Minister der aus-
wärtigen Angelegenheiten französischen Kreuzern auf verschiedenen Sta-
tionen bei den Antillen, an der brasilischen Küste und bei der Insel
Bourbon diejenigen Vollmachten anSgefertigt habe, welche in dem mit
Frankreich zur Abschaffung des Sklavenhandels abgeschlossenen Ver-
trage vom 21. März 1836, und zwar in den Artikeln 1 und 8 des-
selben, stipulirt sind.
Madrid, 8. Febr. Heute hatte in der Deputirtenkammer eine
Debatte aus Anlaß der in 7-Porto ausgebrochencn Revolution statt.
Hr. Otero stellte die Interpellation an das Ministerium, ob cs in Folge
der Revolution von Oporto Vorkehrungömaßregeln getroffen habe, um
die an Portugal angrenzenden Provinzen vor jeder Erschütterung zu
wahren; es sei um >o wichtiger, als wie man vernehme, viele bei der
October-Empörung compromitirte Leute, welche sich nach Portugal ge-
flüchtet, an der charttstischeg Bewegung Theil nähmen.
Der Coiueckprasideut erwiederte: alles, was erforderlich fty, solle
geschehen und ftp bereits angeordi'.ct, um nicht bloß die Bewohner de-
alt Portugal gränzenden Provinzen, sondern die ganze Monarchie sicher
zu stellen, denn es gebe viele Feinde der Freiheit Spaniens, d:e im
Innern sowohl, wie auswärts gegen dieselbe conspirüen; das Mini-
sterium habe alle nöthigen Maßregeln getroffen, um jede Bewegung in
den Provinzen zu verhüten; denn fest entschlossen sey es, auf energische
Weise jeden Versuch der Feinde der FreiheitS Spaniens, von wo auch sie
sich erheben möchten, zu bekämpfen.
 
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