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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0033

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Sonntag, den 9. Januar.

1842.

.. ? a «z c s b c r i <h t.
«- Heivclverg, ,. ^an. Für dcn zurückgetretencn Deputaten
Speyercr, ward beute als Ersatzmann, Philipp Jakob Landfried,
Kaufmann vstner, als Mitglied für die zweite Kammer mit überwiegen-
des Stimmenmehrheit erwählt. — Bei dem nun cingctretencn kalten
voriges Jahr durch unfern ersten Bürgermeister
He Nltzhauvt rns seben gerufene Holzvcrtheiluna an die Armen, nemlich
10 Pf. gutes Buchenholz ä 3 kr. äußerst woblthätia, indem nicht nur
Hier den Leuten Gelegenheit gegeben ist, jederzeit und je nach Bedürf-
nis ibr Hol; haben zu können, sondern auch unser städtischer Wald wird
dadurch wenig mehr durch Holzfrevel hcimgcsucht. — Dieser Tage wird
hier ein neuer Verein sich cvnftituiren: „Verein zur Verschönerung her
Verein, der allenthalben hier Anklang findet.
'verbürg, 7.^ an. Die hiesige Zeitung berichtet: „Aus Kenzingen
wird uns die bestimmte Mittheilung gemacht, daß der für jenen Bezirk
gewählte Abgeordnete zur zweiten Kammer, Oberhofgerichtsrath Peter
in Mannheim, vor einigen Tagen seine Stelle als Dcputirter nieder-
gelcgt bat. Die nächste Folge wird nun die Wahl eines neuen Ab-
geordneten für den Aemter-Wahlbezirk Kenzingen seyn.
Mainz, 6. Jan. Seil gestern Abend ist wegen des Main-Eises
die hiesige Brücke abgcführt worden.
— Einer der gewandtesten hiesigen Geschäftsleute äußerte dieser
Tage, daß der Verkehr in Prodncten in dem eben abgelaufenen Jahre
dabier eine Höhe erreicht habe, wie wohl noch nie, und daß unser
Platz in dieser Brauche gewissermaßen einem Seeplatz gleiche, und nur
allein iv Frucht soll der Verkehr einer halben Million Malter
gleich gekommen sepn.
Bremen, 31. Dez. Unsere neue steinerne Brücke über die Weser,
deren Bau vor drei Jahren begonnen ward, ist heute feierlich einge-
wciht und eröffnet worden.
Hamburg, 3. Jan. Während des vergangenen Jahres sind hier
L767 Kinder geboren und 5393 Individuen begraben worden. — Im
vorigen Jahre sind hier 3562 große und kleine Schiffe, mit Einschluß
sämmtlicher Dampfschiffe, welche in Allem 322 Fahrten gemacht haben,
an gekommen. — Dagegen sind 3L37 große und kleine Schiffe nach
verschiedenen Häfen von hier wieder abgegangen. Am Schluffe des
vorigen Jahres waren im hiesigen Hafen 192 Schiffe anwesend.
Berlin, 3. Jan. Die Rückreise unseres Königs ans England
wird über Calais erfolgen, und allgemein behauptet man, daß sie
über Pairs gehen werde. Jedenfalls dürfte eine Zusammenkunft mit
König Ludwig Philipp und dem Herzoge von Orleans stattbaben; denn
es soll der Wunsch unsere Königs s-pn, dem berühmten Manne, den
^as Schicksal an die Spitze und auf den Thron Frankreichs berufen
A"' ^ weise Zähmung der Leidenschaften und Bändigung der
und ^"nen Namen hier so bock verehrt macht, seine Empfindungen
«Neltsri cmszudrücken. Ein Besuch in Paris wird daher den
ä?.. mchr als je befestigen und den letzten Gedanken an eine
deMb ^scheuche!?
. . Die Dampfschifffahrt von hiernach dem Nieder-
rhemc wird rn »urch vervielfältigte Fahrten neuen Schwung
erhalten. Dahecke wird besonders mit dem Dienste nach Mainz der
Fall sein. ^
München, L. ^an. Se. Maj. der König haben bei Verleihung
des Commenthur-Kreuzes vom Verdienstorden des heil. Michael an den
Herrn Bischof von Eckchstadt, ^raf v. Neisack, nachstehendes Al-
lerhöchsteigenhändigcs Schachen erlassen: „Mein werther Herr Bischof!
Ich verleihe Ihnen heute das ihommenthur-Kreuz Meines Verdienstor-
dens des heil. Michael, wegen der Verdienste, die Sie sich in der
Beilegung der Kölner Angelegenheiten erworben, in dieser in
«ller und jeder Hinsicht äußerst wichtigen Beilegung, wodurch Sie der
rühmlichen Absicht des Papstes und des Königs von Preußen so be-

förderlich gewesen, zum Wobl unserer Kirche und unseres deutschen
Vaterlandes. Ihre Glückwünsche beim Wechsel des Jahres erwiedert
hiermit der Ihnen wohlgewogene Ludwig. München, 1. Jan. 18L2."
Paris, L. Jan. Die Notirung der spanischen 5pCt. Rente hat
sich auf 26 gehalten, obschon man erfuhr, daß die Zinsen der capita-
lisirten (rückständigen) Zinsen, erst im Juli 18^2 flüssig w-^-n soll-
ten; was den besagten Fonds im Cours erhält, sind
mehrerer fremden Compagnien, die acquirirte Nationatdomuu.cn znm
Theil mit Staatsschuldbriefen bezahlen können. Man versichert, die
spanische Regierung werde nächstens bekannt machen, für welchen Be-
lauf öffentliche Effecten beim Verkauf von Staatsgütern bereits ein-
gcgangen und damit außer Umlauf gesetzt worden sind.
— Rubini ist von Madrid zurück in Bordeaux angekommcn.
— Für das Cabinet stimmten gestern in den Büre:ur der Depu-
tirtcnkammer 191 Mitglieder, im Sinne der Opposition t3l.
— Was die Eisenbahnen betrifft, so ist es gewiß, dap in diesem
Augenblicke die Richtung dec Hauptlinien noch nicht bestimmt worden
ist, und daß Meinungsverschiedenheit in dieser Beziehung unter den
Kabinetsinitgliedern herrscht. So will der Kriegsminister für Ei-
senbahn nach Strasburg wegen der Vertheidigung der Gränze die di-
rekte Linie, der Minister der öffentlichen Arbeiten dir Linie über Dijon
und Mühlhausen, um man weiß nicht welchen Verpflichtungen zu ge-
nügen, an denen er streng festzuhalten scheint. Es eristirt für diese Ei-
senbahnen eine geheime Gewalt, welche die Ausführung derselben hin-
dert; es ist unglaublich, wieviele Studien, Pläne und Projekte schon ge-
macht wrudcn, die rein verloren sind.
Lonvon, 1. Jan. Zu Sheerncß, Portsmouth u. s. w. werden fort-
während Malrosen angeworbcn. Die schlechte Lage des Seehandcls er-
leichtert den U-bertritt der Matrosen zu dem Kriegsdienste. Zu Hüll lie-
gen 50 Fahrzeuge zu 260 bis 600 Tonnen abgetakelt.
Brüssel, 4. Jan. Der König wird am 20. nach London abgehen,
um der Taufe des Prinzen von Wales beiznwohncn. Er wirl^ wie
man versichert, mit dem Könige von Preußen zurückkehren, und dieser
Fürst dürfte dann einige Tage in Brüssel verweilen. (Siehe Artikel
Berlin im heutigen Morgenblatt.)
Das seit einiggr Zeit verbreitete Gerücht, daß die Königin sich wie-
der in gesegneten Umständen befinde, wird sich bald bestätigen. I. M.
ist, wie man sagt, schon in den vierten Monat ihrer Schwangerschaft
getreten.
Antwerpen, 2. Jan. Eine unserer ersten Zuckerraffinerien hat
ihre Arbeiten eingestellt, und es stebt zu fürchten, daß dieses Beispiel
von mehreren werde nachgcahmt werden.
Lüttich, ä. Jan. Die große, gestern und in der letzten Nacht ge-
fallene Menge Schnee hat seit gestern einige Verzögerungen im Dienste
des Eisenbahn-Convois verursacht. Die meisten Briefpvsten und Dili-
gencen sind ebenfalls noch zurück.
Copcnhagen, 31. Dez. Am 10., 11. und 12. Januar wird das
Neujahrsfest des Blattes Figaro im Reithause gefeiert werden, wel-
ches von ungefähr )000 Wachslichtern beleuchtet und in welchem das
Publikum durch Musik nntcrhalten werden wird. Die Abonnenten des
Blattes haben dazu, wie gewöhnlich, freien Zutritt.
No«'' 2^' Dez. Die nächtlichen Straßenräubereien sind
in diesem Jahre ärger als je. Seit acht Tagen sind fast jede Nacht
Unfälle der Art vorgekommcn, zuweilen in einer Nacht drei bis vier
Anfälle. Gestern Nacht wurde ein bekannter Mann, der Pächter der
päpstlichen Diligenzen, in einer sehr belebten Straße, der Strada Frat»
tina angefallen. Anfangs hatte er sich zur Wehre gesetzt, als sich aber
Zwei mit blanken Stilets vor ihn hinstellten, hielt er es für gerathe-
ner, die Flucht zu ergreifen, wobei er ausglitt und fiel. Ucber dem
Lärm waren die benachbarten Fenster belebt worden, und so zogen
sich die Diebe zurück.
 
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