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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 10
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0041

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No. 10

Mittwoch, den 12. Januar.

1842.

^ .^Tagesbericht.
Garlsruye, 10. Folge gepflogener Berathungen
zwischk" Bevollmächtigten der Staaten Württemberg, Baden und Hes-
sen, welche bekanntlich das 8. deutsche Armeekorps stellen, flnd, ver-
möge einer desfallflgen bereits in der Mitte vorigen Monats erlassenen
Drkre, bei unserem Offizierkorps dieselben Gradauszeichnungen einge-
führt werden, wie dies in Württemberg und Hessen bereits der Fall ist.
Auch sollen demnächst einige kleine Veränderungen in der Bekleidung
unserer Truppen vorgcnommen werten, die darin bestehen sollen, daß
die Regimenter von einander verschiedene Krägen und Ausschläge er-
halten werden.
— Vom 8. Januar. Außer den bereits gemeldeten Unglücks-
fällen durch Schießen hat die Neujahrsnacht und das damit verbundene,
leider immer mehr cinreissende ungebührliche Schwärmen zu verschie-
denem beklaqenswerthem Unfug und Handlungen der Rache und der
Bosheit in allen Theilcn des Landes Anlaß gegeben. Wir theilcn aus
den zu unserer Kenntniß gekommenen Thatsachcn Folgendes mit: Zu
Gundelfingen, im Landamt Frciburg, wurde einem Hofbauern in die
Fenster geschossen, worauf derselbe sogleich aus dem Hause eilte und
da mit den Schießenden, einigen Bauernburschen, in eine Rauferei
gerieth, weshalb er seinen Knecht zu Hülfe rief. Auf diesen schoß ei-
ner der Bursche ein mit Schrot geladenes Gewehr ab, und traf den-
selben in die rechte Hand und Schenkel, so daß alsbald ärztliche Un-
tersuchung angeordnet werden mußte. Zum Glücke kannte der Hausei-
gentbümer einige der Uebelthäter.
Meiningen, 8. Jan. Gestern Aben starb dahier der Prinz
Evuarv von Corolarh-Schönaich.
Wien, 3. Jan. Cs grassiren hier gegenwärtig TpphuS und Ner-
venficdcr, von welch letzterer Krankheit namentlich viele Individuen »er
ungarischen Garde ergriffen wurden, so daß in diesem Augenblick die
erwähnte Garde keinen Dienst in der kaiserl. Burg leistet.
Paris, 8. Jan. Den ministerielle» Blättern in den Departements
ist eine Notiz zugeschickt worden, worin versichert wird, es sei nicht
ein wahres Wort au Allem, was einige Journale über eine Mißhel-
ligkeit zwischen ürankreick und Rußland verbreitet haben.
— Der Panshof war heute versammelt, um das Schreiben des
Siegelbewahrers an den Kanzler zu vernehmen, wodurch angezeigt
wird, daß die gegen Ouenisset, Colombicr und Just Brazier erkannte
Todesstrafe in Deportation und Zwangsarbeit umgewandelt ist.
— Es ist beute schon der neunte Tag, daß die Deputirtenkammer
keine Sitzung bält; alle legislativen Arbeiten bleiben, wie es scheint
aufgeschoben, bis die Adresse auf die Thronrede discutirt und ange-
nommen ist.
— Gestern war eine zahlreiche Versammlung Deputirter von der
Opposition bei Hrn. Odilon Barrot; man bemerkte darunter die Her-
und Duvergier de Hauranne.
2>er Messager entbält einen Bericht über die gestrige Pro-
menave Nn,g„ hindert Studenten. Man hörte dabei den Ruf.- Nieder
Mlt Gmzot. Es lebe Lammennais! Weg mit den Pairs! Es lebeDupoty!"
Vor knngen Tagen hatte an der Barriere de l'Ecvle ein blu-
tiger Streit .zwiswen etwa 2000 Mann von dem 2. leichten und dem
59. Linienreglinente statt. Diese beiden Regimenter sin» schon seit län-
gerer Zeit arg erbittert auf einander. Eines derselben soll nun bem-
nächst aus der Hauptstadt entfernt werden.
Amsterdam, As". Will man den gewöhnlich am besten un-
terrichteten Personen glauben, so befinden sich die Unterhandlungen
zwischen unserm Cabinet und jenem von Brüssel auf einem bessern Fuße
als je. Es scheint, daß die Herden Cabinette, gegenwärtig von einem
ansrichtigen Wunsche beseelt, allen noch zwischen ihnen bestehenden
Zwistigkeiten ein Ende zu machen, anerkannt haben, daß es sehr
schwierig und vielleicht unmöglich sei, zu einer gänzlichen Lösung zu ge-

langen, wenn man sämmtliche Unterhandlungen den nach dem Frie-
dens»ertrage vom 19. April 1839 errichteten Commissionen überließe.
Sie sind daher eingekommen, die Arbeit der Commissionen bis zu dem
Punkte, aus welchen sie gekommen war, anzunebmen, von diesem
Punkte, als von einer neuen Basis auszugehen, und über jeden Ge-
genstand gänzlich aus dipldmatischcm Wege zu unterhandeln.
Madrid, 31. Dez. Das Gerücht hat sich verbreitet, Herr von
Salvandp kehre nach Paris zurück, ohne daß sein diplomatischer Cha-
rakter in Spanien anerkannt worden wäre. Die mißliche Stellung
Spaniens in Europa gibt dieser Frage eine größere Wichtigkeit, als
die einer bloßen Förmlichkeit. Das ganze Publikum sicht mit Span-
nung einer Lösung entgegen, welche nicht lauge auf sich warten lassen
kann. Nach den Gerüchten, die am meisten Glauben finden, erhielt
der französische Botschafter ganz neuerlich Depeschen, welchen zufolge
er handeln soll, wie die Klugheit et ihm anrathe. Allein die Natur
seiner Mission ist nicht geändert; seine Beglaubigungsbriese sollen, ,sv
bleibt er angewiesen, der Königin Jsabella eigenhändig überreicht wer-
den. Hr. von Salvandp machte demgemäß neue Schritte bei verspanst
fchen Regierung, ohne etwas in der Haltung zu ändern, welche ihm
seine hohe Stellung vorschreibt. Die Angaben über die Entschließung
der spanischen Regierung sind gleich vag und einander widersprechend.
Es heißt, sie werde nicht nachgeben sondern ein wenig freundschaftliche
Resolution geben, und Mer Wahrscheinlichkeit nach dürfte Hr. von Sal-
vandy auf diese Eröffnung durch seine definitive Abreise antworten.
Neapel, 23. Dez. Eine Witterung, wie man sie im Sommer
nicht schöner sehen kann, begünstigt uns seit mehreren Tagen, und der
wolkenlose glänzende Himmel, die warmen Sonnenstrahlen geben dem
ohnedies um diese Zeit so regen Leben in Neapels volkreichen Straßen
noch größer,, Reiz. — Prinz Luitpold von Bayern hat gestern Pom-
peji besucht, woselbst Se. königl. Hoh. ein von Frau v. Mettingk, geh.
Bethmann, angeordneteü splendides Diner anzunehen geruhte. — Die
Abreise des Prinzen Luitpold nach Stellten ist auf den 3. Januar festgesetzt.
Von Der türkischen Gränze, 27. Dez. Aus Constantinopcl
sind auf außerordentlichem Wege wichtige Nachrichten in den Fürsten«
thümern eingegangen. Am 15. d. hat der Reiseffendi Nifaat Pascha
den Representanten der europäischen Mächte intimirt, wenn die Pforte
binnen 14 Tagen nicht mit Bestimmtheit aus Griechcrland erfahre, daß
die von ihr gegen das Gouvernement zu Achen gemachten Beschwerden
gehoben oder Anstalten getroffen seien, um auf dem direktesten und
kürzesten Wege die Negierung des Großhcrrn zufrieden zu stellen, die
Pforte sich genötbigt sehen werde, zu Eoercitivmaßregeln ihre Zuflucht
zu nehmen, wobei sie kein völkerrechtlich erlaubtes Mittel
ausschließeu werde, um sich Recht zu Verschaffen. Der Termin, den
die Pforte gegeben, ist kurz und mit dem Eintritt des neuen Jahres
bereits abgelaufen. Da es wohl unmöglich ist, daß Griechenland bis
dahin dem Begehren der türkischen Regierung Genüge leiste, so be-
trachtet man bereits den Ausspruch Rifaat Pascha's für eine Krigs-
erklärung und wir konnten erleben, daß es im Januar an der tür-
kisch-griechischen Granze zu Feindseligkeiten käme.
London, 6. Jan. Das Dampfboot Firebrand ist beordert,
zu der Escadre zu stoßen, die den König von Preußen und sein Ge-
folge nach England bringen soll; Se. Maj. wird am 21. Jan. zu
Woolwich eintreffen.
— Das Kriegsschiff Conway, Capitän Bethune, ist über das
Cap der guten Hoffnung aus China angekommen; es bringt 2 Miü.
Dollars Ranzivnsgelder.
— Ein Brief aus Dublin vom 1. Jan., berichtet ein tragisches
Ereigniß, welches sich auf dem Shannon zugetragen. Das Dampf-
schiff nämlich, welches'den Dienst zwischen Portumna und Limerick ver-
sieht, ist in der Nacht des 30. Dez. untergegangen. Es hatte 36
Seelen an Bord.
 
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