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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 98
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0393

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TaqeZKerjHz.
f- Mannheim, 26. April. Bis jetzt sind 61 Dcputirte erwählt,
snd da im Ganzc»^6.i Wahlen vorzunehmen sind, so fehlen noch 2
und zwar: für die ^tadt Freiburg. — Nachwahlen müssen so viel es
sich bis setzt annebmcn laßt, 8 Statt finden, da Herr von Jtzstein drei-
mal, Welker zwei-, Lander zwei', Rlndcschwcnder zwei- und Doctor
Bissing zweimal gewählt wurde, und Mittcrmapcr und Lauer die auf
sic gefallene Wahl nicht angenommen haben. — Ein badisches Blatt
sagt, daß nach cuugcr Wahrscheinlichkeitsrechnung sich die Wagschaale
etwa- mehr zu Gunsten der Opposition neigen dürfte.
folgende Wahl, weil zu spät uns zugekommm, konnte gestern nicht
des Morgenblattes erscheinen:
. . . ^»ch"SY»t, 2s. April. Heute wurde für den 6. Aemterwahl-
bezirk (Tchiengcn, ^zesietten, St. Blasien und Waldshut) Hr. Oberge-
r,ch.sadvokat vr Mordes in Mannheim mit 81 gegen 4 Stimmen
zum Abgeordneten erwählt.
s- -lstockach, 22. April. Unser vormaliger Abgeordneter Herr
Pfarrer Kuenzer ln Constauz wurde heute für die Anmer Stockach,
Möskirch und Eugen abermals erwählt.
-kaSolfzell, 23. April. Bei der heute vorgenommenen Deputir-
tenwadl wurde unser ehemaliger Deputirter Dr. Bader in Zizenhausen
von 61 anwesenden Wahlmännern einstimmig gewählt, und derselbe
sofort mittels: Stafette davon benachrichtigt.
Hvrnberg, 23. April. Bei der heute stattgehabten Wahl für den
17. Aemterwahlbezirk wurde Oberamtmann Böhme zu Lörrach zum
Abgeordneten ernannt.
Stuttgart, 23. April. Man spricht von 10 verschiedenen, in
der facholisch.kirchlichen Welt hochstehenden. Männern, die man als
Candidatcn für den erledigten erzbischöfl chcn Stuhl von Freiburg de.
zeichnet und worunter die Namen Hirsch er und Vicari die bekann-
testen sei» dürften.
— Seitdem zuerst von Calw aus angeregt wurde, das Pferde-
fleisch unter die Zahl menschlicher Nahrungsmittel aufzunehmen, wur-
den an verschiedenen Orlen Pferdefleisch-Eßprobcn angcstellt: sein Ne-
ckarsulm und^in Ulm an welch letzterem Orte ein Medicinah Beamter
mit an der Spitze der Hipxophagen stand. Vor einigen Tagen fand
auch hier ein solches Mahl im Königsdade statt, an welchem 101 Per-
sonen Theil nahmen. Ein 7 Jahr altes Pferd, das an einer Hufvcr-
Utzung litt, sonst aber ganz gesund war, gab das Fleisch dazu her,
das aus drei verschiedene Weisen zubercitet wurde: gesotten, als Becf-
staek und als Noostbcef. Elfteres war das weichste. Viele der Teil-
nehmer erklärten, daß wenn sie nicht gewußt hätten, was sie vor sich
s^ben, sie pao Fleisch nicht vom Ochscuflcisch hätten unterscheiden kön-
ricn.^ Suppe wurde keine gegeben; aber bekannt ist schon längst, daß
drc. Fleischbrühe von Pferdes! isch durchaus nicht von anderer Fleisch-
brühe sich Uiiteischcidct. Das Musischer der Jam'tscharia spielte bei dem
Essen.
Berlin, 2i. April. Die Königin Victoria hat gestern durch un-
fern M honrwn a„^Etcn Consul, den Geh. Commerzienraih H^^r,
folgende Gefcheiuc unsorm König und unserer Königin zugcschickt: i) ej„e
goldene ü einer dazu gearbeiteten Amme, welche ein saugen-
des Kind, ahnllw em Prinzen Wales, in ihren Armen hält; 2) xst,
goldenes Terzerol /">cm Mechanismus, wodurch beim Abfeucrn
Instrumente zum Ocb auch bei Toileltte hcrvorspringen; 3) eine
Tabatiere in Mosaikgold gearbeitet, worauf allegorische Erinnerungen
an die Taufe tes Prinzen von Wales angebracht sind; 4) vier dazu
gehörige Büchsen mit Schnupftabak; 5) 12 Paar goldene Messer n»d
Gabeln, die Damastener Klmgen und Schale von blauen Edelsteine»
haben, wobei die Knöpfe kleine kunstvolle Brillanten« Kronen bilden;
6) ein Eteinkopf mit seltenen indischen Früchte» und 7) 2 kolossale
Hammelkeulen, merkwürdig wegen ihrer Größe.

Paris, 23. April. Marschall El au sek, der am 21. April zu
Toulouse gestorben ist, war am 12. Dez. 1772 geboren, und hat mit-
hin ein Alter von 70 Jahren erreicht.
— Nach Berichten aus Montpellier befindet sich Marie Capelle-
Lafarge im traurigsten Zustand. Man hat ihr, weil sie in ihrem
Wahnsinn Versuche zum Selbstmord machte, in d.r letzten Zeit die
Zwangsjacke anzichen müssen.
— Der Herzog von Nemours wird sich in diesem Jahre nicht nach
Algier begeben, aus Anlaß der bevorstehenden Niederkunft seiner Ge-
mahlin. Der Herzog von Aumale wird indessen an der großen Expe-
dition Theil nehmen, die im nächsten Monate gegen Abd-rl-Kader un-
ternommen werden wird. Er wird am 2. oder 3. Mai von Paris abreiscn.
— Die Freunde General Bugeaud's versichern, daß der General -
gouverneur von Algerien den Marschallstab erhalten werde.
— Die berühmte Schauspielerin Rachel gicbt demnächst in London
wieder Gastrollen. Es sind ihr ganz erborbitante Bedingungen bewilligt
worden. Sie spielt in zwei Wochen sechsmal, und erhält für jede Vor«
stellung 200 Pf. Stcrl. (5000 Frs.); ferner ist ihr ein Benefiz be-
willigt und eine Einnahme von 25,000 Frs. garantirt.
London, 21. April. Mil dem Dampfschiff Columbia sind
Nachrichten aus Neuyork bis zum 2. April eingelausen. Der War-
spite mit Lord Aöhburton an Bord war am 1. April im Ange-
sicht von Neuyork. Die americanischcn Journale sind voll Wehklagen
über den traurigen Finanzznstand der Union; man bedauert auch, daß
so viele zur Mißhclligkeit führende Differenz- Fragen mit England in
der Schwebe erhalten werden. Ehe noch Lord Ashburtcn gelandet hat,
wird er von der Tagepr.sse nicht eben auf die feine Art mitgenommen.
Im Senat hat Clay erklärt: Das DurchsuchungSrccht könne gar nicht
ohne vielseitige Mißbräuche geübt werden; die Vereinten Staaten wür-
de« nie darauf eingehendes zuzugestcben. Präsident Tyler hat am
25. Mräz eine sehr gedehnte Botschaft an den Cougreß gerichtet, in
welcher er auffordcrt zu ernsten Maßregeln zur Erhaltung '(oder viel-
mehr Wiedcrcrringung!) des Credits der Union. — Die Angabe der
Stärke des mericainschen Eerpe, das in Tcras eingefallen ist, wird so
verschieden angegeben, daß die Zahlen zwischen 14,000 und 800 variren.
Die Berichte aus Tcras gehen bis zum 21. März, es hieß, die Meii-
kaner zögen sich zurück. — Zu Neuyork ist am 31. März eine furcht-
bare Feuersbrunst ausgebrochcn; 70 Häuser sind abgebrannt. Zu Neu--
vrleans ist das Karlsthcater ein Raub der Fiammcn geworden.
Strasburg, 20. April. Auf unserer Eisenbahn werben IM näch-
sten Monat Schnellzüge eingerichtet, welche die Reitenden aus Basel
in ungefähr drei Stunden hierher erpediren. Diese Fahrten correspon-
diren mit den Dampfschiffen der Cölner Gesellschaft, welche nach dem
Niebcrrhein gehen. Die gewöhnlichen Convois brauchen 1'/^ Stunden
länger, da sie an allen 31 Stationen Halt zu machen haben, während
die erstem nur au den fünf Hauptplätzen auö- und cinsteigcn lasse».
— Der Weg von Düsseldorf hierher wird nun in 43 Stunden zurück-
gelegt. Vor sechs Jahren brauchte man zu dieser Fahrt vier bis
sünsTage! . .
Haag, 21. April. Die heute Morgen bekannt gewordenen Be-
richt/ über den Zustand Sr. Maj. des Grafen von Nassau sind vom
16. d. M. und von beruhigender Art. Der durchlauchtige Kranke
scheint die augenblickliche Gefahr überstanden zu haben, weil eine Haut-
ausdünstung cingeweten ist.
Maöd'ib, 16. April. Der Jnfant Don Francisco de Paula und
dessen Familie sind gestern Abend in unserer Hauptstadt eingctroffen. Sie
stiegen in dem zu ihrem Empfange vorbereiteten Hotel aus der Mond-
straße ab. Diesen Morgen wurde ihnen ein Ständchen gebracht. Sie
weiden einige Tage hier verweilen und sich dann nach Aranjuez und von
da nach Sevilla begeben, wo sie ihren Aufenthalt nehmen werden.
— Die Arbeiter.Coalition ist gänzlich ausgelöst.
 
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