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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 74
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wo. 74

Mittwoch, den 30- Mäi-z.

1842.

ch Mannberm, 29 Mä^ B^i der heute stattgehabtcn Wahl
der W.chl-nanner im vierten Distrikt hiesiger Stadt wurden erwählt:
l. Gn un,, Pg„^ Hausmann,
L ß a° a s'" ^L'^LmaÜn^'^
6 Nettf^bOberg''Lvokat,
0- Gastwl'rth,
»' Handelsmann,
t >»nm W.»'g.„L Ä. M°L ^-L"°L7f Uir « «.
Charlreitage, wurde die sterbliche Hülle des allgemein ^verehrten ka.
-tbolischen Decans und SkaLtpfarrers Schell n,
^ G'u't bestattell Viele Geistliche, alle städtischen^Beamtm, Volks^
schullebrer beider Consesslonen ui und außer der Pfarrei Ane unübe>-
sehbare Menschenmaffe, Katholischer, Evangelischer und vielen auaesc-
heuen Israeliten folgten dem Trauerzuge mit betrübtem Herze»'und
legten hier den schönsten Beweis an den Tag, wie sie den Verbliche-
nen allgemein achteten und hochschätzten. Bei allen Conftssionen herrschte
aber auch nur Eine Stimme. Nicht allein Gernsbach beweint ihn —
vier bedeutende Filialgemcinden mit eigenen Schulen vergießen Thrä-
v?» — er lebt in ihren dankbaren Herzen fort und die Erinnerung
an sein segrnreiches, liebevolles Wirke» wird zu keiner Zeit erloschen
bei ibren Cukel» und Urenkeln, denn er war ihnen — Priester. --
^' a-^'/?Eedene war auch ein Freund der mathematischen Künste
f s '^"sch^ften ihm sein „Scrtantenbuch oder
Tafeln der «ronuenhohe, das nn ^;n und Auslande so vielseitig ve»
chrcitet ist. Mögen wir ihn Wieder finden über'm Grabe, wo Friede,
und keine Tbräne mebr geweint wird! —
München, 24. März. Heute vollzieht König Ludwig, dabei unter-
stützt durch den Kronprinzen, den Prinzen Karl und den Herzog Mar,
die Fußwaschung an zwölf Greisen, deren ältester diesmal 102 Jahre,
die drei jüngsten «8 vvrhre zählen.
Megcnsbitt-'g, 19. März. Gestern wurde die Dampfschifffahrt
ans der Donau wwdcr eröffnet. Dis schöne, angemessene renovirte
Schiff, Königin Therese, ging Morgens halb 8 Uhr mit 83 Passagie-
ren und bedeutender Güterladung nach Passau ab. In diesem Mo-
nat werden nur 4 Fahrten stattfinden, in den Monaten April, Mai
rn'-d I-mi aber je über den andern Tag ein Dampfboot abgehen.
Mheirr, 26. März. Zu dem regen Leben, welches nament-
diesem Jahre am Rhein zu erwarten ist, wird nicht wenig die


mit
dies, es'-" v-e rheinischen Eisenbahn in Verbindung gefetzt, so daß
,'s/ 'i"d als eine Fortsetzung der Wasserstraße zu betrachten
^» v on FHierdurch wird eS z. B. möglich werden, rneincm
noeb^,!'^"^' nach Aachen und Eupen zu gelangen
Stunden in Cöln a u fzubalten.
^ .'„s'^ah-nstrecke auf der geneigten Ebene zwischen Ans
und vU.tr 1, . / werden soll, fahrbar ist, wird es eben
so eu: LeiMS c;,u, ,,, Tag nach Brüss-l und Antwer-
pen zu rerstn, wenn auch von Aach,,, «ns noch ein Zeitaunvaud von fi--
^Is.I'Uu'-den N0"'rg'st' um w,t der Diligence nach Lüttich an den An-
schlich der belgischen Cistnbahnzuge ^langen.
28. Marz. Es wurde fch^,^^..^ ^ahr der Drucker
.ch'^beinbvten," Hollruger von Waloshut, wegen Mißbrauchs der
> !'s aus-dem Badischen verwiesen und kam nach Lanffenbnrg, wo
chn wenigen Radikalen aufnrhmen und Unter ihrer Redaktion das
D '» solch brntalradikalem Sinne fortsetzw», daß Klagen vom Ba-
dljchbu Und von ^,er an die Negierung einliefen — half nichts!

Das radikale Blatt wurde sogar von hoher Seite pecuniär unterstützt,
wie die unsaubere „Dorfzeitung" in Baden, indem beide sonst Angehen
müßten. Seit 14 Tagen nun, aus die Wahlen zur badischen Dcpu-
tirtenkammer bin, schleudert der „Meinbote" aufwieglerische und ruhe-
störerische Artikel hinüber an den Schwarzwald, so daß die badische
Negierung sich veranlaßt sah, die Sache des Nähern untersuche» zu
lassen. Das geschah vor w nigen Tagen in Säckingen durch den da-
hin abgeordneten Hrn. Regicrungsdirckwr von Reck von Freiburg. Die
revolutionären Blätter wurden theils von den badischen Bürgern selber
nach den Aemtern in Waldshut und Säckingen, theils nach Carslruhs
aßgeschickt und vorläufig erhielt die Gensdarmerie den Befehl, die
Blätter des „Nhrinboten" überall abzufassen.
Paris, 26. März. Der König und die Königin der Belgier wer-
dr» gegen den lO. April hier eintreffen. Die Herzogin von Nemours
wird Anfangs Mai niederkommen. Ihr Vater und die Königin der
Franzosen werden das Kind über die Taufe heben.
— Seit der Julirevolution hatten die Theater auf den Boulevards
den Gebrauch, am Charfrcitag keine Vorstellung zu geben, nicht mehr
beachtet; nur die subventionirten Theater blieben während der drei
letzten Tage der heiligen Woche geschlossen. Dieses Jahr müssen alle
Theater, ohne Ausnahme, ihre Vorstellungen aussetzen. Der Direktor
des Vaudeville-Theaters hatte protestirt; Hr. Duchatcl ließ ihm eröff-
nen, wenn er nicht gehorche, we de man sein T wattr durch die be-
waffnete Macht schließen lassen und ihm das Privileg nehmen.
— DieLegitimisten desFaubourg St. Germain versichern, der Herzog
von Boedeaur sei für den nächsten 28. Mai in St. Petersburg erwartet.
— Der Zudrang zn den Kirchen ist heute (Cbarfreitagh ganz anßeror-
dentttL. An der Kirche St. Noch war man genöthigt, an allen Pfor
ten Municipalgordisten aiifznstetten, um die Ordnung aufrecht zu erhalten
Lyndon, 24. März. Es sind Berichte aus New York vom 3 d.
emgktrofftN. Sie melden nichts Erhebliches. Im Repräsentantenhaus
war eine Petition des Staates Ohio vorgekommen, die darauf gerichtet
war, daß man sofortige Nachrichten für die Aüflösnng der Union
ergreife. Die Petition wurde mit l16 Stimmen gegen 24 zurückgewiefen.
Hn«4g, 23. März. Zwischen unsrrm und dem Pariser Hofe besteht
jetzt das b st- Einverständniß. Die beiden Monarchen haben nicht allein
die Jnsig: ien ibrer Orden ansgcwechselt, sondern unterhalten eine
cigenbändiae Korrespondenz.
Brüssel, 26. März. Die gerichtlichen Verhandlungen in der
Sache des Complotts wurden g ster» beendigt. Die Angeklagten:
Vandcrmeercn, Vandersmissen, Creben, Van Laethem
und Vanpraet sind schuldig befunden worden, die drei erster» eines
Attentats gegen die Sicherheit des Staats, die beiden letz-
ter« unerlaubter Trnppenwcrbung. Sie wurden alle zum Tode
vernrtheilt, bis auf Crehen, der als Angeber von jeder Strafe aus-
genommen bleibt. Madame Vandernnisscn, Parys, Parent, und Jo-
seph Vandersmissen wurden sreigciprochen.
Ma^riS, 18. März. Der Regent hat mehreren Kriegsschiffen den
Befehl gegeben, auf der Hohe von Gibraltar zu kreuzen, um dem
Schmuggel zu steuern und die Landung von Flinten und Kriegsmnm-
j-'onen zu verhindern. Der Finanznmnster ist von dem Regenten an-
gewiesen worden, soviel Gold wie möglich ans das Material der Artil-
zu verwenden. das ss.°- j„ dem jämmerlichsten Zustande b-findet,
obwohl seit d'w 1. Ja». 1833 bis Ende December 1841 über 43
Millionen Reale dafür bestimmt worden waren.
— Nach der Ernennung des Hrn. Argnelles zum Vormund
der Königin legten fast alle Granden, welche Kawmcrhern waren, diese
Würde nieder. Nunmehr hat der Regent einen frühern Unteroffizier,
Namens Dnlce, der in der Nacht vom 7- Oktober die im Schlosse
befindlichen 18 Hellebardiere befehligte, zum dienstfhnenden Kammer-
herrn der Königin ernannt.
 
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