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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 242
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0983

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Donnerstag den 13. October.



^o. 242.


Spanif che Parteien st astitik.
Zuerst tbeilen sich die Spanier gegenwärtig in zwei große Gruppen:
1) in solche, welche Feinde der durch die Constitution von 1837 ein-
geführten politischen Institutionen sind. Sie bestehen aus den sehr zahl-
reichen Freunden der unumschränkten Monarchie und aus den
weniger zahlreichen Republikanern; 2) in die Anhänger der Ver-
fassung von 1837, die man also die Constimti'onellen nennen kann.
Diese zerfallen wieder unter sich s) in Conservative, solche nemlich,
welche den Grundsatz, daß man die Revolution noch weiter führen
müsse, verwerfen und nur das einmal Errungene festhalten wollen —
und l>) in die Progressisten, die sich dabei nicht beruhigen, sondern
den Satz predigen, daß man die wahren Folgerungen der Constitution
und der Sepicmber-Bcwegung noch zu entwickeln habe. Zu dieser Par-
tei gehören auf der einen Seite die Negierung selbst und der größte
Theil der von ihr eingesetzten Beamten, auf der anderen alle Diejeni-
gen, welche auf constitutionell prvgrefftstischem Wege das Ministerium
und vielleicht (denn die Anhänger des Jnfanten Don Francisco gehö-
ren hierher) sogar den Regenten zu stürzen suchen. Diese letzter« könnte
man wohl am füglichsten mit dem Namen Revolutionäre belegen.
Die Regierung selbst ist wiederum aus zwei verschiedenen Elementen
hervorgegangen, einmal aus den sogenannten Achtzehnhundertund«
Zwölfern (Uoeegnistas), die an dem Ursprung und der Wiederaus,
richtung der Constitution von 1812 Theil nahmen, wie Arguelles,
Calatrava, Ferrcr; dann aber aus denftnigen Militärpersonen, welche
gemeinschaftl'ch die Insurgenten von Südamerika bekämpften und in
diesem Kampfe den Kürzeren zogen. Diese Männer, an we'che sich
einige der noch der Neaction von 1823 nach Südamerika ausgewan-
derten Spanier angeschlossen dabcn, nennt man hier Apacuchos zur
Erinnerung der l tzten Niederlage, welche sie in Peru erlitten. Die
Achtzehnhundertzwölfer waren früherhin die hestigst.n Feinde der Aya-
cuchos. Seitdem aber der Herzog de la Vitoria zum alleinigen Re-
genten eingesetzt wurde, und Arguelles dagegen die Vormundschaft über
di-- Kö-igin und deren Schwester erhielt, ist eine Aussöhnung erfolgt
und, da alle höheren und höchsten Militär st. llen unter den Apacuchos,
die einträglichsten Civilämter aber unter den Achtzehnhundertzwölfern
vertheilt sind, so kann man mit Recht sagen, daß diese Verbrüderung
die Gewalt in Händen hat, nur ankeren Worten, die Regierung
ausmocht. Alle übrigen Parteien, so heterogener Natur sie sein wögen,
Absolutisten wie Republikaner, Constitution, ll Conservative wie Revo-
lutionäre, haben sich für jetzt zu dem gemeinschaftlichen Zwecke verbun-
den . dieser Negierung, insofern sie aus den angegebenen beiden Frak-
tionen besteht, den Krieg auf Tod und Leben zu machen. Was nun
ober aus diesem Ehaos der Parteien hervorgehen werde, vermag Nie-
mand vorauszufthen. , -
.. ^ Tagsberichr.
Frankfurt, tl. Okt. Geh der heule fortgesetzten Ziehung Oster
Klasse hiesiger Stadtlotterie sind auf folgende Nummern nachstehende
Preise gefallen: Mr. 86«8 I««,y-r»st. — Nr. 10362 2000fl.
— Nr. 24LL7 1000 fl.
Vom Main, g. Ocj. Einem Gerüchte zufolge will die consti-
turrte Gesellschaft für die Maindampfschiff-ahrt in Baiern auf ihr Pri-
vilegium verzichten und dem Staate das ganze Unternehmen abtreten,
der auch nicht abgeneigt sein soll, dasselbe zu übernehmen, falls die
sich sehr bald versammelnde Siändekammer dafür aussprechen wird.
München, 8. Oct. Das Diadem, welches von unserer Stadt
h°cr Gemahlin unseres Kronprinzen als Brautgeschenk verehrt wird, ist
fett einigen Tagen vollendet und wird von Kennern und Kunstfreunden,
LL' Bestellungen ans das Mannheimer Morgcnblatt mit
ämter an. Preis beider Blätter in ganz Baden fl. 1. 2-?
»rat«« werden die Blätter vom 1. Oktober an, voll st an

1842»

die es in dem Atelier des Verfertigers gesehen haben, als ein eben so
werth- als geschmackvolles Toilettenstück gepriesen. Es kommt auf ge-
gen 26,000 fl. zu stehen. Der Wunsch unserer Bürgerschaft, der Ver-
mählung unseres Kronprinzen zu Ehren auf Subscriytion einen Fest-
Hall veranstalten zu dürfen, hat die königliche Genehmigung erhalten.
Paris, 9. Oct. Das „Univers" veröffentlicht ein aus Macao
vom 19. April datirtes Schreiben, worin es heißt: „Die Engländer
sind auf dem Marsche auf Peking. Sie sind bereits in der Nähe von
Nanking. Die Erpeditionsarmee besteht aus 18,000 Mann Landungs-
truppen, L0 Kriegsschiffen, 70 Transportschiffen, und 20 Dampf-
bootcn."
— In dem Schreiben eines französischen Ligitimisten aus Wien
wird als positiv versichert, daß der Herzog von Bordeaux mit einer ru«
fischen Prinzessin verlobt sei, unter der Bedingung jedoch, daß die Ver-
mählung nicht eher vollzogen werde, als nach der Gelanguag des Her-
zogs von Bordeaux auf den Thron. Es braucht wohl kaum bemerkt
zu werden, daß diesem Gerüchte hier nicht der geringste Glauben ge-
schenkt wird. Gleiches ist mit einem anderen in Umlauf gebrachten Ge-
rüchte der Fall, nach welchem die älteste Tochter der Herzogin von
Berry demnächst mit einem österreichischen Erzherzoge werde vermählt
werden.
— Es bestätigt sich, daß der Herzog von Aumale sich über Lissa-
bon nach Algerien begeben wird.
— Der Herzog von Montpensier und die Artille-.iecompagnie, in
welcher er steht, werden demnächst nach Algerien abgehen, auf daß der
junge Prinz dort seine erste Waffcntbat verrichte.
— Es beißt, die Seefahrt des Prinzen von Joinville werde nicht
so lange währen, als es anfänglich geheißen; der Prinz werde sich
weder nach Ostindien, noch nach China begeben; er werde sich von Lis-
sabon, bis wohin er seinen Bruder, den Herzog von Aumale begleiten
werde, direct nach Rio-Janeiro begeben, Von wo er, nach einem Au-
fenthalte von einem Monate in dieser Stadt, nach Brest zurückkehren
werde. —
— In Bnrguich ist die Weinlese gut ausgefallen. Kenner wollen
an dem Most bereits alle Eigenschaften der Stärke, deö Geschmacks
und der Feinheit entrissen, durch welche die Jahrgänge von 1811 und
1822 ausgezeichnet waren, denen er nahe, wo nickt gleich komme.
London, 7. Oc». Die heute über Marseille eingetroffenen Be-
richte aus Ostindien und China schienen, obschon sie ganz ohne wesent-
liche Bedeutung sind, unseren Spekulanten nicht befriedigender Art zu
sein.
— Es beißt jetzt, das Parlament dürfte wohl einen Monat frü-
her, als gewöhnlich eröffnet werden; Sir Robert P cl würde es bei
den kritischen Umständen, in welchen sich das Land befinde, nicht aus
sich nehmen wollen, die Eröffnung des Parlements hinauszuschicben.
Madrid, 2. Oet. Die Aufmerksamkeit der Regierung ist in die-
sem Augenblicke insbesondere auf die Provinz Valencia gerichtet, wo
der Pöbel sich der Salinen de la Rosa bei Jumella zu bemächtigen
gesucht hat. Es sind Truppen nach diesem Punkte abgeschickt worden.
Barcelona, 2. Okt. Die hiesigen Journale beschäftigen sich jetzt
ebenfalls mit dem Gerüchte von einer Bewegung, welche zwischen dem
L. und 10. Okt. in Spanien zu Gunsten der Verfassung von 1812 aus-
brechen solle. Der „Constitucional" bemerkt, dieses Gerücht sei durch-
aus ungegründet, und verweist darauf, daß in Barcelona die tieftste
Ruhe herrsche.
Brüssel, 8. Oct. Das Hans Rothschild hat die Anleihe von
29,250,000 Fr. übernommen und schon 5 Millionen Frs. in den Schatz
gezahlt.
Schnlzeitimg nehmen fortwährend alle wohllöbl. Poft-
i kr. das viertel Jahr. Den jetzt erst eintrctenöen Abon«
>ig »ach geliefert.
 
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