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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 287
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#1167

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Mmmheimer MorgeMM
287. Sonntag den 4. Dezember. 1842«

TagSbericht.
Carlsruhe, 1. Dez. Bei der mit der badischen allgemeinen Ver-
sorgungsanstalt verbundenen Hinterlegungskaffe waren am Schluffe des
Monats Ociober 843,444 fl. 11 kr.
Hiezu kamen im Monat November 114,701 fl. 87 kr.
Summa 938,146 fl- 8 kr.
Zurückbezahlt .en Ln demselben Monat_109,379 fl. 39 kr.
Stand der Hi.^r.^gungskaffe am 1. Dez. 1842 848,766 fl. 29 kr.
Mainz, 1. Dez. So eben wurde das Urtheil gegen die der Nicht,
anzeige staatsgefährlicher Verbindungen Beschuldigten verkündigt. Sie
wurden sämmtlich, mit Ausnahme von Glasmacher, des ihnen
zur Last gelegten Deliktes für nicht hinreichend überwiesen, von der
Ladung und Kosten freigesprochen; die Verjährungseinrede der
Staatsbehörde bezüglich Glasmachers wurde für begründet erklärt
und auch dieser wurde von Ladung und Kosten und weitern Verfol-
gungen entlassen.
Vom Main, 29. Nov. Die Herabsetzung des Briefportos im
Königreich Baiern dürfte nun auch demnächst eine Minderung der Fahr-
post-Gebühren und namentlich der Eilwagen - Tare folgen. Besonders
soll das aus der Route von Würzburg nach Frankfurt a. M. der Fall sein.
München, 29. Nov. In der heutigen Sitzung der Kammerder
Abgeordneten übergab der erste Präsident dem zweiten das Präsidium
um alsbald in seiner Eigenschaft als Finanzminister einen Gesetzcnt«
wurf einzubrinsten, betreffend die Erwerbung des SLohnbauses und
der Sammlungen Goethes zu Weimar auf Kosten des deutschen
Bundes als eines deutschen Nationaldenkmals.
Berlin, 27. Nov. Das allgemeine Tagesgespräch bewegt sich noch
immer vielfch um die Deutuug der »urigsten Kabinetsvrdre zur Wieder»
legung der schlechten Presse und deren lügenhaften Angriffe. Es er»
neuern sich auch die Gerückte, daß die Zahl der Organe der Regie-
rung hier sowohl, wie in den Provinzen, mit Neufahr vermehrt und
Zeitungen errichtet werden sollen, für welche gewandte Federn und fä-
hige Köpfe gesucht wrrden.
Ikemschcid, (Nheinprenßen) 30-Nov. Gestern Vormittag gegen
11 Uhr ereignete sich hier ein fürchterliches Unglück. Eine Erpolosioa
— wahrscheinlich durch Pulver veranlaßt — hat nicht blos das Wohn-
haus, Waarenlager und Mobiliar des Kaufmanns David Luhn gänz-
lich zerstört, sondern ist leider auch derselbe, so wie sein Ljähriger Sohn
ein Opfer geworden. Ein angrenzendes Gebäude mußte niedeagerissen
werden, um dem Umsichgreifen des Feuers Einbalt zu thun, und wur-
Folge der Erplosion an sämmtlichen Nachbarhäusern Fenster-
scheiben und Dachziegel zertrümmert, auch stürtzen einige Wände der-
selben ein. Die alte Schwiegermutter, ein Kindermädchen, eine Dienst-
magd und 2 lungere Kinder des Mannes waren im Hause anwesend
wovon letztere von den Ersteren durch die Fenster gerettet wurden, die
Frau selbst war nicht rugegen, 3 andere Kinder waren in der Schule.
Strasburg, 1- Dez. Die ersten Fahrten des neu eingerichteten
Dagipsschleppdienstes h^be„ sich als zweckmäßig und den Erwartungen
Elcchr„d erwiesen. Eure Güterladung von ungefähr 4000 Zentnern
Maren bedarf von Mainz „ach Strasburg ungefähr 50 Stunden,
vahrend die Segelschiffe wenigstens 12 — 14 Tage zur Expedition
eines solchen Transportes nöthig haben.
Paris, 30. Nov. Nachrichten aus Spanien.
1. Madrid, 25. Nov. Der Regen» war vorgestern zu Calata«
yud, wo er, wie es scheint, gut ausgenommen wurde, einqetroffen. Nichts
Neues ans den Provinzen.
2. Barcelona 26. Nov. Llinas, der nicht mehr das Vertrau-
en des Volkes hat, ist vom Commands der bewaffneten Macht entsekt
worden. ^ hat sich an Bord der Mcleager geflüchtet. Der Br'i-
gadler Durando, ein Piemonteser und Offizier von Verdienst, hat

das Commando übernommen; der Muth der Insurgenten hat sich da-
durch wieder gehoben (eels a romontö Is moral «los rövoltös); es ist
die Rede davon, Van Halen anzugreifen. Am 21. hatte zu Valencia
die Nationalgarde die Truppen genöthigt, sich in die Citadcllc zu flüch-
ten; am Tage darauf, da es dem Aufstand an einem Haupte fehlte,
stellte sich die Ruhe von selbst wieder her. Der Generalcapüän Pedro
Chacon war am 22. Nov. nach Valencia zurückgekommen.
— 29. November. Herr Caumartin, der den Hrn. von Sirey
zu Brüssel erstochen hat, ist hier angekommen; die Debats publiciren
heute zwei Schreiben von ihm, das eine an den Avvokaten Cbair-
d'Est-Ange, das andere an den Procuratoc des Königs, Hrn. Des-
mortiers. Das letztere lautet so: „Ich bin nach Frankreich zurück-
gekommen, mich zu Ihrer Verfügung zu stellen. Ich vernehme, daß
das gerichtliche Verfahren in Bezug auf das fatale Ereigniß zu Brüs-
sel nicht wie ich dachte, und die Taglätter anzeigten, zu Paris statt-
finden wird. Da die Instruction des Prozesses zu Brüssel vor sich
geben soll, so eile ich, dahin zurückzukehren, um mich der Justiz Bel-
giens zu stellen. Ich werde Nachweisen, daß ich provocirt, ge-
schlagen und verwundet wurde und mein Wille für nichts war
in dem tragischen Ausgang dieses beklagenswcrthen Streits. Paris,
27. Nov. (Ges.) Caumartin, Advokat."
— Ein Schreiben aus Perpignan vom 23. Nov. enthält fol-
gende Angaben: Zu Barcelona sind alle auf dem Mauthamt mit Be-
schlag belegte Maaren (vermuthli'ch englische Fabricate) den Flammen
übergeben worden. Die auf Befehl des Generalcapitäns angehalte-
nen Postcouriere haben die Erlaubm'ß erhalten, ihren Weg fortzusetzen;
so ist auch der aus Madrid abgefertigter Eilbote ohne Schwierigkeit
nach Barcelona gekommen. Girona und Figueras sind bis jetzt die
einzigen Städte, welche sich ernstlich für die Jnsurectionsjunta erklärt
haben.
— Es bestätigt sich die Nachricht, daß von Gibraltar aus engli-
sche Kriegsschiffe nach dem Hafen von Barcelona abgehen werden. In
der Nacht vom 20. d. ist ein engl. Gesandtschaftskurier mit diesem Be-
fehle von Madrid abgegangen. Vor der Hand wird das englische Ge-
schwader nur Truppen — wie sich von selbst versteht spanische — Le-
bensmittel und Kriegsvorrath mit sich führen, welche Art von Einschrei-
tung zu keiner Proteftativn von Seiten der andern Mächte An'ap ge-
ben kann.
Brüssel, 29. Nov. Die Instruction in Sachen Caumartl'ns ist
ihrem Schluffe nahe. Es scheint, daß demselben in Belgien der Pro-
zeß gemacht werben wird. Derselbe könnte in Frankreich nur dann
stattsinden, wenn Caumartin nach Frankreich zurückgckehrt wäre, die
Familie Sirey's Klage führt und der Schuldige nicht schon in Belgien
gerichtet ist. Es ist also anzunehmen, daß die Sache in Brüss l vor
die Assisen kommen wird, aber weil das Urtheil nur contumazial sein
kann, ohne Jury. (Bergt. obigen Artikel Paris, 29. Nov.)
— Map liest im Commerce: Wir erfahren auf außergewöhnlichem
Wege, daß man vorgestern auf der Londoner Börse zwanzig Tau-
send Pfund Sterling in Bankbillets gestohlen hat.
London, 28. Nov. Mit dem Packesichiff Patrick Henry sind
Berichte aus Ncuyork vom 8. Nov. etngclaufen. Der Stand der Han-
delsvcrbältnisse hatte sich etwas günstiger gewendet. Die Banken zu
Neuorleans sollten am 5 Dezember ihre Baarzahlungen wieder an-
fangen.
— Lord Ellenborougb, Generalgouverneuer von Ostindien, bat durch
eine Proklamation, danrt Simla, 1. Oct. 1842, die Räumung
von Afghanistan angeordnet.
— Man will wissen, ein Thcil der in den chinesischen Gewässern
verfügbar werdenden Streitkräte sollen zu einer Expedition gegen Ja-
pan verwendet werden. Von den japanischen Behörden wäre Ge-
nugthuung zu fordern für Mißhandlung englischer Seefahrer.
 
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