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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 296
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No. 296.

Donnerstag den 15. Dezember.

1812.

TaqSb«rt«ht.
Dresden, 6. Dez. Die G äfin Rosst, geborne Sonntag, ist jetzt
auch vier, ihre in Dresden wohne, de Mutter zu besuchen. Sie war
schon kinis.e Male am Hofe.
— Daß wir durch eine Eisenbahn mit Prag in Verbindung gesetzt
wer en, leidet keinen Zweifel wehr. Ob auch die^e durch das Elbthal,
oder über Zittau gehen wird, ist noch immer nicht fest bestimmt.
Sigmaringen, 9. Dez. Die fürstl. Gebcime Conferenz hat fol-
gende Bekanntmachung erlaffen: „Im Sommer des lausenden Jah-
res ist bei Hurter in Schaffhausen eine Abhandlung unter dem Titel:
Erinnerungen zu den Landtageverhandlungen im Fürstenthuwe Hohen«
zollcrn-SitjMaringen vom Jahr 1840, erschienen, und unter dem Na-
men „das gelbe Buch" vielfach im Fürstcnthume verbreitet worden.
Der Inhalt dieser Schrift ist zum größten Theile gegen mehrere Mit-
glieder der Ständeversammlung vom Jahre 1840 gerichtet; zugleich
aber finden sich in der Abhandlung eine Menge von direkten und in-
direkten Angriffen gegen die Regierung; verschiedene verfassungS« und
gesetzwidrige Grundsätze, nicht minder Ukdertr.ibung der Lasten und
Verschweigung der Vortheile, welche die Ergebnisse des Landtags von
1840 den Unterthanen gebracht haben; so d.ß eine böswillige Absicht
gegen die Negierung, namentlich die Absicht der Erregung von Miß-
trauen gegen dieselbe, als Mitzweck der Schrift nicht zu verkennen ist.
Die Regierung, welcher verfassungsmäßig die Mittel zustanden, gleich
beim Erscheinen die Schritt zu unterdrücken, hielt dieses für überflüssig,
weil sie dem gesunden «inne der Unterthanen zatraute. daß er Wahr-
heit von der Unwahrheit unterscheiden und das fo> »gesetzte Sweben der
Regierung zum allgemeinen Wohle der Unterthanen anerkennen würde.
Als aber in der öffentlichen Sitzung der Siändev.rsammlung vom 7.
d. M. ein Mitglied derselben den Direktor der Ständeversammlung,
Landeskassier Eg er von Slgmaringen zur Erklärung darüber auffor-
dcrte, ob er, den das allgemeine Gerücht bezeichne, Verfasser
jener Schrift sei, nadm einer der gegenwärtigen Regierungskommiffäre
Veranlassung, diese Frage von Seite der Negierung gleichfalls an den
genannten Landtags. Direktor zu stellen, und, als dieser jede Antwort
verweigerte, einen Beschluß der Unterzeichneten Stelle vorzulesen,
wodurch der dem Landtagskasficr Eqer — unter dem Vorbehalte der
Zurückziehung, zum Zwecke der Antveilnabme am Landtage — geflu-
tete Urlaub zurückgezogen wurde, weil die sofortige Einleitung ei-
ner Unt rsuchung gegen jenen als angeblichen Verfasser der Schrift
nothwendig sei. Landcskassier Eger hat hiernach die Ständevcrsamm-
lung verlassen. Wir bringen diesen Vorgang zur öffentliche Kennt«
viß, damit Böswillige nicht denselben benutzen, um Mißtrauen gegen
die Regierung auozustreuen, und bei den Unterthanen falsche Gerüchte
zu verbreiten. Bei dieser Gelegenheit fordern wir zugleich alle Be-
zirksbeamien, Pfarrer und Bürgermeister auf, die Unterthanen über
den böswilligen und die Wahrheit verkennenden Inhalt der mehr be-
rührten Schrift pflichtmäßig zu belehren. Sigmaringen, den 8. Dez.
1842."
Paris, 10. Dez. Während der Heerschau, welche der HerzvgZv.
Nemours vorgestern hielt, sind zwei Subjekte festgenommen worden,
die lange Mäntel trugen und durchaus bis zur Generalität Vordringen
wollten, welche den Prinzen umgab; sie wurden gleich vor den Poli-
zeikomm ssär geführt.
— Die für schuldig erkannten und verurtheilten Rädelsführer oder
Tbeilnehmer bei den bekannten vormjädrigen großen Ruhestörungen zu
Clermont wurden in jener Stadt am 5. d. M. urtelsmäßig am Pran.
ger ausgestellt. Einige Reiterei und Fußvolk waren um den Schand-
Pfahl her ausgestellt.
Jene Gestiken aber, im Augenblick, wo sie zum Schandgerüst vor
den Augen der versammelten Volksmenge hinaufstiegcn, stimmten Alle
donnernd die „Marseillaise" an und brüllten sie fort bis zum Ende

ihrer Strafausstellung, die eine volle Stunde währte. Sie wurden
dann zur Erstehung ihrer weitern Strafe nach dem Z-ntralzuchtbause
von Fontevrault abgeführt.
Strasburg, 11. Dez. Ein schreckliches Verbreche« ist in der
Nacht vom 8. auf den 9. Dez. in Mutzig begangen worden. Hr. köb
Rosbeim, genannt Laibele, Kapitalist, und seine Frau si d auf eine
fürchterliche Art ermordet worden. Alle seine Wechsel-Billets wurden
entwendet^, vielleicht trägt dieses zur Entdeckung der Thäter bei.
London, 8. Dez. Seit drei oder vier Tagen war unsere Haupt-
stadt in einen so dichten Nebel gehüllt, daß man in vielen Läden fast
den ganzen Tag über Licht haben mußte. Besonders war dieser Ne-
bel heute Vormittag so stark, daß förmliche Nacht herrschte und über-
all Gas und Kerzenlicht zu sehen war. Nach dem Urtheile der hie-
sigen Wetterkundigcn werden dichte Nebel um diese Jahrenszeit alS
Vorboten eines kalten strengen Winters betrachtet.
— In den Kirchspielen von Aondon macht der Pauperismus Furcht
eregende Fortschritte. Der Bereicht des Secretärs der Commission in
Mary-le-Bone stellt heraus, daß innerhalb zwei Jahren in dieser
einzigen Pfarrei sich die Zahl der Bettler um 1775 oder 106 von 100,
und die der verschämten Armen sich um 299 oder 20 von 100 ver-
mehrt habe.
Perpignan, 7. Dez. Am 3. wurden bis Mitternacht 800 Bom-
ben und Kugeln in die Stadt Barcelona geschleudert. Die Bomben
zündeten an vielen Stellen. Der Schaden läßt sich noch nicht berech-
nen. Am 4. bewilligte Van Halen eine sechsstündige Frist, um den
Behörden und den Einwohnern die Möglichkeit zu lassen, die insur-
girten Milizen zu entwaffnen, was auch geschah. Barcelona er-
gab sich auf Gnade und Ungnade. Van Halen zog noch
am nämlichen Tage Abends um 5 Uhr in die Stadt ein.
Er ließ ein Bando verkünden, nach dessen erstem Artikel Barcelona
für so lange, als es die Umstände fordern werden, in Belagerungs-
stand erklärt ist; die sämmtlichc Miliz wird durch den Artikel 2 für
aufgelöst erklärt; die Reorganisation soll streng den Gesetzen gemäß
vorgenommen werden; alle Waffen der Nationalmiliz, sowie sämmtli-
che aus den Staalsmagazinen genommenen Waffen und Militäreffec-
ten müssen (so bestimmt der Art. 3) binnen 24 Stunden abgeliefert
werden; wer dementgegenhandelt, soll mit dem Tode bestraft werden;
alle Einwohner müssen die gesetzlich gebotenen Waffen binnen zwei Ta-
gen einliefern, bei Strafe von 10,000 Realen; jeder Diebstahl oder
jedes andere Verbrechen gegen die öffentliche Ordnung soll mit dem
Tode bestraft werden; die gesetzlich constituirte Behörde soll darüber
wachen, daß die Urheber von Verbrechen verfolgt werden, aus daß sie
der Strafe nicht entgehen.
Palermo, 1. De,. Am 27. Nov. Nachts um 11 Uhr begann
eine Erupiion vom Aetna; die Lava entquillt dem Krater vom Jahr
1838 und hat selbst an verschiedenen Stellen diese Lava bedeckt. Ein-
ige Tage, ehe die Eruption stattiand, verspürte man in Catania zwei
nicht unbedeutende Erdbeben. Von Palermo aus sieht man Nachts
das Feuer in einer zimlich großen runden Masse dem Krater ent-
strömen.
Malta, 28. Nov. Der Dampfer Cyclops und die Fregatte Jn-
conftant sind auf Befehl des Admirals Owen nach Barcelona abgegangen»
Neuyork, 19. Nov. Die mexikanischen Behörden hatten ein Ver-
bot erlassen, wonach keine mexikanischen Zeitungen aus dem mexikani-
schen Staatsgebiete gesendet werde» dürfen. Eine andere Nachricht
drückt sich so aus: „Keine mexikanischen Zeitungen dürfen nach den
Vereinigten Staaten geschickt wcrd n." Ein kurioses Verbot! Drß man
den Eingang von Zettungen verbietet, kommt auch in Europa vor;
daß man aber den Ausgang von solchen untersagt, ist doch wohl fast
nur im Lande des „Fitzliputzli" erhört.
 
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