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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 28
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Xo. 28

Mittwoch, den 2. Februar.

1842.

, -1« ^ ^ ^ e r i Ä» r.
^arlsrrcyt,-8. zcm Die Strebungen nach immer größerer Eini-
gung, die slw^ nach allen Dichtungen hin in Deutschland kund geben,
erfüllen mtt Fremc und Hoffnung das Her; des Deutschen. Möge man
„ie vergehn, daß es zunächst dieses so laut sich kund gebende Streben
Ä' s an nnN d'b Augen öffnete, und cs ahnen ließ, was
Deutschland s.yn und leisten werde, wen» man seine Selbstständigkeit
an;uiasten lrgendwle sich erfreche. Zu jenen erfreulichen Zeichen der
Zeit rechnen wir lnsbesodere auch, daß die bewaffnete Macht Deut-
d.e Gradausze-chnungen sam-ntl-cher Offiziere jenes Armeekorps gleich
gemacht, sondern es wrrd nun auch, was besonders wichtia ist aleickes
Kaliber bei allen Waffengattungen eingesührt. Eine andere höchst wich-
tige Maßregel, die besonders in Würtcmberg freundlichen Anklang fin-
det, soll die Vorbereitung zur Verallgemeinerung des Wehrsystems nach
der Weise und dem Vorgänge Preußens seyn. Wie bekannt, hat eine
in dieser Absicht gestellte Motion des Abg. Christ in der badischen
Kammer allgemeinen Anklang gefunden, und wir wissen, daß die süd-
deutschen Regierungen nicht erst solcher Veranlassungen von außen be-
durften, um einer Maßregel ihre vollste Aufmerksamkeit zu schenken,
deren Realisirung eine weit sicherere Wehr von Südwestdeutschlaud ge-
gen das Ausland seyn wird, als Fcstiingsbauten. Von letzter» wird
in neuester Zeit weniger gesprochen, darum dürfte vielleicht in Kurze»,
mehr gehandelt werden. Noch sind die österreichischen und preußischen
^^i^ieve an ihren betretenden Stationen mit Ausarbeitung der Details
der Plane beschäftigt.
München, 28. Jan. Am Trousseau unserer Prinzessin Adelgunde
wird ihätigst gearbeitet. Die Vermählung der erlauchten Braut mit
dem Erbprinzen von Modena wird den in das größere Publikum ge-
kommenen Angaben nach im Verlauf des Monats April stattfinden.
München, 29. Jan. Das Loos der pfälzischen Gewerbsschulen
ist noch entschiede». Bekanntlich hatte der König im letzten Land-
rathsabschied erklärt, daß es ihm leid thue, diese Anstalten wegen Mangel
der nötbige» Fonds aufhcbcn zu müssen. Die betreffenden Ortsgemeindcn
batten sich hierauf erboten, die zum Fortbestand erforderlichen Summen
aus ihren eigenen Mitteln herzugebcn. Darauf nun harrt man nochffauf
eine Entscheidung. Mittlerweile ist aber der Landraihsabschied, Schlic.
ßung jener Schulen rc.,in Vollzug gesetzt worden.
Weimar, 29. Jan. Der Landtag ist gestern gewöhnlicher Weise
geschlossen worden. Die Mitglieder hatten daraus die Ehre, zur groß-
berzval. Tafel gezogen zu werden.
Zürich, 28. Jan. Gestern waren Aktionairs der früher projek-
nnen Zü^ch. Basler Eisenbahn in Chur zu Berathung über den Bei-
einem neuen und größern Unternehmen versammelt.
Paris 29. Die Adresse ist heute in geheimem Ccruti-
mum votM worden. Die Zahl der Votanten war 396, die absolute
Major,tat sonach 199. ^ ergaben sich 240 weiße und 136 schwarze
Kugeln; der uoresseentwurf ist sonach mit 43 Stimmen an-
genommen worden Dieses Resultat und weit mehr noch der Gang
der Debatte ^ e.tcn Tagen zeigt deutlich, daß die ministerielle
Majorität schwach, '^wankend u„d unzuverlässig, das Cabinet vom 29.
Oktober aber als erschüttert anz..seben ist.
— In der gestrigs" ^M»g der Deputi'rtcnkammer hatte Hr. Bil-
laut die innere Politik -Auster, besonders in Bezug auf die
Presse und die Jmy aufs lebhafteste angegriffen. Durch den Deputir-
len Jsambert kam dabei j"0 wie der Generalprocurator
zu Riom (Puy-de-Dome) an den Jusnzminister geschrieben habe, der
Präfect versichere ihn, wenn man das Verfahren gegen die Angeklag.

ten von Clermont bis zum Januar 1842 hinausziehcn könne, werde
man eine Jury erhalten, von welcher mit Zuverässigkeit
die Verurtheilung erwartet werden dürfte. Man kan» sich
denken, welchen Tumult diese Revelation in der Kammer hervorbrachte
Der Justizminister Siegelbewahrer konnte nicht auf der Stelle über
das verfängliche Schreiben Auskunft geben. Erst heute erklärte er, in
den Acten uachgeschen und gefunden zu haben, dasselbe sei confiden-
t,el gewesen und habe überdem gar nicht die denuncirten Ausdrücke
enthalten. Der Generalprocurator zu Riom war viel vorsichtiger ge-
blieben; seine Aeußerung ging nur dahin, die Jury für 1842 werde
redliche und freisinnige Geschworne liefern, die ganz nach dem Gesetz
urtheilen würden. -- Jsambert nahm die Zurechtweisung nicht ruhig
hin; unter fürchcrlichcm Lärm bestieg er die Nednerbühne, gab Hrn.
Martin ein entschiedenes Dementi un» blieb dabei, was er gesagt, sei
die reine Wahrheit. Mit dieser Scene schloß die Adressedebatte,
welche am 17. Jan. angefangen hatte. Es erfolgte das Sciutinium,
dessen Ergebniß oben bemerkt ist. Die Debatte hat einen so fieberhaf-
ten Character entwickelt, daß die Nachwehen nicht ausbleiben können.
— Die Minister waren gestern Abend mehrere Stunden zu einer Con-
ferenz in den Tuilerien versammelt.
— Dupoty, der ohnlängst vom Pairshof als complicirt im Prozeß
Qucmfset verurthcilt wurde, war Offizier in der Nationalgarde; die Com-
pagnie, wozu er gehörte, zählt 223 Bürger; bei der neuen Wahl fanden
sich nur 85 ein; von diesen stimmten 33 für Dupoiy; sofort hob der Maire
die Sitzung auf; eine Ordonnanz vom 27. Jan. erklärt die Compagnie
für aufgelöst.
— Der Er Notar Lehon ist am 25. Jan. von dem Polizeigericht zu fünf
Jabr Gefängnlß und 3000Fr. Geldbuße verurtheilt worden; nach Ablauf
der Strafzeit bleibt er zehn Jahre von allen bürgerlichen Rechten interviewt.
— An der Börse war beute das Gerücht von dem Tode Marschall
Soult's und von der Demission des Hrn. Guizot verbreitet.
London, 27. Jan. Se. Maj. der König von Preußen ist heute gegen
Mittag von Windsor im Buckinghampalaft angekommcn. Er kam
auf der Great-Western-Eisenbahn mit einem besonderen Zug und wird
auch ebenso heute Abend zum Diner nach Windsor zurückfahren. Prinz
Albert hat den König diesmal nicht begleitet. Kurz vor 12 Uhr fanden
sich die fremden Botschafter und Gesandten in vollem Staate im Bucking-
hampalast; sie wurden durch Lord Aberdeen beim König eingeführt. (Die
Wagen der preußischen, österreichischen, russischen, türkischen und franzö-
sischen Diplomaten waren die ersten, welche im Palast ankamen.) Gegen
2 Uhr erschien der Lord Mayor von London und die Corporation
der City; sie überreichten dem König eine vom Stadtrath votirte Glück-
wunschadresse. Se. Maj. ertheilte eine sehr gnädige Antwort.
— Nach der vorgestern stattgehabten Ceremvnic fand ein Kapitel
des Hosenband-Orden« in der Waterloo-Gallerie unter Vorsitz der Kö-
nigin statt; der König von Preußen wurde darin als Dcscendcnt Ge-
orgs III. zum Ritter deS Ordens gewählt. — Herr ScoleS, der
von einer 1825 »ach Palastma gemachten Reise eine Flasche mit Jor-
danwasser mitgcbracht hatte, hatte dieselbe der Königin zur Taufe an-
gcbote», und man hat sich ihrer hei der heiligen Handlung bedient.--
Zum Gedächtnlß der Taufe wird eine Medaille geschlagen werden mit
der Inschrift: „Albert, Prinz von Wales, geboren am 9. Nov. 1841,
getauft am 25. Januar 1842, auf Schloß Windsor." Sie wird an
die edlen Gäste Ihrer Majestät vmheilt. — Hr. Hayter, Geschichts-
maler der Königin, hat der Taufe beigewohnt, um von derselben ein
Gemälde entwerfen zu können.
— Gestern hat der König von Preußen, begleitet von Sir Robert
Peel und Lord Aberdeen, Eton-Colleg besucht.
— Die Königin Victoria wird nächsten Donnerstag, 3. Febr. das
Parlament in Person eröffnen. Der König von Peußen wird bei der Fei-
erlichkeit zugegen seyn.
 
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