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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 268
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#1091

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Mannheimer MvWnUaÜ.
^«.268. Samstag den 12. Novembr. 1842«

Carlsrube, 10. Nov. Mit Einwilligung Seiner königlichen Ho»
heit des G oßh rzvgS hat die Verlobung Ihrer Hoheit der Prinzessin
Marie von Baden, Tochler Ihrer königlichen Hoheit der verwittweten
Gcoßberzogin Stephanie, mit dem Marquis von Douglas, Sohne des
Herzogs von Hamilton, stattgefunden.

Tagsbericht.
Mannheim. Das süddeutsche katholische Kirchenblatt enthält in
Nr. LL folgende Anzeige:
Wie wir aus guter Quelle hören, ist bei Sr. Erzbischöfl. Gnaden
eine mit zahlreichen Unterschriften bedeckte Bittschrift von mehreren sehr
achtbaren Bürgern aus der Mittlern LandeSgegend eingelaufen, um
seine Verwendung und Vermittlung für Einsüdrung der baimherzigen
Schwestern anzurufen. Die Petenten suchen die Aufmerksamkeit auf
das geräumige, in der Mitte des Landes, in einer angenehmen Tbal-
gegend liegende Gebäude „Bad Hub" zu lenken, welches gegenwär-
tig leicht zu erstehen, und auch ganz geeigmt wäre, als Mutterhaus
zu dienen, von wo dann die Ausseadungen in die verschiedenen Kran-
kt nhäuser zu geschehen hätten. Da der Orden der barmherzigen Schwe-
stern ftlbst in den glicht christlichen Ländern, in der Türkei, Persien,
den Barbaresken - Staaten, in Indien rc. freudige Aufnahme gefunden
hat, und fast in allen großen Neichen des civilistrtcn Europa's die
Krankt» seiner erquickenden Pflege a-vertraut sind — auch in jüngster
Z it Se. Ma). der König von Preußen beim Besuche der Hosp zieri in
T ier die Aeußerung ge-ban ha», „daß diesir Orden sich in allen Wohl-
lhätigkti sanstalten des Reiches befinden möchte;" so dürste vielleicht die
hohe Negierung — in weiterem Anbetracht, daß schon der höchstselige
Grvßhcrzcg Karl Friedrich die Einführung des Ordens für Bruch al
genehmigte, auch der letztverstorbene Erzbischof Demeter ein Vermächt-
mß sub oonSitione für die Einführung der Schwestern der Barmher-
zigkeit gemacht hat..., und überdies die Stimmung des Volkes aus
allen Klassen diesem so wohlthätigen Orden zugelhan ist und ihm seine
Verehrung darbringt, — besagtem Orden Aufnahme gewähren. Für
den Ankauf oder den Aufbau eines Ordenshauses, so wie zur Einrich-
tung, würden reiche Beiträge fließen, die bald durch Vermächtnisse eine
solche Vergrößerung erhalten würden, daß der Staat wahrscheinlich
nie in den Fall käme, einen Zuschuß gewähren zu müssen.
Speyer, 7. Nov. Zufolge des neuesten Landralhöabschieds haben
Se. Majestät die Wiederherstellung der unvollständigen Lundwirthschafts-
und GewerbSsch'ulen rc. in der Pfalz zu genehmigen geruht.
Mainz, 9. Nov. Seit heute Nacht ist des Maineises wegen ein
Theil der Rbeinbrücke abgefahren.
Stuttgart, 8. Noo. Nach einem Bericht des hiesigen Hülfs-
Coinite's für die Abgebrannten in Hamburg beträgt die ganze, aus
Würtemberg für die Verunglückten gespendete Summe wohl 66,000
bis 70 000 Gulden, worunter das Geschenk des Königs mit 11,000 fl.
Würzburg, 9. Nov. In Fo'ge der mehrtägig andauernden Kälte
hat sich die Eisdecke des Mains geschlossen. Die Befürchtungen, es
möge dieses Wetter anhalten, sind allgemein. Schon sind einige Pri-
vaibrunnen der Stadt ve sigt und nur einigermaßen anhaltende Kälte
dürfte selbst den öffentlichen Brunnen gefährlich werden. Welches Un-
heil richten außerdem die Mäuse an, was für Schaden erwächst den
Schiffern, da für enorme Summen Flöße auf dem Maine liegen!
Wvin Main, 8. Nov. Wir vernehmen, baß von Seite der kön.
bayer. Negierung den am 14. h. M. sich versammenden Landständen
mehrere Vorschläge in Betreff der Ausbesserung des Mainbettes ge-
macht weiden sollen. Nur wenn die Correction dieses Flusses gehörig
vorgenommen wird, kann das Unternehmen der Dampfschifffahrt, das
in diesem Jahre so traurige Erfahrungen gemacht bat, gedeihen. Wie
es heißt, tritt eine der ersten rheinischen Damfpschiff Gesellschaften dem
Mainunternehmen hei, falls bis zum Juni k. I. der Soeittät fünf

Boote zur Disposition stehen. (Zwei neue sind bereits bestellt und in
Arbeit genommen.)
Aargau. Seit der Gränzsperre gegen das Großherzogthum Ba-
den wurden schon wiederholt Markg^äflerweine, die von Basler Wein-
Handlungen in den Aargau gesendet wurden, angehalten und für einst-
weilen mit Beschlag belegt.
Paris, 8. Nov. Gestern Abend war das Gerücht im Umlauf,
der König sei erkrankt. Man erfährt heute, daß dies keineswegs der
Fall ist; Se. Majestät wohnte gestern in den Tuilerien einem Mini-
sterconseil bei, das von 1 bis L Uhr dauerte und fuhr gegen 5 Uhr
nach St. Cloud ab.
— Der Bau der Eisenbahn von Paris bis an die belgische Grenze
wurde in dem gestrigen Adjudicationstcrmine den Hrn. Sherwood zu-
erkannt. Es waren sieben Soumissionen eingereicht worden.
Colmar, 8. Nov.. Die Vorstudien für die Eisenbahn von Dijon
nach Mühlhausen sind noch immer nicht vollendet und der Streit der
Lokalität über den Zug der Linie wird täglich heftiger. Die Bewohner
des Doudsthales dürften wohl von der Negierung besonders be-
rücksichtigt werden.
Strasburg, 9. Nov. Die Assisenverhandlungen für das nächste
Quartal dieses Jahres beginnen im Laufe der nächsten Woche. Leider
sind abermals mehrere Prozeduren zu verhandeln, deren Ergebniß To-
desstrafe oder lebenslängliche Einkerkerung nach sich ziehen kann.
Amsterdam, 7. Nov. Von guter Hand vernimmt man, daß am
Samstag Abend von den niederländischen und belgischen Bevollmächtig-
ten unterzeichnet nun den: 1) ein sehr ausführlicher Tractat, alle un-
sere Differenzen mit Belgien definitiv erledigend; 2) eine Schifffahrts-
Convention für die Dauer von fünf Jahren. Man glaubt zu wissen,
daß der erste dieser Verträge wegen der darin enthaltenen Gebietsfrage
zur Vorlage eines Gesetzentwurfs bei den Generalstaatcn Anlaß ge-
ben w'rd.
Bon der polnischen Gränze, 1. Nov. Nachdem die Kartei-
conveniion von russisch-polnischer Seite mit Preußen aufgehoben, w ist
die Gränzbesatzung durch mehrere Kosaken-Regimenter so bedeutend ver-
stärkt worden, daß längs der preußischen Glänze von 500 zu 500
Schritt ein Piquet von drei Kosaken ausgestellt ist. und sich mit diesen
in Verbindung alle Werst ein Kommando von 18 Mann mir einem
Offizier an der Spitze befindet. Wenn diese Maßregeln das Ueberge«
hen des Militärs doch nicht zu verhüten vermöchten, so sollen, wie
man bei uns erzählt, die Sirafregimcnter längs der Gränze postirt
werden, um den Gränznachbarn aus Furcht vor diesen Vagabunden
die Lust zu benehmen, die Ueberläufer gastfrei aufzunchmcn. Ob un-
ter solchen Verhältnissen an einen sreiern Gränzverkehr mit den russi-
schen Unterihanen zu denken, ist eine Frage, die jeder sich leicht selbst
beantworten kann.
St. Petersburg, 1. Nov. Ein höchster Befehl verordnet: „Geist,
liche, die in Folge von Vergehen und unsittlichen Auftritten ihre kirch-
lichen Aemter verloren und in Staatsdienste übertreten, sollen gehalten
sein, zur Rangbeförderung eine zweimal längere Frist zu dienen, als
Geistliche, die freiwillig ihre Aemter niederlegten. Diese Frist wird
für die Gemeindeprediger auf 20, für die Diacone auf 12 Jahre fest-
gesetzt.
Madrid, 1. Nov. Die unabhängige Madrider Presse, repräsen-
tirt durch zwölf Journale» hat eine Declaration ansgehen lassen,
sich zu verwahren gegen angeblich im Werk seiende Beschränkungen.
Die independente Presse erklärt» sie bilde sich zu einem solidarischen
Verein, um j den Angriff auf die Preßfreiheit und die persönlich: Frei-
heit, wie solche durch Verfassung und Gesetze grrantirt seien, zurückzu-
schlagen; zugleich wird in diesem Factum der Journalisten Verwah-
rung eingelegt gegen jcde Maßregel, welche berechnet wäre, die Mi-
norennität der Königin zu verlängern.
 
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