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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 189
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0769

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^0. 189« Freitag den


Tagsbcricht.
Weinheim, 7. August. Zu den vielen Unglücksmllen durch Huii- s-
wutb bat auch unser Amtsbezirk ein beklagenswertdes Bisviel zu liefern.
Den 12. v. M. lief dem Metzger Schüßler zu Laubendach ein großer Metz-
gerbund zu, den Schüßler LN sich leckt? und derselben Tag ncch mit auf
das Feld nahm, um nach seinen dort beschäftigten Arbeitern zu sehen. Wäh-
rend er mit eem Hund scherzte, biß ibn solcher unversehens in das Gesicht.
Schüßler setzte den Pbpsskus zu Heppenheim sogleich von dem erlittenen
Unfall in Kenntnis, ließ sich ärztlich behandeln und den Hund untersuchen,
an dem sich indessen keinerlei Anzeichen der Wuth gefunden haben sollen,
daher Arzt und Patient die Sache nicht als gefährlich betrachteten. Am
4. dss. brach jedoch bei Schüßler die Wasserscheu in ollen ihren Sympto-
men aus, woran er beute früh gestorben ist.
Carlsruhc. Die fürstlich leiningensche Präsentation des Haupt-
lehrers Franz Joseph Scheider zu Unterscheidenthal, Amts Buchen,
auf den erledigten katholischen Schul-, Meßner- und Organistendienst,
z» Windischbuch, Amts Brrberg, hat die Staatsgenebmigung erhalten.
Hierdurch ist der katholische Schuldienst zu Unterscheidenthal. Amts Bu-
chen, mi, dem gesetz'ich regulftten Diensteinkommen von 140 fl. jährlich
nebst kreier Wohnung und dem Schulgeld, welches bei einer Zabl von
e.-wa 42 Schulkinder!, auf 36 kr. jährlich für jedes Kind festgesetzt ist,
erledigt norden. Die Competenten um diesen Schuldienst baben sich
bei der fürstlich lciningenschen Standesherrschaft, als dem Patron, in-
»erbald 6 Wochen nach Borschrist zu melden.
Durch die Dienstentlassung des entwichinen Schullehrer Peter Sp rin-
ger ist die cv.nigkl. Schulstelle zu Cpvlmge», Schulbezirks Brrberg,
mit dem Normalgehalt von 140 fl. nebst freier Wohnung und dem
Schulgeld, ä 40 kr. von jedem Schulkind, in Erledigung gekommen;
die Brwe.ber um dieselbe baben sich binnen 6 Wochen bei der fürstlich
lkrNlligenschen Standes- und P.itronatsberrschafl zu melde».
München, 6. August. Unser heuriger Jahrmarkt ist sebr reich
gesegnet, wenigstens mit Baganten und streuendem Gelichter. Nur
allein einhundert und vierzig Harfner und Harfneristinnen, dreh-
orgelnde Virtuosen, Weibspersonen, die zum Trost der Sittlichkeit, zur
Bildung edlen Geschmackes Flöten und Klarinetten blase» u. s. w.,
durchkreuzen die Straße und erfüllen alle etwas entsprechende Plätze
mit vielstimmigem Gekreische. Gewohnheit und Geduld machen diese
Obreumarter erträglich. Weil unsere sonstigen Betilee, Lahme und ge-
bückte Greise und Mütterchen unter den Acgusauge» der desttllten Hü-
ter uns nicht mehr belästigen dürfen, so leeren wir auch gerne die Ta-
schen für die Hunderte licencirtcr Strolche und offener Vagantimren;
denn diese Subjekte, so scheint cs nach den Maßregeln, sind jetzt wür-
digst Berechtig e, das Almosen des christlichen Gebers, statt jener, zu
nsurpiren.
Der Herzog und die Herzogin von Leuchtenberg werden, Brieftn
NUS St. Petersburg vom neueste» Datum zufolge, Anfangs Septem-
bers jene Hauptstadt verlassen und sich über Wien nach Italien auf
ihre Güter bei Ancona begeben, von wo der Herzog später hier ein-
tressen wird.
Aus den, Meiningischen. Folgendes Ereigniß erregt jetzt hier
die öffentliche Aufmerksamkeit. Der R,chnungskammerrath zu Mei-
uisigen geriet!) vor 2 Jahren in den Verdacht dienstlicher Untreue.
Die Lache gllangte zur gerichtlichen Untersuchung, und zwar nach den
hes.eheudcn Gesetzen bei d,m Oberlar,desgcrichte zu Hildburghausen (ge-
meine Verbrich?» der Ltaatsdinier stnd den KreisgerichttN zuständig.)
Zu di-ser Untersuchung wurde ein OberlandcSgenchierath committirt,
der in Mcmingen auch damit vorschritt, daß er den Verdächtigen zur
Haft biingeu und von einem, brz. zwei Soldaten bewachen ließ. Wo-
nn die Dienst vder Amtsvergehen eigentlich bestanden, darüber waltete
Stille ob; wichtig schienen sie aber zu sein, da Untersuchung und Haft
her zwe-, Jahre kauert-.,,, obschon der Commissarius nebst einem

12. August. 1842.

Protokollführer und Diener lediglich und alftiu sich mit dieser Sacke
beschäftigte. Vor einigen Tagen wurde endlich dieser Kammeratb nach
Hilbburgbau'en transportirt und ins Gefängniß gebracht, wo er kurz
darauf strangulirt gefunden worden ist. Wie nun verlautet, wird der
Wer h seiner Verunlr.uungen nur einige hundert Gulden betrage,!;
allein die Kosten der coinmlfsarsscken Untersuchung mit Diä-en wll-n
sich auf mehrere Taufen" Gulden belaufen. — O deutsche Gerichts-
barkeit!
London, 6. August. Die Anzahl u beschäftigter Seeleute im Ha-
fen von Lontou ist jetzt größer, als seit Menschengedenken, und eine
Menge von Schiffen erster Elasse liegen leer in den oft- und westindi-
schen Docks mit einem Busche Ginster am Hauptmaste, als Ankündi-
gung, daß sie zu verkaufen sind. Leiter ist keine Aussicht zu baldiger
Wiedcrbeichä tigu>,g der dienst- und brodlosen Meuroscn vorhanden,
und die Elasse der Mißvergnügten erhält somit neuen Zuwachs.
— Die Herzogin von Kent wir am nächsten Dienstag nach dem
Continent abreisen. Sic wird zwei Monate von England abwesend sein.
— In Schottland machte ein Dawpfboot eine Vergnügungsfahrt
mit 30 Passagieren, gerieth aber auf einen Felsen. Kaum batte man
die Reisenden au's Land gebracht, als das Schiff unterging.
— Auch die Kohlenarbeitcr in der Nähe von Glasgow haben ihre
Arbeit im Stich gtlasseu und verlangen höheren Lob».
— Im Oberbause machte Lord Radnor wieder den Antrag für freie
Korneinfuhr, der aber sogleich abgelehnt wurde.
Paris, 8. August. In der heutigen Sitzung der Tbp't'itk.iikam
mer schritt man zur Ernennung ter vier definitiven Sekretäre. Bei
der ersten Abstimmung erhielten nur die Hrn. de lEspee und Boing die
erw drrliche Majorität. Um 4'/« Uhr war das zweite Scnuiiiuin zur
Wahl der b aden übrigen Srcrctäre noch nicht beendigt.
— Die Journale der verschiedenen Farben fahren fort, Schlüffe zu
ziehen aus pe„ Ziblen bei der Wahl des Präsidenten und der Vice-
präside ften. So abweichend auch diese Schlüsse unter sich sein mögen.
bUibt doch für den aufmerksamen Beobachter die Tliatsache, daß das
Mimst «um Guizot neu befestigt ist, ganz außer Zweifel. Möglich,
daß die neue Kammer bas Eabinet vom 29, Oktober gesprengt hätte,
wenn nicht die Cat st ophe vom 13. Juli die wohlangelegten Plaue der
crbiierte» Gegner Guizoi's zerrüttet hätte. Die Majorität sieht jetzt ein,
daß eine ministerielle Crisiö verdcrbllch werden könnte, und ist darum
entschlossen, sie um jeden Preis zu vermeiden. Thiers entbehrt des
Vertrauens; Mo.e scheint nicht eben geneigt, sich an die Spitze einer
neuen Combination zu stellen; Dufaurc und Lamartine, die beide sehr
in der Gunst stnd bei der Kammer, Hallen sich selbst der Aufgabe, das
Mtnisterium Guizot zu ersetzen, nicht gewachsen. Die zwei äußersten
Fractioncn der Kammer — die legitimistische Rechte und die republi
kanische Linke — flößen den Conservativen Besorgnisse ein und tragen
dadurch bei, die Majorität compacter zu erhalten.
Budissin, 6. August. Nach einer, mittelst Staffelte hier einge
gangeuei, o,fi,iellen Nachricht sind mindest ns fünf Sechslheil-e unsrer
Nachbarstadt Camenz durch bas Feuer zerstört worden. Der Brand ist
am 4. dss. Abends halb 11 Uhr ausgebrochen und hat bis zum 5. Nach
mittags fortgewüthet. Durch die bedeutenden Vorrätbe an Ocl und
Wolle niedrerer dortigen Fabrikanten soll an eine Löschung nicht zu
denke» gewesen sein. Außer den wenigen Häusern der Pulsuitzee und
Königsbrücker Voistidt, sowie dem Lessin^sstifte (ein Hospital) und der
Hauptkirche, sind fast alle übrigen Gebäude der inner» Statt ein
Raub der Flammen geworden, worunter sich auch das Nachhalls, das
Posthgus und mehrere, in neuester Zeit neu aufgeführte Fabrikgebäude
befinden. Der Postmeister hat nichts als seine Pferde unv einige Wa-
gen gerettet. Auch die Postillons haben ihre ganze Habe verloren.
Madrid, 1. August. Die Schriftsetzer fangen wieder an, unru-
hig zu weiden; sie wollen eine zweite Coalfton organ.siren.
 
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