Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1842

DOI Kapitel:
No. 229
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0931

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1842




No. 229. Mittwoch den 28. Septbr.


1842.

Tagsbcricht.
Karlsruhe, 26. Sept. Seine Kaiserlich eHohelt derErz-
her zog Johann von Oesterreich stnd gestern Mittag nach 1 Uhr,
unter rem Namen eines Grafen von Meran von Germersheim kom-
mend, zum Besuche bei der Grotzhcrzoglichen Familie dahier eingetrof-
fen und im Gasthof zum Erbprinzen abgestiegen. Seine Kaiserliche
Hoheit wohnten der Großberzoglchen Tafel bei und setzten sodann noch
am nämlichen Abend Höchstihre Reise bis Rastatt fort.
— In Folge einer angeordneten Nekogrosziru.ig des in der hiesi-
gen Umgegend zur Abhaltung der diesjährigen Feldmanöver bestimmten
Terräns, und des damit erstatteten Berichts über den gegenwärtigen
Zustand der Feldkulturen haben Seine Königliche Hoheit der Großher-
zog in gnädigster Berücksichtigung theilweisen Mißwachseö und zur
Schonung der davon betroffen en Landlrute die projectirten Herbstmanö-
ver durch Tagesbefehl vom H utigen abzubestellen geruht.
Karlsruhe. Der Dienstwechsel der beiden Hauptlehrer Valen-
tin Immer zu Muggensturm, Oberamts Rastatt, und Hilar Wester-
mann zu Ottenau, Ämss Gernsbach hat die Staatsgenehmigung erhalten.
Der durch die Beförderung des Hauptlehrers Joseph Ott erledigte
katholische Schul', Meßner- und Organistendienst zu Nenzingen, Amts
Stockach, ist dem Hauptlehrer Franz Xaver Kümmerte zu Neukirch,
Amte Triberg, übertragen und dadurch ist der katholische Schul-,
Meßner^ und Organistendienst zu Neukirch, Amts Trcherg, mit dem
gesetzlich regulirten Dienstcinkommen von 175 fl. jährlich, nebst freier
Wohnung und Ankheil am Schulgelde, welches bei einer Zahl von et-
wa 12k Schulkindern auf Lk kr. fachlich für jedes Kind festgesetzt ist,
erledigt worden. Die Competenten um den letztgenannten Schuldienst
haben sich durch ihre Bezirkoschulvifitaturrn bei der Bezftksschulvisitatur
Slockach innerhalb 6 Wochen zu melden.
München, 23. Srpt. Mau spricht von einer noch weitern Aus-
breitung und Einführung des Ordens der Schulschwestern bei uns.
Leipzig, 24. Sepibr. Eine Bekanntmachung des Gesammtmini-
stenumo vom 15. Srpt. beruft die Stände des Königreichs auf den 15.
Nov. nach Dresden.
Berlin, 22. Sept. So viel man hört, haben wir die Publika-
tion der neuen Ccnsur-, Post und Judengesetze nun erst am Ende die-
ses Jahres oder am Anfang künftigen Jahres zu erwarten. Mannig-
faltige Zusätze sind zu allen noch in den fttztm Tagen gemacht worden
und'nach der Rückkehr des Königs dürften in mehreren Beziehungen
noch andere zu erwarten sein, da dem Monarchen vielfache Gelegen-
heit wurde, sowohl von den bei seinem Aufenthalt in der Rheinpro-
vnrz, wie auf der Durchreise durch Sachsen und Wrstphalen empfangenen
Deputationen, nicht minder auch durch die Stimme einzelner frcimütbigcr
Männer auf Bedürfnisse und Lücken aufmerksam gemacht zu werben.
Bei den Reformen, die wir in unserer Justiz erwarten, hofft man auch
ganz besonders auf eine Herabsetzung oder doch gleichmäßige Le ihet-
lung der Sport.ln, deren außerordentliche Höhe nicht mit Unrecht bit-
ter getadelt wurde.
Ä»icn, 10. Sept. Se. Moj. der König der Belgier hat neuerlich
die Zahl der auswärtigen Glieder souveräner Fürstenhäuser vermehrt,
welche in den österreichischen Staaten liegende Besitzungen an sich ge-
bracht haben. Ed wurde nämlich von demselben die in österreichisch
Schlesien gelegene H-rrschaft Fulneck von dem seitherigen Besitzer,
Baron Badenfeld, um 000 ooo fl. C. M. angekauft. Der ruhige
Gang und die feste Haltung unserer politischen und administrativen
Verhältnisse scheint ein steigendes Vertrauen, auch nach Außen hin, zu
bewirken, was ähnliche Eiwerbungen begünstigt und zugleich unseren
fDtaatspapieren, wovon sich ein vcrhälttnßmäßig großer Theil ebenfalls
i" .'echt, Händen des Auslandes befinden soll, ein Bürgschaft über die
Zufälle des Tages hinaus verleiht.
Basel, 23. Septbr. Heute Mittag gegen i Uhr trafen Ihre

Majestäten der König und die Königin von Preußen auf Ihrer Reise
nach Neucnburg in hiesiger Stadt ein. Durch einen kleinen Unfall
wurde ihre Ankunft um etwas verspätet und ein mehrstündiger Aufent-
halt derselben dahier veranlaßt. Auf dem Wege von Lörrach nämlich,
eine halbe Stunde von hier, brach an dem königl. Wagen die Achse,
Ihre MMaj. mußten aussteigen und in dem nahen Landgnte Klein
Riehen warten, bis ein aus der Stadt herbeigeholter Wagen sie wei-
ter zu führen ankam. Gegen 5 Uhr Abends setzten Allerhöchstdieselben
Ihre Reist weiter fort.
Paris, 24. Sept. Es wird versichert, der Herzog von Aamale werde
nächster Tage nach Pau abreisen, um dort bei der Inauguration der Sta-
tue Heinrich's IV. zugegen zu sein. An dieses Gerücht knüpft sich die Ver-
muthung, der junge Prinz dürfte wohl auch einen Ausflug nach Madrid
machen, um die Königin Jsabella zu begrüßen. Man weiß, daß seit län-
gerer Zeit schon eine Verbindung zwischen dem Herzog von Aumale und
der Königin von Spanien zu den unterstellten Lieblingsplanen des Tuilc-
rienboss gehören soll.
Metz, 23. Sept. Wesentliche Verbesserungen des Postdienst s auf
der Route von Pan's hierher und nach Frankfurt a. M. sollen mit dem
Januar k. I. ins Leben treten. Wie cs heißt, sollen die Personen-
posten um eine tägliche Gelegenheit vermehrt werden.
London, 22. Sept. 550 nach Neyork Ausgewanderte sind wie-
der nach England zurückgekehrt.
— Ja den Fabrikdistrikten läßt sich ein Auffeben des Handels beo-
bachten; es kommen viele Bestellungen vom Ausland. Der Hof wird
Ende October auf 6 Wochen nach dem Brighton Pavillon ziehen.
Movriv, 17. Sept. Mit einiger Spannung sieht man dem 10.
Oktober entgegen, an welchem die Königin nach zurückgelegtem zwölften
Lebensjahre für volljährig erklärt werden muß. Man glaubt, daß an
die Stelle eines Vormundes ein Curator ernannt werden muß, und
daß die Königin nicht einwilligen wird, daß dem Hrn. ArguelleS, ih-
rem gegenwärtigen Vormund, dieser neue Titel verliehen werde.
Rom, 17. Sept. Gegenwärtig wird einem in London gedruckten
italienischen Buch nachgcspürt, welches man in ganz Italien zu ver-
breiten wußte und das die schmählichsten Lästerungen gegen Kirche und
Staat enthalten soll.
— Der 8. Sept. zeichnete sich durch zahlreiche Unglücksfälle aus.
Durch Fahrlässigkeit des Architekten stürzte vor Porta del Popolo bei
Legung einer Wafferröbre eine hohe Gartenmauer ein, welche dreizehn
Menschen unter ihrem Schutt begrub; von diesen wurden in Folge schnel-
ler Hülfe vier Verwundete lebendig ausgegraben, die übrigen sürchter-
l-ch entstellt gegen Abend begraben. Auf dem Quirinal stürzte ein Mau-
rer vom Gerüst und starb gleich daraus. Durch einen Sturz mit dein
Pferde wurde ein Reiter schwer verletzt; eine Frau fand ihren Tod
durch das Umwerfen eines Wagens und ein Taglöhner wurde durch
Messerstiche ermordet.
Alexandria, 7. Septbr. Das französische Dampfbovt über brachte
uns die Nachricht, daß Mehemed Ali vom Sultan zum Groß-
meister des Reichs ernannt worden sei; cs machte dies hier
nicht geringe Sensation. Man glaubt, daß der Pascha diese neue
Würde zwar annehmen, aber keineswegs sich von Aegypten entfernen
werde; im allgemeinen hält man dafür, daß man selbst in Stambul
das nicht erwartet, sondern nur dadurch, daß man dem Ehrgeize des
mächtigen und reichen Vasallen schmeichelt, Geld von ihm zu erhalten
strebt. (Die Allgemeine Zeitung bemerkt hierzu: „Wir geben diele
Nachricht, wie wir sie im Augenblick direct von Alerandria erhalten;
indessen muß deren Wahrheitt vorerst um so mehr in Frage gestellt
werden, als die neuesten ebenfalls bis zum 7. Septbr. reichenden Be-
richte aus Konstantinovel nicht entfernt eine solche Ernennung — mit
welcher früher die politische Sveculation sich einmal beschäftigt hatte —
ahnen lassen".)
 
Annotationen