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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 281
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#1143

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Mannheimer WoWenUaü.
^0. 281. Sonntag den 27. Novembr. 1812.

China.
(OfficielleS Aktenstück.)
Da« wichtige Ereigniß des Abschlusses eines Fricdensvertrags zwi-
schen Großbritannien und China wurde officiell bekannt gemacht durch
wachstehenLe Proclamation:
.^lss.^brer britannischen Majestät Unterthanen in China. Ihrer
Majestät Bevollmächtigter in China fühlt sich höchst be-
gDft," indem er den Untertbanen Ihrer Majestät in China anzeigt,
daß 2r heute mit den chinesischen Obercommissarien abzeordnet, um
mil.ibm zu unterhandeln, eine» Vertrag abgeschlossen und unterzeichnet
ba.t,-dcfM> vornehmste Bestimmungen die folgenden sind: 1. Frieden
und Freundschaft für immer zwischen den beiden Nationen. 2. Zah-
lung, von 21 Milk. Dollars, als Entschädigung, abzutragen in dem
Laufe de« gegenwärtigen Jahres und der drei folgenden. 3. Die Hä.
fen-vvn Canton, Amoy, Foo-Chow-Foo, Ningpo und Shanghay, dem
britischen Handel geöffnet; Consularagenten zu ernennen, die an diesen
Orten zn residiren haben; geregelte und gerechte Tarife für Ein- und *
Ausfuhr, so wie auch für den Transit im Innern einzuführen und öf-'
fentlich bekannt zu machen. 4. Die Insel Hong Kong abzutreten für
ewige Zeiten an Ihre britanische Majestät, Ihre Erben und Nachfol-
ger. 3. Alle Unterthanen Ihrer britannischen Majestät — gleichviel
ob eS Eingeborne von Europa oder von Ostindien sind — welche auf
irgend einem Punkt des chinesischen Reiches gefangen gehalten werden,
unbedingt frei zu lassen. 6. Eine vollständige und allgemeine Amnestie
von dem Kaiser unter Hand und Siegel zu erlassen für alle Untertha-
nen des chinesischen Reiches, welche unter den britischen Autoritäten
Dienst genommen, Verkehr getrieben oder auch nur sich aufgehalten
haben. 7. Die Verhandlungen zwischen den Beamten beider Regie-
rungen auf ganz gleichen Fuß zu bringen. 8. Sobald die Ratification
des Traktats absetten des Kaisers erfolgt und die erste Terminzahlung
von 6 Million Dollars geleistet ist, Ihrer britanischen Majestät Streit-
kräfte von Nankin, dem großen Canal und dem Miliiärposten bei Shang-
hai zu entfernen; die Inseln Chusan und Kolangsoo aber besetzt zu hal-
ten bis sowohl die Geldzahlungen als die Einrichtungen zur Oeffnunz
der Häfen vervollständigt sind. — Indem der Bevollmächtigte Ihrer
Maj. diese höchst befriedigenden Nachrichten öffentlich bekannt macht,
enthält er sich mit Absicht jedes ins Einzelne gehenden Ausdrucks seiner
eigenen Gesinnungen von der alles übertreffenden Geschicklichkeit, Kraft-
entfaltuug, Hingebung und Tapferkeit, durch welche sich die Krieger
aller Grade der verschiedenen Waffengattungen in Ihrer Majestät com«
dinirten Streitkräften während des Kampfes, der zu so bedeutungs-
vollen Ergebnissen geführt hat, rühmlichst ausgezeichnet haben. Die
dadurch begründeten Ansprüche werden ohne Zweifel von den höchsten
Autoritäten anerkannt werden.
Inzwischen wünscht Ihrer Majestät Bevollmächtiger den britischen
Unterthanen i» China Glück zu dem erlangten Frieden, der, wie er
vertraut und glaubt, mit der Zeit gleich wohlchäüg für die Untertha-
nen und Interessen beides England's und China'S sich bewähren wird.
Gott erhalte die Königin! Gegeben an Bord der Dampffregatte Queen,
in dem Flusse Jang tze-Keang, vor Nankin, am 26. August 1842.( Ge-
zeichnet) H. Pöttinger, Ihrer Maj. Bevollmächtiger. (Contrasignirt)
Malcolm, Lcgationssecretär."

Tagsbericht.
Heidelberg, 23. Nov. Bei dem gestrigen Jahresseste der Uni-
versität, der Preisverthcilung, trat der bemerkenswerthe Umstand ein,
daß, wie die Erbrechung der versiegelten Zettel zeigte, die Ehre des
Tages durchgängig von studirenden Badenern erworben wurde. Den
theologischen Preis erhielt Stud. Martini aus Maulburg, den medi-
cinischen Schneider aus Ettlingen, den philologischen Nivola aus
Hüfingen, den philosophischen Schmidt aus Durlach. Dieser Beweis

von dem wissenschaftlichen Streben der badischen Jugend »st gewiß eine
erfreuliche Erscheinung.
Nürnberg, 21. Nov. So eben geht hier die verlässige Nach,
richt ein, daß am letzten Sonnabend in Erlangen, während die Stu-
dentenverbindung Baruthia, die erst neuerdings vom Staate wieder
sanctionirt wurde, eine feierliche Fahrt zu Ehren ihres Stiftungstages
hielt, ein Studirender aus dem baierischen Oberlande, Namens Mau-
rer, im Duell erstochen worden ist. Derselbe wurde entseelt aus dem
Zimmer eines andern Studirenden im Hause des Kutschers Horndasch,
in der Nähe des Holzmarktes, einem sehr besuchten und lebhaften
Platze in Erlangen, mit mehreren Stichwunden am Körper, gefunden.
Wieder ein Beispiel, daß der sogenannte Stoß-Commcst auf Univer-
sitäten mit allen Mitteln zu entfernen ist, wenn sich, allen Erfahrun-
gen gemäß, das Duell noch nicht völlig auf den deutschen Hochschulen
abstellen läßt.
Berlin, 20 Nov. Mit unserer Postreform wird es wirklich Ernst.
Schon seit einigen Monaten liegen in dieser Beziehung die Anträge
des General-Postamts dem Staats-Ministerium vor. Vorläufig sollen
dieselben zwar nur aus eine bedeutende Ermäßigung des Brief-Portes
gerichtet sein, und eine radikale Revision und Umarbeitung der Post-
Ordnung erst später erfolgen. Allein schon die Ermäßiguung der ho-
hen Brief Taxe würde uns von großem Nutzen sein und namentlich in
M Stand setzen, mit England und Oesterreich billige Postverträge
abschließen zu können. Man glaubt hier allgemein, daß unsere aufge-
klärte Negierung die Gelegenheit nicht versäumen wird, um sich den
Dank und die wohlverdiente Popularität von ganz D.utjchlaiid zu er-
werben.
Paris, 23. No». Man hat heute ausführliche Nachrichten über
die Jnsurrcction zu Barcelona erhalten. Aus Perpignan vom 19.
Nov. wird geschrieben: Ein vorgestern von Barcelona abgegangener
Courier ist so eben angekommen. Die Diligence von dort war g-stern
nicht zu Figuras angekommen. Daß die Truppen Barcelona
geräumt haben, bestätigt sich. General Zavala ist in den
Händen der Rebellen. Man spricht von drei Staabsof-
fizieren und 500 Mann, die umgekommen wären. Eine
Volköjunta ist installirt worden; sie ist aus unbekannten Individuen zu-
sammengesetzt. Als Präsident fungirt Don Manuel Garsy. Die
Junta hat eine Proclamation erlassen, worin sie den Arbeitern Ein.
tracht und B cständigkeit empfiehlt. Von der Königin I sab eil a,
von Espartero, von Don Carlos, ist nicht die R.de; eben so
wenig von dem Zweck der Jnsurrcction. Das Fort Montjont, von den
Truppen besetzt, macht beständig Feuer auf die Stadt. Die Citadclle
von Barcelona ist von den Rebellen besetzt. Vom 13. Nov. wird aus
Valencia geschrieben, daß man von den Truppen nach Macstraz
absendet.
London, 19. Noo. Sir Moses Montefiore hat eine Einladung
nach Petersburg vom Kaiser erhalten. Manche, die den Eifer des Sir
Moses für Syrien und seinen Einfluß auf die dortige jüdische Bevöl-
kerung kennen und gewohnt sind, in allen russischen Flatterien tiefe
Pläne zu ahnen, bringen diesen Umstand mit Montefioreü Einladung
in Zusammenhang.
Neapel, 11. Nov. Seit Menschengedenken erinnert man sich kei-
ner so schlechten Witterung, als wir sie seit Monaten beinahe ununter-
brochen haben; der Regen nimmt kein Ende, Stürme folgen auf Stürme,
dichte Nebel belagern die Luft, die bei dem vorherrschenden Siroccowind
mit afrikanischer Hitze geschwängert ist, während der Vesuv zu Anfang
dieser Woche zwei Tage lang dicht mit Schnee bedeckt war. Wetter-
kundige haben prophezeit, diese Witterung werde sieben Monate so an-
halten, und diese Voraussagung hat sich nun zur Hälfte bereits als
wahr bewährt, denn mit dem Monat August fing die Unbeständig-
keitder Witerung an, die sich über ganz Italien verbreitet zu haben scheint.
 
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