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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 140
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0559

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Donnerstag, den 16. Juni.

1842.

Xo. 140

Lanvtagsverhanvlunaen.
CarlSruvk, 14. ^zuni. Das Mannheimer Morgenblatt No. 132 u. 133
enthält eine Erklärung dcS Abg. v. Jtzstein, deren Erwiederung wir in Folgen-
dem Nachträgen:
Fiiuth: ES ist nicht recht, wenn der Abg. v. Jtzstein auf die Aussagen eines
seiner Freunde hm, erdichteten Angaben und Mährchen Glauben schenkt, und einen
Beamten zu verdächtigen sucht, indem er Thatsachen als wahr angibt, die ganz
erlogen sind. So ist es z. B. nicht wahr, daß ich gesagt: eS sei mir lieb oder
recht, wenn ein anderer Bezirk den Hrn. v. Jßsieim wähle; — das habe ich »im«
iiierineyr gesagt. Dagegen habe ich stets meine üelnrzeugung dahin ausgesprochen:
cS sei kein: Ruhe, so lange o. Jtzstein in der Kammer säße; es sei daher dem Lande
und dem Frieden zuträglich, wenn er nicht wieder gewählt werde. Auf die Bemer-
kiuig eines dem Hr». v. Jtzstein befreundeten Wahlmannes, daß dieser doch wieder
in einem andern Bezirke gewählt werde — entgegnete ich: Das könne uns nicht
bestimmen, ihn zu wählen; eS muffe jeder zunächst sich bewahren, und vor seiner
Thüre kehren.
Dem persönlichen Charakter des von Jtzstein bi» ich in keiner Weise zu nahe
getreten, man muß ja Jedem Gerechtigkeit widerfahren laste». Wenn ich aber gc-
Wiedererwählung eingewirkt, so habe ich ganz in meinem Rechte als
^litffche meiner Uebcrzeugung gehandelt, daß daS
Sie
auSgemaeve mciet» L,!r aag. v. ^pncin parce wrnlgircns MPt solche Sup-
posttlonen den Beamten unterschieben sollen, welche gegen ihn gewirkt haben, indem
sie die llebcrzeugnng hatte», daß ein anderer Mann besser an seinem Platz- sei»
würde; man muß nur nicht, so lange man nicht bestimmt weiß, welche Grunde Je-
mand geleitet haben, gerade schlimme Gründe unterschieben.
Eichrodt: Wenn der Beamte in seiner Eigenschaft als Wahlmann in der
Versammlung der Wahlniän ier den öffcntlieyLn Charaetcr veS Abg. ». Jtzstein an-
gegriffen hat, so war er in seinen, vollen Rechte; es muß sich icdcr Candivat einer
d bgeordnetcu-Vtelle gefalle» lastet,, daß iwer seinen öffentlichen Charakter gespro-
chen wird. Von persönlichen Angriffen und Verletzungen habe ich nichts gehört. -
Ctirlsvuikc, 1 l». Juni. Tageeordiiling der 12, öffentlichen Si-
tzung der 2. Kammer auf Somctag, der? 18. J-ni, Bormittags 9
lich : 1) Anzeige neuer Er gaben und Motionen. 2) Vorlage von neue-
re» Wahlakten. 3) Vcrstä kung von Kommissionei'. Belicht über
den O.setzeniwutf, die Erhebung der Steuer» :e. für das nächste halbe
Ich- betreff „d. " > -v, ?

. Tagsbericht.
BabkN, II. Inn,. Während wir von andern Bädern ber noch
nichts als Klagen über den manch luden Verkehr vernehmen, ist bei uns
der Besuch i»r Ve-Hättniß zu der frühen Zeit bereits sehr bedeutend,
und i denf. llv um vieles stärker, als sonst.
Aus VcM Rchnchtbaie, 13. Zuni. Heute Abend sind Se. Hoh.
der H. Markgraf MarlMllia» em Bade F eiersbach znnäch st Petersthal-
^ Begleitung Hochdeffen Adjutanten und R.ttineisteis v. Noggenbach zur
^ilgemeinc» Freude der Bewohner unsers Thales eingetroffen.
^aitiz, 12. Juni. Heule wuro« Jakob Nagel, Handelsmann
pon d.vpolvshafen, angeklagt der Schrilfnivertälschung, durch den Aus-
spruch der Geschworenen, unter näheren Modificailducn dieses Verbre-
chens i"r schuldig erklärt, und von dem Asssseiihsfe zu einer Correk«
jiyusvausnrafe von drei Monaten verurchkllt.
Kcrlm, 8. Juni. Viel Ali'sebeii erregte in den letzten Tagen
der vorgeffflm'c Ä-elbstinord des Buchhändlers Eyssenhart, der, wie
ks scheint, durch oen Verlag der vielen pielistischen Bücher, welche bei
ihm eischienen stnd, byvocho„^,-H gemacht worden, »nd sich, ohne äu-
ßere B ranlaffung Plötzlich «rhi-g.
Hambtirg, 9- Juni. Nächsten Montag wird nun endlich die
mit solcher Sehnsucht ciwartkle Vecs.nnmlung der Bürgerschaft sryn,
welch« freilich durch die wichtigen vorbereitende» Arbeiten sehr verzö-
gen werden mußte. Als Hnupi-G ginnäride der ibr vorzulegenden Dinge
Nennt mau folgende: 1) Ein Danktest wegen Abwendung der Vernich-
tung der Stadt durch die sichtbare Gnade Gottes. 2) Der neue Bau-
plan des abgebrannten Bezirks. Er enthält, dem Vernehmen nach,
sehr wichtige Veibefferungen. Breitermachen der Srraßen re. 3) Be-

schaffung einer Anleihe zur Stützung der gesetzlichen städtischen Feuer-
kaffe. st) Erwählung einer großen Kommission aus Senat und Bür-
gern, zu nöthigen, großentheils 181 st schon in Vorschlag gewesenen
Reformen rc.
Uaris, 12. Juni. Gestern Abend um 5 Uhr. ist der Prinz von
Joinville aus den Tuilencn abgereist, um sich nach Toulon zu begeben.
— In Folge der in der letzten Zeit stattgehabtea Pceßprozeffe waren
zwei Driickereibesitzer zu Gcfängnißstrascn verurtheilt worden, nämlich
der Drucker des „Charivari" zu 6 Monaten und der Drucker der „Mode"
zu drei Monaten, Der König, von dem Begnadigungsrechte der Krone
Gebrauch machend, hat die gegen die beiden Drucker verhängte Strafe
abgekürzt, für den elfteren auf zwei Monate, für den letzteren auf
einen Monat.
— Diesen Morgen hieß es, die Regierung habe neuere Nachrichten
aus Algier erholten; die Anwesenheit Abd-el-Kaders in den Distrikten
dieser Stadt soll-des Signal der Insurrektion mehrerer Stämme sc-n,
die sich erst vor kurzem den Franzosen unterworfen.
— (Nachschrift.) Eine Corresnondenz aus Algier bringt nach-
stehende, höchst wichtige Nach icht, deren Genauigkeit, nur jedoch nicht
verbürgen können: „Dos Gerücht lauft um, die Provinz Constantine
habe sich empört. Die Nachricht kann wahr sepn. Ich werde Ihnen genaue
Mitthciiungen machen, wenn der Abgang der Post mir cs gestattet."
London, lO.Juni. BerichteausMacovomO.Malmeldkn, daßdO.OOÜ
Chinesen Anstalten trafen, die Briten aus Ningpo zu vertreiben.
— Im Unterhaus hat Sir Robert Peel erklärt: die Negierung habe
mit Bedauern vernommen, daß Terao Blokade der m,rckanische» Küste
seine Zuflucht nehmen zu müssen geglaubt habe; die Regierung habe
übrigens diese Blokade durchaus »ich! sanktionirt.
— In Elinis, in Irland, bat ein böser Tumult staltgesu, den.
Das Volk, von Hunger geplagt, stürmte eine Mühle und raubte das
Korn und Mehl. Da es sich nach Verlesung der Aufruhrakte »icht
verlief, so feuerte die Polizei, tödtete 2 Personen und verwundete 17.
Auch an andern Orten sind Lebensmittel geraubt worden und man
' iß nicht, wie das enden wird.
Lissabon, 23. Mai. El» Skandal eigenthümlscher Art hat in letz-
ter Zeit hier viel zu reden gegeben, nämlich rin Saceilegium. Ein ge-
wisser Padre Mathias, ein schöner, wiewohl nicht mehr junger Mann,
von kräftiger Gestalt, einem Naphaclschcn Kops und wundervollen
Bart- und Haupchaar, hatte durch seine salbungsvollen Predigten Fu-
rore gemacht, so daß sich namentlich die W iblein in die Kirche dräng-
ten, wo der schöne Padre zn sehn, ,,„y z» hör«,, war. Alle wellen
ihn und keinen andern zuin Beichlhören, Kindtanfen, Tranen u. s. w.
haben, und er machte gute Einnahme. Endlich witterte collegialischev
Neid, der scharfe Auge» hat, verdächtig Umstände aus, wozu noch
kam, daß schöne Büßerinnen, die dem Paore gebeichtet hatten, durch
allerlei ärgerliches Gerede zu leiden hatten. Mathias wurde vor Ge-
richt erlitt, und es stellte sich heraus, daß er nichts weniger als ein
ordinittec Priester, sondern ein durchtriebener Abenteurer (man sagt ein
Schneider) war, der, nachdem er alle nur denkbaren Gewerbe des
Laienstandes geübt, endlich auf den Gedanken »erßel, sich eine Licenz
zu geistlichen Fanc'ionen auf den Neunen des Patriarchen von Lissabon
zu fälschen. Vier Monate lang trieb er sein Wesen, namentlich itt
der Kirche zur E carna^ao. Mathias wurde gefangen gesetzt, wußte
aber aus dem Kerker zu entwischen und ist »un, nachdem er seine Hab-
seligkeilen und die G schenke der Arä chligen zu Geld gemacht, man
weiß nicht wohin ansgezvgen, vermuthlrch zu neuen Adeniheuern. Viele
Lissaboncr Schönen sind von der Unschuld des liehcoswürdigen Ma-
thias überzeugt und betrachten ihn im Lichte eines Märtyrers. Die
portugiesische Themis wird ihn schwerlich b.ifahcn, denn sie hat sich
nicht bloß aus Unparteilichkeit die Augen verbunden, solchem ist ernst-
lich blind.
 
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